Wortliste
Adel
Brief
Buchstabe
Dialekt
Freiheit
Ironie
ironisch
klassisch
Kritik
Ohr
progressiv
romantisch
Tier
Witz
Brief
Buchstabe
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Ironie
ironisch
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progressiv
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Witz
Struktur
Semantik
Belege
[1]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. I (1837), 12: Abraham a Santa Clara [...] hatte einen hellen Verstand[1] und furchtlose Wahrheitsliebe, war äußerst fruchtbar an sinnreichen Einfällen, beißenden Witzen[4] und treffenden Vergleichungen, und ließ es sich nie verdrießen, obschon er die Menschheit als unverbesserlich schalt, immer [...] deren sittliche Besserung zu versuchen.
[2] Fichte, Urth. d. Publ. (1793), 104: So weit also hätte die Menschheit[2/1] ihrer selbst vergessen können, daß sie das einzige Vorrecht, welches ihre Thierheit vor anderen Thieren[2] aus〈105〉zeichnet, das Vorrecht der Vervollkommnung in's Unendliche, aufgegeben; daß sie unter dem eisernen Joche des Despoten für ewig sogar auf den Willen Verzicht gethan hätte, es zu zerbrechen?
[3] Fichte, Urth. d. Publ. (1793), 173: Du schützest in mir die Rechte der gesammten Menschheit.
[4] Novalis, Randbem. Ideen (*1799), NS 3, 490: Ich weis nicht warum man immer von einer abgesonderten Menschheit spricht. Gehören Thiere[1], Pflanzen[1] und Steine, Gestirne und Lüfte nicht auch zur Menschheit und ist sie nicht ein bloßer Nervenknoten, in den unendlich verschiedenlaufende Fäden sich kreutzen. Läßt sie sich ohne die Natur[2] begreifen – ? ist sie denn so sehr anders, als die übrigen Naturgeschlechter?
[5] A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 445: Durch die ganze Natur[2] und Menschheit fluthet ewig derselbe Strom, den unendlichen nimmt keine Brust in sich auf, liebevoll schließt sie sich an das einzelne, und sucht und findet da die Gottheit. Sie predigt der Strohhalm, wie die ewigen Sterne[1] sie verkündigen, und sollte sie nicht in der Sprache[1] dem Organ[1] der Geselligkeit der Wissenschaft[1] und der Kunst[2] wohnen?.
[6] Brockhaus, Conv.-Lex. I (1809), 23: Allein die Menschheit steht in diesem Erdtheile [sc. Afrika] ohne Zweifel auf der niedrigsten Stufe der Cultur[4] und Vollkommenheit; beide, die Natur[1/2] und die Menschen[1], welche letztern so oft die schönsten[6] Anlagen jener zerstören, scheinen sich vereinigt zu haben, dieses zu bewirken..
[7] Brockhaus, Conv.-Lex. IV (1809), 326 f. (327): Romantisch[7/4]. Da die meisten Romane[1] die Menschen[1] und Begebenheiten nicht so schildern, wie sie in der Natur[2] und in der wirklichen Welt erscheinen, sondern so, wie sie nach einem ästhetischen oder moralischen Ideale sein sollten, oder wie sie die oft überspannte Phantasie[3] des Dichters sich erträumt; so nennt man romantisch[7/4], im guten und schlimmen Sinne[1], alles, was entweder durch idealische[1] Vollkommenheit, oder durch abenteuerliche[3] Seltsamkeit und Verschrobenheit von dem Gewöhnlichen abweicht. So heißt ein Gesicht romantisch[7], wenn es bei dem sanften Ausdrucke von Unschuld, Zärtlichkeit, Offenheit ein reitzbares Gefühl für Freundschaft, Liebe[1], Menschlichkeit verräth – eine Gegend, eine Lage, wenn ihre erhabnen oder rührenden Schönheiten[1] nicht durch blinde Naturkraft zusammengestellt, sondern nach einem künstlichen Plane zu Erweckung sanfter oder erhabner Empfindungen absichtlich angelegt scheinen – ein Charakter[6], in dem Neigung zum Ungewöhnlichen, Freundschaft, Liebe[1], Patriotismus, hoher Glaube an die Tugend oder Erwartung eines seltsam glücklichen Ausgangs wohlgemeinter Unternehmungen u. s. w. oder auch schlichte Sitteneinfalt, Vernachlässigung des Herkommens, der Mode, der Formalitäten, der Hofsitte in den Handlungen des gemeinen Lebens, vornehmlich aber in der Wahl des Standes, des Gatten, der Freunde hervorstechend sind. Allerdings kann sowohl der Hang zu idealisiren, als die treue Anhänglichkeit an die Natur[2] auf Abwege verleiten, jener kann unter das gewöhnlich Gute herabsinken lassen, welches er zu überfliegen, diese von der Natur[2] entfernen, welcher er anzunähern strebt; allein die 〈327〉 Grundlage des Romantischen[7] ist edel und schön[1]. In der wirklichen Welt, d. h. in der Welt der gemeinen Menschen[1], die durch Eigennutz, Gewohnheit – Vorurtheil regiert wird, verstößt freilich ein romantischer[7] Sinn[5/9] mit jedem Schritte. Flache seelenlose Weltleute, Schlendriansmänner, die da in der Meinung stehen, alles müsse so sein, wie es bisher war und noch ist, glauben daher, einen uneigennützigen Charakter[6], ein edles Streben, sich und die Menschheit zu vervollkommnen, nicht leichter herabwürdigen zu können, als durch den Vorwurf des Romantischen[7]..
[8] Fichte, Grundzg. d. Zeitalt. (1806), SW 7, 58: Die erste, unter der Menschheit am frühesten ausgebrochene, und dermalen am weitesten verbreitete Art jenes Ausflusses der Urthätigkeit ist die in Materie ausser uns vermittelst unserer eigenen materiellen Kraft: und in dieser Art des Ausflusses besteht die schöne[2] Kunst[1]. Ausfluss der Urthätigkeit, 〈59〉 habe ich gesagt, – der nur aus sich selber strömenden und sich selbst genügenden, keinesweges der auf Erfahrung und Beobachtung in der Aussenwelt sich stützenden; diese letztere giebt nur das individuelle, und darum unedle und hässliche[1], welches schon um das Einemal, da es in der Wirklichkeit da ist, zu viel da ist, durch dessen Wiederholung sonach und Vervielfältigung durch die Kunst[2] ein schlechter Dienst geleistet werden würde..
[9] G. Forster, Leitfad. Gesch. d. Menschh. (1789), 82: Kaum hatte ich jenes Gedicht wieder gelesen, so reihte sich in meinem Kopf ein ganzes Sistem der sogenannten Geschichte[4] der Menschheit daran. Das Bindungsglied war jener so bekante, als gemißbrauchte Vergleich der verschiedenen Lebensepochen des einzelnen Menschen[1] mit den Stufen der Kultur[4] bei ganzen Familien und Völkern[1]. .
[10] G. Forster, Kunst u. Zeitalt. (1791), 101: Doch es ist mehr als Hypothese, [...] daß auf jenen edlen Zeitpunkt, da das Feuer der Begeisterung[1] die Menschheit ergriff, ihr Sinn[5] sich aufschloß dem Schönen[1], sich nährte von den Rhapsodien des Dichters[1] und des plastischen Künstlers[1] – die größte aller Veränderungen in ihr erfolgte. Die Kunst[2] ward die Pflegerin der Wissenschaft[1]. Das schöne[1] Ebenmaas ihrer Bilder erzeugte jene abgezogenen Begriffe[1], mit denen der Mensch[2] das Sinnenall umfaßte und bald auch die unabsehbaren Gefilde der intellektuellen Sittenwelt durchdrang. Wo der Künstler[1] innig gefühlt, kühn geahndet[3] und glücklich dargestellt hatte, dort bestimmte nun der Denker die Regeln des Vollkommenen, der Symmetrie und Übereinstimmung, dort abstrahirte er die ganze Kritik[1] der Kunst[2]. Jetzt also demonstrirte und begriff man die Tugend, das liebenswürdige Sittlichschöne, welches man bis dahin in dem Rhythmus des Sängers, in des Bildhauers oder des Malers Zauberwerken empfand. Allein indem der menschliche Geist[19] sich seiner freyesten[10] Thätigkeit und insbesondere die Vernunft[1] sich ihrer höchsten Entwickelung nahte, gieng unvermerkt die ästheti〈102〉sche Empfänglichkeit verloren. Der geistreichste Schriftsteller unseres Jahrhunderts hat irgendwo so fein als richtig bemerkt, daß auf ein geniereiches Zeitalter nur ein scharfsinniges folgen kann, und modernes[1] Verdienst nur in der Zergliederung des Verdienstes der Alten[10] besteht..
[11] Goethe, Tag- u. Jahres-Hefte II (*1817..26; 1830), WA I, 36, 189: Man erinnert sich welch ein schmerzliches Gefühl über die Freunde der Dichtkunst und des Genusses an derselben sich verbreitete, als die Persönlichkeit des Homer, die Einheit des Urhebers jener weltberühmten Gedichte, auf eine so kühne und tüchtige Weise bestritten wurde. Die gebildete Menschheit war im tiefsten aufgeregt, und wenn sie schon die Gründe 〈190〉 des höchst bedeutenden Gegners nicht zu entkräften vermochte, so konnte sie doch den alten[5] Sinn[9/10] und Trieb sich hier nur Eine Quelle zu denken, woher soviel Köstliches entsprungen, nicht ganz bei sich auslöschen. [...] | Aus dem Zerstörten und Zerstückten wünschte die Mehrheit der classisch[7] Gebildeten sich wiederherzustellen, aus dem Unglauben zum Glauben, aus dem Sondern zum Vereinen, aus der Kritik[3] zum Genuß wieder zu gelangen..
[12] Grosse, Genius I (1791), 4: Man wird es hier wahrnehmen können, wie wenig alle menschlichen Kräfte, wie wenig eine geprüfte und aufmerksam gemachte Erfahrung, ja wie kaum alle Veranstaltungen des Schicksals etwas über die verborgenen Plane gewisser Unbekannten vermögen, welche durch die undurchdringliche Hülle der Gewöhnlichkeit verstellt, über die halbe Menschheit unsichtbar wachen..
[13] Gutzkow, Wally (1835), 197: Religion[1] ist Verzweiflung am Weltzweck. Wüßte die Menschheit, wohin ihre Leiden und Freuden tendieren, wüßte sie ein sichtbares Ziel ihrer Anstrengungen, einen Erklärungsgrund für dies wirre Durcheinander der Interessen, für die Tapezierung des Firmaments, für die wechselnde Natur[2], für Frost, Hitze, Regen, Hagel, Blitz und Donner, sie würde an keinen Gott glauben. In progressiver[2] Entwicklung folgt hieraus dreierlei: der natürliche[4] Ursprung der Religion[1], die Accomodation der göttlichen Begriffe[1] an den jedesmaligen Bildungsgrad und zuletzt die Unmöglichkeit historischer Religionen[1] bei steigender Aufklärung..
[14] Herder, Gesch. d. Menschh. II (1785), 183: Laßet uns also auf die Tugenden des Weibes[1] kommen, wie sie sich in der Geschichte[2] der Menschheit offenbahren. Auch 〈184〉 unter den wildesten Völkern[1] unterscheidet sich das Weib[1] vom Mann durch eine zärtere Gefälligkeit, durch Liebe zum Schmuck und zur Schönheit[3]; auch da noch sind diese Eigenschaften kennbar, wo die Nation[1] mit dem Klima[1] und dem schnödesten Mangel kämpfet. Ueberall schmückt sich das Weib[1], wie wenigen Putz es auch hie und da sich zu schmücken habe [...]. – – Reinlichkeit ist eine andre Weibertugend, dazu sie ihre Natur[12] zwingt und der Trieb zu gefallen reizet..
[15] Herder, Bef. d. Hum. X (1797), 249: Am wenigsten kann also unsre Europäische Cultur[4] das Maas allgemeiner Menschengüte und Menschenwerthes seyn; sie ist kein oder ein falscher Maasstab. Europäische Cultur[4] ist ein abgezogener Begriff[1], ein Name. Wo existiert sie ganz? bei welchem Volk[1]? in welchen Zeiten[3]? Ueberdem sind mit ihr (wer darf es läugnen?) so viele Mängel und Schwächen, so viele Verzuckungen und Abscheulichkeiten verbunden, daß nur ein ungütiges Wesen diese Veranlassungen höherer Cultur[4] zu einem Gesammt-Zustande unsres ganzen Geschlechts machen könnte. Die Cultur[4] der Menschheit ist eine andre Sache; Ort- und Zeitmäßig sprießt sie allenthalben hervor, hier reicher und üppiger, dort ärmer und kärger. Der Genius der Menschen-Naturgeschichte lebt in und mit jedem Volk[1], als ob dies das einzige auf Erden wäre. .
[16] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. V (1835), 405: In jenem Leidensmoment, als der Mensch[1] Christus seine göttliche Seele aushauchte, zerriß ein tausendjähriger Schleier, der die Menschheit umnebelt hielt; das Feuerzeichen des Göttlichen flammte Licht, Wärme, Segen und Freiheit[2] bringend über den 〈406〉 Erdkreis [...]..
[17] Herwegh, Jean Paul (1839), W 2, 97: Wie kommt es doch nur, daß man Humor[3] und Ironie[3] immerdar verwechselt, daß man diese zwei so auseinander fallenden Begriffe[4] unaufhörlich wieder durcheinander wirft! Tieck und Jean Paul in eine und dieselbe Kategorie! So weit der Himmel über der Erde, so hoch, so unendlich hoch steht auch Jean Paul über dem Herrn Ludwig Tieck! Der letztere mit seiner Ironie[3] ist der eingefleischte Egoismus; Jean Paul [...] sicherlich das größte Herz, das je in deutschen Landen geschlagen. Die Ironie[3] bezieht alles auf das Ich, alles Reale und Objektive erhält erst Geltung, wenn es dem lieben Ich gefällt, ihm eine solche zu erteilen; [...] man verschanzt sich gegen die großen Interessen, welche die ganze Menschheit angehen; man zieht sich zurück von der schlechten Wirklichkeit und baut sich eine Welt aus Träumen..
[18] Hölderlin, Fragm. Hyp. (1793 [1794]), 213 f. (214): So müssen, fuhr [...] der Tiniote fort, die Ahndungen der Kindheit dahin, um als Wahrheit wieder aufzustehen im Geiste[19] des Mannes. So verblühen die schönen[1] jugendlichen Myrthen der Vorwelt, die Dichtungen Homers und seiner Zeiten[5], die Prophezeiungen und Offenbarungen, aber der Keim, der in ihnen lag, gehet als reife Frucht hervor im Herbste. Die Einfalt und Unschuld der er〈214〉sten Zeit[5] erstirbt, daß sie wiederkehre in der vollendeten Bildung[5], und der heilige Friede des Paradieses gehet unter, daß, was nur Gabe der Natur[13] war, wiederaufblühe, als errungnes Eigenthum der Menschheit..
[19] Jean Paul, Vorsch. Ästh. II (21813), 543 f.: Jeder Roman[1] muß einen allgemeinen Geist[12] beherbergen, der das historische Ganze ohne Abbruch der freien[5] Bewegung, wie ein Gott[4] die freie[5] Menschheit, heimlich zu Einem Ziele verknüpfe und ziehe [...]; ein bloß geschichtlicher Roman[1] ist nur eine Erzählung. [...] 〈544〉 Derselbe romantische[1] Geist[12] findet nun drei sehr verschiedene Körperschaften zu beseelen vor; daher eine dreifache Eintheilung der Romane[1], nach ihrer Materie nöthig ist..
[20] Jean Paul, Vorsch. Ästh. III (21813), 786 f. (787): Wenn nun alle Klassiker nur durch die Mehrheit glänzender Theile sich über die Gemeinen und doch Tadelfreien erheben: so fragt sich, ob diese Mehrheit in sogenannten sprach-klassischen oder ob in genialen Theilen bestehe. In den letzten durchdringt sich, wie gesagt, von selber Stoff und Form, Seel' und Leib erschaffen sich gegenseitig, aber die ersten würden nur eine negative, ja bloße grammatische Musterhaftigkeit 〈787〉 geben, und so wäre denn, mit Longin zu reden, ein Ion aus Chios klassischer[3] als Sophokles, und Adelungs Geschichte[7] der Menschheit klassischer[3] als die Herdersche, und Goethe hätte vor Merkels Köpfchen den Hut abzunehmen. Kurz das Klassische[3] kann nicht in der Minderzahl der Flecken, sondern in der Mehrzahl der Strahlen bestehen. Auch nach dem vorigen Kunstrichter kann nichts klassisch[3] sein, was höher zu treiben ist [...]; – aber daher ist dann jede noch lebende Sprache[3] nur für die Gegenwart klassisch[3], weil sie Blüten abwirft und nachtreibt. Jede alte[10] todte war auch so lange keine klassische[3], als sie fort- und nachwuchs; nur ihr Tod gab ihr feste Verklärung..
[21] Kant, Gemeinspruch (1793), 267: Es muß in jedem Gemeinen Wesen ein Gehorsam [...], aber zugleich ein Geist[14] der Freiheit[6] sein [...]. Der erstere, ohne den letzteren, ist die veranlassende Ursache aller Geheimen Gesellschaften. Denn es ist ein Naturberuf der Menschheit, sich, vornehmlich in dem, was den Menschen[2] überhaupt angeht, einander mitzutheilen; jene Gesellschaften also würden wegfallen, wenn diese Freiheit[6] begünstigt 〈268〉 wird. – Und wodurch anders können auch der Regierung die Kenntnisse kommen, die ihre eigene wesentliche Absicht befördern, als daß sie den in seinem Ursprung und in seinen Wirkungen so achtungswürdigen Geist[14] der Freiheit[6] sich äußern läßt?.
[22] Knigge, Reise n. Braunschw. (1792), 70: Es haben Herr und Madam Deckelschall aus der Schweiz gebürthig, sich entschlossen, sowohl zum Besten der Menschheit überhaupt, als insbesondere zur Gemächlichkeit derjenigen Eltern, welche auf dem Lande wohnten und folglich nicht Gelegenheit hatten, ihren Kindern zu Hause denjenigen Grad der Bildung zu geben, welchen man jetzt in der feinern Welt fordert, in der Reichsstadt Goßlar am Harze eine Pensions-Anstalt für junge Frauenzimmer zu errichten. Daselbst geben sie für den sehr mäßigen Preis von *** jährlich, ihren Zöglingen Kost, 〈71〉 Wohnung und Unterricht im Französischen und Italienischen, in der Music[1] und allen andern, dem weiblichen Geschlechte nöthigen Wissenschaften[2], Kenntnissen, Künsten[2], Hand-Arbeiten, in feiner Lebensart und der Gabe, die besten classischen[7] Schriftsteller mit Geschmack, Gefühl und Nutzen zu lesen..
[23] Krünitz [Korth], Oecon. Encycl. CXXVI (1819), 700: Am aller schädlichsten, und von der Jugend zu entfernen, sind [...] diejenigen Romane, die der Empfindelei huldigen; denn das Heer von Uebeln, welches sie hervorbringen, ist kaum zu berechnen. Sie erzeugen die romanhafte[2] Denkart, die traurige Schwärmerei, die unsern Körper von seiner physischen Seite verfeinern und verzärteln; denn die durch das Lesen solcher Bücher immer rege erhaltene Phantasie[1/3], die für jeden Eindruck offen, sich am liebsten dem Schwärmerischen und Romantischen[7] hingiebt, verliert zuletzt die Kraft energische Gegenstände, die zum Wohl der Menschheit gereichen, zu behandeln, weil an die Stelle der Kraft, die durch Ueberreiz erzeugte kränkliche Empfindelei tritt, und das Gemüth immer weich, wehmüthig und liebesiech erhält..
[24] Maimon, Lebensgesch. I (1792), 5 f. (6): Es giebt vielleicht kein andres Land außer Polen, wo Religionsfreyheit und Religionshaß so im gleichen Grade anzutreffen wäre. Die Juden[1] genießen da einer völlig freyen[1] Ausübung ihrer Religion[1] und aller übrigen bürgerlichen Freyheiten[6], haben auch sogar ihre eigne Gerichtsbarkeit. Von der andern Seite aber geht der Religionshaß so weit, daß der Nahme Jude[1] zum Abscheu ist, und 〈6〉 die Wirkung dieses zu den Zeiten[3] der Barbarey eingewurzelten Abscheus noch zu meinen Zeiten[3], ohngefähr vor dreyzehn Jahren, dauerte. Dieser anscheinende Widerspruch läßt sich aber sehr gut heben, wenn man bedenkt, daß die in Polen den Juden[1] zugestandene Religions- und bürgerliche Freyheit[6], nicht aus Achtung für die allgemeinen Rechte der Menschheit entspringt, so wie auf der anderen Seite der Religionshaß und Verfolgung keineswegs die Wirkung einer weisen Politik ist, die dasjenige, was der Moralität und dem Wohlstand des Staates schädlich seyn kann, aus dem Wege zu räumen sucht, sondern beyde Folgen der in diesem Lande herrschenden politischen Unwissenheit und Trägheit sind. Da nehmlich die Juden[1] bey allen ihren Mängeln dennoch in diesem Lande beynahe die einzigen brauchbaren Menschen[1] sind, so sahe sich zwar die Polnische Nation[1] gezwungen, zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse ihnen alle mögliche Freyheiten[6] zu bewilligen, doch mußte auch ihre moralische Unwissenheit und Trägheit auf der anderen Seite nothwendig Religionshaß und Verfolgung hervorbringen..
[25] Novalis, Begeist. (*?1790), NS 2, 23: Alles dies [...] gilt nur hauptsächlich von dem Morgenlande[2], dem eigentlichen Vaterlande der Menschheit, Sprache[1], Dichtkunst [...], von woher eigentlich wie vom Urstamme sich alles in die übrigen Erdgegenden und Zonen nur fortgepflanzt hat und eingepfropft worden ist. Das ganze Klima[1] desselben war für die Kindheit des menschlichen Geschlechts und der Künste[2] und Wissenschaften[1] wie seine Gegenden ganz vorzüglich geschickt; die Menschen[1] und Künste[2] erhielten hier die Kraft, die sie in den kältesten Wüsten und Regionen noch immer nach vielen Jahrhunderten erhält und ihnen feste Wurzeln fassen läßt: die schönen[1] Gegenden, die Wärme und Heiterkeit[1/2] des selten bewölkten Himmels bildeten sie, nährten sie, und die Fruchtbarkeit des Bodens ließ ihnen Ruhe, sich allmählich auszubilden und zu reifen; das ihnen in einem weniger milden Boden durch die Einflüsse des Klima[1], stumpfere Organisation[6] und ängstliche Mühe und Suchen nach Lebensunterhalt und nach den notwendigsten Bedürfnissen wäre verwehrt worden..
[26] Novalis, an A. C. Just (26. 12. 1798), NS 4, 272: Wenn ich weniger auf urkundliche Gewißheit, weniger auf den Buchstaben[11], weniger auf die Wahrheit und Umständlichkeit der Geschichte[3] fuße; wenn ich geneigter bin, in mir selbst höhern Einflüssen nachzuspüren [...]; wenn ich in der Geschichte[3] und den Lehren der christlichen Religion[1] die symbolische Vorzeichnung einer allgemeinen, jeder Gestalt fähigen, Weltreligion [...] und wahrhaftig also auch die vollkommenste Offenbarung zu sehen glaube; wenn mir aber eben aus diesem Standpunkt alle Theologien auf mehr oder minder glücklich begriffenen Offenbarungen zu ruhen, alle zusammen jedoch in dem sonderbarsten Parallelism mit der Bildungsgeschichte der Menschheit zu stehn und in einer aufsteigenden Reihe sich friedlich zu ordnen dünken, so werden Sie das vorzüglichste Element meiner Existenz, die Phantasie[3], in der Bildung[1] dieser Religionsansicht, nicht verkennen..
[27] Novalis, Poësie (*1798), NS 2, 533, Nr. 31: Die Poësie[1/4/2] hebt jedes Einzelne durch eine eigenthümliche Verknüpfung mit dem übrigen Ganzen – und wenn die Philosophie durch ihre Gesezgebung die Welt erst zu dem wircksamen Einfluß der Ideen bereitet, so ist gleichsam Poësie[4/2] der Schlüssel der Philosophie, ihr Zweck und ihre Bedeutung; denn die Poësie[4/2] bildet die schöne[2] Gesellschaft – die Weltfamilie – die schöne[2] Haushaltung des Universums. | Wie die Philosophie durch System[1] und Staat, die Kräfte des Individuums mit den Kräften der Menschheit und des Weltalls verstärckt, das Ganze zum Organ[1] des Individuums, und das Individuum zum Organ[1] des Ganzen macht – So die Poësie[4/2], in Ansehung des Lebens. Das Individuum lebt im Ganzen und das Ganze im Individuum. Durch Poësie[4/2] entsteht die höchste Sympathie und Coactivität, die innigste Gemeinschaft des Endlichen und Unendlichen..
[28] Novalis, Europa (*1799), NS 3, 518: Frankreich verficht einen weltlichen Protestantismus. Sollten auch weltliche Jesuiten nun entstehn, und die Geschichte[1] der letzten Jahrhunderte erneuert werden? Soll die Revolution die französische bleiben, wie die Reformation die Lutherische war? Soll der Protestantismus abermals widernatürlicherweise, als revolutionaire Regierung fixirt werden? Sollen Buchstaben[8] Buchstaben[8] Platz machen? Sucht ihr den Keim des Verderbens auch in der alten[6] Einrichtung, dem alten[6] Geiste[12]? und glaubt euch auf eine bessere Einrichtung, einen bessern Geist[12] zu verstehn? O! daß der Geist[1] der Geister[1] euch erfüllte, und ihr abließet von diesem thörichten Bestreben die Geschichte[1] und die Menschheit zu modeln, und eure Richtung ihr zu geben. Ist sie nicht selbständig, nicht eigenmächtig, so gut wie unendlich liebenswerth und weissagend? Sie zu studiren, ihr nachzugehn, von ihr zu lernen, mit ihr gleichen Schritt zu halten, gläubig ihren Verheißungen und Winken zu folgen – daran denkt keiner..
[29] Raimund, Zauberkr. (1837), SW, 488: Ewald. Lassen Sie sich doch belehren. Sie rauben ja der Menschheit[1] ihren Adel[5]. | Simplizius. Ist denn die Menschheit[2] von Adel[1]? den Stammbaum möcht ich sehn..
[30] C. Schelling, an M. Liebeskind (Mrz. 1805), C 2, 406: Ich könnte begreifen, wie man die Dokumente eigner verworrner Begebenheiten [...] der nach uns lebenden Welt als eine die Menschheit überhaupt interressirende Erfahrung hinterlassen kann..
[31] A. W. Schlegel, Geist d. Zeitalt. (1803), Eur. 2, 46 f. (47): Die Philologie ist an sich ein liberales Studium, weil es bloß auf Uebung und Bildung[2] des Geistes[14] im allgemeinen abzweckt, und sich der Gemeinnützigkeit bestimmter Anwendungen entzieht. Man hat sie aber auch in der neueren[5] Epoche diesen unterwürfig machen wollen, 〈47〉 und dadurch auf Abwege geleitet. Die älteren[10] Philologen suchten den Schülern bloß den Buchstaben[11] der alten[10] Autoren zu eröffnen, in der Zuversicht, wenn sie selbigen treufleißig erlernt hätten, würde ihnen der Geist[30] nach dem Maaße ihres Sinnes[5] von selbst aufgehen. Jetzt hat man sie voreilig in diesen einzuweihen gedacht, ohne ihn selbst recht gefaßt zu haben: man hat in Noten viel über die Schönheiten[3] der Dichter gefaselt, man hat die Mythologie nach oberflächlichen Ansichten aus der sogenannten Geschichte[4] der Menschheit, d. h. aus Vergleichungen mit andern Nationen[1] auf gleichen Stufen der Cultur[4] [...], zugestutzt, u. s. w. Was ist dabei herausgekommen? Die grammatische Gründlichkeit ist vernachlässigt, und das Höhere nicht erreicht worden. ➢ Volltext.
[32] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 13: Das ganze Spiel lebendiger Bewegung beruht auf Einstimmung und Gegensatz. Warum sollte sich diese Erscheinung nicht auch in der Geschichte[1] der Menschheit im großen wiederhohlen? Vielleicht wäre mit diesem Gedanken der wahre Schlüssel zur alten[10] und neuen[5] Geschichte[1] der Poesie[11] und der schönen[2] Künste[1] gefunden. Die, welche dieß annahmen, haben für den eigenthümlichen Geist[12] der modernen[1] Kunst[2], im Gegensatz mit der antiken[2] oder classischen[7/5], den Namen romantisch[12/4] erfunden. Allerdings nicht unpassend: das Wort[1] kommt her von romance, der Benennung der Volkssprachen, welche sich durch die Vermischung des Lateinischen mit den Mundarten[1] des Altdeutschen gebildet hatten, gerade wie die neuere[5] Bildung[5] aus den fremdartigen Bestandtheilen der nordischen Stammesart und der Bruchstücke des Alterthums[3] zusammengeschmolzen ist, da hingegen die Bildung[5] der Alten[10] weit mehr aus einem Stücke war. ➢ Volltext.
[33] F. Schlegel, G. Forster (1797), 42: Viele deutsche Schriften handeln von der Sittlichkeit: wenige sind sittlich. Wenige vielleicht in höherm Maaß, wie Forsters; in ihrer Gattung wenigstens, keine. Zwar strengere Begriffe[1] zu haben, ist wohlfeil, wenn es bloß Begriffe[1] sind. Was er wußte, meinte und glaubte, war in Saft und Blut verwandelt. Wie in allen Stücken, so auch in diesem wird man Buchstaben[8] und Namen ohne den Geist[12], in Forsters Schriften vergeblich suchen. Überall zeigt sich in ihnen eine edle und zarte Natur[16], reges Mitgefühl, sanfte und billige Schonung, warme Begeisterung[3] für das Wohl der Menschheit, eine reine Gesinnung, lebhafter Abscheu alles Unrechts. ➢ Volltext.
[34] F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 124, Nr. 404: Zur Philologie muß man gebohren seyn, wie zur Poesie[11] und zur Philosophie. Es giebt keinen Philologen ohne Philologie in der ursprünglichsten Bedeutung des Worts[1], ohne grammatisches Interesse. Philologie ist ein logischer Affekt, das Seitenstück der Philosophie, Enthusiasmus für chemische Erkenntniß: denn die Grammatik ist doch nur der philosophische Theil der universellen Scheidungs- und Verbindungskunst. Durch die kunstmäßige Ausbildung jenes Sinns[5] entsteht die Kritik[3], deren Stoff nur das Klassische[3] und schlechthin Ewige seyn kann, was nie ganz verstanden werden mag: sonst würden die Philologen, an deren meisten man die gewöhnlichsten und sichersten Merkmahle der unwissenschaftlichen Virtuosität wahrnimmt, ihre Geschicklichkeit eben so gern an jedem andern Stoff zeigen als an den Werken des Alterthums[3], für das sie in der Regel weder Interesse noch Sinn[5] haben. Doch ist diese nothwendige Beschränktheit um so weniger zu tadeln oder zu beklagen, da auch hier die künstlerische Vollendung allein zur Wissenschaft[1] führen, und die bloße formelle Philologie einer materialen Alterthumslehre und einer humanen Geschichte[4] der Menschheit nähern muß. ➢ Volltext.
[35] F. Schlegel, Goethe's Meister (1798), 175: Nathalie verbreitet ihre wohlthätigen Wirkungen durch ihr bloßes Daseyn in der Gesellschaft: Therese bildet eine ähnliche Welt um sich her, wie der Oheim. Es sind Beyspiele und Veranlassungen zu der Theorie der Weiblichkeit, die in jener großen Lebenskunstlehre nicht fehlen durfte. Sittliche Geselligkeit und häusliche Thätigkeit, beyde in romantisch[3/7] schöner[1] Gestalt, sind die beyden Urbilder, oder die beyden Hälften eines Urbildes, welche hier für diesen Theil der Menschheit aufgestellt werden. ➢ Volltext.
[36] F. Schlegel, Fragm. Poes. u. Litt. (*1799), KFSA 16, 274, Nr. 252: Poesie[2/11] ist d[er] ursprüngl[iche] Zustand d.[es] Menschen[1] und auch d[er] letzte. Alle oriental[ische][1] φ [Philosophie] nur π [Poesie][11]. Die höchste Moral wird Poesie[11]. Nur durch Poesie[11] kann der Mensch[1] sein Dasein zum Dasein d[er] Menschheit erweitern. Nur in ihr sind Alle Mittel jedes Einen. – Der Witz[4] ist d[ie] Rückkehr zur Poesie[11]. –.
[37] L. Tieck, Zerbino (1799), 248: Und kein Hund läßt sich in dieser Wüste schauen, | Da forscht nun keiner weder früh noch spat | Nach meinem sonst geschäzten guten Rath. | [...] | O Menschheit! Undankbare Race[2]! Wer, sprich frey[13], | Trug doch zuerst zu Deinem Glücke bei?.
[38] L. Tieck, Aufr. Cevenn. (1826), W 4, 56: [E]s war nicht zu viel gefordert, daß er den Stand [sc. Jurist] ergreifen sollte, in welchem ich selber nützlich gewesen war, er ist ehrenvoll und wohltätig für die Menschheit, und verträgt sich mit aller Freiheit[14] und Adel[14] der Gesinnung; [...]..
[39] Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 92: Die Manifestation einer neuen[1] Anschauungsweise, und damit eines neuen[2] Lebens, einer neuen[1/2] Kunst[4] und Poesie[1] ist, wie wir am Beispiel der griechischen[2] und christlichen gesehen, kein momentaner Akt[2], der sich sofort aller geschichtlichen Elemente bemächtigte und die Formen der früheren Anschauungsweise auf einmal zertrümmerte, sondern ein progressiver[2] Akt[2], dem nur allmählich die Überwältigung und Ausscheidung der zuckenden, abgestorbenen Lebensreste gelingt. Es verharrt die Zeit[5] so lange im Verpuppungszustande, bis ihr unter der Decke die Flügel ausgewachsen sind, sie dehnt sich, lockert sich, erwartet den Augenblick – dann kostet es nur einen Sonnenstrahl, vielleicht den ersten nach schwerem Gewitter, und gesprengt ist der alte[1] Leib, und die Psyche der Menschheit atmet wieder die Freiheit[1] ein..
[40] Winkelmann, Gespr. Kunst (1800), 75: In der schönen[2] Gestalt drückt sich die Menschheit selbst als Gattung aus; ist aber die Harmonie aller Vollkommenheiten gestört oder nicht erreicht: so empfinden wir die einzelnen Vorzüge, und es stellt ein Charakter[2] sich dar..
[41] Zschokke, Narr (1822), 349: Der Adel[2] hat die eigentlich fixe Idee, von Geburt aus von besserem Teige zu sein als die übrige Menschheit, und wenn er auch der Gewalt der Revolutionen unterliegen muß: seine fixe Idee bleibt obenauf. Sahst du nicht den ausgewanderten Adel[2] Frankreichs im Elend? Seinen Dünkel verlor er nicht, auch als er seine Schuhe selbst flicken, seine Hemden selbst waschen mußte..
[2] Fichte, Urth. d. Publ. (1793), 104: So weit also hätte die Menschheit[2/1] ihrer selbst vergessen können, daß sie das einzige Vorrecht, welches ihre Thierheit vor anderen Thieren[2] aus〈105〉zeichnet, das Vorrecht der Vervollkommnung in's Unendliche, aufgegeben; daß sie unter dem eisernen Joche des Despoten für ewig sogar auf den Willen Verzicht gethan hätte, es zu zerbrechen?
[3] Fichte, Urth. d. Publ. (1793), 173: Du schützest in mir die Rechte der gesammten Menschheit.
[4] Novalis, Randbem. Ideen (*1799), NS 3, 490: Ich weis nicht warum man immer von einer abgesonderten Menschheit spricht. Gehören Thiere[1], Pflanzen[1] und Steine, Gestirne und Lüfte nicht auch zur Menschheit und ist sie nicht ein bloßer Nervenknoten, in den unendlich verschiedenlaufende Fäden sich kreutzen. Läßt sie sich ohne die Natur[2] begreifen – ? ist sie denn so sehr anders, als die übrigen Naturgeschlechter?
[5] A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 445: Durch die ganze Natur[2] und Menschheit fluthet ewig derselbe Strom, den unendlichen nimmt keine Brust in sich auf, liebevoll schließt sie sich an das einzelne, und sucht und findet da die Gottheit. Sie predigt der Strohhalm, wie die ewigen Sterne[1] sie verkündigen, und sollte sie nicht in der Sprache[1] dem Organ[1] der Geselligkeit der Wissenschaft[1] und der Kunst[2] wohnen?.
[6] Brockhaus, Conv.-Lex. I (1809), 23: Allein die Menschheit steht in diesem Erdtheile [sc. Afrika] ohne Zweifel auf der niedrigsten Stufe der Cultur[4] und Vollkommenheit; beide, die Natur[1/2] und die Menschen[1], welche letztern so oft die schönsten[6] Anlagen jener zerstören, scheinen sich vereinigt zu haben, dieses zu bewirken..
[7] Brockhaus, Conv.-Lex. IV (1809), 326 f. (327): Romantisch[7/4]. Da die meisten Romane[1] die Menschen[1] und Begebenheiten nicht so schildern, wie sie in der Natur[2] und in der wirklichen Welt erscheinen, sondern so, wie sie nach einem ästhetischen oder moralischen Ideale sein sollten, oder wie sie die oft überspannte Phantasie[3] des Dichters sich erträumt; so nennt man romantisch[7/4], im guten und schlimmen Sinne[1], alles, was entweder durch idealische[1] Vollkommenheit, oder durch abenteuerliche[3] Seltsamkeit und Verschrobenheit von dem Gewöhnlichen abweicht. So heißt ein Gesicht romantisch[7], wenn es bei dem sanften Ausdrucke von Unschuld, Zärtlichkeit, Offenheit ein reitzbares Gefühl für Freundschaft, Liebe[1], Menschlichkeit verräth – eine Gegend, eine Lage, wenn ihre erhabnen oder rührenden Schönheiten[1] nicht durch blinde Naturkraft zusammengestellt, sondern nach einem künstlichen Plane zu Erweckung sanfter oder erhabner Empfindungen absichtlich angelegt scheinen – ein Charakter[6], in dem Neigung zum Ungewöhnlichen, Freundschaft, Liebe[1], Patriotismus, hoher Glaube an die Tugend oder Erwartung eines seltsam glücklichen Ausgangs wohlgemeinter Unternehmungen u. s. w. oder auch schlichte Sitteneinfalt, Vernachlässigung des Herkommens, der Mode, der Formalitäten, der Hofsitte in den Handlungen des gemeinen Lebens, vornehmlich aber in der Wahl des Standes, des Gatten, der Freunde hervorstechend sind. Allerdings kann sowohl der Hang zu idealisiren, als die treue Anhänglichkeit an die Natur[2] auf Abwege verleiten, jener kann unter das gewöhnlich Gute herabsinken lassen, welches er zu überfliegen, diese von der Natur[2] entfernen, welcher er anzunähern strebt; allein die 〈327〉 Grundlage des Romantischen[7] ist edel und schön[1]. In der wirklichen Welt, d. h. in der Welt der gemeinen Menschen[1], die durch Eigennutz, Gewohnheit – Vorurtheil regiert wird, verstößt freilich ein romantischer[7] Sinn[5/9] mit jedem Schritte. Flache seelenlose Weltleute, Schlendriansmänner, die da in der Meinung stehen, alles müsse so sein, wie es bisher war und noch ist, glauben daher, einen uneigennützigen Charakter[6], ein edles Streben, sich und die Menschheit zu vervollkommnen, nicht leichter herabwürdigen zu können, als durch den Vorwurf des Romantischen[7]..
[8] Fichte, Grundzg. d. Zeitalt. (1806), SW 7, 58: Die erste, unter der Menschheit am frühesten ausgebrochene, und dermalen am weitesten verbreitete Art jenes Ausflusses der Urthätigkeit ist die in Materie ausser uns vermittelst unserer eigenen materiellen Kraft: und in dieser Art des Ausflusses besteht die schöne[2] Kunst[1]. Ausfluss der Urthätigkeit, 〈59〉 habe ich gesagt, – der nur aus sich selber strömenden und sich selbst genügenden, keinesweges der auf Erfahrung und Beobachtung in der Aussenwelt sich stützenden; diese letztere giebt nur das individuelle, und darum unedle und hässliche[1], welches schon um das Einemal, da es in der Wirklichkeit da ist, zu viel da ist, durch dessen Wiederholung sonach und Vervielfältigung durch die Kunst[2] ein schlechter Dienst geleistet werden würde..
[9] G. Forster, Leitfad. Gesch. d. Menschh. (1789), 82: Kaum hatte ich jenes Gedicht wieder gelesen, so reihte sich in meinem Kopf ein ganzes Sistem der sogenannten Geschichte[4] der Menschheit daran. Das Bindungsglied war jener so bekante, als gemißbrauchte Vergleich der verschiedenen Lebensepochen des einzelnen Menschen[1] mit den Stufen der Kultur[4] bei ganzen Familien und Völkern[1]. .
[10] G. Forster, Kunst u. Zeitalt. (1791), 101: Doch es ist mehr als Hypothese, [...] daß auf jenen edlen Zeitpunkt, da das Feuer der Begeisterung[1] die Menschheit ergriff, ihr Sinn[5] sich aufschloß dem Schönen[1], sich nährte von den Rhapsodien des Dichters[1] und des plastischen Künstlers[1] – die größte aller Veränderungen in ihr erfolgte. Die Kunst[2] ward die Pflegerin der Wissenschaft[1]. Das schöne[1] Ebenmaas ihrer Bilder erzeugte jene abgezogenen Begriffe[1], mit denen der Mensch[2] das Sinnenall umfaßte und bald auch die unabsehbaren Gefilde der intellektuellen Sittenwelt durchdrang. Wo der Künstler[1] innig gefühlt, kühn geahndet[3] und glücklich dargestellt hatte, dort bestimmte nun der Denker die Regeln des Vollkommenen, der Symmetrie und Übereinstimmung, dort abstrahirte er die ganze Kritik[1] der Kunst[2]. Jetzt also demonstrirte und begriff man die Tugend, das liebenswürdige Sittlichschöne, welches man bis dahin in dem Rhythmus des Sängers, in des Bildhauers oder des Malers Zauberwerken empfand. Allein indem der menschliche Geist[19] sich seiner freyesten[10] Thätigkeit und insbesondere die Vernunft[1] sich ihrer höchsten Entwickelung nahte, gieng unvermerkt die ästheti〈102〉sche Empfänglichkeit verloren. Der geistreichste Schriftsteller unseres Jahrhunderts hat irgendwo so fein als richtig bemerkt, daß auf ein geniereiches Zeitalter nur ein scharfsinniges folgen kann, und modernes[1] Verdienst nur in der Zergliederung des Verdienstes der Alten[10] besteht..
[11] Goethe, Tag- u. Jahres-Hefte II (*1817..26; 1830), WA I, 36, 189: Man erinnert sich welch ein schmerzliches Gefühl über die Freunde der Dichtkunst und des Genusses an derselben sich verbreitete, als die Persönlichkeit des Homer, die Einheit des Urhebers jener weltberühmten Gedichte, auf eine so kühne und tüchtige Weise bestritten wurde. Die gebildete Menschheit war im tiefsten aufgeregt, und wenn sie schon die Gründe 〈190〉 des höchst bedeutenden Gegners nicht zu entkräften vermochte, so konnte sie doch den alten[5] Sinn[9/10] und Trieb sich hier nur Eine Quelle zu denken, woher soviel Köstliches entsprungen, nicht ganz bei sich auslöschen. [...] | Aus dem Zerstörten und Zerstückten wünschte die Mehrheit der classisch[7] Gebildeten sich wiederherzustellen, aus dem Unglauben zum Glauben, aus dem Sondern zum Vereinen, aus der Kritik[3] zum Genuß wieder zu gelangen..
[12] Grosse, Genius I (1791), 4: Man wird es hier wahrnehmen können, wie wenig alle menschlichen Kräfte, wie wenig eine geprüfte und aufmerksam gemachte Erfahrung, ja wie kaum alle Veranstaltungen des Schicksals etwas über die verborgenen Plane gewisser Unbekannten vermögen, welche durch die undurchdringliche Hülle der Gewöhnlichkeit verstellt, über die halbe Menschheit unsichtbar wachen..
[13] Gutzkow, Wally (1835), 197: Religion[1] ist Verzweiflung am Weltzweck. Wüßte die Menschheit, wohin ihre Leiden und Freuden tendieren, wüßte sie ein sichtbares Ziel ihrer Anstrengungen, einen Erklärungsgrund für dies wirre Durcheinander der Interessen, für die Tapezierung des Firmaments, für die wechselnde Natur[2], für Frost, Hitze, Regen, Hagel, Blitz und Donner, sie würde an keinen Gott glauben. In progressiver[2] Entwicklung folgt hieraus dreierlei: der natürliche[4] Ursprung der Religion[1], die Accomodation der göttlichen Begriffe[1] an den jedesmaligen Bildungsgrad und zuletzt die Unmöglichkeit historischer Religionen[1] bei steigender Aufklärung..
[14] Herder, Gesch. d. Menschh. II (1785), 183: Laßet uns also auf die Tugenden des Weibes[1] kommen, wie sie sich in der Geschichte[2] der Menschheit offenbahren. Auch 〈184〉 unter den wildesten Völkern[1] unterscheidet sich das Weib[1] vom Mann durch eine zärtere Gefälligkeit, durch Liebe zum Schmuck und zur Schönheit[3]; auch da noch sind diese Eigenschaften kennbar, wo die Nation[1] mit dem Klima[1] und dem schnödesten Mangel kämpfet. Ueberall schmückt sich das Weib[1], wie wenigen Putz es auch hie und da sich zu schmücken habe [...]. – – Reinlichkeit ist eine andre Weibertugend, dazu sie ihre Natur[12] zwingt und der Trieb zu gefallen reizet..
[15] Herder, Bef. d. Hum. X (1797), 249: Am wenigsten kann also unsre Europäische Cultur[4] das Maas allgemeiner Menschengüte und Menschenwerthes seyn; sie ist kein oder ein falscher Maasstab. Europäische Cultur[4] ist ein abgezogener Begriff[1], ein Name. Wo existiert sie ganz? bei welchem Volk[1]? in welchen Zeiten[3]? Ueberdem sind mit ihr (wer darf es läugnen?) so viele Mängel und Schwächen, so viele Verzuckungen und Abscheulichkeiten verbunden, daß nur ein ungütiges Wesen diese Veranlassungen höherer Cultur[4] zu einem Gesammt-Zustande unsres ganzen Geschlechts machen könnte. Die Cultur[4] der Menschheit ist eine andre Sache; Ort- und Zeitmäßig sprießt sie allenthalben hervor, hier reicher und üppiger, dort ärmer und kärger. Der Genius der Menschen-Naturgeschichte lebt in und mit jedem Volk[1], als ob dies das einzige auf Erden wäre. .
[16] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. V (1835), 405: In jenem Leidensmoment, als der Mensch[1] Christus seine göttliche Seele aushauchte, zerriß ein tausendjähriger Schleier, der die Menschheit umnebelt hielt; das Feuerzeichen des Göttlichen flammte Licht, Wärme, Segen und Freiheit[2] bringend über den 〈406〉 Erdkreis [...]..
[17] Herwegh, Jean Paul (1839), W 2, 97: Wie kommt es doch nur, daß man Humor[3] und Ironie[3] immerdar verwechselt, daß man diese zwei so auseinander fallenden Begriffe[4] unaufhörlich wieder durcheinander wirft! Tieck und Jean Paul in eine und dieselbe Kategorie! So weit der Himmel über der Erde, so hoch, so unendlich hoch steht auch Jean Paul über dem Herrn Ludwig Tieck! Der letztere mit seiner Ironie[3] ist der eingefleischte Egoismus; Jean Paul [...] sicherlich das größte Herz, das je in deutschen Landen geschlagen. Die Ironie[3] bezieht alles auf das Ich, alles Reale und Objektive erhält erst Geltung, wenn es dem lieben Ich gefällt, ihm eine solche zu erteilen; [...] man verschanzt sich gegen die großen Interessen, welche die ganze Menschheit angehen; man zieht sich zurück von der schlechten Wirklichkeit und baut sich eine Welt aus Träumen..
[18] Hölderlin, Fragm. Hyp. (1793 [1794]), 213 f. (214): So müssen, fuhr [...] der Tiniote fort, die Ahndungen der Kindheit dahin, um als Wahrheit wieder aufzustehen im Geiste[19] des Mannes. So verblühen die schönen[1] jugendlichen Myrthen der Vorwelt, die Dichtungen Homers und seiner Zeiten[5], die Prophezeiungen und Offenbarungen, aber der Keim, der in ihnen lag, gehet als reife Frucht hervor im Herbste. Die Einfalt und Unschuld der er〈214〉sten Zeit[5] erstirbt, daß sie wiederkehre in der vollendeten Bildung[5], und der heilige Friede des Paradieses gehet unter, daß, was nur Gabe der Natur[13] war, wiederaufblühe, als errungnes Eigenthum der Menschheit..
[19] Jean Paul, Vorsch. Ästh. II (21813), 543 f.: Jeder Roman[1] muß einen allgemeinen Geist[12] beherbergen, der das historische Ganze ohne Abbruch der freien[5] Bewegung, wie ein Gott[4] die freie[5] Menschheit, heimlich zu Einem Ziele verknüpfe und ziehe [...]; ein bloß geschichtlicher Roman[1] ist nur eine Erzählung. [...] 〈544〉 Derselbe romantische[1] Geist[12] findet nun drei sehr verschiedene Körperschaften zu beseelen vor; daher eine dreifache Eintheilung der Romane[1], nach ihrer Materie nöthig ist..
[20] Jean Paul, Vorsch. Ästh. III (21813), 786 f. (787): Wenn nun alle Klassiker nur durch die Mehrheit glänzender Theile sich über die Gemeinen und doch Tadelfreien erheben: so fragt sich, ob diese Mehrheit in sogenannten sprach-klassischen oder ob in genialen Theilen bestehe. In den letzten durchdringt sich, wie gesagt, von selber Stoff und Form, Seel' und Leib erschaffen sich gegenseitig, aber die ersten würden nur eine negative, ja bloße grammatische Musterhaftigkeit 〈787〉 geben, und so wäre denn, mit Longin zu reden, ein Ion aus Chios klassischer[3] als Sophokles, und Adelungs Geschichte[7] der Menschheit klassischer[3] als die Herdersche, und Goethe hätte vor Merkels Köpfchen den Hut abzunehmen. Kurz das Klassische[3] kann nicht in der Minderzahl der Flecken, sondern in der Mehrzahl der Strahlen bestehen. Auch nach dem vorigen Kunstrichter kann nichts klassisch[3] sein, was höher zu treiben ist [...]; – aber daher ist dann jede noch lebende Sprache[3] nur für die Gegenwart klassisch[3], weil sie Blüten abwirft und nachtreibt. Jede alte[10] todte war auch so lange keine klassische[3], als sie fort- und nachwuchs; nur ihr Tod gab ihr feste Verklärung..
[21] Kant, Gemeinspruch (1793), 267: Es muß in jedem Gemeinen Wesen ein Gehorsam [...], aber zugleich ein Geist[14] der Freiheit[6] sein [...]. Der erstere, ohne den letzteren, ist die veranlassende Ursache aller Geheimen Gesellschaften. Denn es ist ein Naturberuf der Menschheit, sich, vornehmlich in dem, was den Menschen[2] überhaupt angeht, einander mitzutheilen; jene Gesellschaften also würden wegfallen, wenn diese Freiheit[6] begünstigt 〈268〉 wird. – Und wodurch anders können auch der Regierung die Kenntnisse kommen, die ihre eigene wesentliche Absicht befördern, als daß sie den in seinem Ursprung und in seinen Wirkungen so achtungswürdigen Geist[14] der Freiheit[6] sich äußern läßt?.
[22] Knigge, Reise n. Braunschw. (1792), 70: Es haben Herr und Madam Deckelschall aus der Schweiz gebürthig, sich entschlossen, sowohl zum Besten der Menschheit überhaupt, als insbesondere zur Gemächlichkeit derjenigen Eltern, welche auf dem Lande wohnten und folglich nicht Gelegenheit hatten, ihren Kindern zu Hause denjenigen Grad der Bildung zu geben, welchen man jetzt in der feinern Welt fordert, in der Reichsstadt Goßlar am Harze eine Pensions-Anstalt für junge Frauenzimmer zu errichten. Daselbst geben sie für den sehr mäßigen Preis von *** jährlich, ihren Zöglingen Kost, 〈71〉 Wohnung und Unterricht im Französischen und Italienischen, in der Music[1] und allen andern, dem weiblichen Geschlechte nöthigen Wissenschaften[2], Kenntnissen, Künsten[2], Hand-Arbeiten, in feiner Lebensart und der Gabe, die besten classischen[7] Schriftsteller mit Geschmack, Gefühl und Nutzen zu lesen..
[23] Krünitz [Korth], Oecon. Encycl. CXXVI (1819), 700: Am aller schädlichsten, und von der Jugend zu entfernen, sind [...] diejenigen Romane, die der Empfindelei huldigen; denn das Heer von Uebeln, welches sie hervorbringen, ist kaum zu berechnen. Sie erzeugen die romanhafte[2] Denkart, die traurige Schwärmerei, die unsern Körper von seiner physischen Seite verfeinern und verzärteln; denn die durch das Lesen solcher Bücher immer rege erhaltene Phantasie[1/3], die für jeden Eindruck offen, sich am liebsten dem Schwärmerischen und Romantischen[7] hingiebt, verliert zuletzt die Kraft energische Gegenstände, die zum Wohl der Menschheit gereichen, zu behandeln, weil an die Stelle der Kraft, die durch Ueberreiz erzeugte kränkliche Empfindelei tritt, und das Gemüth immer weich, wehmüthig und liebesiech erhält..
[24] Maimon, Lebensgesch. I (1792), 5 f. (6): Es giebt vielleicht kein andres Land außer Polen, wo Religionsfreyheit und Religionshaß so im gleichen Grade anzutreffen wäre. Die Juden[1] genießen da einer völlig freyen[1] Ausübung ihrer Religion[1] und aller übrigen bürgerlichen Freyheiten[6], haben auch sogar ihre eigne Gerichtsbarkeit. Von der andern Seite aber geht der Religionshaß so weit, daß der Nahme Jude[1] zum Abscheu ist, und 〈6〉 die Wirkung dieses zu den Zeiten[3] der Barbarey eingewurzelten Abscheus noch zu meinen Zeiten[3], ohngefähr vor dreyzehn Jahren, dauerte. Dieser anscheinende Widerspruch läßt sich aber sehr gut heben, wenn man bedenkt, daß die in Polen den Juden[1] zugestandene Religions- und bürgerliche Freyheit[6], nicht aus Achtung für die allgemeinen Rechte der Menschheit entspringt, so wie auf der anderen Seite der Religionshaß und Verfolgung keineswegs die Wirkung einer weisen Politik ist, die dasjenige, was der Moralität und dem Wohlstand des Staates schädlich seyn kann, aus dem Wege zu räumen sucht, sondern beyde Folgen der in diesem Lande herrschenden politischen Unwissenheit und Trägheit sind. Da nehmlich die Juden[1] bey allen ihren Mängeln dennoch in diesem Lande beynahe die einzigen brauchbaren Menschen[1] sind, so sahe sich zwar die Polnische Nation[1] gezwungen, zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse ihnen alle mögliche Freyheiten[6] zu bewilligen, doch mußte auch ihre moralische Unwissenheit und Trägheit auf der anderen Seite nothwendig Religionshaß und Verfolgung hervorbringen..
[25] Novalis, Begeist. (*?1790), NS 2, 23: Alles dies [...] gilt nur hauptsächlich von dem Morgenlande[2], dem eigentlichen Vaterlande der Menschheit, Sprache[1], Dichtkunst [...], von woher eigentlich wie vom Urstamme sich alles in die übrigen Erdgegenden und Zonen nur fortgepflanzt hat und eingepfropft worden ist. Das ganze Klima[1] desselben war für die Kindheit des menschlichen Geschlechts und der Künste[2] und Wissenschaften[1] wie seine Gegenden ganz vorzüglich geschickt; die Menschen[1] und Künste[2] erhielten hier die Kraft, die sie in den kältesten Wüsten und Regionen noch immer nach vielen Jahrhunderten erhält und ihnen feste Wurzeln fassen läßt: die schönen[1] Gegenden, die Wärme und Heiterkeit[1/2] des selten bewölkten Himmels bildeten sie, nährten sie, und die Fruchtbarkeit des Bodens ließ ihnen Ruhe, sich allmählich auszubilden und zu reifen; das ihnen in einem weniger milden Boden durch die Einflüsse des Klima[1], stumpfere Organisation[6] und ängstliche Mühe und Suchen nach Lebensunterhalt und nach den notwendigsten Bedürfnissen wäre verwehrt worden..
[26] Novalis, an A. C. Just (26. 12. 1798), NS 4, 272: Wenn ich weniger auf urkundliche Gewißheit, weniger auf den Buchstaben[11], weniger auf die Wahrheit und Umständlichkeit der Geschichte[3] fuße; wenn ich geneigter bin, in mir selbst höhern Einflüssen nachzuspüren [...]; wenn ich in der Geschichte[3] und den Lehren der christlichen Religion[1] die symbolische Vorzeichnung einer allgemeinen, jeder Gestalt fähigen, Weltreligion [...] und wahrhaftig also auch die vollkommenste Offenbarung zu sehen glaube; wenn mir aber eben aus diesem Standpunkt alle Theologien auf mehr oder minder glücklich begriffenen Offenbarungen zu ruhen, alle zusammen jedoch in dem sonderbarsten Parallelism mit der Bildungsgeschichte der Menschheit zu stehn und in einer aufsteigenden Reihe sich friedlich zu ordnen dünken, so werden Sie das vorzüglichste Element meiner Existenz, die Phantasie[3], in der Bildung[1] dieser Religionsansicht, nicht verkennen..
[27] Novalis, Poësie (*1798), NS 2, 533, Nr. 31: Die Poësie[1/4/2] hebt jedes Einzelne durch eine eigenthümliche Verknüpfung mit dem übrigen Ganzen – und wenn die Philosophie durch ihre Gesezgebung die Welt erst zu dem wircksamen Einfluß der Ideen bereitet, so ist gleichsam Poësie[4/2] der Schlüssel der Philosophie, ihr Zweck und ihre Bedeutung; denn die Poësie[4/2] bildet die schöne[2] Gesellschaft – die Weltfamilie – die schöne[2] Haushaltung des Universums. | Wie die Philosophie durch System[1] und Staat, die Kräfte des Individuums mit den Kräften der Menschheit und des Weltalls verstärckt, das Ganze zum Organ[1] des Individuums, und das Individuum zum Organ[1] des Ganzen macht – So die Poësie[4/2], in Ansehung des Lebens. Das Individuum lebt im Ganzen und das Ganze im Individuum. Durch Poësie[4/2] entsteht die höchste Sympathie und Coactivität, die innigste Gemeinschaft des Endlichen und Unendlichen..
[28] Novalis, Europa (*1799), NS 3, 518: Frankreich verficht einen weltlichen Protestantismus. Sollten auch weltliche Jesuiten nun entstehn, und die Geschichte[1] der letzten Jahrhunderte erneuert werden? Soll die Revolution die französische bleiben, wie die Reformation die Lutherische war? Soll der Protestantismus abermals widernatürlicherweise, als revolutionaire Regierung fixirt werden? Sollen Buchstaben[8] Buchstaben[8] Platz machen? Sucht ihr den Keim des Verderbens auch in der alten[6] Einrichtung, dem alten[6] Geiste[12]? und glaubt euch auf eine bessere Einrichtung, einen bessern Geist[12] zu verstehn? O! daß der Geist[1] der Geister[1] euch erfüllte, und ihr abließet von diesem thörichten Bestreben die Geschichte[1] und die Menschheit zu modeln, und eure Richtung ihr zu geben. Ist sie nicht selbständig, nicht eigenmächtig, so gut wie unendlich liebenswerth und weissagend? Sie zu studiren, ihr nachzugehn, von ihr zu lernen, mit ihr gleichen Schritt zu halten, gläubig ihren Verheißungen und Winken zu folgen – daran denkt keiner..
[29] Raimund, Zauberkr. (1837), SW, 488: Ewald. Lassen Sie sich doch belehren. Sie rauben ja der Menschheit[1] ihren Adel[5]. | Simplizius. Ist denn die Menschheit[2] von Adel[1]? den Stammbaum möcht ich sehn..
[30] C. Schelling, an M. Liebeskind (Mrz. 1805), C 2, 406: Ich könnte begreifen, wie man die Dokumente eigner verworrner Begebenheiten [...] der nach uns lebenden Welt als eine die Menschheit überhaupt interressirende Erfahrung hinterlassen kann..
[31] A. W. Schlegel, Geist d. Zeitalt. (1803), Eur. 2, 46 f. (47): Die Philologie ist an sich ein liberales Studium, weil es bloß auf Uebung und Bildung[2] des Geistes[14] im allgemeinen abzweckt, und sich der Gemeinnützigkeit bestimmter Anwendungen entzieht. Man hat sie aber auch in der neueren[5] Epoche diesen unterwürfig machen wollen, 〈47〉 und dadurch auf Abwege geleitet. Die älteren[10] Philologen suchten den Schülern bloß den Buchstaben[11] der alten[10] Autoren zu eröffnen, in der Zuversicht, wenn sie selbigen treufleißig erlernt hätten, würde ihnen der Geist[30] nach dem Maaße ihres Sinnes[5] von selbst aufgehen. Jetzt hat man sie voreilig in diesen einzuweihen gedacht, ohne ihn selbst recht gefaßt zu haben: man hat in Noten viel über die Schönheiten[3] der Dichter gefaselt, man hat die Mythologie nach oberflächlichen Ansichten aus der sogenannten Geschichte[4] der Menschheit, d. h. aus Vergleichungen mit andern Nationen[1] auf gleichen Stufen der Cultur[4] [...], zugestutzt, u. s. w. Was ist dabei herausgekommen? Die grammatische Gründlichkeit ist vernachlässigt, und das Höhere nicht erreicht worden. ➢ Volltext.
[32] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 13: Das ganze Spiel lebendiger Bewegung beruht auf Einstimmung und Gegensatz. Warum sollte sich diese Erscheinung nicht auch in der Geschichte[1] der Menschheit im großen wiederhohlen? Vielleicht wäre mit diesem Gedanken der wahre Schlüssel zur alten[10] und neuen[5] Geschichte[1] der Poesie[11] und der schönen[2] Künste[1] gefunden. Die, welche dieß annahmen, haben für den eigenthümlichen Geist[12] der modernen[1] Kunst[2], im Gegensatz mit der antiken[2] oder classischen[7/5], den Namen romantisch[12/4] erfunden. Allerdings nicht unpassend: das Wort[1] kommt her von romance, der Benennung der Volkssprachen, welche sich durch die Vermischung des Lateinischen mit den Mundarten[1] des Altdeutschen gebildet hatten, gerade wie die neuere[5] Bildung[5] aus den fremdartigen Bestandtheilen der nordischen Stammesart und der Bruchstücke des Alterthums[3] zusammengeschmolzen ist, da hingegen die Bildung[5] der Alten[10] weit mehr aus einem Stücke war. ➢ Volltext.
[33] F. Schlegel, G. Forster (1797), 42: Viele deutsche Schriften handeln von der Sittlichkeit: wenige sind sittlich. Wenige vielleicht in höherm Maaß, wie Forsters; in ihrer Gattung wenigstens, keine. Zwar strengere Begriffe[1] zu haben, ist wohlfeil, wenn es bloß Begriffe[1] sind. Was er wußte, meinte und glaubte, war in Saft und Blut verwandelt. Wie in allen Stücken, so auch in diesem wird man Buchstaben[8] und Namen ohne den Geist[12], in Forsters Schriften vergeblich suchen. Überall zeigt sich in ihnen eine edle und zarte Natur[16], reges Mitgefühl, sanfte und billige Schonung, warme Begeisterung[3] für das Wohl der Menschheit, eine reine Gesinnung, lebhafter Abscheu alles Unrechts. ➢ Volltext.
[34] F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 124, Nr. 404: Zur Philologie muß man gebohren seyn, wie zur Poesie[11] und zur Philosophie. Es giebt keinen Philologen ohne Philologie in der ursprünglichsten Bedeutung des Worts[1], ohne grammatisches Interesse. Philologie ist ein logischer Affekt, das Seitenstück der Philosophie, Enthusiasmus für chemische Erkenntniß: denn die Grammatik ist doch nur der philosophische Theil der universellen Scheidungs- und Verbindungskunst. Durch die kunstmäßige Ausbildung jenes Sinns[5] entsteht die Kritik[3], deren Stoff nur das Klassische[3] und schlechthin Ewige seyn kann, was nie ganz verstanden werden mag: sonst würden die Philologen, an deren meisten man die gewöhnlichsten und sichersten Merkmahle der unwissenschaftlichen Virtuosität wahrnimmt, ihre Geschicklichkeit eben so gern an jedem andern Stoff zeigen als an den Werken des Alterthums[3], für das sie in der Regel weder Interesse noch Sinn[5] haben. Doch ist diese nothwendige Beschränktheit um so weniger zu tadeln oder zu beklagen, da auch hier die künstlerische Vollendung allein zur Wissenschaft[1] führen, und die bloße formelle Philologie einer materialen Alterthumslehre und einer humanen Geschichte[4] der Menschheit nähern muß. ➢ Volltext.
[35] F. Schlegel, Goethe's Meister (1798), 175: Nathalie verbreitet ihre wohlthätigen Wirkungen durch ihr bloßes Daseyn in der Gesellschaft: Therese bildet eine ähnliche Welt um sich her, wie der Oheim. Es sind Beyspiele und Veranlassungen zu der Theorie der Weiblichkeit, die in jener großen Lebenskunstlehre nicht fehlen durfte. Sittliche Geselligkeit und häusliche Thätigkeit, beyde in romantisch[3/7] schöner[1] Gestalt, sind die beyden Urbilder, oder die beyden Hälften eines Urbildes, welche hier für diesen Theil der Menschheit aufgestellt werden. ➢ Volltext.
[36] F. Schlegel, Fragm. Poes. u. Litt. (*1799), KFSA 16, 274, Nr. 252: Poesie[2/11] ist d[er] ursprüngl[iche] Zustand d.[es] Menschen[1] und auch d[er] letzte. Alle oriental[ische][1] φ [Philosophie] nur π [Poesie][11]. Die höchste Moral wird Poesie[11]. Nur durch Poesie[11] kann der Mensch[1] sein Dasein zum Dasein d[er] Menschheit erweitern. Nur in ihr sind Alle Mittel jedes Einen. – Der Witz[4] ist d[ie] Rückkehr zur Poesie[11]. –.
[37] L. Tieck, Zerbino (1799), 248: Und kein Hund läßt sich in dieser Wüste schauen, | Da forscht nun keiner weder früh noch spat | Nach meinem sonst geschäzten guten Rath. | [...] | O Menschheit! Undankbare Race[2]! Wer, sprich frey[13], | Trug doch zuerst zu Deinem Glücke bei?.
[38] L. Tieck, Aufr. Cevenn. (1826), W 4, 56: [E]s war nicht zu viel gefordert, daß er den Stand [sc. Jurist] ergreifen sollte, in welchem ich selber nützlich gewesen war, er ist ehrenvoll und wohltätig für die Menschheit, und verträgt sich mit aller Freiheit[14] und Adel[14] der Gesinnung; [...]..
[39] Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 92: Die Manifestation einer neuen[1] Anschauungsweise, und damit eines neuen[2] Lebens, einer neuen[1/2] Kunst[4] und Poesie[1] ist, wie wir am Beispiel der griechischen[2] und christlichen gesehen, kein momentaner Akt[2], der sich sofort aller geschichtlichen Elemente bemächtigte und die Formen der früheren Anschauungsweise auf einmal zertrümmerte, sondern ein progressiver[2] Akt[2], dem nur allmählich die Überwältigung und Ausscheidung der zuckenden, abgestorbenen Lebensreste gelingt. Es verharrt die Zeit[5] so lange im Verpuppungszustande, bis ihr unter der Decke die Flügel ausgewachsen sind, sie dehnt sich, lockert sich, erwartet den Augenblick – dann kostet es nur einen Sonnenstrahl, vielleicht den ersten nach schwerem Gewitter, und gesprengt ist der alte[1] Leib, und die Psyche der Menschheit atmet wieder die Freiheit[1] ein..
[40] Winkelmann, Gespr. Kunst (1800), 75: In der schönen[2] Gestalt drückt sich die Menschheit selbst als Gattung aus; ist aber die Harmonie aller Vollkommenheiten gestört oder nicht erreicht: so empfinden wir die einzelnen Vorzüge, und es stellt ein Charakter[2] sich dar..
[41] Zschokke, Narr (1822), 349: Der Adel[2] hat die eigentlich fixe Idee, von Geburt aus von besserem Teige zu sein als die übrige Menschheit, und wenn er auch der Gewalt der Revolutionen unterliegen muß: seine fixe Idee bleibt obenauf. Sahst du nicht den ausgewanderten Adel[2] Frankreichs im Elend? Seinen Dünkel verlor er nicht, auch als er seine Schuhe selbst flicken, seine Hemden selbst waschen mußte..
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