[1]
M. Forkel, Maria I (1784), 291
: Ich war schon als Mädchen lebhaft davon überzeugt, daß es eine Thorheit sey, ein Kind in den Jahren, wo es noch keine Vernunft[8] hat, durch vernünftige Vorstellungen leiten zu wollen. In den ersten Jahren ist der Mensch[1] bloß Thier[11], 〈292〉 und muß durch sinnliche Gefühle geleitet werden. Ihn ohne Schläge erziehen zu wollen, wäre eben so thöricht, als wenn ich einen Jagdhund [...] zu dressiren dächte, ohne den Stock zu gebrauchen.
[2]
C. Schlegel, an L. Gotter (13. 2. 1797), C 1, 416
: Louise fährt fort sich wohl zu befinden, das Stillen ist in Ordnung, das Kind gestern zum Christen gemacht.
[3]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. III (
21798), 447
: Im Gegensatze des Unterrichtes, der Erziehung, der bürgerlichen Einrichtung und Ordnung [...] scheint [...] die Bedeutung des Wortes[1] natürlich[12] [...], wenn es in der anständigen und glimpflichen Sprechart für unehelich gebraucht wird. Ein natürlicher[12] Sohn, eine natürliche[12] Tochter, ein natürliches[12] Kind, welche bloß aus einem natürlichen[8] Bedürfnisse, bloß nach dem Stande der Natur[13], ohne Beobachtung der bürgerlichen Ordnung gezeuget worden..
[4]
S. Boisserée, an J. B. Bertram (21. 8. 1810), MB, 86
: Auf der Reise ins Murgthal hatte ich mit dem Maler Neureuther gemeinschaftlich einen Esel, es war [...] ein vollkommen italienischer[3] Aufzug; einen alten[1] Regenschirm vorn an den Sattel gebunden und die Zeichenmappe unter dem Arm, sah derjenige, der auf dem Thier[3] saß, äußerst possierlich aus. Daher geschah uns denn auch die Ehre, [...] daß in jedem Dorf, wo wir durch kamen, die ganze Sippschaft von Weibern[1] und Kindern zusammenlief und uns auslachte; indessen war es mir lieb, daß wir den Esel hatten, denn meine Stiefel waren in schrecklichem Zustande, daß ich bei den nassen Wegen und abwechselnden Regenschauern unmöglich hätte ganz zu Fuß gehen können. Schade nur, daß mir für alle Mühe und Beschwerlichkeiten nichts als eine schöne[1] Gegend zu Theil wurde, und ich nirgends etwas Gutes von Gebäuden und Gemälden fand. Schade auch, daß trotz den romantischen[4] Anstalten meine Gesellschaft nichts weniger als romantisch[4] war, ich hätte nur meinen kleinen Quaglio statt Neureuther bei mir haben müssen! wir hätten dann nebenbei auch mit unsern Einzügen in die Dörfer noch viel mehr Glück gemacht..
[5]
Hegel [Hotho], Aesth. II (1837), 401
: Der Mensch[1] kann zwar auch wie die Thiere[1] auf Vieren gehn, und die Kinder thun es in der That; sobald aber das Bewußtsein zu erwachen beginnt, reißt der Mensch[1] sich von dem thierischen Gebundensein an den Boden los, und steht frei[19] für sich aufrecht da. Dieß Stehn ist ein Wollen, denn hören wir auf, stehen zu wollen, so wird unser Körper zusammensinken und zu Boden fallen. ➢ Volltext.
[6]
Heine, Rabbi v. Bacherach (1840), 6 f. (7)
: Die große Judenverfolgung begann mit den Kreuzzügen und wüthete am grimmigsten um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts, am Ende der großen Pest, die, wie jedes andre öffentliche Unglück, durch die Juden[1] entstanden seyn sollte, indem man behauptete, sie hätten den Zorn Gottes[1] herabgeflucht und mit Hülfe der Aussätzigen die Brunnen vergiftet. Der gereizte Pöbel, besonders die Horden der Flagellanten [...], die zur Buße sich selbst geißelnd und ein tolles Marienlied singend, die Rheingegend und das übrige Süddentschland durchzogen, ermordeten damals viele tausend Juden[1], oder marterten sie, oder tauften sie gewaltsam. Eine andere Beschuldigung, die ihnen [...] das ganze Mittelalter hindurch bis Anfang des vorigen Jahrhunderts, viel Blut und Angst[3] kostete, das war das läppische, in Chroniken und Legenden bis zum Ekel oft wiederholte Mährchen: 〈7〉 daß die Juden[1] geweihte Hostien stählen, die sie mit Messern durchstächen bis das Blut herausfließe, und daß sie an ihrem Paschafeste Christenkinder schlachteten, um das Blut derselben bey ihrem nächtlichen Gottesdienste zu gebrauchen. Die Juden[1], hinlänglich verhaßt wegen ihres Glaubens, ihres Reichthums, und ihrer Schuldbücher, waren an jenem Festtage ganz in den Händen ihrer Feinde, die ihr Verderben nur gar zu leicht bewirken konnten, wenn sie das Gerücht eines solchen Kindermords verbreiteten, vielleicht gar einen blutigen Kinderleichnam in das verfehmte Haus eines Juden[1] heimlich hineinschwärzten, und dort nächtlich die betende Judenfamilie überfielen; wo alsdann gemordet, geplündert und getauft wurde, und große Wunder geschahen durch das vorgefundene todte Kind, welches die Kirche am Ende gar kanonisirte..
[7]
H. Sander, Beschr. Reis. II (1784), 319 f.
: Unsre Jünglinge, die jetzt mehr durch die Klassen[6] rennen, als darin sitzen, damit sie ja als unbärtige Kin〈320〉der auf Universitäten, und nach anderthalb und zwei Jahren zurückkommen, mögen an dem Beispiel dieses wahren Schulmannes sehen, wie weit man es durch anhaltenden Fleis, und fortgesetztes Studiren bringen kan..
[8]
C. Schelling, an M. Liebeskind (19. 8. 1804), C 2, 393
: Schellings Augen haben sich auch mit Betrübniß gefüllt, er hatte dieses Kind so lieb, er hat es noch der Mutter ausgeredet, wie sie gegen ihn äußerte, es würde nicht leben bleiben [...]. Solche Augenblicke wecken auch in ihm alles auf, wir zittern[2] gegenseitig vor unserm Schmerz und unterdrücken nach Möglichkeit jede Äußrung..
[9]
C. Schelling, an P. Gotter (1. 3. 1809), C 2, 546 f. (547)
: Der arme Tiek erscheint in seiner doppelten Qualität als Kranker und Armer in seiner ganzen Unfähigkeit sich selbst zu helfen, weichlich, ohnmächtig, aber immer noch aimable – wenn Leute dabei sind [...], aber die Schwester ist eine ganz verruchte Person, falsch wie eine Katze, treulos gegen jedermann, voller Lügen und Streiche. [...] 〈547〉 [...] Den ärgerlichen Auftritt, daß ihr Mann kam um die Kinder[1/2] ihr mit Gewalt, wenn sie nicht gutwillig wollte, zu nehmen, haben wir auch eben hier erleben müssen. Sie ließ es wirklich auf's Äußerste kommen, weil sie auch dabei nicht ohne Absicht war, und die Polizei besetzte das Haus, endlich hat sie mit dem Vater getheilt. [...] Der Proceß mit dem Mann war die skandalöseste Sache von der Welt [...]. Man befleckt sich in der That durch dieses Volk[8] in alle Wege; die Geldnoth, die Hetzereyen, [...] die Treulosigkeiten, die sie gegen jeden, der es nicht mit ihnen hält, in Petto haben – kurz, ich bin es herzlich satt von ihnen zu hören..
[10]
Waagen, Kunstw. Erzgeb. (*1839; 1843), 7
: Der Architekt des Bergamts, an den mich Freund Klemm empfohlen, war leider gestern nach Dresden gefahren, doch zeigte mir seine Frau[3], in Begleitung einiger munteren Kinder[1/2], eine Anzahl dem Verein für Erforschung der Alterthümer[4] zugehöriger Gegenstände, welche man ganz neuerdings in alten[1] Särgen gefunden hatte. Sehr bemerkenswerth waren mir darunter wegen der Verschiedenheit in der meist sehr guten Auffassung und der großentheils fleißigen und geschickten Ausführung eine Anzahl kleiner bronzener Crucifixe, welche man in der Gegend der Brust, oder der zusammengefaltenen Hände angetroffen hat..