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romantisch
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Witz
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Witz
Struktur
Semantik
Belege
[1]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. VIII (1837), 470 f.: Romanticismus. Die Bildung[10] dieses Wortes[1] ist ein Fund der neuesten[3] Zeit[5], hervorgerufen durch die poetischen[4] Erzeugnisse der neueren[3] Franzosen, als deren Chorführer Victor Hugo, Balzac, Eugen Sue, Jules Janin etc. zu nennen sind. Schon vor dem Ausbruch der Julirevolution begannen die franz. Dramatiker an den Fesseln den [sic] Klassicität zu rütteln, die seit Racine und Corneille den Gedanken in seinem eigenen Schaffen niedergedrückt hatten. Deutschland und England, die sich längst befreit und die alten[1] Formen zerschlagen hatten, um das Leben der neueren[3] Zeit[5] auch neu[1] bilden zu können in künstlerischer Darstellung, gaben keinen geringen Anstoß. Vornehmlich aber war es Shakespeare, dessen Riesengebilde die Phantasie[1] der jugendlichen franz. Dichter[1] entzündete. Sie wollten ihm nachahmen, raubten ihm aber nur das Bizarre, die äußere Schale, ohne des Kernes habhaft zu werden. Ihre Schöpfungen verloren sich an das Unschöne, worin man das Romantische[4], Kühne, Geniale suchte, und weil die Anhänger der klassischen[8] Schule sich diesem Verfahren widersetzen wollten, gaben sie den jungen Stürmern den Namen der Romantiker[3]. Die Romantik war, wenigstens im Sinn[1] der Deutschen, etwas Fertiges und Abgeschlossenes. Die Schöpfungen der Franzosen ließen sich mit diesen Gebilden des Wundersam-Phantastischen[2] nicht vergleichen, sondern wühlten sich vielmehr ein in alle Abscheulichkeiten der Materie. Statt des Wunderbaren regierte das Laster in frivoler Aufgedecktheit; nicht die Gerechtigkeit des Weltgerichtes siegte, sondern die Laune, der Zufall, der böse, rachsüchtige Gedanke. Was 〈471〉 man daher nicht Romantik nennen konnte, dem gab man den Namen des R[omanticismus]. Der R.[omanticismus] aber ist, obwohl ein Auswuchs der Romantik, dennoch ein nothwendiges Ergebniß aus den Verirrungen des Tages und seiner Geschichte[1]. Er schwärmt durch alle Länder, und wird, ist er zur Besonnenheit gekommen, sich verwandeln in das wahrhaft Moderne[8], das der Romantik gegenüber stehen wird, wie diese der Klassik[5], und ein freigeborenes Kind sein einer schönen[2], freien[5/11] Zeit[5].
[2] Jean Paul, Vorsch. Ästh. I (1804), 65 ff. (67): Es ist einerlei, wie man diesen überirdischen Engel des innern Lebens, diesen Todesengel des Weltlichen im Menschen[1] nennt oder seine Zeichen aufzählt: genug, wenn man ihn nur – nicht in seinen Verkleidungen verkennt. Bald zeigt er sich den in Schuld und Leib tief eingehüllten Menschen[1] als ein Wesen, vor 〈66〉 dessen Gegenwart, nicht vor dessen Wirkung wir uns entsetzen [...]; wir nennen das Gefühl Geisterfurcht, und das Volk[5] sagt [...], um das Unendliche auszudrücken, bloß: es. Bald zeigt sich der Geist[1] als den Unendlichen, und der Mensch[1] betet. Wär' er nicht, wir wären mit den Gärten der Erde zufrieden; aber er zeigt uns in tiefen Himmeln die rechten Paradiese. – Er zieht die Abendröthe vom romantischen[8/11] Reiche weg, und wir blicken in die schimmernden Mond-Länder voll Nachtblumen, Nachtigallen, Funken, Feen und Spiele hinein. | Er gab zuerst Religion[3] – Todesfurcht – griechisches[2] Schicksal – Aberglauben – und Prophezeiung [...] – und den Durst der Liebe – 〈67〉 den Glauben an einen Teufel – die Romantik, diese verkörperte Geisterwelt, so wie die griechische[2] Mythologie, diese vergötterte Körperwelt.
[3] Laube, Jg. Eur. I.2 (1833), 163 f. (164).
[4] Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 19.
[2] Jean Paul, Vorsch. Ästh. I (1804), 65 ff. (67): Es ist einerlei, wie man diesen überirdischen Engel des innern Lebens, diesen Todesengel des Weltlichen im Menschen[1] nennt oder seine Zeichen aufzählt: genug, wenn man ihn nur – nicht in seinen Verkleidungen verkennt. Bald zeigt er sich den in Schuld und Leib tief eingehüllten Menschen[1] als ein Wesen, vor 〈66〉 dessen Gegenwart, nicht vor dessen Wirkung wir uns entsetzen [...]; wir nennen das Gefühl Geisterfurcht, und das Volk[5] sagt [...], um das Unendliche auszudrücken, bloß: es. Bald zeigt sich der Geist[1] als den Unendlichen, und der Mensch[1] betet. Wär' er nicht, wir wären mit den Gärten der Erde zufrieden; aber er zeigt uns in tiefen Himmeln die rechten Paradiese. – Er zieht die Abendröthe vom romantischen[8/11] Reiche weg, und wir blicken in die schimmernden Mond-Länder voll Nachtblumen, Nachtigallen, Funken, Feen und Spiele hinein. | Er gab zuerst Religion[3] – Todesfurcht – griechisches[2] Schicksal – Aberglauben – und Prophezeiung [...] – und den Durst der Liebe – 〈67〉 den Glauben an einen Teufel – die Romantik, diese verkörperte Geisterwelt, so wie die griechische[2] Mythologie, diese vergötterte Körperwelt.
[3] Laube, Jg. Eur. I.2 (1833), 163 f. (164).
[4] Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 19.
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