[1]
Krünitz, Oecon. Encycl. XXIII (1781;
21790), 309 f. (310)
: So bald sich ein Bauermädchen seiner Mannbarkeit zu nähern anfängt, findet es sich [...] von einer Anzahl Liebhaber umgeben, die so lange mit gleicher Geschäfftigkeit um seine Neigung buhlen, als sie nicht merken, daß einer unter ihnen der Glücklichere ist. Alsdenn verschwinden alle übrige plötzlich, und der 〈310〉 Liebling hat die Erlaubniß, seine Schöne[1] des Nachts zu besuchen. Er würde aber den romantischen[5] Wohlstand schlecht beobachten, wenn er den Weg geradezu durch die Hausthür nehmen wollte. Die Dorf-Etiquette verlangt schlechterdings, daß er seine nächtlichen Besuche durch das Dachfenster bewerkstellige. Wie unsere ritterbürtige Ahnen erst dann ihre Romane[2] glücklich gespielt zu haben glaubten, wenn sie bey ihren verliebten Zusammenkünften unersteigliche Felsen hinan zu klettern und ungeheure Mauern herab zu springen gehabt, oder sich sonst den Weg mit tausend Wunden hatten erkämpfen müssen: eben so ist der Bauerkerl nur dann mit dem Fortgange seines Liebesverständnisses zufrieden, wenn er bey jedem seiner nächtlichen Besuche alle Wahrscheinlichkeit für sich hat, den Hals zu brechen, oder wenn seine Göttinn, unterdessen daß er zwischen Himmel und Erde in größter Lebensgefahr da hängt, ihm aus ihrem Dachfenster die bittersten Neckereyen zuruft. Noch in seinen grauen Haaren erzählt er mit aller Begeisterung[2] diese Abenteuer seinen erstaunten Enkeln, die kaum ihre Mannheit erwarten können, um auf eine eben so heldenmüthige Art zu lieben..