[1]
Goethe, Tageb. (*1818), WA III, 6, 251
: 8. [...] Mit John: Ausgrabungen; Classik[7] und Romantik in Italien. Mittag zu drey. Nach Tische Kupferportefeuilles, Hofrath Meyer. Ging um 8 weg. Mit Ottilien. Später kam August vom Hof. | 9. Classisch[8] und Romantisch[14] in Italien. Rath Vulpius von Jena zurück. Mit John Obiges fortgesetzt.
[2]
Börne, Schild. Paris IX (1823), SS 2, 43 f. (44)
: Den Humor[3], diese wilde und launische Demokratie der Gedanken und Empfindungen – das in der Breite, was die Romantik[2/8] in der Höhe und Tiefe ist – kennen die Franzosen so wenig, daß sie ihren eigenen Rabelais nicht begreifen und ihn für einen Satiriker halten. Die Magnetnadel ihrer Empfindung geht haarscharf nach Norden, und sehen sie sie abweichen oder gar oszillieren, erheben sie ein Jammergeschrei, 〈44〉 als nahe der Untergang der Welt heran. Diese literarische Aristokratie, da sie [...] der Entwickelung der bürgerlichen Freiheit[15] hinderlich ist, mußte den Franzosen endlich drückend werden, und manche ihrer jüngern Schriftsteller werfen die Fesseln ab und suchen eine Freistätte im Lande der Romantik[14/2/8]..
[3]
Börne, Brf. Paris II (1832), 105
: Im Collège Henri IV (nach deutschem Ausdrucke ein Gymnasium) werden von den Schülern zwei handschriftliche Journale redigirt, die in den Schulzimmern täglig cirkuliren. Das eine Journal, le lycéen genannt, kämpft unter Racine's Fahne, also für die klassische[8] Literatur; das Andere mit dem Titel le cauchemar, streitet unter der Fahne Victor Hugo's. Die romantische[14] Literatur mit dem Worte[1] cauchemar (das Alpdrücken) zu bezeichnen, ist eine geistreiche Naivität, und die Feinde der Romantik hätten nichts Besseres erfinden können..
[4]
Börne, Brf. Paris V (1834), 134 f. (135)
: Odillon-Barrot, der Advokat des Klägers [sc. Victor Hugo], nahm das Wort. „Die Berühmtheit meines Clienten überhebt mich der Pflicht Sie mit ihm bekannt zu machen. Seine Sendung, die ihm von seinem Talente, seinem Genie[3] angewiesen, war, unsere Literatur zur Wahrheit zurückzuführen; nicht zu jener Wahrheit die nur ein Werk zur Uebereinkunft ist, zu einer gemachten Wahrheit; sondern zu der Wahrheit, die aus der Tiefe unserer Natur[1], unserer Sitten und Gewohnheiten geschöpft wird. Diese Sendung, er hat sie mit Muth übernommen, mit Ausdauer und Talent durchgeführt.“ Nun bitte ich Sie, was das für Menschen sind! Da ist Viktor Hugo, der Fürst der Romantiker[3], der sein Land und Volk[4] vertheidigt; 〈135〉 da ist Odillon-Barrot, der erste Advokat Frankreichs, der ihm beisteht, und beide wissen nicht einmal, worin das Wesen der Romantik, worin ihr gutes Recht besteht. Es besteht nicht in der Wahrheit, wie sie sagen, sondern in der Freiheit[17]..
[5]
C. de la Motte Fouqué, an A. W. Schlegel (1806), KJ, 343
: Ich weiß sehr wohl daß nichts losgerissen dasteht, und daß kein Fortschritt ohne Rückblicke geschehen kann, daß es eine Sehnsucht nach dem Vergangenen wie nach dem Zukünftigen giebt [...]. – Auf der andren Seite, was haben die erkünstelten Verbindungen der Anticke[6] und Romantick, oder wohl gar die Auflösung beider [...] für Carrikaturen erzeugt? ➢ Volltext.
[6]
Heine, Romant. Schule (1836), 72
: [M]an sprach nicht mehr von Romantik oder klassischer[8] Poesie[1], sondern von Goethe und wieder von Goethe. ➢ Volltext.
[7]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. IX (1837), 473 f. (474)
: Nicht das Talent, nicht seine, keineswegs 〈474〉 so gewichtige eigene Bedeutung ist es, was uns so lange bei Eugen S[ue] verweilen läßt; allein er bezeichnet sehr treffend und eigendst die wüste und sinnauflösende Richtung einer romantischen[14] Schule, welche vor einigen Jahren zuerst in Frankreich ihr skeptisches Haupt erhob, einer neuen Göttin, der Gräßlichkeit, glänzende Altäre baute und der mit Blut geschminkten Muse einen neuen Kranz seltener Art wand aus Rosen und Eingeweiden, aus Lilien und zerstückten Gliedern. Die sogenannte Ironie[2] des Schicksals wurde das wiederkäuende Thema eines sich selbst genießenden Ekels; und wenn die untergehende Sonne wie eine geweihte Rose alle die heiligen Ahnungen der Unendlichkeit liebend entduftete, wenn die Sterne in der schweigenden[3] Mitternacht vorübereilten auf ihren tausendjährigen Bahnen und sich stumm, aber verständnißinnig mit den silbernen Augen zuwinkten gleich ewigen Glaubenshelden der Weltenharmonie: – da sah die neue[3] Romantik in allen diesen Wundern der Schöpfung nur ein Fläschchen voll Opiums, dessen Genuß wollüstig die Adern durchrauscht und uns in den lieblichtäuschenden Traum wiegt von Glauben und Liebe, von Hoffnung und Gerechtigkeit..