[1]
Novalis, Tageb. (1800), NS 4, 53
: Süße Wehmuth ist der eigentliche Character[1] einer ächten Liebe – das Element der Sehnsucht und Vereinigung.
[2]
Schiller, an C. v. Beulwitz/Ch. v. Lengefeld (15. 11. 1789), NA 25, 329
: Caroline [...] hat mehr Empfindungen in mir zur Sprache[12] gebracht als Du meine Lotte – aber ich wünschte nicht um alles, daß dieses anders wäre, daß Du anders wärest als Du bist. Was Caroline vor Dir voraus hat, mußt Du von mir empfangen; Deine Seele muß sich in meiner Liebe entfalten, und mein Geschöpf mußt Du seyn, Deine Blüthe muß in den Frühling meiner Liebe fallen. Hätten wir uns später gefunden, so hättest Du mir diese schöne[6] Freude weggenommen, Dich für mich aufblühen zu sehen.
[3]
Brockhaus, Conv.-Lex. IV (1809), 326
: Romantisch[7/4]. Da die meisten Romane[1] die Menschen[1] und Begebenheiten nicht so schildern, wie sie in der Natur[2] und in der wirklichen Welt erscheinen, sondern so, wie sie nach einem ästhetischen oder moralischen Ideale sein sollten, oder wie sie die oft überspannte Phantasie[3] des Dichters sich erträumt; so nennt man romantisch[7/4], im guten und schlimmen Sinne[1], alles, was entweder durch idealische[1] Vollkommenheit, oder durch abenteuerliche[3] Seltsamkeit und Verschrobenheit von dem Gewöhnlichen abweicht. So heißt ein Gesicht romantisch[7], wenn es bei dem sanften Ausdrucke von Unschuld, Zärtlichkeit, Offenheit ein reitzbares Gefühl für Freundschaft, Liebe, Menschlichkeit verräth – eine Gegend, eine Lage, wenn ihre erhabnen oder rührenden Schönheiten[1] nicht durch blinde Naturkraft zusammengestellt, sondern nach einem künstlichen Plane zu Erweckung sanfter oder erhabner Empfindungen absichtlich angelegt scheinen – ein Charakter[6], in dem Neigung zum Ungewöhnlichen, Freundschaft, Liebe, Patriotismus, hoher Glaube an die Tugend oder Erwartung eines seltsam glücklichen Ausgangs wohlgemeinter Unternehmungen u. s. w. oder auch schlichte Sitteneinfalt, Vernachlässigung des Herkommens, der Mode, der Formalitäten, der Hofsitte in den Handlungen des gemeinen Lebens, vornehmlich aber in der Wahl des Standes, des Gatten, der Freunde hervorstechend sind. Allerdings kann sowohl der Hang zu idealisiren, als die treue Anhänglichkeit an die Natur[2] auf Abwege verleiten, jener kann unter das gewöhnlich Gute herabsinken lassen, welches er zu überfliegen, diese von der Natur[2] entfernen, welcher er anzunähern strebt; allein die 〈327〉 Grundlage des Romantischen[7] ist edel und schön[1]. In der wirklichen Welt, d. h. in der Welt der gemeinen Menschen[1], die durch Eigennutz, Gewohnheit – Vorurtheil regiert wird, verstößt freilich ein romantischer[7] Sinn[5/9] mit jedem Schritte. Flache seelenlose Weltleute, Schlendriansmänner, die da in der Meinung stehen, alles müsse so sein, wie es bisher war und noch ist, glauben daher, einen uneigennützigen Charakter[6], ein edles Streben, sich und die Menschheit[2] zu vervollkommnen, nicht leichter herabwürdigen zu können, als durch den Vorwurf des Romantischen[7]..
[4]
Laube, Jg. Eur. III (1837), 25 f. (26)
: Hippolyt, schrie er, [...] es giebt romantische[4] Geschäfte, noch siegen die Kaufleute nicht über die alte[1] herrliche Welt mit den bunten[2], unerwartet 〈26〉 wechselnden Erscheinungen. Hippolyt, die Liebe läßt nicht alle Romantik[4] untergehn. Tallon will morgen Margarethen entführen [...]..
[5]
Mereau, Amd. u. Ed. II (1803), 152
: Ich reis'te gestern Morgen von *** ab; der muntre Ton[11] des Posthorns bewegte wieder mein Herz wie sonst; ich sah das Leben wieder in dem schönen[1] Gewand der Jugend, der Ahndung[2], der Liebe, 〈153〉 und meine Sinne[4] konnten die Sprache[12] der Natur[2] verstehen..
[6]
Novalis, an A. W. Schlegel (12. 1. 1798), NS 4, 245
: Man verfehlt die Natur[1] der Liebe ganz, wenn man geradezu sich Liebe zur einzigen Beschäftigung wählt – aber wie, wenn alle directe Zwecke gleichsam Mittel für diesen indirecten Zweck werden, der sie alle in Einen Punct vereinigt? der die höhere Einheit aller dieser niedern Einheiten ist? Wenn man die Summe aller directen Zwecke Bildung[5] nennt, so könnte man sagen, der Geist[12] dieser Gesammtheit, der Schlüssel der Bildung[5] – der Sinn[2] dieses großen Gegenstands ist Liebe. | Ohne Gegenstand kein Geist[12] – ohne Bildung[5] keine Liebe. Bildung[5] ist gleichsam der feste Punct, durch welchen diese geistige Anziehungskraft sich offenbart – das nothwendige Organ[1] derselben..
[7]
Novalis, Tageb. (*
?1798), NS 4, 50
: Verbindung, die auch für den Tod geschlossen ist – ist eine Hochzeit – die uns eine Genossin für die Nacht giebt. Im Tode ist die Liebe, am süßesten; für den Liebenden ist der Tod eine Brautnacht – ein Geheimniß süßer Mysterien..
[8]
Schiller, Fiesko (1783), NA 4, 101
: Laß uns fliehen, Fiesko [...], laß in romantischen[3/5] Fluren ganz der Liebe[1/3] uns leben. [...] 〈102〉 [...] Unsre Seelen, klar, wie über uns das heitere[1] Blau des Himmels nehmen dann den schwarzen Hauch des Grams nicht mehr an – Unser Leben rinnt dann melodisch wie die flötende Quelle zum Schöpfer [...]..
[9]
C. Schlegel, an J. Gotter (18. 2. 1803), C 2, 355
: Kinder[2] hätten unstreitig unsre Verbindung, die wir unter uns nie anders als wie ganz frei[17] betrachteten, unauflöslich gemacht. [...] Schlegel hätte immer nur mein Freund seyn sollen, wie er es sein Leben hindurch so redlich, oft so sehr edel gewesen ist. Es ist zu entschuldigen, daß ich nicht standhafter in dieser Überzeugung war, und die Ängstlichkeit andrer, dann auch der Wunsch mir und meinem Kinde[2] in meiner damaligen zerrütteten Lage einen Beschützer zu geben, mich überredeten, allein dafür muß ich nun doch büßen. In so weit Du Schlegel kennst [...] – glaubst Du, daß er der Mann war, dem sich meine Liebe[1] unbedingt und in ihrem ganzen Umfange hingeben konnte? Unter andern Umständen hätte dieses bey einmal getroffner Wahl nichts verändert, so wie sie hier indessen nach und nach statt fanden, durfte es Einfluß über mich gewinnen, besonders da Schlegel mich selbst mehrmals an die unter uns bestehende Freiheit[9] durch Frivolitäten erinnerte, die, wenn ich auch nicht an der Fortdauer seiner Liebe[2] zweifelte, mir doch misfallen konnten und wenigstens nicht dazu beitrugen meine Neigung zu fesseln..
[10]
S. Tieck, an Dem. Weller (24. 7. 1793), MZM, 332
: Er [...] scheint in einer schönen[6] Täuschung die innigste Hochachtung und Freundschaft für Liebe genommen zu haben. Daß Sie ihm diesen Fehler verzeihen werden, daran zweifle ich nicht, denn kann man da strafbar sein, wo man selber getäuscht wird..