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Semantik 
Belege 
[1] Krünitz, Oecon. Encycl. XXIII (1781; 21790), 309 f. (310): So bald sich ein Bauermädchen seiner Mannbarkeit zu nähern anfängt, findet es sich [...] von einer Anzahl Liebhaber umgeben, die so lange mit gleicher Geschäfftigkeit um seine Neigung buhlen, als sie nicht merken, daß einer unter ihnen der Glücklichere ist. Alsdenn verschwinden alle übrige plötzlich, und der ⟨310⟩ Liebling hat die Erlaubniß, seine Schöne[1] des Nachts zu besuchen. Er würde aber den romantischen[5] Wohlstand schlecht beobachten, wenn er den Weg geradezu durch die Hausthür nehmen wollte. Die Dorf-Etiquette verlangt schlechterdings, daß er seine nächtlichen Besuche durch das Dachfenster bewerkstellige. Wie unsere ritterbürtige Ahnen erst dann ihre Romane glücklich gespielt zu haben glaubten, wenn sie bey ihren verliebten Zusammenkünften unersteigliche Felsen hinan zu klettern und ungeheure Mauern herab zu springen gehabt, oder sich sonst den Weg mit tausend Wunden hatten erkämpfen müssen: eben so ist der Bauerkerl nur dann mit dem Fortgange seines Liebesverständnisses zufrieden, wenn er bey jedem seiner nächtlichen Besuche alle Wahrscheinlichkeit für sich hat, den Hals zu brechen, oder wenn seine Göttinn, unterdessen daß er zwischen Himmel und Erde in größter Lebensgefahr da hängt, ihm aus ihrem Dachfenster die bittersten Neckereyen zuruft. Noch in seinen grauen Haaren erzählt er mit aller Begeisterung[2] diese Abenteuer seinen erstaunten Enkeln, die kaum ihre Mannheit erwarten können, um auf eine eben so heldenmüthige Art zu lieben[3].

[2] C. Michaelis, an L. Gotter (22. 12. 1781), C 1, 58: Die Zusammensetzung ihres Charakters[2] ist Eitelkeit, halb affectirte Empfindsamkeit, Leichtsinn, und Liebe zum Müßiggange, und zu allem, was Roman heist und im gemeinen Leben dem ähnlich sieht.

[3] Novalis, Allg. Brouill. (*1798), NS 3, 434, Nr. 853: Nichts ist romantischer[3], als was man gewöhnlich Welt und Schicksal nennt. – Wir leben in einem colossalen (im Großen und Kleinen) Roman[2]. Betrachtung der Begebenheiten um uns her. Romantische[3] Orientirung, Beurtheilung, und Behandlung des Menschenlebens.

[4] C. Schlegel, an A. W. Schlegel (1. 3. 1801), C 2, 52: Es hat sich diesen Morgen ein Roman im Hause aufgethan, Dortchens rechter und ächter Bräutigam ist erschienen, und will nicht weichen und wanken von der, bis sie ihm das Versprechen giebt ihn zu heirathen.

[5] Waiblinger, Brit. in Rom (1829–30), WuB 2, 485: Wie viel hätt' ich in frühern Jahren dafür gegeben, wenn das Schicksal mich in ein so originelles Abenteuer verwickelt hätte! Nun, da es sich ereignet, da ich in der berühmtesten Stadt der Welt, da ich unter den Trümmern der römischen Weltherrschaft mit der reizendsten Dame verwickelt bin, welche Italien nur hervorbringen kann, da sich Alles vereint, meine Liebe mit dem Stempel des Ungewöhnlichen, des Interessanten[1] zu bezeichnen, da kein Augenblick mehr verstreicht, ohne daß mir etwas Romantisches[4] widerführe, da ich die Aussicht habe, eine Verbindung, die sonst so prosaisch[3] und langweilig ist, unter den seltsamsten Verhältnissen und äußersten Gefahren bei Nacht während dem Donner der Girandola an der Totenpyramide des Cestius, an den Gräbern von Shelley und anderer stravaganten englischen Geister[32] zu schließen; jetzt, da sich gar ein Zitronenhändler auf geheimnisvolle Art in die Verwicklung einschleicht und meine Liebesgeschichte zu einem Roman[2/1] verzaubert, wie Walter Scott, Cooper und Washington Irving keinen geschrieben und Lord Byron keinen erlebt hat, jetzt sollte ich unzufrieden sein, und nicht vielmehr dem Verhängnis danken, daß es meine Person für wichtig genug hält, um sie mit seinen barocksten Launen zu quälen?














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