[1]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!1803–04), KAV 3, 357
: [M]an [muß] den Gedanken loben, der seit der Wiederbelebung der classischen[7] Literatur in Europa gegolten hat, die Beschäftigung mit den alten[10] Sprachen[3], ohne bestimmte nähere Zwecke, zur Erziehung überhaupt, als zur allgemeinen Ausbildung dienlich, mitzurechnen. Nur freylich wird die Sache meistens so pedantisch und und verkehrt getrieben, daß man wenig heilsame Wirkungen davon gewahr wird, und nicht sieht, was zB. die Engländer, die sich auf Schulen und Universitäten fast ausschließend mit Lesung der Classiker beschäftigen, dadurch vor den Franzosen voraushaben, bey denen das Griechische eine wahre Seltenheit ist, und das Lateinische ziemlich flüchtig erlernt wird. Unter den Nationen[1] des südlichen Europa scheint sich vermöge der analogeren Conformation der Sprachen[3] das Latein immer noch mehr lebendig zu erhalten, und die Holländer haben in dem beharrlichen Studium der Classiker überhaupt einen edleren Geschmack bewiesen, als man ihnen zutrauen sollte..
[2]
L. Tieck, Zerbino (1799), 304
: Göttin. Was nennt Ihr den guten Geschmack? | Nestor. Ich will es Euch schon anvertrauen, weil Ihr mir ziemlich lernbegierig scheint. Seht, der Geschmack, – als wenn ich sagen wollte, ein Gedicht, – nun müßt Ihr aber recht begreifen, denn ich strenge mich pur so an, um Euch die Sache recht klar und deutlich zu machen, – also, wenn Ihr Euch ein klassisches[3] vollendetes Gedicht denkt, – klassisch[3] nehmlich, was, – nun, das ergiebt sich von selbst, – oder so ein Epigramm, ein Heldengedicht, eine Tragödie, worinn alle Regeln observirt, niemals verwandelt – | Göttin. Ich verstehe Euch nicht; meint Ihr vielleicht überhaupt die Kunst[13]? | Nestor. Nun ja, es wird ungefähr so zutreffen. Wenn Ihr die Classiker gelesen hättet, da würdet Ihr mich schon sehr verstehn. Hätt' ich doch nur meine Grundsätze der Kritik[2] bei mir!.