[1]
Hoche, Lesesucht (1794), 41
: Junge Leute [...] meinen [...] im Stande zu seyn über Dinge abzusprechen, wovon sie kaum den Namen kennen. Romane[1] und Abentheuer[2] haben schon manchen Kopf verrückt. Warum liefert man ihnen solche Bücher, die mit Erdichtungen angefüllt sind, in die Hände? sie verdrengen so manches andere nützliche Buch. Was kann ihre Moralität dabei gewinnen? wozu doch eigentlich das Studium der Geschichte[3], als letztem Zweck, führen soll, und wirklich führt, wenn sie pragmatisch behandelt wird. Sie erwärmt das Herz für das Gute, Edle und Große, und füllt es mit Abscheu gegen das Böse. Dies sind, oder sollen doch die Hauptmotive des Willens seyn..
[2]
Laube, Jg. Eur. III (1837), 145
: Wer nie gefangen saß, der weiß es nicht zu schätzen, was Menschennähe sagen will. Ich liege jetzt den größten Theil des Tages auf meinem Bett, das Gesicht nach unten kehrend, weil ich in dieser Stellung, so unbequem sie auf die Länge ist, meinen Nachbar am Besten verstehen kann. Der Glückliche hat drei Bücher[1/2] [...]. Er lies't mir vor, und obwohl die Wand Manches verschlingt, und in je zwei Minuten eine Pause eintreten muß, wenn die Wache vorüberschreitet, so genieß ich doch Manches davon. Freilich müssen wir sehr aufpassen, daß nicht einer der Wärter oder Aufseher nahen kann, ohne daß wir's bemerken, denn sonst hat unsre Herrlichkeit schnell ein Ende. Wir sind aber schon so eingeübt, wie ein Paar Wilde, die durch die stillen[3] Urwälder 〈146〉 flüchten, und auf große Entfernung hin den Tritt eines Hirsches oder Panthers, einer Rothhaut oder eines Weißen unterscheiden. Wir haben auch ihren Signalruf angenommen, und wer von uns zuerst etwas nahen hört, oder die Möglichkeit einer Gefahr wittert, der ruft „hugh!“ und der Andere schweigt sogleich. Beneide mich um die Romantik[4], welche in meine Oede gekommen ist, aber stähle mir auch die Nerven dafür..
[3]
L. Tieck, an A. v. Arnim (20. 12. 1807), ZMF, 107
: Daß meine Krankheit und Reise die Ausgabe d[er] Niebelungen verzögert haben, daß Hagen mir nun zuvorgekommen ist, ist etwas, weshalb man mir keine Vorwürfe machen kann. Nach dem Ideal, wie ich das Gedicht zu bearbeiten suchte, konnte ich ihm nicht so schnell die Vollendung geben, als wenn ich mich bloß am daseienden Text gehalten hätte [...]. Ich glaube jezt, mag Hagens Bearbeitung allen Werth haben, daß die meinige darum nicht überflüssig sein dürfte, und da das Buch im Publikum[3] jezt ist, und ich es nicht ankündige, so habe ich dadurch die Freiheit[5] gewonnen, meinen Plan noch mehr zu erweitern..