[1]
Börne, Spr. u. Stil (1829), SS 1, 590
: Sie [...] sollten Ihre glückliche Sorgenlosigkeit gehörig benutzen, über unsere Muttersprache Forschungen anzustellen. Beatus ille, qui procul negotiis
– setzte er mit klassischer
Bildung hinzu.
[2]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. IV (1841), 255
: Die griech. und lat. heißen auchn.
[3]
Eichendorff, Freier (1833), W 1, 874
: Nunc est bibendum, nunc pede libero pulsanda tellus! – Aber du verstehst nichts von der klassischen
Literatur, als bibendum.
[4]
Goethe, an Hetzler jun. (14. 7. 1770), WA IV, 1, 239
: Müllers Einleitung in die Classischen
Schrifftsteller ist zu weitläuffig [...].
[5]
Goethe, Eleg. (1795), WA I, 1, 239
: Froh empfind' ich mich nun auf klassischem
Boden begeistert; | Lauter und reizender spricht Vor- und Mitwelt zu mir.
[6]
Goethe, Einl. Prop. (1798), WA I, 47, 6
: Welche neuere Nation verdankt nicht den Griechen ihre Kunstbildung? und, in gewissen Fächern, welche mehr als die deutsche? | So viel zur Entschuldigung des symbolischen Titels, wenn sie ja nöthig sein sollte. Er stehe uns zur Erinnerung, daß wir uns so wenig als möglich vom classischen
Boden entfernen, er erleichtere durch seine Kürze und Bedeutsamkeit die Nachfrage der Kunstfreunde, die wir durch gegenwärtiges Werk zu interessieren gedenken, das Bemerkungen und Betrachtungen harmonisch verbundner Freunde über Natur und Kunst enthalten soll.
[7]
Goethe, Winckelmann (1805), WA I, 46, 86
: [D]och erwähnt niemand, ob er [sc. J. J. Winckelmann]
zu Berlin Lehrer gefunden, die ihn mit den classischen
Sprachen und mit alter Literatur vertrauter gemacht [...].
[8]
Goethe, Wanderjahre I (1829), WA I, 24, 299
: Bei solch unerwartetem Anerbieten fühlte sich der Major wirklich betroffen; die zierliche Pracht dieser Gabe hatte so gar kein Verhältniß zu dem was ihn gewöhnlich umgab, [...] daß er sie sich, obgleich dargereicht, kaum zueignen konnte; doch nahm er sich zusammen, und wie seinem Erinnern ein überliefertes Gute niemals versagte, so trat eine classische
Stelle alsbald ihm in's Gedächtniß. Nur wäre es pedantisch gewesen sie anzuführen, doch regte sie einen heitern[
4]
Gedanken bei ihm auf, daß er aus dem Stegreife mit artiger Paraphrase einen freundlichen Dank und ein zierliches Compliment entgegen zu bringen im Falle war [...].
[9]
Goethe, an Eckermann (9. 8. 1830), WA IV, 47, 171
: Wir haben wenig zu erzählen, und hätten viel zu sagen, wovon ich nur soviel vermelde, daß die classische
Walpurgisnacht zu Stande gekommen, oder vielmehr in's Grenzenlose ausgelaufen ist.
[10]
Görres, Tt. Volksb. (1807), 234
: Wir nähern uns, indem wir zu den sieben weisen Meistern übergehen, einem Werke, das [...] [...] in Rücksicht auf Celebrität und die Größe seines Wirkungskreises die heiligen Bücher erreicht, und alle Classischen
übertrifft.
[11]
Hauff, Mem. d. Sat. II (1827), SW 1, 587
: Ich stürzte zu ihm hin, fragte ihn mit zärtlichen Worten, ob er mein verehrter Herr Oncle sei, und entdeckte ihm auf der Stelle wie ich eigentlich nicht auf klassischem
Boden in Athen, sondern als köngl. sächsisches Landeskind in Dresden geboren sei.
[12]
Hegel, Enzykl. III (
3
1830), W 10, 369
: Jenseits der in solcher Versöhnung geschehenen Vollendung der Schönheit
in der Kunst liegt die Kunst der Erhabenheit,
die symbolische,
worin die der Idee angemessene Gestaltung noch nicht gefunden ist, vielmehr der Gedanke als hinausgehend und ringend mit der Gestalt als ein negatives Verhalten zu derselben, der er zugleich sich einzubilden bemüht ist, dargestellt wird. Die Bedeutung, der Inhalt zeigt eben damit, die unendliche Form noch nicht erreicht zu haben, noch nicht als freier Geist gewußt und sich bewußt zu sein. Der Inhalt ist nur als der abstrakte Gott des reinen Denkens oder ein Streben nach demselben, das sich rastlos und unversöhnt in allen Gestaltungen herumwirft, indem es sein Ziel nicht finden kann.
[13]
Heinse, Ardinghello (1787), 22
: Mein eifrigstes Verlangen aber ist, daß Ihr mich in dem 〈22〉 noch Lebendigen dieser Göttersprache, im Neugriechischen, unterrichten möchtet; damit ich bald mit Bequemlichkeit und größerm Nutzen und Vergnügen eine Wallfahrt beginnen könne nach dem echten klassischen Boden.
[14]
W. v. Humboldt, Lat. u. Hell. (*
?1806), GS I, 3, 136
: Es giebt einen vierfachen Genuss des Alterthums[3]: | in der Lesung der alten[10] Schriftsteller, | in der Anschauung der alten[10] Kunstwerke[4], | in dem Studium der alten[10] Geschichte[1], | in dem Leben auf classischem[3/7] Boden.
[15]
Schiller, an Chr. G. Körner (18. [u. 19.] 8. 1787), NA 24, 134
: Die hiesige Bibliothec ist ansehnlich und in musterhafter Ordnung erhalten. Hier ist ein Realcataloge, daß jedes Buch in seinem Fache in wenigen Minuten zu finden ist. Die Geschichte und die Classischen
Autoren sind vortreflich besetzt.
[16]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (
!1802–03), KAV 1, 699 f. (700)
: Man täusche sich nicht über den Grad, worin diese Nachbildung des antiken[2] bisher gelungen [...] 〈700〉 [...]. Manche Reize bleiben uns vielleicht immer unerreichbar: so die alte[10] Wortstellung [...]. Wer alles dieß für Subtilität oder Nebensache hält, mag seine ungeweiheten Hände von Nachbildung des Classischen in Übersetzungen oder eignen Werken entfernt halten.
[17]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (
!1802–03), KAV 1, 763
: Doch sind in so fern die gemischten Gattungen merkwürdig, um zu sehen, wie auch in ihnen die classische Poesie[11] ihre Gesetzmässigkeit behauptet. Das Verhältniß der Elemente war wenigstens genau bestimmt: zwischen der Komödie und der Tragödie lag diese Spielart doch der letzten näher; denn bey der Einseitigkeit der alten[10] Meister, die sich gewöhnlich nur in einer Gattung hervorthaten, verfertigten bloß die Tragiker satyrische Dramen, niemals aber die Komiker, wie es denn für ausgemacht unmöglich gehalten wurde, zugleich Komiker und Tragiker zu seyn.
[18]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 68
: [D]ie Classische Bildung[5] ist durchgehends gleichartig und einfach; hingegen Heterogeneität der Mischungen bezeichnet die moderne[1] ursprünglich, und so suchte sie auch in ihrem Fortschritte immer das Entgegengesetzte zu verbinden.
[19]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!
1803–04), KAV 3, 57
: Es dürften aber auch alle einzelnen Classiker
in den verschiednen Fächern übertrefflich seyn, so könnte dennoch das gesamte classische
Alterthum unübertrefflich bleiben: denn es ist ein Ganzes, und zwar nicht als bloßes Aggregat gleichartiger Theile, sondern dem eine innere Einheit und Harmonie beywohnt. Eben diese vermissen wir bey unsrer modernen, aus sehr ungleichartigen Bestandtheilen zusammengeschlossenen, oft in sich widersprechenden und unverhältnißmäßigen Bildung, die, wie es scheint, immer noch zu sehr im Werden begriffen ist, als daß wir 〈
mit Sicherheit〉
über sie urtheilen könnten. In diesem Chaos zum Theil großer Bestrebungen, worin wir uns noch befinden, ist das classische
Alterthum mit seiner einfachen Vollendung gleichsam [...] ein Typus gesetzmäßiger organischer Geistesbildung; das Vorbild der Alten dient den neuen Erweiterern auf dem noch unbekannten Ocean, welchen sie befahren, als Leitstern und Compaß.
[20]
F. Schlegel, Philolog. II (*1797), KFSA 16, 67, Nr. 78
: Man soll übersetzen, um die moderne[n] Sprach[en] antik zu bilden, sich selbst das Klassische
praktisch
zuzueignen in Saft und Blut, und die größere Verbreitung desselben zu befördern.
[21]
F. Schlegel, Philolog. II (*1797), KFSA 16, 70, Nr. 110
: W[inckelmann]'s Abscheu gegen das Moderne ist doch nur aus Sinn fürs Klassische
zu erklären [...]. Er klassifizirt
alles. Seine Diction.
[22]
F. Schlegel, Philolog. II (*1797), KFSA 16, 62, Nr. 34
: Die historische Kritik[9] findet mehr Stoff in der klassischen wie in der progressiven[5] Geschichte[3].
[23]
F. Schlegel, Philos. Lehrj. II (*1797), KFSA 18, 24, Nr. 66
: Verworrenheit, Ungeschick, Inconsequenz [...], Fehler der progreßiven[3/5] Menschen[1]. 〈Vornehm = Classisch.〉 Ohne Classizität werden progreßive[3] Menschen[1] regreßiv. 〈Unser ganzes Zeitalter auch ein progreßiver[3] Mensch[1]; daher dieselbe Toleranz nöthig. –〉 Da liegt die Deduction der φλ [Philologie], die Nothwendigkeit d[es] Studiums d[er] Alten[10].
[24]
F. Schlegel, Stud. Grch. Poes. (*1795; 1797), 248
: Ein andres Zeichen von der Annäherung zum Antiken[2] in der Poesie[1] ist die auffallende Tendenz zum Chor in den höhern lyrischen Gedichten (wie die Götter[4] Griechenlands und die Künstler Schillers; eines Künstlers, der durch seinen ursprünglichen Haß aller Schranken vom klassischen Alterthum[2] am weitesten entfernt zu seyn scheint[)]. ➢ Volltext
[25]
Seume, Spaz. n. Syrakus (1803), 363
: So hätte ich wohl noch leicht in der schönen[1] klassischen Gegend bleiben können. Dort spielt ein Theil der Aeneide, und nach aller Topographie bezahlten daselbst Lausus und Euryalus ihre jugendliche Unbesonnenheit [...].
[26]
L. Tieck, 3
W. Lovell I (1828), 59
: Den Griechen und Römern haben die Künste schwerlich so viel zu danken, als sie sich selbst immer schmeicheln möchten, und vielleicht ist in diese mehr Mißverständniß als Verständniß aus den klassischen
Autoren gekommen.
[27]
Waiblinger, Brit. in Rom (1829–30), WuB 2, 479
: „Warum auch nur die Engländer nach Rom kommen!“ versetzte Camilla, spöttisch lächelnd. | „Das wundervolle Land“, fiel Henry verlegen ein, „die klassischen
Erinnerungen, die schöne Natur, die reizenden Mädchen –“ | „Reizende Mädchen“, rief Camilla, „nun das könnte die Männer etwa anlocken, aber die Damen? Sagen Sie mir, was führt denn diese her? Etwa die schöngestalteten Männer?“
[28]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. III (
2
1798), 168
: Die Meisterhand, welche den classischen Vollkommenheiten der Alten nachzueifern weiß. .
[29]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 386
: Will man die neuern[5] rhythmischen Formen mit den alten[10], classischen vergleichen: so muß man nicht Vers gegen Vers, sondern Strophe gegen Vers stellen, und da wäre es eine schwer zu entscheidende Frage, ob der romantischen[12], oder der classischen Formen mehrere wären. ➢ Volltext.
[30]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 406
: Man sieht sehr bald, daß die Assonanz musikalisch[1] angesehen, dasjenige ist, was man den Ton[5] eines Musikstückes zu nennen pflegt, und daß, weil es für den Dichter kein absolutes Gesetz giebt, sondern er dies jedesmahl erst als ein individuelles aus dem individuellen Stoffe erhält, hiebei besonders in nicht classischen Formen, mannigfaltige Freiheiten[17] und Abwechselungen erlaubt sind. ➢ Volltext.
[31]
Blanckenburg, Roman (1774), 115
: [...] wenn sich nicht eine Stelle aus einem Classischen
Dichter anführen ließe, die die obige Bemerkung bestätigen wird..
[32]
Börne, Schild. Paris IX (1823), SS 2, 44
: Die Ultras nämlich suchen die romantische[12/14/8] Literatur aufzubringen und befördern hierdurch den Protestantismus der Wissenschaft und Kunst; die Liberalen hingegen suchen den alten[1] blinden Glauben an die klassische[7/8] Literatur in Achtung zu erhalten; denn beide politische Parteien kennen zwar ihr Ziel, aber nicht ihren Weg. Den Ultras gefällt die romantische[12/14/8] Literatur, weil sie glauben, die in romantischen[12/14/8] Dichtungen zuweilen vorkommenden Nebel, Gespenster, Kreuze und Jammer wären das Wesentliche dabei, und das alles sei dienlich, das Volk[5] furchtsam, abergläubisch, verliebt und dumm zu machen. Aus denselben Gründen sind die Liberalen der romantischen[12/14/8] Literatur abgeneigt..
[33]
Börne, Brf. Paris IV (1833), 181
: Das Alles weiß ich, und ich wüßte noch tausendmal mehr, wenn ich außer Funkes Real-Schullexicon [...] noch einige andere klassische[4] Werke von zu Hause mitgenommen hätte, wie: Eschenburgs Handbuch der klassischen[7] Literatur, Heliodore die Lautenspielerin aus Griechenland, Thibaults Pandekten und Roberts Waldfrevel..
[34]
Brockhaus, Conv.-Lex. I (1809), 270
: Classisch
, 1) in seiner Art vortrefflich und musterhaft; am häufigsten von Geistesproducten. 2) In engerer
Bedeutung sind classische
Schriftsteller solche, welche die Regeln des Schönen musterhaft befolgen; 3) in noch engerer Bedeutung
werden die alten Griechischen und Römischen Schriftsteller genannt..
[35]
Brockhaus, Conv.-Lex. II (1809), 298
: Sie wandte sich mit ihrem Mann von Fraustadt nach Großglogau: aber ihre Armuth nahm immer mehr zu; und ihr einziger Trost war, daß sie in dem dasigen Buchladen classische
Schriften studiren konnte..
[36]
Brockhaus, Conv.-Lex. III (1809), 493
: Er wurde von seinem Onkel, einem Weinschenken, zu eben dieser Beschäftigung bestimmt, aber vom Grafen von Dorset,
der seine gründlichen Kenntnisse in der classischen
Literatur entdeckte, auf das Johanniscollegium zu Cambridge gebracht..
[37]
Brockhaus, Conv.-Lex. IV (1809), 317
: Zwar blieben die Römer in den meisten Zweigen der schönen Wissenschaften nur Nachahmer der Griechen; dessen ungeachtet sind aber diese Nachahmungen nichts weniger als sclavisch, sondern athmen eigne Schöpferkraft und eignes Dichtergefühl. Die Werke eines Virgil, Horaz, Terenz, Catull
und Tibull
werden stets mit Vergnügen gelesen werden, und die Schriften des Cicero
wegen ihres belehrenden Inhalts und der schönen Sprache nie in Vergessenheit kommen. Sallust, Cäsar
und Livius
sind Muster classischer
Geschichtschreiber. Alle diese Männer bildeten das so genannte goldne Zeitalter der Römischen Literatur..
[38]
Brockhaus, Conv.-Lex. VI (1809), 70
: Allein ein bleibenderes Verdienst hat sich Taubmann durch seine Ausgaben mehrerer classischer
Schriftsteller erworben [...]..
[39]
Brockhaus, Conv.-Lex. VI (1809), 241
: Die Provenzalischen Dichter
schrieben in ihrer, von der nördlich-Französischen sehr abweichenden und aus Ueberresten der alten Landes- und der Römischen Pöbelsprache gebildeten, weit kraftvollern und lieblichern Mundart seit dem Anfange des 12ten Jahrhunderts, und bildeten sich zum Theil nach den Römischen classischen
Dichtern; viele damahls zusammenwirkende Ursachen erhoben ihre Gedichte so sehr, daß sie bald den ausgebreitetsten Ruhm im ganzen westlichen und südlichen Europa erhielten..
[40]
Brockhaus, Conv.-Lex. VI (1809), 421
: Winkelmann
[...] umfaßte mit glühender Liebe und Begeisterung alle Schätze des classischen
Alterthums, und vorzüglich der Kunst [...]..
[41]
Brockhaus, Conv.-Lex. VII (1809), 89
: Die Ausgaben mehrerer klassischer
Autoren, welche aus seiner Presse hervorgingen, namentlich des Virgil und des Aristoteles, werden als Meisterstücke der Buchdruckerkunst angesehen..
[42]
Brockhaus, Conv.-Lex. VII (1809), 445
: [Herder] starb zu Weimar am 21. Dec. 1803 mit dem Rufe eines um die Läuterung unserer schönen Literatur höchst verdienstvollen Mannes, eines originellen Denkers, eines für das Studium der Gottesgelehrsamkeit bedeutenden Theologen, eines wichtigen Erklärers des klassischen
Alterthums, eines lieblichen Dichters; kurz eines – im ganzen vollen Umfange des Wortes genommen – wahren Humanisten.
.
[43]
Brockhaus, Conv.-Lex. VII (1809), 492 f. (493,
1
)
: William Jones
[...] wurde schon frühzeitig durch seinen Vater (einen Schüler und Freund Newtons)
an's Denken gewöhnt. Nach dem bei diesem zuerst genossenen Unterricht in der classischen
Literatur kam er auf die Schule zu Harrow, zeichnete sich schon hier durch Fassungskraft und besonders durch seine Liebhaberei für lateinische Poesie aus, bezog dann 1763 die Universität Oxford, und ehe er das 22. Jahr erreicht hatte, war er nicht blos mit der griechischen, hebräischen, lateinischen, sondern auch mit der arabischen und persischen Sprache ganz vertraut, ohne jedoch dabei die französische Sprache zu vergessen, in welche er in seinem 24. Jahre die Geschichte Nadir Shahs
aus dem Persischen übersetzte [...]..
[44]
Brockhaus, Conv.-Lex. VII (1809), 523
: [Klopstock] setzte [...] sich in den alten Sprachen fest, gewann immer mehr Vorliebe für die klassischen Schriftsteller [...]..
[45]
Brockhaus, Conv.-Lex. VIII (1811), 48
: August Gottlieb Meißner
[...] studirte [...] zu Leipzig und Wittenberg die Rechte, ward nachher geheimer Archiv Registrator zu Dresden, bis er 1785 zum Professor der Aesthetik und klassischen
Literatur auf die Universität zu Prag berufen wurde..
[46]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. I (1837), 90
: Antik
, ein Wort röm. Ursprungs, heißt überhaupt alt oder alterthümlich, wird aber gegenwärtig blos von den Gegenständen der Kunst gebraucht, welche aus den Zeiten des classischen
Alterthums der Griechen und Römer auf uns gekommen sind..
[47]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. I (1837), 116
: Da er sich immer mehr zur classischen
Literatur und der Dichtkunst hingezogen fühlte, so gab er endlich das Studium der Rechte ganz auf..
[48]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. I (1837), 437
: Classisch[3] und Classiker[4] wurden zuerst diejenigen Bürger des alten[10] Roms genannt, welche zufolge der durch den König Servius Tullius, 578–534 v. Chr., angeordneten Eintheilung des Volkes[4] in sechs Vermögensclassen, in die erste Classe[1] gehörten. Nach Wiederherstellung des Studiums der aus dem Alterthume[3] übrigen Schriftsteller wurden aber beide Ausdrücke auf die griech.[2] und röm. Autoren im Allgemeinen angewandt und man legte ihren gesammten Schriften, im Gegensatze zur neuern[5] oder romantischen{12], den Namen der classischen[7] Literatur bei, obgleich Vieles nicht als classisch[3], d. h. durch seine äußere und innere Vollendung in die erste Classe[1] gehörend, betrachtet werden kann. Auch die Schöpfungen der Kunst[2] der Alten[10] werden classisch[7] genannt, und insofern man darunter die innere und äußere Vollendung und musterhafte Ausführung eines Schrift- oder Kunstwerks[4] versteht, besitzt auch die neuere[5] Zeit[3] ihre classischen[3] Schriftsteller und Künstler..
[49]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. I (1837), 557
: [U]m das immer gründlichere Verständniß des classischen
Alterthums machten sich deutsche Philologen und Archäologen vielfach verdient [...]..
[50]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. I (1837), 666
: Um 1470 brachte der Kaufmann William Caxton die Buchdruckerkunst nach England und druckte Übersetzungen von Classikern
zu einer Zeit, wo die classische
Literatur in England noch nicht gepflegt ward..
[51]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. II (1838), 753
: Wissenschaftliche Anstalten [in Lissabon] sind die 1816 gestiftete Akademie der Wissenschaften, die Akademien der Befestigungskunst, der Artillerie, der Schiffsbaukunst und des Zeichnens, eine Ritterakademie, eine Handlungsschule, vier Collegien für die classischen
Sprachen und gemeinnützigen Wissenschaften, mehre Seminare, mehre öffentliche Bibliotheken, unter denen die königl. 80,000 Bände besitzt, ein botanischer Garten, Kunst- und Naturaliensammlungen..
[52]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. III (1839), 280
: Während [...] N.[icolai] in einer Buchhandlung zu Frankfurt a. d. O. in der Lehre war, [...] las [er] die besten classischen
, namentlich auch die vorzüglichsten engl. Schriftsteller und studirte Philosophie, Mathematik und Geschichte..
[53]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. III (1839), 732
: Von Bildungsanstalten bestehen in R.[om] eine Universität [...]; die zahlreichen Vereine und Gesellschaften für die Naturwissenschaften, für Poesie, Alterthumsforschung und Kunst führen meist den Namen von Akademien. Bei dem weit hinter dem Standpunkte der Bildung in den aufgeklärtern europ. Ländern zurückgebliebenen Geiste der päpstl. Regierung ist jedoch die Wirksamkeit jener Anstalten ihrer Zahl und Ausstattung keineswegs entsprechend. Dagegen bieten die öffentlichen und Privatsammlungen von Alterthümern und Kunstgegenständen, die Bibliotheken und der classische
Boden mit seinen Überresten aus der Zeit röm. Größe einen unerschöpflichen Stoff [...]..
[54]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. III (1839), 489
: Vorzugsweise wird [...] unter Philologie der Inbegriff jener Kenntnisse und Nachrichten verstanden, welche die Sprachen und auf uns gekommenen literarischen Denkmale der Griechen und Römer oder des classischen Alterthums[2], nach allen ihren Beziehungen zu den damaligen Verhältnissen und Zuständen verständlich machen und wofür auch die Benennungen classische Philologie und Philologie der Griechen und Römer üblich sind..
[55]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. IV (1841), 20
: Die classischen
Studien beendete er 1757 auf dem Collège zu Rouen und wurde darauf, um Ingenieur zu werden, nach Düsseldorf geschickt..
[56]
Büchner, Dant. Tod (1835), WuB, 10
: Du parodierst den Sokrates. Weißt du auch, was der Göttliche den Alcibiades fragte, als er ihn eines Tages finster und niedergeschlagen fand: „Hast du deinen Schild auf dem Schlachtfeld verloren? Bist du im Wettlauf oder im Schwertkampf besiegt worden? Hat ein andrer besser gesungen oder besser die Zither geschlagen?“ Welche klassischen[3/7] Republikaner! Nimm einmal unsere Guillotinenromantik dagegen!.
[57]
Büchner, Dant. Tod (1835), WuB, 10
: Du parodierst den Sokrates. Weißt du auch, was der Göttliche den Alcibiades fragte, als er ihn eines Tages finster und niedergeschlagen fand: „Hast du deinen Schild auf dem Schlachtfeld verloren? Bist du im Wettlauf oder im Schwertkampf besiegt worden? Hat ein andrer besser gesungen oder besser die Zither geschlagen?“ Welche klassischen[2/6] Republikaner! Nimm einmal unsere Guillotinenromantik dagegen!.
[58]
Fichte, F. Nicolai (1801), SW I, 8, 13
: Er wollte schon früh etwas bedeuten, und dünkte sich schon früh etwas zu bedeuten; ohne alle klassische
Gelehrsamkeit, wie er damals war, und trotz des Anscheins derselben, mit dem er späterhin sich behängte, immer blieb, musste dieser Dünkel bei ihm um so verderblicher werden..
[59]
Fichte, Grundzg. d. Zeitalt. (1806), SW 7, 74
: Dass [...] man sich nicht von jeher gescheut, den Leser oder Zuhörer anzuregen, beweisen die noch bis jetzt übrigen Schriften des klassischen
Alterthums [...]..
[60]
Fichte, Sel. Leb. (1806), SW 5, 477
: Was mein Princip der Auslegung dieses, sowie aller Christlichen Schriftsteller betrifft, so ist es das folgende: sie also zu verstehen, als ob sie wirklich hätten etwas sagen wollen, und, so weit ihre Worte das erlauben, das rechte und wahre gesagt hätten: – ein Princip, das der Billigkeit gemäss zu seyn scheint. [...] Andere Mittel der Erklärung, als die in ihnen selbst liegenden, scheinen mir bei diesen Schriftstellern, und ganz besonders beim Johannes, nicht stattzufinden. Wo, wie bei den klassischen
Profan-Scribenten, mehrere Zeitgenossen unter einander, und diese wieder mit einem ihnen vorhergehenden und ihnen folgenden Gelehrten-Publicum verglichen werden können, da finden diese äusseren Hülfsmittel statt. Das Christenthum aber, und ganz besonders Johannes, stehen isolirt, als eine wunderbare und räthselhafte Zeiterscheinung, ohne Vorgang und ohne eigentliche Folge, da..
[61]
G. Forster, Ansichten II (1791), W 2, 708
: Ein großer Reichthum von Ideen aller Art, hauptsächlich der statistischen und politischen, doch auch zugleich der im engern Verstande wissenschaftlichen, ist in beständigem Umlauf; vorzüglich sind hier, und überhaupt in Holland, naturhistorische Kenntnisse nebst klassischer
und humanistischer Gelehrsamkeit allgemeiner als in manchen anderen Ländern verbreitet..
[62]
Frölich, Virginia I (1820), 77
: Der Sieg bei Marengo wurde erfochten, und die Völker[15] Italiens wurden frey[6]. Jedes Gemüth welches sich von dem klassischen[3/7] Boden angezogen fühlte, war leidenschaftlich bewegt; man hoffte die Nachkommen der Griechen und Römer würden aus ihrem langen Schlaf erwachen..
[63]
Gerstenberg, Merkw. Litt. I (1766), 39
: [...] wenn man hier über Fehler in der Anlage sein Sneer
macht, und bis zum Ekel von klassischen
Einheiten dahertönt, wo Niemand daran denken sollte, sie zu suchen..
[64]
Gerstenberg, Merkw. Litt. I (1766), 20
: Dem Trissino folgte Tasso, und nahm in seinem Gierusaleme liberata die Alten[10] zu Wegweisern; dabey aber blieb ihm das Nationalvorurtheil für idealische[3] Wesen und für romantische[2/4] Abenteuer noch allzuwichtig, als daß er sie gänzlich hätte verbannen oder verabsäumen sollen. Er hatte die classischen Schönheiten[3] studirt, er hatte sie sich zu eigen gemacht [...]. Dennoch behielt er seine erste und Lieblingsbekanntschaft, die alten[11] provenzalischen Dichter[3], zum Augenmerk..
[65]
Gerstenberg, Merkw. Litt. III (1767), 261
: Nein, mein Lieber, an Beurtheilungen neuer und neuester Schriften fehlt es mir vor der Hand gar nicht: aber detaillirte Untersuchungen claßischer
Werke, von der Art, wie Sie mir Anlaß geben, und wie ich mir schmeichle, sie von Ihnen erwarten zu dürfen, – die sind [...] zu rar, zu wirklich neu, als daß ich nicht recht ernstlich in Sie dringen sollte, mir nie etwas vorzuenthalten, wovon Sie urtheilen, daß es Ihre Einsicht erweitert habe
, und folglich die meinige erweitern könne.
.
[66]
Goethe, Rez. Füßli Vorles. Mahl. (1804), WA I, 40, 258
: Seine Triumphe enthalten einen reichen Vorrath classischen
Kehrichts, mit mehr Fleiß als Geschmack zusammengefegt; aber reich an schätzbaren Materialien..
[67]
Goethe, Winckelmann (1805), WA I, 46, 89
: Reif war Winckelmann vollends wohl zu keinem landüblichen Berufe, am wenigsten zu dem seinigen, der ihm selbst noch verborgen war. Wahrscheinlich aber würde er auf keiner andern hohen Schule von Deutschland für die Elemente seiner nachmaligen Lieblingskenntnisse viel mehr gewonnen haben, außer etwa zu Leipzig, wo Gelehrsamkeit und Gründlichkeit im Studiren Ton war, und wo damals, neben andern Lehrern der classischen
Literatur, Christ
eine kleine Anzahl von Zuhörern auch mit den Überbleibseln alter Kunst bekannt machte, und durch Vortrag besser als durch seine helldunkeln Schriften wirkte..
[68]
Goethe, Farbenl. Hist. Thl. I (1810), WA II, 3, 250
: Bei Erzählung von natürlichen Ereignissen ist er [sc. J. Kepler]
klar und deutlich; bald aber, wenn er wirken, wenn er lebhaftere Eindrücke, entschiedenere Theilnahme hervorbringen will, dann fehlt es ihm nicht an Gleichnissen, Anspielungen und classischen
Stellen..
[69]
Goethe, Dicht. u. Wahrh. I (1811), 292
: Glücklicherweise für diejenigen mit welchen er unzufrieden war, ging er [sc. der Rector Albrecht] niemals direct zu Werke, sondern schraubte nur mit Bezügen, Anspielungen, classischen Stellen und biblischen Sprüchen auf die Mängel hin, die er zu rügen gedachte..
[70]
Goethe, an H. K. A. Eichstädt (24. 10. 1816), WA IV, 27, 207
: Man hat [...] den Vorsatz des Herrn Staatsminister von Voigt Excellenz [...] durch eine Medaille zu feyern. Hiezu wünscht' ich nun einige lateinische Inschriften, und es wird Ew. Wohlgeboren nicht schwer seyn mehrere classische
[
3/
7]
Stellen zu diesem Zweck aufzufinden..
[71]
Goethe, Ital. Reise I (1816), WA I, 30, 191
: Und so wird es einem denn doch wunderbar zu Muthe, daß uns, indem wir bemüht sind, einen Begriff des Alterthums zu erwerben, nur Ruinen entgegen stehen, aus denen man sich nun wieder das kümmerlich aufzuerbauen hätte, wovon man noch keinen Begriff hat. | Mit dem, was man classischen
Boden nennt, hat es eine andere Bewandtniß. Wenn man hier nicht phantastisch verfährt, sondern die Gegend real nimmt, wie sie daliegt, so ist sie doch immer der entscheidende Schauplatz, der die größten Thaten bedingt, und so habe ich immer bisher den geologischen und landschaftlichen Blick benutzt, um Einbildungskraft und Empfindung zu unterdrücken und mir ein freies, klares Anschauen der Localität zu erhalten..
[72]
Goethe, Ital. Reise II (1817), WA I, 31, 94
: Die schönste Frühlingswitterung und eine hervorquellende Fruchtbarkeit verbreitete das Gefühl eines belebenden Friedens über das ganze Thal, welches mir der ungeschickte Führer durch seine Gelehrsamkeit verkümmerte, umständlich erzählend, wie Hannibal hier vormals eine Schlacht geliefert und was für ungeheure Kriegsthaten an dieser Stelle geschehen. Unfreundlich verwies ich ihm das fatale Hervorrufen solcher abgeschiedenen Gespenster. Es sei schlimm genug, meinte ich, daß von Zeit zu Zeit die Saaten, wo nicht immer von Elephanten, doch von Pferden und Menschen zerstampft werden müßten. Man solle wenigstens die Einbildungskraft nicht mit solchem Nachgetümmel aus ihrem friedlichen Traume aufschrecken. | Er verwunderte sich sehr, daß ich das classische
Andenken an so einer Stelle verschmähte, und ich konnte ihm freilich nicht deutlich machen, wie mir bei einer solchen Vermischung des Vergangenen und des Gegenwärtigen zu Muthe sei..
[73]
Goethe, an J. F. Blumenbach (15. 1. 1821), WA IV, 34, 100
: Das [...] classische
Holz ziert, mit dem daraus gefertigten Geräthe, unser Museum. Wobey ich wohl zu näherer Belehrung fragen möchte: ob nicht irgend Richtung und Construction jenes merkwürdigen Alterthums abgebildet vorhanden sey..
[74]
Goethe, Tageb. (*1821), WA III, 8, 107
: Um 10 Uhr mit Herrn von Stein und Grüner in den Schulactus der Prämienaustheilung, öffentlicher Belobung u. s. w., wo man mir die Artigkeit erzeigte: das erste, in einem Autor classicus
, wohlgebunden, bestehende Prämium dem Jüngling selbst einzuhändigen..
[75]
Goethe, an Großhzg. Carl August (14. 11. 1824), WA IV, 39, 13
: Nun sind darunter mehrere frühere Abdrücke classischer
Autoren [...]..
[76]
Goethe, an S. S. v. Uwarow (22. 12. 1825), WA IV, 40, 186
: So höchst traurig die Gelegenheit ist, durch die ich Gegenwärtiges, verehrter Mann, an Sie gelangen lasse, will ich sie doch nicht versäumen, um mit den wenigsten Worten[2] meinen lebhaftesten Dank auszusprechen für so manches wissenschaftliche Gute, was uns durch unsere zurückkehrenden gnädigsten Herrschaften von dorther geworden ist; nicht weniger für das geistreiche Heft, das uns eine der wichtigsten Epochen des classischen Alterthums[2] neu[2] belebt vor die Seele bringt..
[77]
Goethe, Tageb. (*1825), WA III, 10, 78
: Schickte Beuther die classificirten
Decorationen nebst Rechnungen..
[78]
Goethe, an W. v. Humboldt (22. 10. 1826), WA IV, 41, 202 f. (203)
: Erinnern Sie sich wohl noch, mein Theuerster, einer dramatischen Helena, die im zweyten Theil von Faust erscheinen sollte? Aus Schillers Briefen[1] vom Anfang des Jahrhunderts sehe ich, daß ich ihm den Anfang vorzeigte, auch, daß er mich zur Fortsetzung treulich ermahnte. Es ist eine meiner ältesten Conceptionen, sie ruht auf der Puppenspiel-Überlieferung, daß Faust den Mephistopheles genöthigt, ihm die Helena zum Beylager heranzuschaffen. Ich habe von Zeit[7] zu Zeit[7] daran fortgearbeitet, aber abgeschlossen konnte das Stück nicht werden, als in der Fülle der Zeiten[6], da es denn jetzt seine volle 3000 Jahre spielt, von Troja's Untergang bis zur Einnahme von Missolunghi. Dieß kann man also auch für eine Zeiteinheit rechnen, im höheren Sinne[1]; die Einheit des Orts und der Handlung[3] sind aber auch im gewöhn〈203〉lichen Sinn[1] auf's genauste beobachtet. Es tritt auf unter dem Titel: | Helena | classisch-romantische[12] | Phantasmagorie. | Zwischenspiel zu Faust. | Das heißt denn freylich wenig gesagt, und doch genug, hoff ich, um Ihre Aufmerksamkeit auf die erste Lieferung lebhafter zu richten, die ich von meinen Arbeiten zu Ostern darzubieten gedenke..
[79]
Goethe, Helena Ank. (*1826), WA I, 15.2, 201
: Mephistopheles [...], der nicht bekennen mag, daß er im klassischen
Hades nichts zu sagen habe, auch dort nicht einmal gern gesehen sey, bedient sich seines früheren probaten Mittels seinen Gebieter nach allen Seiten hin und her zu sprengen..
[80]
Goethe, Helena Ank. (*1826), WA I, 15.2, 202
: Wie er [sc. Homunculus]
denn auch [...] sogleich verkündet daß die gegenwärtige Nacht gerade mit der Stunde zusammentreffe wo die pharsalische Schlacht vorbereitet worden und welche sowohl Caesar als Pompejus schlaflos zugebracht. Hierüber kommt er mit Mephistopheles in Streit, welcher, nach Angabe der Benedictiner, den Eintritt jener großen Weltbegebenheit zu dieser Stunde nicht will gelten lassen, sondern denselben einige Tage weiter hinausschiebt. Man macht ihm die Einwendung, der Teufel dürfe sich nicht auf Mönche berufen. Da er aber hartnäckig auf diesem Rechte besteht, so würde sich der Streit in eine unentscheidbare chronologische Controvers verlieren, wenn das chemische Männlein nicht eine andere Probe seines tiefen historisch-mythischen Naturells ablegte und zu bemerken gäbe; daß zu gleicher Zeit das Fest der klassischen
Walpurgisnacht hereintrete das seit Anbeginn der mythischen Welt immer in Thessalien gehalten worden und, nach dem gründlichen durch Epochen bestimmten Zusammenhang der Weltgeschichte, eigentlich Ursach an jenem Unglück gewesen..
[81]
Goethe, Helena Ank. (*1826), WA I, 15.2, 212
: Dieses kurze Schema [...] diene [...] einstweilen die Antecedenzien bekannt zu machen welche der angekündigten Helena, einem klassisch-romantisch[12]-phantasmagorischen Zwischenspiel zu Faust als vorausgehend genau gekannt und gründlich überdacht werden sollten..
[82]
Goethe, Geschn. Steine (1828), WA I, 49.2, 116
: Es regt sich ein frisches Beschauen alterthümlicher Gegenstände; noch ist die Würdigung derselben unvollkommen, aber es entwickelt sich die geistreiche Anwendung klassischer
Schriftsteller auf bildende Kunst [...]..
[83]
Goethe, Kg. Muse (1828), WA I, 41.2, 333
: Ein innigstes Anliegen aber war es ihm [sc. Kg. Ludwig I. v. Bayern]
, | Schillers Wohnung
| zu betreten. Hier, von der bürgerlich umfangenden Enge gerührt, hörte man ihn betheuern: es sei zweifach bewundernswerth, wie Schiller in so eingeschlossenen Räumen so großartig freie Schöpfungen habe hervorrufen können; er würde diesen trefflichen Mann, hätt' er ihn noch am Leben gefunden, sogleich nach Rom in die Villa di Malta versetzt und ihm zur Pflicht gemacht haben, das so herrlich angefangene Drama die Malteser
in den classischen
Räumen auszuführen und Roms Geschichte unter Roms Ruinen zu schreiben..
[84]
Goethe, Ital. Reise III (1829), WA I, 32, 151
: Sein Hauptstudium war die Baukunst, ohne daß er den classischen
Localitäten [sc. in Rom]
und so viel andern Merkwürdigkeiten seine Beachtung entzogen hätte..
[85]
Goethe, Not. u. Abhdlg. (1829), WA I, 7, 129 f. (130,
1
)
: Im Orient lernte man den Koran auswendig und so gaben die Suren und Verse, durch die mindeste Anspielung, ein leichtes Verständniß unter den geübten. Das Gleiche haben wir in Deutschland erlebt, wo vor funfzig Jahren die Erziehung dahin gerichtet war, die sämmtlichen Heranwachsenden bibelfest zu machen; man lernte nicht allein bedeutende Sprüche auswendig, sondern erlangte zugleich von dem übrigen genugsame Kenntnis. [...] 〈130〉
Gleicherweise bedient man sich classischer
[
7/
3]
Worte, wodurch wir Gefühl und Ereigniß als ewig wiederkehrend bezeichnen und aussprechen..
[86]
Goethe, Not. u. Abhdlg. (1829), WA I, 7, 219
: Bei der Mittheilung seiner Einsichten [...] findet er [sc. William Jones] manche Schwierigkeit, vorzüglich stellt sich ihm die Vorliebe seiner Nation[
1]
für alte classische[
4]
Literatur entgegen, und wenn man ihn genau beobachtet, so wird man leicht gewahr, daß er, als ein kluger Mann, das Unbekannte an's Bekannte, das Schätzenswerthe an das Geschätzte anzuschließen sucht; er verschleiert seine Vorliebe für asiatische Dichtkunst und gibt mit gewandter Bescheidenheit meistens solche Beispiele, die er lateinischen und griechischen hochbelobten Gedichten gar wohl an die Seite stellen darf, um die anmuthigen Zartheiten des Orients auch Classicisten
eingänglich zu machen..
[87]
Goethe, an C. W. Göttling (26. 5. 1830), WA IV, 47, 74
: Vor allen Dingen habe meinen besten Dank auszudrucken für das classische
Ansehn, das Sie meiner Erwiderung an die Warschauer Societät haben geben wollen, ich werde damit auf eine ganz anständige Weise auftreten..
[88]
Goethe, Tag- u. Jahres-Hefte II (*1817..26; 1830), WA I, 36, 189 f. (190)
: Man erinnert sich welch ein schmerzliches Gefühl über die Freunde der Dichtkunst und des Genusses an derselben sich verbreitete, als die Persönlichkeit des Homer, die Einheit des Urhebers jener weltberühmten Gedichte, auf eine so kühne und tüchtige Weise bestritten wurde. Die gebildete Menschheit[2] war im tiefsten aufgeregt, und wenn sie schon die Gründe 〈190〉 des höchst bedeutenden Gegners nicht zu entkräften vermochte, so konnte sie doch den alten[5] Sinn[9/10] und Trieb sich hier nur Eine Quelle zu denken, woher soviel Köstliches entsprungen, nicht ganz bei sich auslöschen. [...] | Aus dem Zerstörten und Zerstückten wünschte die Mehrheit der classisch Gebildeten sich wiederherzustellen, aus dem Unglauben zum Glauben, aus dem Sondern zum Vereinen, aus der Kritik[3] zum Genuß wieder zu gelangen..
[89]
Goethe, Tageb. (*1830), WA III, 12, 227
: Im Garten Walthern sein Geburtstagsgeschenk eingehändigt. Dr. Eckermann. Wurde die classische
Walpurgisnacht recapitulirt..
[90]
Goethe, Tageb. (*1830), WA III, 12, 342
: Mittag Dr. Eckermann. Brachte das Manuscript von Faust zurück. Das darin ihm Unbekannte wurde besprochen, die letzten Pinselzüge gebilligt. Er nahm die Classische
Walpurgisnacht mit..
[91]
Goethe, Tageb. (*1830), WA III, 12, 343
: Mittag Dr. Eckermann. Wurde die Classische
Walpurgisnacht besprochen..
[92]
Goethe, Tageb. (*1831), WA III, 13, 114
: Hierauf kam Zelter, dem ich die klassische
Walpurgisnacht anvertraute..
[93]
Goethe, Tageb. (*1831), WA III, 13, 206
: Mittag Fräulein Zelter, Hofrath Vogel und Familie. Ottilie zog sich nach Tische bald zurück. Wurden manche Berliner Verhältnisse durchgesprochen. Blieb nachher für mich, das Nächste bedenkend. Abends Ottilie. Schluß zur klassischen
Walpurgisnacht..
[94]
Goethe, Faust II (1832), WA I, 15.1, 115, V. 7120
: Sind Briten hier? Sie reisen sonst so viel, | Schlachtfeldern nachzuspüren, Wasserfällen, | Gestürzten Mauern, classisch
dumpfen Stellen; | Das wäre hier für sie ein würdig Ziel..
[95]
Goethe, Faust II (1832), WA I, 15.1, 106, V. 6947
: Romantische[12] Gespenster kennt ihr nur allein, | Ein echt Gespenst auch classisch
hat's zu sein. [...] Nordwestlich, Satan, ist dein Lustrevier; | Südöstlich dießmal aber segeln wir [...]..
[96]
Goethe, Max. u. Refl. (*
?1829; 1836), WA I, 41.2, 246
: Classisch[5/6/7] ist das Gesunde, romantisch[14/4/8/9] das Kranke. 〈247〉 | Ovid blieb classisch[6] auch im Exil: er sucht sein Unglück nicht in sich, sondern in seiner Entfernung von der Hauptstadt der Welt. | Das Romantische[14/4/8/9] ist schon in seinen Abgrund verlaufen; das Gräßlichste der neuern[3] Productionen ist kaum noch gesunkener zu denken. | Engländer und Franzosen haben uns darin überboten. Körper, die bei Leibesleben verfaulen und sich in detaillirter Betrachtung ihres Verwesens erbauen, Todte, die zum Verderben anderer am Leben bleiben und ihren Tod am Lebendigen ernähren: dahin sind unsre Producenten gelangt! | Im Alterthum[3] spuken dergleichen Erscheinungen nur vor wie seltene Krankheitsfälle; bei den Neuern[3] sind sie endemisch und epidemisch geworden..
[97]
Grillparzer, Dramat. Kunst (1835), SW 3, 694
: Hatte man sich in früherer Zeit mit der Kenntnis der ewigen Alten und etwas förmlichen Franzosentum begnügt, so entstand unmittelbar vor und mit dem neuen Jahrhundert plötzlich eine Entdeckungswut unbekannter Regionen, den portugiesisch-spanischen Ost- und Westindienzügen vergleichbar. Mit nicht genug zu preisendem Eifer ward Shakespeare den Deutschen näher gebracht, und eine neue Welt tat sich auf, als Calderon seine ersten Strahlen durchs weichende Gewölk herübersandte. Die klassische
Welt, bisher ausschließliches Eigentum der Gelehrten, ward durch Übersetzung Gemeingut für alle. Was man den Römern entzog, häufte man um desto überschwänglicher auf die Griechen; und im schwindelnden Wirbeltanze drehten sich Kunst-Vollkommenheiten und Meisterwerke um den staunenden Lehrling. Aber durch einen leichtbegreiflichen Irrtum vergaß man, daß was so mit einem Male und in einem Maße die nächste Nähe vereinigte, in der Wirklichkeit durch Länder und Meere, durch Völker und Jahrhunderte getrennt war..
[98]
Gutzkow, Wally (1835), 108
: Das klassische
Altertum hatte den schönsten Ausdruck für das religiöse Prinzip der alten Welt: Religion ist alles, was man entweder selbst nicht ist oder nicht kennt..
[99]
v. d. Hagen, Vorr. Lit. Grdriß (1812), III f. (IV)
: Der bei weitem größte und bedeutendste Theil der Deutschen Literatur bis in das sechzehnte Jahrhundert, gehört der Poesie[3] an, und dieser ganze Zeitraum ist vorzugsweise der poetische[5]; denn die eigentliche Bildung[1] der Prosa[1] fällt erst in's funfzehnte und sechzehnte Jahrhundert, zugleich mit der Buchdruckerkunst: auf ähnliche Weise wie in Griechenland mit der Schreibkunst. Die gleichzeitige Reformazion war dabei gewiß auch nicht ohne Einfluß: so wie dagegen der Katholizismus der Poesie[3] so günstig gewesen war. Zwar ist die frühe Einwirkung eben dieser Religion und einer fremden[1] Sprache[3] 〈IV〉 und Schrift wieder störend für die eigenthümliche Entwickelung der Deutschen Nazionalpoesie gewesen, hat dieselbe frühe zu frommen oder bloß gelehrten Zwecken verarbeitet, und besonders durch Übersetzung religiöser und klassischer Schriften, zugleich eine breite Prosa[1] neben ihr erzeugt: durch welches alles auch die die [sic] Deutsche Poesie[3] den Karakter[1] der romantischen[1] an sich trägt, und sich das eigenthümliche Streben dieser zum prosaischen[1] Roman[1] kund giebt. .
[100]
v. d. Hagen, Vorr. Lit. Grdriß (1812), V
: [D]ie beiden folgenden Verjüngungen der Poesie[1] im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert, haben, besonders durch die Einwirkung des Klassischen und Ausländischen überhaupt, unter Begünstigung der neuen Lehre [sc. des Protestantismus] und deren Verbreitung durch den Druck, einen ganz anderen Karakter[1]. ➢ Volltext.
[101]
Hamann, Krzzg. d. Phlg. (1762), N 2, 169
: Man muß nicht nur wissen, was gut griechisch ist, [...] sondern auch was Sprache überhaupt, nicht nur, was die Wohlredenheit eines klaßischen
Schriftstellers, sondern was Schreibart überhaupt sey..
[102]
Hegel, Solger (1828), W 11, 220
: Solger ist durch seine klassische
Bildung und die Philosophie bewahrt worden, an die Extreme mitzugehen [...]..
[103]
Hegel, Solger (1828), W 11, 273
: Den Beschluß machen geistvolle Aufsätze aus dem Gebiete des klassischen
Studiums, welchem sowohl für sich als in Beziehung auf Philosophie Solger seine Neigung und Arbeitsamkeit früh zugewandt und seine ganze Laufbahn hindurch erhalten hat..
[104]
Hegel [Hotho], Aesth. II (1837), 14 f.
: Die klassische[3/7] Kunst[10] und ihre schöne[1] Religion[1] befriedigt [...] nicht die Tiefen des Geistes[19]; wie konkret sie auch in sich selber ist, bleibt sie doch für ihn noch abstrakt, weil sie, statt der Bewegung und aus der Entgegensetzung erworbenen Versöhnung jener unendlichen Subjektivität, nur die ungetrübte Harmonie 〈15〉 der bestimmten freien Individualität in ihrem adäquaten Daseyn, diese Ruhe in ihrer Realität, dieses Glück, diese Befriedigung und Größe in sich selbst, diese ewige Heiterkeit[3] und Seligkeit zu ihrem Elemente hat, die selbst im Unglück und Schmerz das sichere Beruhen auf sich nicht verliert. Die klassische[3/7] Kunst[10] hat in den Gegensatz, der im Absoluten begründet ist, nicht bis zur Tiefe hineingearbeitet und ihn ausgesöhnt. Dadurch kennt sie nun aber auch nicht die Seite, welche mit diesem Gegensatze in Beziehung steht, die Verhärtung des Subjekts in sich als abstrakte Persönlichkeit gegen das Sittliche und Absolute, die Sünde und das Böse, so wie das Verlaufen der subjektiven Innerlichkeit in sich, die Zerrissenheit, Haltlosigkeit, überhaupt den ganzen Kreis der Entzweiungen, welche innerhalb ihrer das Unschöne, Häßliche[1], Widrige nach der sinnlichen und geistigen Seite hin hereinbringen. Die klassische[3/7] Kunst[10] überschreitet den reinen Boden des ächten Ideals nicht. ➢ Volltext.
[105]
Hegel [Hotho], Aesth. II (1837), 75
: Da nun aber die Götter[5] aus ihrer Bestimmtheit des Charakters[2] zugleich in die Allgemeinheit zurückgebogen sind, so hat sich auch in ihrer Erscheinung zugleich das Selbstseyn des Geistes[19] als das Beruhen in sich und als die Sicherheit seiner in seinem Aeußern darzustellen. | [...] Darum sehen wir in der konkreten Individualität der Götter[5], bei dem eigentlich klassischen[3/7] Ideal, ebensosehr diesen Adel[5] und diese Hoheit des Geistes[19], in welcher sich, trotz seinem gänzlichen Hineingehn in die leibliche und sinnliche Gestalt, das Entferntseyn von aller Bedürftigkeit des Endlichen kund giebt. ➢ Volltext.
[106]
Hegel [Hotho], Aesth. II (1837), 461
: In der römischen Kunst[4] [...] zeigt sich schon die beginnende Auflösung der klassischen[3/7] Skulptur. Hier nämlich ist das eigentlich Ideale nicht mehr das Tragende für die ganze Konception und Ausführung; die Poesie[14] geistiger Belebung, der innere Hauch und Adel[5] in sich vollendeter Erscheinung, diese eigenthümlichen Vorzüge der griechischen[2] Plastik verschwinden und machen im Ganzen der Vorliebe für das mehr Portraitartige Platz. ➢ Volltext.
[107]
Heine, Relig. u. Philos. in Dtld. (1835), DHA 8.1, 45
: Der Geist[12] der Behandlung ist nicht mehr romantisch[4], sondern klassisch[5]. Durch das Wiederaufleben der alten[10] Literatur verbreitete sich über ganz Europa eine freudige Begeisterung für die griechischen[2] und römischen Schriftsteller, und die Gelehrten, die Einzigen welche damals schrieben, suchten den Geist[12] des klassischen[7] Alterthums[2] sich anzueignen, oder wenigstens in ihren Schriften die klassischen[7] Kunstformen nachzubilden. Konnten sie nicht, gleich den Griechen, eine Harmonie der Form und der Idee erreichen, so hielten sie sich doch desto strenger an das Aeußere der griechischen[2] Behandlung, sie schieden, nach griechischer[2] Vorschrift, die Gattungen, enthielten sich jeder romantischen[4/12] Extravaganz, und in dieser Beziehung nennen wir sie klassisch[5/8]. ➢ Volltext.
[108]
Heine, Romant. Schule (1836), 19
: Die Poesie[11] in allen diesen Gedichten des Mittelalters trägt einen bestimmten Charakter[1], wodurch sie sich von der Poesie[11] der Griechen und Römer unterscheidet. In Betreff dieses Unterschieds nennen wir erstere die romantische[[4/8/13] und letztere die klassische[5/6/7] Poesie[11]. Diese Benennungen aber sind nur unsichere Rubriken und führten bisher zu den unerquicklichsten Verwirrnissen, die noch gesteigert wurden, wenn man die antique[2] Poesie[11] statt klassisch[5/6/7] auch plastisch[3/4/5] nannte. ➢ Volltext.
[109]
Heine, Romant. Schule (1836), 21 f. (22)
: Wenn Homer die Rüstung eines Helden schildert, so ist es eben nichts anders als eine gute Rüstung, die so und so viel Ochsen werth ist; wenn aber ein Mönch des Mittelalters in seinem Gedichte die Röcke der Muttergottes beschreibt, so kann man sich darauf verlassen, daß er sich unter diesen Röcken eben so viele verschiedene Tugenden denkt, daß ein besonderer Sinn[2] verborgen ist unter diesen heiligen Bedeckungen der unbefleckten Jungfrauschaft Mariä, welche auch, da ihr Sohn der Mandelkern ist, ganz vernünftigerweise als Mandelblüthe besungen wird. Das ist nun der Charakter[1] der mittelalterlichen Poesie[11], die wir die romantische[13/8] nennen. | 〈22〉 Die klassische[7/6] Kunst[3] hatte nur das Endliche darzustellen, und ihre Gestalten konnten identisch seyn mit der Idee des Künstlers. Die romantische[13/8] Kunst[3] hatte das Unendliche und lauter spiritualistische Beziehungen darzustellen oder vielmehr anzudeuten, und sie nahm ihre Zuflucht zu einem System tradizioneller Symbole, oder vielmehr zum Parabolischen, wie schon Christus selbst seine spiritualistischen Ideen durch allerley schöne Parabeln deutlich zu machen suchte. Daher das Mystische, Räthselhafte, Wunderbare und Ueberschwengliche in den Kunstwerken[3] des Mittelalters; die Phantasie[2] macht ihre entsetzlichsten Anstrengungen das Reingeistige durch sinnliche Bilder darzustellen, und sie erfindet die kolossalsten Tollheiten, sie stülpt den Pelion auf den Ossa, den Parcival auf den Titurel, um den Himmel zu erreichen. ➢ Volltext.
[110]
Heine, Romant. Schule (1836), 50
: Aber auch hier blieb jene Reaction nicht aus, welche jeder Uebertreibung auf dem Fuße folgt. Wie das spiritualistische Christenthum eine Reaction gegen die brutale Herrschaft des imperial römischen Materialismus war; wie die erneuerte Liebe zur heiter[5] griechischen[2] Kunst[10] und Wissenschaft als eine Reaction gegen den bis zur blödsinnigsten Abtödtung ausgearteten christlichen Spiritualismus zu betrachten ist; wie die Wiedererweckung der mittelalterlichen Romantik ebenfalls für eine Reaction gegen die nüchterne Nachahmerei der antiken[2], klassischen Kunst[10] gelten kann: so sehen wir jetzt auch eine Reaction gegen die Wiedereinführung jener katholisch feudalistischen 〈51〉 Denkweise, jenes Ritterthums und Pfaffenthums, das in Bild und Wort[8] gepredigt worden und zwar unter höchst befremdlichen Umständen. ➢ Volltext.
[111]
Heine, Romant. Schule (1836), 164
: Mit den ernsten Disciplinen hatte sich Herr Tieck nie sonderlich befaßt. Er studirte moderne[1] Sprachen[3] und die älteren[1] Urkunden unserer vaterländischen Poesie[1]. Den klassischen Studien soll 〈165〉 er immer fremd[4] geblieben seyn, als ein ächter Romantiker[3]. ➢ Volltext.
[112]
Heine, Romant. Schule (1836), 226
: Es war lange Zeit[6] von nichts anderem als vom Nibelungenlied bei uns die Rede, und die klassischen Philologen wurden nicht wenig geärgert, wenn man dieses Epos mit 〈227〉 der Ilias verglich, oder wenn man gar darüber stritt welches von beiden Gedichten das vorzüglichere sey? ➢ Volltext.
[113]
Heinse, H. v. Hohenth. I (1795), SW 5, 43
: Zwar aßen die klassischen
Nazionen, [...] die Griechen und Römer, noch später, als die Engländer..
[114]
Heinse, H. v. Hohenth. I (1795), SW 5, 155
: Hohenthal
wird auch fleißig die klassische
Litteratur getrieben haben?.
[115]
Herder, Bef. d. Hum. III (1794), 151
: Einzelne Blätter, die mir über die Humanität einiger griechischen Dichter und Philosophen in die Hände gekommen sind, sollen Ihnen zu einer andern Zeit zukommen; jetzt bemerke ich nur, daß, wenn in spätern Zeiten bei irgendeinem Schriftsteller, er sei Geschäftsmann, Arzt, Theolog oder Rechtslehrer, eine feinere, ich möchte sagen, classische[3] Bildung[6] sich äußerte, diese meistens auch auf classischem Boden, in der Schule der Griechen und Römer erworben, der Sprößling ihres Geistes[11] gewesen..
[116]
Herder, Bef. d. Hum. VIII (1796), 72
: Bekanntlich war Petrarka
Einer der Ersten, der sich durch unabläßigen Fleiß eine fast classische
Denkart angebildet hatte, ohne welche er seine liebliche Vulgarpoësie
schwerlich hätte erschaffen mögen..
[117]
Herder, Bef. d. Hum. IX (1797), 165
: Die Blätter nennen sich | Funken:
| wahrscheinlich weil Der, den sie redend einführen, Eine
seiner Schriften selbst fermenta cognitionis
nannte; überdem war der Name Funken
(scintillae)
in den mittleren Zeiten sehr gewöhnlich. [...] [I]ch stelle mir einen Jüngling des neunzehnten Jahrhunderts vor, der mit Classischen
Känntnissen in der Schule ausgerüstet, ehe er die Akademie beschreitet, diese Funken,
[...] lieset; was wird er sagen?.
[118]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. I (1834), 295
: Für sinnige Leserinnen sei hier noch bemerkt, daß unter so vielen Schriften, die mit mehr oder weniger Glück arkadisches Leben, arkadische Sitten schildern, das Werk eines fürstlichen Dichters, des verewigten Herzogs August von Sachsen-Gotha: „Ein Jahr in Arkadien,“ den ersten Rang mit einnimmt, und einen wahrhaft klassischen Geist[12] athmet, während eine Unzahl den Griechen Theokrit nachahmender Idyllendichter den Schauplatz ihrer einschläfernden Poesien[11] nach Arkadien, in das glückselige Schäferland verlegte, und die frischgrüne Trift der Dichtkunst damit unter Wasser setzte..
[119]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. III (1835), 33
: Das Studium der klassischen und der neuern Sprachen[3] war ihre Lieblingsbeschäftigung; mit 14 Jahren hatte sie die Meisterwerke der alt- und neugriechischen, lateinischen, deutschen, französischen, englischen, italienischen, spanischen und portugiesischen Literatur gelesen [...]..
[120]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. III (1835), 49
: Der Einfluß, den Mad. Dacier durch ihre Bearbeitungen klassischer Werke auf die intellektuelle Bildung ihrer Landsleute ausübte, ist unläugbar und ihr im hohen Grade zum Verdienst anzurechnen..
[121]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. IV (1835), 467
: Gonzaga, Lucretia von, die unter den Gelehrten des 16. Jahrhunderts eine der ruhmvollsten Stellen einnimmt, erregte schon als Kind die Bewunderung der ausgezeichnetsten Sprachforscher 〈467〉 durch die seltene Fertigkeit, mit der sie in die klassischen Sprachen[3] und in den Geist[26] ihrer Dichter und Schriftsteller eingedrungen war..
[122]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. V (1835), 5
: Der Greif gehört mehr der romantischen[12], als der klassischen Fabelwelt an, er spielt oft eine Rolle in den Feenmährchen und Ritterromanen..
[123]
Hoffmann, Irrungen (1820), 225
: [F]leißig werd' ich auf klassischem Boden in den Taschen-Homer kucken [...]..
[124]
Th. Huber, E. Percy I (1822), 290
: Trotz Maitlands Jugend fand Warburton doch in ihm den Gefährten, der ihn völlig verstand; in classischen
Sprachen war er fast so geschickt, wie jener; besaß er mehr Einbildungskraft, so hatte Maitland mehr Schärfe des Geistes und Auffassungsgabe und ertrug mit stiller Verachtung den Spott seiner Schulgenossen über seine befremdliche Aussprache..
[125]
W. v. Humboldt, Versch. Sprachb. (*1827–29), GS I, 6.1, 131 f.
: Die Philologie ist [...], ohne sie, in anderer Erweiterung, zur Alterthumskunde zu machen, die auch besser wie eine Hülfswissenschaft von ihr angesehen, als selbst mit ihr vermischt wird, ihrem reinen Begriff[1] nach, auf die alte Literatur, die Sprachkunde auf die Sprachen[3] gerichtet. Zwar ist beides unzertrennlich verbunden, ja sogar Eins, gerade die Philologie hat die tiefste Sprachforschung zum Zweck, und die Sprachkunde muss, auch bei ganz ungebildeten und unliterärischen Nationen[1], Stücke verbundener Rede aufsuchen; allein bei den geistigen Einflüssen wissenschaftlicher Behandlung ist die Unmittelbarkeit oder Mittelbarkeit der Richtung nicht gleichgültig. Die anhaltende Beschäftigung mit den classischen[7/3] Schriftstellern führt auf Feinheiten und Eigenthümlichkeiten des Sprachgebrauchs und selbst des Baues, auf welche der nicht so auf Kritik[2/3] und Hermeneutik gerichtete Sprachforscher nicht gekommen seyn würde; dagegen lenkt die unmittelbare Rücksicht auf die Sprache[3] den Geist[22] unvermerkt von der Strenge der Individualität der Forschung auf philosophisch und historisch Allgemeineres hin. Es liegt auch in dem wohlthätigen Bildungszwecke der Philologie, die man als die grosse Erzieherin des Menschen zu der schönsten und edelsten Humanität betrachten kann, die das in ihn pflanzt, was allem Streben nach Wissenschaft und Kunst[3] Mass, Haltung und innere Uebereinstimmung giebt, dass sie die Sprache[3] nicht sowohl an 〈132〉 sich, als gleichsam in dem Spiegel ihrer gelungensten Werke zeige; nur dadurch kann sie bis in das Knabenalter ihres Zöglings hinabsteigen, schaffend und vorbereitend, was ihr im Jüngling und Mann entgegenreifen soll..
[126]
Immermann, Epigon. (1836), W 2, 194
: Cannings Reden sind voll von klassischen
Zitaten..
[127]
Immermann, Düsseld. Anf. (1840), 14
: [A]ls Geschichtskundiger muß er wissen, daß unsere große Literatur, Philosophie, die Richtung der neuern deutschen Gelehrsamkeit und klassischen
Bildung nur aus dem Schoße der Reformation geboren ist..
[128]
Jahn, Dt. Volksth. (1810), 222
: Es werde durch Preisaufgaben eine „Kunde der Deutschen Geschichtschreiber“ veranlaßt [...]. Ohne Schaden der classischen Latinität würde dieses Buch in den obersten Classen[6] aller gelehrten Schulen gelesen werden können..
[129]
Jean Paul, Vorsch. Ästh. I (1804), 190
: Wie die ernste Romantik, so ist auch die komische – im Gegensatz der klassischen Objektivität – die Regentin der Subjektivität..
[130]
Jean Paul, Unsichtb. Loge (
2
1822), SW I, 2, 120,
2
: Warum ich meinem Gustav Witz und verdorbne Autores zulasse und klassische
verbiete, ich meine griechische und römische?.
[131]
Jean Paul, Unsichtb. Loge (
2
1822), SW I, 2, 120,
15
: Wir sind bekanntlich jetzt aus den philologischen Jahrhunderten heraus, wo nichts als die lateinische Sprache an Altären, auf Kanzeln, auf dem Papier und im Kopfe war und wo sie alle gelehrte Schlafröcke und Schlafmützen von Ireland bis Sizilien in einen Bund zusammenknüpfte, wo sie die Staatsprache und oft die Gesellschaftsprache der Großen ausmachte, wo man kein Gelehrter sein konnte, ohne ein Inventarium alles römischen und griechischen Hausrats und einen Küchen- und Waschzettel dieser klassischen
Leute im Kopfe zu führen..
[132]
Kant, Metaph. d. Sitt. I (1797),
EXLIII f. (XLIV)
: Man kann diese Einteilung sehr wohl nach dem Ulpian [sc. Domitius Ulpianus (ca. 170–223), römischer Jurist] machen, wenn man seinen Formeln einen Sinn[1] unterlegt, den er sich dabei zwar nicht deutlich gedacht haben mag, den sie aber doch verstatten daraus zu entwickeln, oder hinein zu legen. [...] 〈XLIV〉 [...] Also sind obstehende drey classische Formeln zugleich Eintheilungsprinzipien des Systems der Rechtspflichten in innere, äußere und in diejenigen, welche die Ableitung der letzteren vom Princip der ersteren durch Subsumtion enthalten..
[133]
Knigge, Reise n. Braunschw. (1792), 70 f. (71)
: Es haben Herr und Madam Deckelschall aus der Schweiz gebürthig, sich entschlossen, sowohl zum Besten der Menschheit[2] überhaupt, als insbesondere zur Gemächlichkeit derjenigen Eltern, welche auf dem Lande wohnten und folglich nicht Gelegenheit hatten, ihren Kindern zu Hause denjenigen Grad der Bildung zu geben, welchen man jetzt in der feinern Welt fordert, in der Reichsstadt Goßlar am Harze eine Pensions-Anstalt für junge Frauenzimmer zu errichten. Daselbst geben sie für den sehr mäßigen Preis von *** jährlich, ihren Zöglingen Kost, 〈71〉 Wohnung und Unterricht im Französischen und Italienischen, in der Music[1] und allen andern, dem weiblichen Geschlechte nöthigen Wissenschaften[2], Kenntnissen, Künsten[2], Hand-Arbeiten, in feiner Lebensart und der Gabe, die besten classischen Schriftsteller mit Geschmack, Gefühl und Nutzen zu lesen..
[134]
Lessing, Laokoon (1766), LM 9, 51
(30)
f.
: Spence schrieb seinen Polymetis [...] mit vieler klaßischen
Gelehrsamkeit, und in einer sehr vertrauten Bekanntschaft mit den übergebliebenen Werken der alten Kunst..
[135]
Lessing, Hamb. Dramat. II (1769), LM 10, 76
: Stücke, welche die klassischen
Regeln nicht beobachten, können doch noch immer Regeln beobachten, und müssen dergleichen beobachten, wenn sie gefallen wollen..
[136]
Lessing, Rez. Reiske [Demosth.] (1770), 56
: Es ist kein schlechtes Vorurtheil für Deutschland, daß in den letzten funfzehn bis zwanzig Jahren, ohnstreitig mehr gute und schöne Ausgaben claßischer
Schriftsteller, aus beyden Sprachen, da erschienen sind, als in irgend einem andern Lande [...]..
[137]
J. D. Michaelis, Lebensbeschr. (1793), 24
: Beym Lesen[1] eines classischen Autors war dieß meine Art: ihn erst in einemweg, ohne irgendwo Anstand zu nehmen, durchzulesen, aber, wo ich etwas schwer fand, am Rande einen Strich beyzuzeichnen; beym zweiten Durchlesen gieng ich genauer, aber da waren gemeiniglich alle Schwierigkeiten verschwunden. Mein Lesen[1] der classischen Autoren geschahe gewöhnlich laut..
[138]
Mundt, Dt. Prosa (1837), 56
: Als den ersten Vermittler der ciceronischen Prosa mit den modernen Literaturen kann man den Boccaccio
ansehn, der in seinem Decamerone, welcher ein europäisches Lesebuch wurde und sehr früh und sehr häufig auch in Deutschland Uebersetzer fand, zuerst die italienische Prosa nach dem classischen
Musterbild des Cicero formte, zu einer Zeit, wo es noch nirgends in Europa eine gebildete moderne Prosa gab..
[139]
Novalis, Über Goethe (*1798), NS 2, 641 f., Nr. 445
: Wenn ich die neuesten[3] Freunde der Litteratur des Alterthums[3] recht verstehe, so haben sie mit ihrer Foderung, die klassischen[7/3] Schriftsteller nachzuahmen nichts anders im Sinn[10], als uns zu 〈642〉 Künstlern zu bilden – Kunsttalent in uns zu erwecken. Keine moderne[1] Nation[1] hat den Kunstverstand in so hohem Grad gehabt, als die Alten[10]. Alles ist bey ihnen Kunstwerk[2] – aber vielleicht dürfte man nicht zu viel sagen, wenn man annähme, daß sie es erst für uns sind, oder werden können. Der classischen[7/3] Litteratur geht es, wie der Antike[4]; sie ist uns eigentlich nicht gegeben – sie ist nicht vorhanden – sondern sie soll von uns erst hervorgebracht werden. Durch fleißiges und geistvolles Studium der Alten[10] entsteht erst eine klassische[7/3] Litteratur für uns – die die Alten[10] selbst nicht hatten..
[140]
H. Sander, Beschr. Reis. I (1783), 585 f.
: Das Wichtigste von dem, was mich heute beschäftigte, war [...] die | Bibliothek des Sgr. Crevenna, eines sehr reichen italiänischen Kaufmanns. Er [...] hat eine Bibliothek für sein Vergnügen aus allen Fächern der Gelehrsamkeit gesammelt. Ich sah die Naturgeschichte und die klas〈586〉sischen Schriftsteller durch..
[141]
Schelling, Meth. Stud. Hs. (*
nach1803), 262
: Wenn aber freilich in einem gegebenen wissenschaftlichen Zustand dem Trieb zu Umfassendem und Allgemeinem, der etwa durch Philosophie aufgeregt wird, weder die Fülle klassischer Bildung[6] noch die einer 〈263〉 wahren, auf Naturanschauung gegründeten Erfahrung das Gleichgewicht hält, so ist unvermeidlich, daß das Ganze nach der Einen Seite sich neigend, früher oder später überstürze [...]..
[142]
Schelling, Philos. d. Kunst (
!1803–04), SW I, 5, 440
: Der Protestantismus entstand und war historisch nothwendig. Preis den Heroen, welche zu jener Zeit, für einige Theile der Welt wenigstens, die Freiheit[1] des Denkens und der Erfindung auf ewig befestigten! Das Princip, das sie weckten, war in der That neu beseelend, und konnte, verbunden mit dem Geist[12/14?] des klassischen Alterthums[2], unendliche Wirkungen hervorbringen, da es in der That seiner Natur[1] nach unendlich war [...]. ➢ Volltext.
[143]
Schiller, an Chr. G. Körner (19. 12. 1790), NA 26, 65
: Ich möchte Dir auf Deinen letzten Brief[1], der mir viele Freude machte, so gern viel antworten, besonders, was Deine Vorstellung von der classischen
Kunst betrifft [sc. Körner hatte sich in über Homer geäußert]
; aber die Geschäfte drängen mich zu gewaltig und ich kann Dich bloß grüßen..
[144]
A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (
!
1798–99), KAV 1, 109
: Moderne Dichtarten
[...] sind mehr progressiv und ihr Wesen ist nicht wie bei den klassischen
Dichtarten darauf berechnet, den höchsten Gipfel zu erreichen..
[145]
A. W. Schlegel, Zeichn. (1799), 216
: Man hat häufig Dante, und mit ihm Michelangelo, aus den gewöhnlichen oberflächlichen Gründen getadelt, daß sie heidnische Mythologie unter katholische Vorstellungsarten gemischt; während das tiefere Gefühl einen großen Zusammenhang ahndet[3], und sie rechtfertigt. Es gehört mit zu den Mysterien der Hölle, die Fantome einer blinden Vorwelt, in schreckliche Wirklichkeit verwandelt, aufzustellen. Ueberdieß mochte Dante immerhin aus dem klassischen Alterthume[2] entlehnen wollen: es ist damit, als wenn er sich für einen Nachahmer Virgils ausgiebt, welches ihm niemand glaubt; sobald jene Bilder in die Seltsamkeit seines Geistes wie eingetaucht sind, treten sie auch als einheimische in seine Welt ein. ➢ Volltext.
[146]
A. W. Schlegel, Zeichn. (1799), 225
: Nach dem Anblick dieser Umrisse kann man nicht umhin, Flaxman für einen gelehrten Kenner der Klassiker zu halten, der mit den griechischen Dichtern in ihrer Sprache vertraut ist; und wenn sich nachher bey genauerer Untersuchung hiegegen einige Zweifel regen, so wird es desto erstaunlicher, daß er sie so gefaßt: man könnte alsdann seine Umrisse zum Homer eine Rückübersetzung aus Pope's Travestie in das Aechtgriechische und Heroische nennen, aus eigenmächtiger Befugniß des Künstlersinnes ohne grammatische Beyhülfe vollbracht. Allerdings ist die klassische Bildung[6] ein großes untheilbares Ganzes: durch den vollkommnen Besitz einer Seite desselben muß einem also auch der Zugang zu den übrigen geöffnet werden. Wer die alten[10] Dichter recht versteht, (man verstehe, was eigentlich verstehen
heißt) dem mußten auch für die bildende Kunst[2] der Alten die Augen aufgehn, und umgekehrt hat sich unser Künstler durch tiefes und liebevolles Studium der Antike[4] mit den Dichtern in unmittelbarere Berührung gesetzt, als durch modernisirende Uebersetzungen hätte geschehen können. ➢ Volltext.
[147]
A. W. Schlegel, Zeichn. (1799), 228
: Schade, daß dem Entschlusse, das klassische Alterthum[2] nicht bloß müßig zu vergöttern, sondern es aufzuwecken und in das wirkliche Leben einzuführen, immer verwünschte kleine Umstände in den Weg treten, die allen Enthusiasmus dämpfen. So habe ich klagen hören, daß in einem sehr geschmackvoll dekorirten Hause die Herren bey der Assemblee sich häufig an den Stühlen mit stark vor- und hinterwärts geschweiften Füßen die Schienbeine zerstießen, und bey gewissen Coëffures à la 137 Grecque sollen viel häßliche[1] Hälse zum Vorschein gekommen seyn. ➢ Volltext.
[148]
A. W. Schlegel, Entw. Krit. Inst. (*1800), SW 8, 51 ff. (52)
: Ebenso soll die Allgemeinheit, die wir suchen, nur darin be〈52〉stehen, daß wir dasjenige umfassen, was wirklich einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt hat, also was den Menschen als Menschen interessiert und einen integrierenden Theil der gesamten höheren Geistesbildung ausmacht. Hiedurch sind also ausgeschlossen alle Bücher, die bloß empirische Data oder positive Sätze ohne Beziehung auf ein System oder Herleitung aus Principien zusammentragen, ingleichen alle bloß technischen Kenntnisse, die lediglich durch ihre Verwendung zu einem bedingten Zwecke einen Werth erhalten. | Unsre Gegenstände würden also folgende sein: | 1) Philosophie in ihrem weitesten Umfange. | 2) Naturwißenschaft. Da alle Naturbeobachtung, die den Namen verdienen kann, zu allgemeinen Naturgesetzen hinstrebt und die Spekulation über die Natur[2] ihre Sätze bis in die speciellste Erfahrung hinein bewährt wißen will, so würde sich die Kritik[7] sowohl über empirische als spekulative Physik verbreiten müßen, und es könnte nicht leicht zu viel in diesem Fache geschehen, da das Interesse des Zeitalters vorzüglich darauf gerichtet ist. [...] | 3) Von der Geschichte[4] dasjenige, was durch seinen Inhalt oder durch seine Form unmittelbaren Werth und Interesse hat und diese nicht erst durch äußerliche Brauchbarkeit erhält: also alles zur Geschichte[4] der Menschheit[1] Gehörige, dann historische Kunstwerke[4]. | 4) Von der Philologie: philosophische Grammatik und Beurtheilung der einzelnen Sprachen[3] nach Principien derselben, philologische Kritik[1] und Auslegungskunst. | Das Studium des klassischen Alterthums[2] fällt unter die beiden vorhergehenden Rubriken, deren Bestimmung ausweist, was davon hier behandelt werden soll. Nur insofern sein Inhalt einen Theil der Kulturgeschichte ausmacht, gehört es in das historische Fach; seine Methode, Hülfsmittel u. s. w. in das philologische oder grammatische. | 5) Schöne[2] Kunst[9] und Theorie derselben. | Poesie[11] in ihrem weitesten Umfange, Beredsamkeit nach ihrer 〈53〉 richtigeren Bestimmung, als schöne[2] Komposition in Prosa[1], und überhaupt was zur schönen[2] Litteratur gerechnet wird, würde den Hauptartikel in dieser Rubrik ausmachen. .
[149]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (
!1801–02), KAV 1, 193
: Die Kunstgeschichte soll keine Elegie auf verlohrne und unwiederbringliche goldne Zeitalter seyn. Eine solche vollendete Harmonie des Lebens und der Kunst[2] wie in der Griechischen[2] Welt statt fand und die von einer Seite unendlich über unserm jetzigen Zustande ist, wird man in derselben Art nie wiederkommen sehen. Allein jene schöne[1] Periode fiel in die Jugend, ja zum Theil in die Kindheit der Welt, wo sich die Menschheit[1] noch nicht recht auf sich besonnen hatte. Aber wenn einmal ein solches Zusammentreffen auf andre Weise, weit mehr mit Absicht und Bewußtseyn wieder erlangt wird, so kann man zuverläßig voraus sagen, daß es etwas weit größeres und daurenderes seyn wird als die Hellenische Blüthezeit. Wie sehr uns auch die Barbarey und Unpoesie mancher Zeitalter, und vielleicht unsers eignen, abstoßen mag: wer kann wissen, ob nicht der Genius alle diese abweichenden tausendfachen Formen und Gestaltungen der Menschheit[1] selbst, zu einem großen Kunstwerke[2] verarbeitet und ordnet, worin auch die Dissonanzen ihre Stelle finden müssen? Wie in allem der unendliche Fortschritt gefodert wird, so steht sogar zu erwarten, daß er in dieser allgemeinen Metempsychose in immer höhere und mehr geläuterte Organisationen[7] übergehen und zuletzt sich in aetherischer Verklärung darstellen wird..
[150]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (
!1801–02), KAV 1, 195
: Höchst wesentlich ist für die Kunstgeschichte die Anerkennung des Gegensatzes zwischen dem modernen[1] und antiken[2] Geschmack. [...] Man hat den Charakter[1] der antiken[2] Poesie[11] mit der Bezeichnung classisch[3/5/7], den der modernen[1] [als] romantisch[12/4/11] bezeichnet; [...] sehr treffend. Es ist eine große Entdeckung für die Kunstgeschichte daß dasjenige, was man bisher als die ganze Sphäre der Kunst[3] betrachtete (indem man den Alten die uneingeschränkte Autorität zugestand) nur die eine Hälfte ist: das classische[7] Alterthum[2] kann dadurch weit besser verstanden werden als aus sich allein..
[151]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (
!1802–03), KAV 1, 640
: Es war [...] nichts geringes, daß uns durch Goethe, überhaupt den Auferwecker der Poesie[4/20] und nächst Winkelmann des Sinnes[5] für das classische Alterthum[2] 〈in unserm Zeitalter〉, die reine Form des Epos wiedergegeben ist..
[152]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (
!1802–03), KAV 1, 679
: Moderne[1] Nachbildungen der Classischen Lyrik. Überhaupt mislich. [...] Beabsichtete Nachahmung der Classiker[1]. [...] Veredelte Naturformen in der romantischen[12] Lyrik: Canzone, Sonett, Sestine etc..
[153]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 8
: Übrigens liegt unserm Geist[14] und Gemüth unstreitig die romantische[13] Poesie[11 näher als die classische [...]..
[154]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 64
: Nach der Wiederbelebung der classischen Literatur, war die Bewunderung dafür lange Zeit[6] eine einseitige Parteylichkeit, welche, wenigstens bey den Gelehrten die Schätzung des Originell-Modernen[1] in seinem eignen Charakter[1] hinderte. Auch muß man wohl in einer gewissen Ferne stehen, um das Wollen eines Dichters im Verhältnisse zu seinem Zeitalter erschöpfend richtig zu fassen. Eben daß wir von den großen Meistern der romantischen[12] Kunst[3] durch die Kluft der letzten prosaischen[3] Zeitläufte getrennt sind, bringt uns mehr ins klare über sie; so wie auch die antike[2] und romantische[12] Kunst[3] durch den Gegensatz besser verstanden wird..
[155]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 83
: Wenn man die classische Bildung[2] mit einem Worte[2] schildern will, so war sie vollendete Naturerziehung. Jetzt da aus den Trümmern jener und einem Chaos verschiedenster Elemente eine neue[1] Welt hervorging, konnte Freyheit[10] mehr das herrschende Princip werden, welche denn auch nicht unterließ, die Natur[13] zu unterdrücken, und sich so als Barbarey kund zu geben. Die Natur[13] machte aber ihre Rechte geltend, und dieser Zwist bestimmte den Charakter[1] der modernen[1] Bildung[2], in welcher die unauflöslichen Widersprüche unsers Daseyns, des Endlichen und Unendlichen in uns, mehr hervortreten, aber wieder verschmolzen werden..
[156]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!
1803–04), KAV 2.1, 144
: Der Provenzalischen Poesie[11] ist es ergangen, wie es jeder ganz subjectiven Poesie[11] ergehen muß, die bloß unmittelbar vom Leben lebt, und ihre Nahrungsquellen nicht weiter zurück liegen hat, als in der allgemein ansprechenden Sitte und den persönlichen Leidenschaften der Sänger. Wenn der Kreis der Gefühle durchlaufen, die Mannichfaltigkeit von Individualitäten, welche in diesem Styl der Bildung[1] Statt findet, ausgesprochen ist, so wiederhohlt sie sich oder artet aus. Wie eine durch eigne Fruchtbarkeit erschöpfte Mutter konnte die Provenzalische Poesie[11] nur in Kindern fortblühen, die in andern Ländern ihr Glück suchten. Sollte etwas neues und größeres zu Stande kommen, so mußten noch unbekannte Anschauungen die Geister[20] befruchten, und dieß war in Italien der Fall. Die drey Häupter und Stifter Aller modernen Kunstpoesie, Dante, Petrarca und Boccaccio legten sich sämtlich mit großem Eifer auf das Studium der classischen Autoren und trieben es so weit, als in ihrer Zeit[3] möglich war..
[157]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 183
: Die drey Stifter der romantischen[12] Kunst[3] [sc. Dante, Petrarca, Boccaccio], von denen wir im bisherigen gesprochen, haben durch ihre Werke aufs Stärkste die ursprüngliche Eigenthümlichkeit der neueren[3] Poesie[11] bekundet, und können uns zum Beyspiel dienen, daß für uns in der bloßen und uneingeschränkten Nachahmung des classischen[7] Alterthums[2] das Heil nicht zu suchen ist. [...] Boccaz ist [...] der erste, welcher den ganzen Sprachschatz mit philologischer Gründlichkeit zum Vortheil der Darstellung verwandte, und gleichsam die Gränzen der romantischen[12/1] Prosa[1], von heroischer Würde und leidenschaftlicher Energie bis zum vertraulichen Tone des Scherzes abgesteckt hat. Theils hat er ihr classische[3/7?] Gediegenheit und Großheit in den periodischen Verknüpfungen zu geben gesucht, theils die Sprache[4] des gemeinen Lebens durch geschicktes Anbringen in zierlichen Wendungen geadelt..
[158]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 183
: Die drey Stifter der romantischen[12] Kunst[3] [sc. Dante, Petrarca, Boccaccio], von denen wir im bisherigen gesprochen, haben durch ihre Werke aufs Stärkste die ursprüngliche Eigenthümlichkeit der neueren[3] Poesie bekundet, und können uns zum Beyspiel dienen, daß für uns in der bloßen und uneingeschränkten Nachahmung des classischen[7] Alterthums[2] das Heil nicht zu suchen ist. [...] Boccaz ist [...] der erste, welcher den ganzen Sprachschatz mit philologischer Gründlichkeit zum Vortheil der Darstellung verwandte, und gleichsam die Gränzen der romantischen[12/1] Prosa[1], von heroischer Würde und leidenschaftlicher Energie bis zum vertraulichen Tone des Scherzes abgesteckt hat. Theils hat er ihr classische[3/7?] Gediegenheit und Großheit in den periodischen Verknüpfungen zu geben gesucht, theils die Sprache[4] des gemeinen Lebens durch geschicktes Anbringen in zierlichen Wendungen geadelt..
[159]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 184
: Wir haben zwar classische[7/5/6] und romantische[12/4/8] Poesie[11] einander von jeher in diesen Vorträgen entgegengesetzt, aber keine Trennung ist so absolut, daß nicht Elemente des Getrennten sich auf beyden Seiten finden sollten, nur daß sie in verschiedner Rangordnung hervortreten oder zurückstehen. Wir haben schon mehrmals bemerkt, daß einzelne Dichter[3], ja ganze Gattungen der antiken[2] Poesie[11], welche nach den classischen[7/5/6] Gesetzen beurtheilt, nicht bestehen können, ein dem unsrigen sich annäherndes Streben verrathen, nur freylich unreif und nicht mit gehöriger Reife entfaltet..
[160]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!1803–04), KAV 3, 160
: Will man von einem Mittelalter sprechen, so werde die Epoche von der Zerstörung des occidentalischen Reichs bis etwa auf Carl den Großen darunter verstanden, während welcher die gewaltigen gährenden Kräfte allerdings noch zu keiner rechten Consistenz kommen konnten. Die folgenden Jahrhunderte aber, während welcher das Ritterthum seine höchste Blüthe hatte, und die Europäische Bildung[5] etwas selbstständiges und vollendetes in ihrer Art ward, welches einen durchgängigen Gegensatz mit dem classischen Alterthum[2] darbietet, können keinesweges so genannt werden. [...] Dieß muß den Gesichtspunkt gänzlich verrücken: und so wird das wahrhaft Große in der modernen[1] Geschichte[1], oder der romantischen[12], wenn ich sie so nennen darf, verkannt und mit vornehmer Bemitleidung der damaligen Barbarey geschildert, hingegen dasjenige hervorgehoben, was den Verfall bezeichnet, der schon vom Schlusse des 13ten Jahrhunderts an sich zu äußern anfing, doch nur allmählich zunahm, so daß der ritterliche Geist[14], in manchen Ländern wenigstens, erst im 17ten Jahrhundert letztlich verlosch..
[161]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!
1803–04), KAV 3, 347
: Ariost suchte den geselligen Ton in die Poesie einzuführen, und Tasso und Guarini dem Styl einen antiken Anstrich und classische
Gediegenheit zu geben..
[162]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!1803–04), KAV 3, 357
: [M]an [muß] den Gedanken loben, der seit der Wiederbelebung der classischen Literatur in Europa gegolten hat, die Beschäftigung mit den alten[10] Sprachen[3], ohne bestimmte nähere Zwecke, zur Erziehung überhaupt, als zur allgemeinen Ausbildung dienlich, mitzurechnen. Nur freylich wird die Sache meistens so pedantisch und und verkehrt getrieben, daß man wenig heilsame Wirkungen davon gewahr wird, und nicht sieht, was zB. die Engländer, die sich auf Schulen und Universitäten fast ausschließend mit Lesung der Classiker[2] beschäftigen, dadurch vor den Franzosen voraushaben, bey denen das Griechische eine wahre Seltenheit ist, und das Lateinische ziemlich flüchtig erlernt wird. Unter den Nationen[1] des südlichen Europa scheint sich vermöge der analogeren Conformation der Sprachen[3] das Latein immer noch mehr lebendig zu erhalten, und die Holländer haben in dem beharrlichen Studium der Classiker[2] überhaupt einen edleren Geschmack bewiesen, als man ihnen zutrauen sollte..
[163]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 13
: Das ganze Spiel lebendiger Bewegung beruht auf Einstimmung und Gegensatz. Warum sollte sich diese Erscheinung nicht auch in der Geschichte[1] der Menschheit[2] im großen wiederhohlen? Vielleicht wäre mit diesem Gedanken der wahre Schlüssel zur alten[10] und neuen[5] Geschichte[1] der Poesie[11] und der schönen[2] Künste[1] gefunden. Die, welche dieß annahmen, haben für den eigenthümlichen Geist[12] der modernen[1] Kunst[2], im Gegensatz mit der antiken[2] oder classischen[7/5], den Namen romantisch[12/4] erfunden. Allerdings nicht unpassend: das Wort[1] kommt her von romance, der Benennung der Volkssprachen, welche sich durch die Vermischung des Lateinischen mit den Mundarten[1] des Altdeutschen gebildet hatten, gerade wie die neuere[5] Bildung[5] aus den fremdartigen Bestandtheilen der nordischen Stammesart und der Bruchstücke des Alterthums[3] zusammengeschmolzen ist, da hingegen die Bildung[5] der Alten[10] weit mehr aus einem Stücke war. ➢ Volltext.
[164]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 15
: Als mit der Wiederbelebung des classischen
Alterthums überhaupt, auch die Nachahmung der griechischen Architektur aufkam, und oft nur allzu verkehrt ohne Rücksicht auf die Verschiedenheit des Clima's, der Sitten und der Bestimmung der Gebäude angebracht wurde, verdammten die Eiferer dieses neuen Geschmacks die gothische Baukunst gänzlich, schalten sie geschmacklos, düster, barbarisch. .
[165]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 38
: Als nach dem Mittelalter die neueuropäische Schaubühne im fünfzehnten Jahrhundert mit allegorischen und geistlichen[1] Stücken, Moralitäten und Mysterien genannt, anhob, geschah dieß wohl ohne alle von den classischen Dramatikern angefangene Anregung [...]. In jenen rohen Anfängen lag der Keim des romantischen[12 Drama, als einer eigenthümlichen Erfindung. ➢ Volltext.
[166]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.1 (1809), 30
: Um Verwirrung zu verhüten, scheint es doch rathsamer, die verschiednen Litteraturen von einander zu sondern; die fremden[1] Einwirkungen lassen sich dennoch anmerken. Um so mehr, da bey einigen der neueren[3] Nationen[1] ganz entschieden der Grundsatz der Nachahmung der Alten[10], bey andern der romantische[12] Geist[14] oder wenigstens eine um die classischen Muster unbekümmerte Originalität vorgewaltet hat: jenes nämlich bey den Italiänern und Franzosen, dieses bey den Engländern und Spaniern. ➢ Volltext.
[167]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.1 (1809), 32
: Der Pastor fido insbesondre ist eine unnachahmliche Hervorbringung: originell und doch classisch[3]; romantisch[7] durch den Geist[12] der dargestellten Liebe: in den Formen mit dem großen einfachen Gepräge des classischen[3/7] Alterthums[2] bezeichnet; neben den süßen Tändeleyen der Poesie[3] voll von hoher keuscher Schönheit[6] des Gefühls. Keinem Dichter 〈33〉 ist es wohl so gelungen, die moderne[1] und antike[2] Eigenthümlichkeit zu verschmelzen. Für das Wesen der alten[10] Tragödie zeigt er einen tiefen Sinn[5], denn die Idee des Schicksals beseelt die Grundanlage seines Stückes, und die Hauptcharakter kann man idealisch[1] nennen; er hat zwar auch Caricaturen eingemischt, und die Composition deswegen Tragikomödie genannt: allein sie sind es nur durch ihre Gesinnungen, nicht durch den Unadel der äußern Sitten, gerade wie die alte[10] Tragödie selbst den untergeordneten Personen, Sklaven oder Boten, ihren Antheil an der allgemeinen Würde leiht. ➢ Volltext.
[168]
A. W. Schlegel, Rez. Grimm [Altdt. Wäld.] (1815), 734
: Die Entzifferung eines einzigen Verses könnte unsern Lesern so vieler Umständlichkeit nicht werth zu seyn scheinen. Allein die Philologie hat immerfort mit solchen Kleinigkeiten zu thun; sie schämt sich dessen nicht bey den geringsten Ueberresten des classischen Alterthums[2]: warum sollte sie es bey den altdeutschen Denkmalen? Alle Beschäftigung mit ihnen bleibt ganz unersprießlich, so lange man sie nicht gehörig versteht. Dazu ist scharfe Kritik[3], sprachkundige Genauigkeit und gründliche Auslegungskunst erforderlich, und hierin ist, einige rühmliche Ausnahmen abgerechnet, noch fast gar nichts geleistet worden. Die meisten bisherigen Ausgaben altdeutscher Schriften sind so verwahrlost, daß, wer gewohnt ist, sich selbst Rechenschaft von dem, was er lieset abzulegen, dabey unaufhörlich zur Conjectural-Kritik seine Zuflucht nehmen muß..
[169]
A. W. Schlegel, Gesch. Dt. Spr. (
!1818–19), 7.3
: Übersicht der im heutigen Europa üblichen Vor- oder Taufnamen. Drey Hauptclassen: 1) Ursprünglich Deutsche[5]. Nicht nur in Deutschland, Holland, Dänemark, Schweden, England, sondern auch in den Romanisch[1] redenden Ländern, nur alterirt durch die Aussprache. 2) Christl.iche Namen oder solche bey denen irgend eine Bezeugung der Andacht zum Grunde liegt: Namen der Heiligen, Apostel, Patriarchen, Propheten pp. 3) Entlehnte Namen aus dem classischen Alterthum[2]. ➢ Volltext.
[170]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 97, Nr. 150
: Die class.[ische][5/7] π [Poesie][11] hat sich historisch selbst annihilirt; die sentimentale des Sh.[akspeare] annihilirt sich gleichfalls selbst total. Nur die progressive[3/6?] nicht; d. h. sie selbstvernichtet sich wohl oft, aber selbstschafft sich auch gleich wieder..
[171]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 100, Nr. 186
: Antinomie des Classischen und Progressiven[5]..
[172]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 102, Nr. 208
: Die class.[ische]
π [Poesie], die Naturπ[poesie], die sentim.[entale] π [Poesie] [...] annihiliren s.[ich] selbst. Die progressive vereinigt alle, vernichtet s.[ich] selbst immer, setzt s.[ich] aber auch immer wieder..
[173]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 104, Nr. 230
: Kann es 〈wohl〉 progressive[3; 6?] Musik[1] geben, oder ist diese eine rein sentimentale[2; 6?] Kunst[2], wie die Plastik eine classische[5/6; 7?], die Poesie[1] eine progressive[3; 6?]?.
[174]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 122, Nr. 446
: Die class.[ischen][5/7] Gedichtarten haben nur Einheit; die progressiven[6/5] allein Ganzheit..
[175]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 166, Nr. 964
: Die barbarische (provenzal.[ische]) π [Poesie][11] ist d[er] Keim der Transc[endentalen][1] und der R[omantischen][12/7/9] π [Poesie][11] wie die class[ische] Naturπ[poesie] der class[ischen] und der progr.[essiven][5] K[unst]π[poesie]..
[176]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 166, Nr. 964
: Die barbarische (provenzal.[ische]) π [Poesie][11] ist d[er] Keim der Transc[endentalen] und der R[omantischen][12/7/9] π [Poesie][11] wie die class[ische][7] Naturπ[poesie] der class[ischen][7] und der progr.[essiven][5] K[unst]π[poesie]..
[177]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 167, Nr. 978
: Die class[ische] Naturπ[poesie] ist R[omantisch][6], die progr[essive][5] ist Transc[endental][4]..
[178]
F. Schlegel, Lyc.-Fragm. (1797), 162, Nr. 108
: Lessings Ironie ist Instinkt; bey Hemsterhuys ists klassisches
Studium; Hülsens Ironie entspringt aus Philosophie der Philosophie, und kann die jener noch weit übertreffen. .
[179]
F. Schlegel, Philolog. I (*1797), KFSA 16, 38, Nr. 41
: Da ist Studium des Class.[ischen]
〈
der bildenden Kunst der Poesie〉
das Fundament – das Ziel historisch – praktisch..
[180]
F. Schlegel, Philolog. I (*1797), KFSA 16, 44, Nr. 109
: Gibbon
auch ein materialer Alterthumskenner; verdient als solcher alles Studium. Er hatte Sinn
, wie Wenige..
[181]
F. Schlegel, Philolog. I (*1797), KFSA 16, 55, Nr. 235
: Die Absicht, zu verbreiten
hat wohl noch keiner gehabt; aus der φλ [philologischen] Pflicht,
das zu thun, wohl noch keiner übersetzt..
[182]
F. Schlegel, Philolog. I (*1797), KFSA 16, 35, Nr. 1
: Der Unterschied des Klassischen und Progressiven[5] ist historischen Ursprungs. Darum fehlt er den meisten Philologen. Mit Winkelmann fängt auch in dieser Rücksicht eine ganz neue[1] Epoche an. 〈Mein Meister.〉 Er hat den unermeßlichen Unterschied eingesehn, die ganz eigne Natur[1] des Alterthums[3]. Er ist eigentlich ohne Nachfolger geblieben..
[183]
F. Schlegel, Philolog. I (*1797), KFSA 16, 36, Nr. 18
: Jeder Philolog muß ein Philomusos seyn. Die Philomusie ohne Historie, ohne Unterscheidung des Progressiven[5] und Classischen macht der Philologie ein Ende..
[184]
F. Schlegel, Philolog. I (*1797), KFSA 16, 43, Nr. 107
: Es giebt eine progressive[5] und eine klassische Philologie..
[185]
F. Schlegel, Philolog. I (*1797), KFSA 16, 47, Nr. 152
: Im Gibb.[on] auf jeder Seite Verwechslung der klassischen und der progressiven[5] Prinzipien..
[186]
F. Schlegel, Philolog. I (*1797), KFSA 16, 51, Nr. 191
: Auch die kritische φλ [Philologie] ist nothwendig philosophisch und historisch. Sie muß zugleich progressiv[5] und klassisch seyn, und die welche das ist, ist auch zugleich φσ [philosophisch] und hist.[orisch]..
[187]
F. Schlegel, Philolog. II (*1797), KFSA 16, 71, Nr. 111
: In Rücksicht auf die Form
hat Voß [...] etwas von einem klass.[ischen]
φλ [Philologen]. Er hilft mit die Klassifikation unsrer φλ [Philologie] zu befördern..
[188]
F. Schlegel, Philolog. II (*1797), KFSA 16, 69, Nr. 100
: Vom klassischen Sinn[5] ist der antiquarische Geist[14] noch ganz verschieden: das Interesse am Alten[10], weil es alt[10] ist: das Interesse an der Materie des Alterthums[3], an Reliquien, an klassischem Boden. – Die größten Menschen haben diesen Sinn[5]. [...] 〈Interesse am Buchstaben[8] des Alterthums[3].〉.
[189]
F. Schlegel, Philolog. II (*1797), KFSA 16, 71, Nr. 112
: Herders Liebe für die Alten[10] ist wohl mehr Interesse für Cultur[7] überhaupt, sie mag progressiv[3/5] oder klassisch[3/5/7] oder selbst barbarisch oder auch ganz kindisch seyn..
[190]
F. Schlegel, Philolog. II (*1797), KFSA 16, 72 f., Nr. 131
: Die klass.[ischen][7] Metra können absolut nicht nachgemacht werden in den progr.[essiven][5] Sprachen[3]. – In den Neuern[3] hat die Stammsilbe oft forte und im Maaß vertritt s.[ie] die Länge, und eine andere hat die Höhe, den Akzent. Wir zählen 〈73〉 auch im Sprechen die Sylben; die Engl.[änder] schmeißen sie hastig hin. Südl.[iche] und klass.[ische][7] Nazionen[1] mahlen sie ruhig, lassen jedem Klang s.[ein] Recht widerfahren. Hievon liegt der Grund gewiß sehr tief. 〈[...] Das klassische[7/5] Sprechen ist gleichsam ein ruhiges um s.[einer] selbst willen. Das Progr.[essive][5/3] eilt nach einem Ziel.〉.
[191]
F. Schlegel, Philos. Lehrj. II (*1797), KFSA 18, 30, Nr. 121
: Überall sind Priester die Anfänger und Lehrer d[er] erst[en] Bildung[2] im Ganzen wie im Einzelnen, im Classisch[en] wie im Progr.[essiven][5]..
[192]
F. Schlegel, Stud. Grch. Poes. (*1795; 1797), 212
: Das unsterbliche Werk des größten historischen Künstlers der Modernen, die Schweizergeschichte von Johannes Müller ist im größten Römischen Styl entworfen und ausgeführt. Im Einzelnen athmet das Werk durch und durch echten Sinn[5] der Alten: im Ganzen aber verfällt es dennoch wieder ins Manierirte, weil neben dem klassischen Geist[12] auch die antike Individualität affektirt ist. ➢ Volltext.
[193]
F. Schlegel, Vorr. Grch. u. Röm. (1797), 207
: Indessen war es [...] nur nach einer nicht ganz unvollständigen Charakteristik der modernen Poesie[11] möglich, das Verhältniß der antiken[2] Poesie[11] zur modernen, und den Zweck des Studiums der klassischen Poesie[11] überhaupt und für unser Zeitalter insbesondre zu bestimmen. ➢ Volltext.
[194]
F. Schlegel, Vorr. Grch. u. Röm. (1797), X f. (XI)
: Schillers Abhandlung über die sentimentalen[3] Dichter [...] hat außer, daß sie meine Einsicht in den Charakter[1] der inte〈XI〉ressanten[2] Poesie[11] erweiterte, mir selbst über die Gränzen des Gebiets der klassischen Poesie[11] ein neues Licht gegeben. Hätte ich sie eher gelesen, als diese Schrift dem Druck übergeben war, so würde besonders der Abschnitt von dem Ursprunge, und der ursprünglichen Künstlichkeit der modernen Poesie[11] ungleich weniger unvollkommen geworden sein. ➢ Volltext.
[195]
F. Schlegel, Vorr. Grch. u. Röm. (1797), XXII
: Auf den Grundriß einer Geschichte[7] der Griechischen[2] Poesie[11] soll, sobald als möglich eine Geschichte[7] der Attischen Tragödie folgen. Sie wird nicht allein den höchsten Gipfel, welchen die klassische Poesie[11] erreicht hat, genau bestimmen müssen, sondern auch die Bildungsstufen ihrer Geschichte[1] am deutlichsten erklären können. Denn wie nach der Meynung des Platonischen Sokrates, was sittliche Vollkommenheit eigentlich sei, in der größern Masse des Staats sichtbarer ist, als im einzelnen Menschen: so sind 〈XXIII〉 die Bildungsgesetze der Griechischen[2] Kunstgeschichte in der Attischen Tragödie, wenn ich mich so ausdrücken darf, mit größerer Schrift ausgeprägt. ➢ Volltext.
[196]
F. Schlegel, Vorr. Grch. u. Röm. (1797), XXIII
: Diese Sammlung wird in der Folge auch die politische Bildung[5] der klassischen Völker[1] umfassen. ➢ Volltext.
[197]
F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 69, Nr. 252
: Eine eigentliche Kunstlehre der Poesie würde mit der absoluten Verschiedenheit der ewig unauflöslichen Trennung der Kunst und der rohen Schönheit anfangen. Sie selbst würde den Kampf beyder darstellen, und mit der vollkommnen Harmonie der Kunstpoesie und Naturpoesie endigen. Diese findet sich nur in den Alten, und sie selbst würde nichts anders seyn, als eine höhere Geschichte vom Geist der klassischen
Poesie. .
[198]
F. Schlegel, Philos. Lehrj. III (*1798), KFSA 18, 124, Nr. 21
: Das Classische[7/3/5] und Progreßive[5/3] paßt nur nach Mehr oder Weniger auf Antik[2] und Modern[1]; relativ, nicht absolut..
[199]
F. Schlegel, Lucinde (1799), 76 f. (77)
: Die Liebe selbst sey ewig neu und ewig jung, aber ihre Sprache[4] sey frey und kühn, 〈77〉 nach alter klassischer Sitte, nicht züchtiger wie die römische Elegie und die Edelsten der größten Nazion[1], und nicht vernünftiger wie der große Plato und die heilige Sappho. .
[200]
F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 79
: Auf einem andern ganz neuen[1], aber nur einmal anwendbaren Wege gelang es dem Guarini, im Pastorfido, dem größten ja einzigen Kunstwerke[3] der Italiäner nach jenen Großen, den romantischen[12] Geist[12] und die classische Bildung[10] zur schönsten[1] Harmonie zu verschmelzen [...]. .
[201]
A. W. Schlegel/F. Schlegel, Vorerinn. (1798), III
: In der Einkleidung werden Abhandlungen mit Briefen[3], Gesprächen, rhapsodischen Betrachtungen und aphoristischen Bruchstücken wechseln, wie in dem Inhalte besondre Urtheile mit allgemeinen Untersuchungen, Theorie mit geschichtlicher Darstellung, Ansichten der vielseitigen Strebungen unsers Volks[1] und Zeitalters mit Blicken auf das Ausland und die Vergangenheit, vorzüglich auf das klassische Alterthum[2]. ➢ Volltext.
[202]
J. Schopenhauer, Gabriele III (1821), 158
: Der klassische
Boden, den sie jetzt langsam durchzogen, bot ihnen Anlaß und Stoff zu geisterhebender Betrachtung einer kolossalen Vorwelt [...]..
[203]
J. Schopenhauer, Gabriele III (1821), 174
: Innigst erfreut über Hippolits reges und richtiges Gefühl, schwelgte er an seiner Seite im frohen Nachempfinden jener Tage, in denen er selbst zuerst dieß klassische
Land [sc. Italien]
betrat..
[204]
J. Schopenhauer, Tante II (1823), 292
: Er [...] bezog eine damals sehr berühmte [...] Universität, wo er förmlich seine Studien begann, die ihm durch die unter Pater Jeronimos Leitung erhaltene klassische
Erziehung sehr erleichtert wurden..
[205]
Chr. F. D. Schubart, Leb. u. Gesinng. I (1791), 21
: Nebst den klassischen
Schriftstellern machte mich Thilo auch mit den Dichtern meines Vaterlandes bekannt..
[206]
Chr. F. D. Schubart, Leb. u. Gesinng. I (1791), 24
: War von klassischen
Autoren, Philosophie, Geschichte, schönen Wissenschaften die Rede; so lebt' und webte alles in der Schule; giengs aber ans Christenthum; so fröstelte, gähnte, langweilte man..
[207]
Seume, Spaz. n. Syrakus (1803), 85
: Hier sind, nach aller Lokalität, gewiß Virgils Felsen des Timavus und ich sah stolz umher, daß ich nun ausgemacht den klassischen Boden betrat..
[208]
Seume, Spaz. n. Syrakus (1803), 176
: Hier auf der nehmlichen Stelle hatte vor mehreren Jahren Friedrich Schulz gesessen und Fische und Früchte gegessen, und mich aufgefodert, seiner zu gedenken, wenn ich von Mola auf das klassische Land umher schauen würde..
[209]
Seume, Spaz. n. Syrakus (1803), 181
: Als ich wieder hinunter kam, setzte man mir auch Falerner Wein vor; für die Aechtheit will ich indessen nicht stehen. Es ist bloß die klassische Neugierde ihn getrunken zu haben; denn er hat schon längst seinen alten[6] Kredit verloren..
[210]
Seume, Spaz. n. Syrakus (1803), 197
: Von Neapel sieht man zwar nicht viel, weil es fast ganz hinter dem Posilippo liegt; nur der hohe Theil von Elmo, Belvedere und einige andere Stückchen sind sichtbar. Aber rund umher liegt das ganze schöne magische klassische Land unter Einem Blick. Portici, das auf der Lava der Stadt des Herkules steht, der sich empor thürmende Vesuv mit dem Somma, Torre del Greco, Pompeji, Stabiä, Surrent, Massa, Kapri, der ganze Posilippo, Nisida, Ischia, Procida, der ganze Meerbusen von Bajä mit den Trümmern der Gegend, Misene, die Thermen des Nero, der Lukriner See und hinter ihm versteckt der Avernus, die Solfatara, bey heiterm[1] Wetter die Berge von Kumä, der 〈198〉 Gaurus und weiter hin die beschneyten Apenninen [...]..
[211]
Seume, Spaz. n. Syrakus (1803), 347
: Ich suchte, jetzt in der Rosenzeit, Rosen in Pästum für Dich, um Dir ein klassisch[3/7?] sentimentales[4] Geschenk mit zu bringen [...]..
[212]
Seume, Spaz. n. Syrakus (1803), 354
: Ob gleich der Vesuv gegen den Aetna nur ein Maulwurfshügel ist, so hat er durch seine klassische Nachbarschaft vielleicht ein größeres Interesse, als irgend ein anderer Vulkan der Erde..
[213]
Seume, Sommer (1806), 231 f. (232)
: Kopenhagen liegt zwar nicht so schön[1] und romantisch[3], wie Stockholm, aber es hat eine Menge sehr angenehmer freundlicher Parthien: und wenn man an einem schönen[4] Abend in einem Boote auf der Rhede über die große Batterie hinaus fährt, hat 〈232〉 man rund umher einen Anblick, den man wahrscheinlich in der ganzen Ostsee nicht mehr hat. Auf einiger Höhe sieht man das schöne[1] Ufer von Seeland bis an den Sund und die schwedische Küste bis fast hinauf nach Malmoe. Selbst Neapel hat nur den Vorzug der üppigern Natur[2] und der klassischen Umgebungen: Kultur[4/2] des Landes und Humanität stehen hier im allgemeinen unstreitig höher..
[214]
Seume, Mein Leben (1811), 135
: [I]ch hatte verdammt viel Schulstaub und nicht wenig Schuldünkel an mir, obgleich meine klassischen
Kenntnisse noch sehr seicht waren..
[215]
L. Tieck, Dichterleben I (1826), 28
: Aus dieser Rede kann man allein abnehmen, daß dieser gute Mann keine gelehrte Erziehung genossen hat und auf keiner Universität gewesen ist. Denn das haben wir alle dem Umgang mit den Wissenschaften[2] und der Kenntniß der classischen Autoren zu danken, daß wir von frühster Jugend an in einer größern Welt einheimisch werden, als uns die neuere[3] Zeit[3] bieten kann. Es ist gut, wenn die Menge so denkt, wie jener: aber der ausgebildete oder freie[14] Mann holt seinen wahren Lebensathem aus den alten[10] Republiken herüber, und der hohe Olymp muß immer noch die Wohnung unserer Götter[6] bleiben..
[216]
L. Tieck, Dichterleben II (1831), 544
: Neuerdings und wiederum beweiset es sich klar und augenfällig, daß alle solche verdrehte Ingenia, die dem Klassischen
nicht zu huldigen verstehn, auch mit dem Mangel des Geschmackes Moral, Tugend und Charakter einbüßen..
[217]
Waiblinger, Od. u. Eleg. (1829), 64
: Gäbe dir [sc. V. Alfieri]
Shakespeare nur von seiner Kenntniß des Herzens, | Tauschtest du reinern Geschmack, klassische
Formen ihm ein..
[218]
Waiblinger, Od. u. Eleg. (1829), 76
: Wähle den Stoff nur gut, er sei fein klassisch
, denn einzig | Ist es das Klassische
nur, was mit der Kunst sich verträgt. | Römer und Griechen und Mythologie sind klassische Quellen, | Aber verstehe mich, daß du den Effekt nicht vergißt. | Ungewöhnlich sei Licht und Reflex, Halbschatten und Schatten, | Denn das Gewöhnliche bleibt einmal für immer gemein..
[219]
Waiblinger, Od. u. Eleg. (1829), 83
: Alles in unserer Zeit ist archäologisch geworden, | Und das Alterthum gilt mehr als im Alterthum einst. | Vetturine [›Lohnkutscher‹]
sind nun von klassischem
Schwindel ergriffen: | Alsbald, wie sie dein Thor, ewige Roma passirt; | Rasch den Corso hinab, mit Wagen, Gepäck und mit Rossen | Geht's in den Tempel sogleich, in die Dogana [›Zollstation‹]
hinein. [Anm. ebd.:]
Der Tempel des Antoninus Pius ist nun zur Mauth verwandelt worden. Es ist dieß sicherlich die prachtvollste und ehrwürdigste Dogana der Welt. [Der Autor spielt offenbar mit der Doppeldeutigkeit von
Schwindel: ›Taumel‹, ‹Betrug‹.]
.
[220]
Waiblinger, Od. u. Eleg. (1829), 87
: Kaum ist's Examen erstanden, so packt man auch schon sich das Ränzchen, | Und im geistlichen Frack reist man Italien zu, | Ja, das gehet so schnell, man beschmutzt, von den Qualen des Durchfalls [›Versagen im Examen; Diarrhöe‹]
| Noch studentisch geplagt, selber das klassische
Rom..
[221]
Wezel, Herm. u. Ulr. (1780), 102
: Herrmann wurde durch seine itzigen Beschäftigungen wieder an die längstvergeßne klassische Belesenheit erinnert, die er sich unter Schwingers Anführung erwarb [...] 〈103〉 [...]: – alles, alles, wo〈104〉hin er nur blickte, wohin er nur hörte, was er nur that und thun sah, brachte ihm die Beschreibung eines alten[10] Dichters zurück [...]..
[222]
Wieland, Was ist Hochteutsch? (1782), 163
: Die Calpreneden, die Boyers, Pradons u. s. w. [...] waren die Leute, die sich nach dem Geschmack ihres Publikums richteten, und dadurch die vergängliche Ehre eines augenbliklichen Beyfalls erschlichen: aber die Corneille und Racine schlugen einen ganz andern Weg ein; sie erhoben sich durch ihren mit der reinsten Blüthe Classischer Gelehrsamkeit genährten Genie, durch einen Geschmak, den sie sowohl an den vollkommnen Mustern der Alten als an den fehlerhaften Werken ihrer Vorgänger und Zeitgenossen geschärft hatten, über den Geschmak ihres Publikums; wurden die Gesezgeber 〈164〉 desselben, anstatt seine Sklaven zu seyn. ➢ Volltext.
[223]
Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 19
: Man hat die Kunst[4] und Poesie[11] des Mittelalters mit dem Namen der romantischen[13], die Kunst[4] und Poesie[11] der Alten[10] mit dem Namen der klassischen getauft, welcher Name und Gegensatz von einer deutschen Dichterschule, Tieck und den beiden Schlegeln, die man selbst zur neuromantischen Klasse[1] zählte, ausging, in Deutschland viel Streit und Gerede machte und seit einem Dezennium auch in Frankreich und Italien die größten Spaltungen erregte, indem die jungen französischen und italienischen Dichter sich zu den deutschen Romantikern[3] schlugen, und im Gegensatze zu den Nachahmern des altklassischen Stils sich mehr der britischen und deutschen Phantasiefülle und Regellosigkeit hingaben, worin sie hauptsächlich das Wesen der Romantik[13] erblickten. Überhaupt hat man viel Mißbrauch mit beiderlei Namen getrieben, und man ist sich noch jetzt, weder in Deutschland, noch bei unsern Nachbarn selten klar, worin denn eigentlich das unterschiedliche Wesen der einen und der andern Art bestehe. Vielleicht drückt man sich darüber am richtigsten aus, wenn man sagt, die Kunst[2] der Alten[10], das ist die Klassik[5], habe darin bestanden, daß sie jede Idee, die sie darstellen wollten, sei's mit dem Meißel, am Stoff des Marmors, sei's mit dem Griffel, am Stoff der Sprache[1], daß sie jede darzustellende Idee, so vollkommen an diesem Stoffe ausdrückten, daß nichts 〈20〉 mehr und nichts weniger als eben die Idee selbst sinnlich vor Augen trat; dagegen die Kunst[2] der Romantiker[2] darin bestand und besteht, daß sie die Idee im sinnlichen Stoff keineswegs vollkommen erschöpften, sondern nur symbolisch an ihm darstellten, so daß man bei ihren Gebilden immer etwas mehr hinzuzudenken habe, als man vor Augen sähe. Die Ursache war denn die, daß die alten[10] griechischen[1] Künstler, nach ihren Begriffen[1] von sinnlicher Form und Schönheit[1], alle diejenigen Ideen zur Darstellung verschmähten und von sich wiesen, welche sie nicht in feste Form vollkommen einfassen konnten, die Künstler und Dichter des Mittelalters aber sich kein Bedenken daraus machten, das Höchste und Tiefste, was nur die Menschenbrust fassen, aber kaum ein sterblicher Mund aussprechen konnte, symbolisch in Formen und Gestalten wenigstens anzudeuten. Daß uns eine solche Kunst[2] der Bedeutsamkeit, eine solche Symbolik der Religion[1] und der Liebe aus den Denkmälern des Mittelalters überall anweht, uns bald heimlich, bald großartig, bald abenteuerlich[3] ergreift und etwas Unendliches, Ahnungsvolles, Sehnsüchtiges in uns anregt, wird jeder gestehen, dem das Mittelalter bekannter geworden ist wie aus Büchern der neuern[9] Zeit[3] über dasselbe..
[224]
Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 41
: Die Schulbildung leitet in die alte klassische
Welt, oder wenigstens macht Anstalten, bestrebt sich, gibt sich das Ansehen, dieses zu tun. Die Universitätsbildung dagegen bereitet vor zum praktischen Leben, zum Staatsdienst, zur Ausfüllung derjenigen Ämter, welche herkömmlich in diese große hölzerne Maschine eingreifen, welche wir unser öffentliches Leben nennen..
[225]
Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 44
: Es unterliegt keinem Zweifel, daß es für den tüchtigsten Schulmann eine unendlich schwere Aufgabe ist, den Dichter, den Redner, den Geschichtschreiber, den Philosophen des griechischen und römischen Altertums, bei unseren heutigen gesellschaftlichen Zuständen, bei der Mechanik des Staatslebens, dessen hölzerne Räder auch in der Schulstube klappern, fruchtreich in den Schulen zu erklären; allein eben so gewiß ist es, daß den wenigsten nur einmal die Ahnung aufgegangen ist von der Bedeutung der Alten für das jetzige Leben, daß sie selbst jene großen und leuchtenden Züge in den Pergamenten klassischen
Altertums, die Züge der reinen Natur, des tiefen Sinnes für die Mysterien der Welt, für Wahrheit und Schönheit nur selten einmal mit verwandtem Auge selbst angeschaut und sich von ihnen durchdrungen haben..
[226]
Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 110
: Zunächst wird jeder gleich sehen, daß [...] jeder heutige Ästhetiker sich in den Fall versetzt findet, mit hinlänglicher Willkür [...] aus dem Chaos untergegangener Schönheiten[3] beliebig dies und jenes auszuwählen, bald mehr die klassischen, bald mehr die romantischen[13] zu begünstigen, bald mehr die Kunst[4], bald mehr die Poesie[11] in sein Gebiet hereinzuziehen, oder auch den rhetorischen Schönheiten[3] das Uebergewicht zu verstatten..
[227]
Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 193
: Vielerlei sind der Sprachen[9], Zungen und Charaktere[9] auf der Welt, die einander nicht verstehen; die Poesie[11] aber ist die heilige Flammenzunge, die aus aller Herzen zu aller Herzen spricht und jeden Menschen[1] mit süßem Verständnis bewegt. Die Poesie[11] ist die Natur[19], die ursprüngliche Menschheit[1], die sich mit jeder besonderen Erscheinung der Menschheit[1] auf dem Felde der Geschichte[1] gattet und daher, so allgemein menschlich sie in ihrer Quelle ist, doch jedesmal einer besonderen Menschheit[3], einem gewissen Zeitalter eigentümlich angehört. Man kann daher mit Recht von einer katholischen und griechischen[2] Poesie[11] sprechen, von einer romantischen[13] und klassischen, nur wird man sich hüten, den Gegensatz unmittelbar in das Wesen der Poesie[11] selbst zu setzen, die Poesie[11] ist nur die eine bei allen Völkern[1], Zeiten[5] und Zuständen, aber der Strahl dieser einen Sonne bricht sich tausendfach in der geistigen Atmosphäre und verursacht dadurch ein buntes[2] Farbenspiel von Weltpoesien, deren Verständnis, nach Rückerts Ausdruck, allein zur Weltversöhnung führt..
[228]
Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 244
: [D]ie Dichter und ästhetischen Prosaisten stehen nicht mehr, wie vormals, allein im Dienst der Musen, sondern auch im Dienst des Vaterlandes und allen mächtigen Zeitbestrebungen sind sie Verbündete. Ja, sie finden sich nicht selten im Streit mit jenem schönen Dienst, dem ihre Vorgänger huldigten, sie können die Natur nicht über die Kunst vergessen machen, sie können nicht immer so zart und ätherisch dahinschweben, die Wahrheit und Wirklichkeit hat sich ihnen zu gewaltig aufgedrungen, und mit dieser, das ist ihre Schicksalsaufgabe, mit dieser muß ihre Kraft so lange ringen, bis das Wirkliche nicht mehr das Gemeine, das dem Ideellen feindlich Entgegengesetzte ist. Daher begreifen sie auch, woher diese Quelle der Behaglichkeit, welche über Goethes Kunstprosa, über Jean Pauls Humor so ruhig und lieblich hinfließt, und der selbst diesem, so unkünstlerisch er auch zu Werke geht, weit mehr die Empfindung der Ruhe und Befriedigung mitteilt, welche mit dem Anschauen klassischer
Werke verknüpft ist, als den Heineschen Kunstprodukten..