[1]
C. Böhmer, an Ch. Michaelis (27. 12. 1787), C 1, 168
: Durchaus ist nichts so schrecklich, nichts so angenehm, als es unsre Einbildungskraft empfindet.
[2]
Fichte, Urth. d. Publ. (1793), 254
: Ein großes Heer unserer Bedürfnisse sind bloß und einzig Bedürfnisse der Einbildungskraft; wir bedürfen ihrer bloß darum, weil wir ihrer zu bedürfen glauben: sie verschaffen uns keinen Genuß, wenn wir sie haben; ihr Bedürfniß macht sich bloß durch die unangenehme Empfindung kund, wenn wir sie entbehren.
[3]
W. v. Humboldt, Vorr. Gasart. (1799), V f. (VI)
: Der erste Theil [...], welcher die Grundzüge zu einer unterirdis[c]hen Meteorologie enthält, deckt einen bisher noch fast ganz unbekannten Theil der Natur[2] auf, führt in eine gleichsam neue[1], unterirdische 〈VI〉 Schöpfung, überrascht durch anziehende Vergleichungen in der obern und untern Atmosphäre, und gewährt nicht bloß dem Nachdenken und der wissenschaftlichen Neugierde, sondern selbst der Einbildungskraft reichliche Nahrung.
[4]
Krünitz, Oecon. Encycl. XXXI (1784), 117
: Was den Character[1] der Italiäner überhaupt betrifft, so ist die Grundlage desselben: die leichte Entzündbarkeit und große Lebhaftigkeit ihrer Einbildungs-Kraft; eine natürliche[4] Folge ihres milden Klima[1] welches nur in einigen Gegenden einen strengen Winter verstattet, in allen aber den herrlichsten Frühling und einen heißen Sommer gewährt. Mit denselben verbindet sich Lebensart, Erziehung, Religion[1], die Phantasie[1] immer wirksamer zu machen; und wenn diese einmahl erweckt ist, so verbreitet sie wieder einen Rückstrahl in eben die Fächer, von denen sie ausgegangen ist, und gibt jenen Sitten und jener Religion[1] ihre ganz individuelle Bildung[10]. Die katholische Religion[1] z. B. beschäftiget überall die Einbildungskraft mehr, als andere kirchliche Systeme und Verfassungen. Ist nun der Katholicismus in Italien seiner Quelle am nächsten, und wird er daselbst am eifrigsten gehäget, so kann er allerdings für eine mitwirkende Ursache der Reitzbarkeit der italiänischen Phantasie[1] angesehen werden.
[5]
Ritter, Galvanism. (1798), X
: Wenn es [...] nichts hilft, Hypothesen auf Hypothesen zu häuffen, wenn ächte Wißbegierde durch kein Etwa, kein Vielleicht, kein Es wäre möglich, Es könnte seyn, befriedigt werden kann, so werden wir uns bloß an die Erfahrung halten dürfen [...]. Bloß an ihrer Hand werden wir glücklich gehen; verlassen wir sie aber, überlassen uns den Flügeln unsrer Einbildungskraft, so mögen wir zwar angenehm träumen, aber desto unangenehmer erwachen.
[6]
G. Forster, Reise u. d. Welt I (1778), X
: Zween Ungenannte haben schon etwas von unsrer Reise geschrieben; allein in diesem erleuchteten Jahrhundert glaubt man keine Mährchen mehr, die nach der romantischen[4] Einbildungskraft unsrer Vorfahren schmecken. Die Begebenheiten unsrer Reise sind so mannigfaltig[1] und wichtig, daß sie keines erdichteten Zusatzes bedürfen..
[7]
G. Forster, Reise u. d. Welt I (1778), 332
: Bey dieser einsam gelegenen und von der Natur[2] so reichlich gesegneten Gegend, wo wir ohne andre Gesellschaft als unsre beyden Indianer im Grase ruheten, fielen uns mit Recht die Beschreibungen der Dichter von bezauberten Inseln ein, die, als das Werk einer unbeschränkten Einbildungskraft, gemeiniglich mit allen möglichen Schönheiten[3] geschmückt zu seyn pflegen. Würklich hatte dieser Fleck viel Aehnlichkeit mit dergleichen romantischen[7] Schilderungen..
[8]
Grosse, Genius I (1791), 134
: Um mich ganz wieder zu heilen, ließ man mich periodisch allein. Die durch Gesellschaft beschäftigte Einbildungskraft überließ den kalten Schlüssen der Vernunft[2] dann die Sprache[12]..
[9]
Herder, Gesch. d. Menschh. II (1785), 150 f. (151)
: Wo irgend Bewegung in der Natur[4] ist, wo eine Sache zu leben scheint und sich verändert, ohne daß das Auge die Gesetze der Veränderung wahrnimmt: da höret das Ohr[3] Stimmen[3] und Rede, die ihm das Räthsel des Gesehenen durchs Nichtge〈151〉sehene erklären: die Einbildungskraft wird gespannt und auf ihre Weise d. i. durch Einbildungen befriedigt. Ueberhaupt ist das Ohr[3] der furchtsamste, der scheueste aller Sinne[4]; es empfindet lebhaft, aber nur dunkel: es kann nicht zusammenhalten, nicht bis zur Klarheit vergleichen: denn seine Gegenstände gehn im betäubenden Strom vorüber. Bestimmt, die Seele zu wecken, kann es, ohne Beihülfe der andern Sinne[4] insonderheit des Auges, sie selten bis zur deutlichen Gnugthuung belehren..
[10]
Hirschfeld, Gartenkunst I (1779), 193
: In romantischen[3/4] Gegenden sind Felsen von einer vorzüglichen Wirkung, und diese hängt von ihrer Lage und ihren Gestalten ab. Je abwechselnder, kühner, verwickelter, seltsamer und abentheuerlicher[3] ihre Gestalten und ihre Zusammensetzungen sind, je auffallender sie gegen die benachbarten Theile abstechen, desto treffender sind sie zu jener Wirkung. Selbst Formen, die sonst bey einer Anhöhe, bey einem Hügel beleidigen, die gegen allen Begriff[1] von Schönheit[6] anspringen, sind für die Bewirkung des Romantischen[3/4] von der glücklichsten Kraft. Das Gespitzte, Abspringende, Höckerige, Verzogene, Verkettete in der Bildung[10] der Felsen; alles, was von der Regelmäßigkeit der Linien, von der gewöhnlichen Beschaffenheit der Formen abweicht; alles, was die Einbildungskraft aus ihrer alltäglichen Sphäre heraus in eine Reihe neuer[1] Bilder versetzt, sie in die Feenwelt, in die Zeiten[14] der seltsamsten Bezauberung hinüberschweifen läßt, – das ist hier an seinem Platze. ⦿ ➢ Volltext.
[11]
Hirschfeld, Gartenkunst I (1779), 214
: Das Romantische[3/4] oder Bezaubernde in der Landschaft entspringt aus dem Außerordentlichen und Seltsamen der Formen, der Gegenstellungen und der Verbindungen. Man findet es am meisten in gebirgigen und felsigen Gegenden, in versperrten Wildnissen, wohin die geschäftige Hand des Menschen noch nicht gedrungen ist. Zur Bildung[3] dieses Charakters[4] tragen Felsen, [...] nicht weniger Wasserfälle, vorzüglich bey. Aber außer dem, was hier die Form bewirkt, wird auch durch starke und auffallende Entgegenstellungen und kühne überraschende Zusammensetzungen das Romantische[3/4] erzeugt. Die Aussichten sind, weil die Einbildungskraft sich mit nahen Gegenständen beschäftigen soll, hier mehrentheils verschlossen; sie breiten sich selten vorwärts aus, sondern erheben sich öfter aus der Tiefe in die Höhe, oder senken sich von der Höhe in die Tiefe herab. Wo die rauhe finstre Wildniß sich mit einem kleinen stillen Thale voll glänzender Blumen paart, wo ein Waldstrom am Felsen durch blühende Gesträuche herabschäumt, und das blinkende Wasser zwischen den grünen Blättern umherirrt, wo kahle weiße Felsspitzen mitten über die Oberfläche einer schönen Waldung hervorragen – da ist ein Anfang von diesem Charakter[4]. | Die Natur[2] scheint ihn in einer glücklichen Laune mehr hinzuwerfen, als sorgfältig auszubilden; es sind kühne, seltsame, abspringende Nebenzüge, die sich ihre Hand in der Malerey[6] der Landschaft entwischen läßt. Die Wirkungen des Romantischen[3/4] sind Verwunderung, Ueberraschung, angenehmes Staunen und Versinken in sich selbst. ⦿ ➢ Volltext.
[12]
Hirschfeld, Gartenkunst IV (1782), 112
: Die Gebäude in romantischen[3/2/4] Gegenden oder Gärten heischen die meiste Ueberlegung und Vorsichtigkeit. Ein feines Lusthaus, ein zierlicher Tempel sind für diesen Charakter[4] gar nicht anpassend, so gewöhnlich man sie auch sieht. In Revieren mit Felsen und Klüften sind Höhlen oder Grotten [...] sehr zustimmende Werke. Allein man kann ihnen noch einen Anstrich des Wunderbaren mehr geben, indem man sie Zauberern, Hexen, Riesen, Gespenstern, Feen und andern Geschöpfen der Phantasie[1] widmet, abentheuerliche[3] Begebenheiten von ihnen verbreitet und in Inschriften erzählt. Die Sage des Volks[5] geht hier als Beyspiel voran; sie bewahrt noch in so vielen Ländern die Annalen des Aberglaubens. [...] Die Einbildungskraft, die schon durch den Eindruck der Gegend empört ist, schweift gern in schwärmerischen Bildern zügellos umher, entflammt sich aus der Erinnerung von hundert Märchen, die einst die Amme oder der Küster erzählte, verjüngt alte[1] Erscheinungen, wandelt und bildet neue[1] Gestalten, und leihet den Scenen einen Schauer, den die Natur[2] und die Vernunft[3] nicht kennen, und den gleichwohl jene zu veranlassen, und diese nicht zu verwerfen scheint. Außer den Inschriften können die Zauberhöhlen mit phantastischen[1] Bildern ausgeziert werden; das Ausschweifende und Abentheuerliche[3], das an jedem andern Orte verwerflich wäre, kann hier wahres Eigenthum werden. ➢ Volltext.
[13]
A. v. Humboldt, Basalte Rhein (1790), 106
: Der Abt Soulavie [...] beschreibt [...] einen angle rentrant de Basaltes, dessen Säulen 150 Fuss! hoch sind. Sie stehen alle in einem halben Zirkel, sind oben mit Bäumen bekränzt, und am Fusse von frischem Wasser bespület. Wir wollen wünschen, dass die Einbildungskraft bei dieser Be〈107〉schreibung nicht eben so gewürkt habe, als bei den Abbildungen der Coupe au Colet d'Aisa, welche den grossen Bergmann irre machte..
[14]
A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 136
: Da die Ureinwohner fast alle zur Classe[2] der Bauren und des niedrigen Volks[5] gehören, so ist es nicht leicht, über ihre Anlagen für Künste[6] der Lebensverschönerung zu urtheilen. Indessen kenn ich keine Menschenraçe, welche ärmer an Einbildungskraft zu seyn schiene. Gelangt ein Indianer auf einen gewissen Grad von Cultur[4], so zeigt er eine große Leichtigkeit zu lernen, viel richtigen Verstand[4], natürliche[2] Logik, und eine besondre Neigung zu subtilisieren, oder die feinsten Verschiedenheiten zwischen mehreren zu vergleichenden Gegenständen aufzufassen. Dabei räsonnirt er kalt, aber mit Ordnung, ohne jedoch jene Beweglichkeit der Einbildungskraft, jenes Colorit der Empfindung, jene Kunst[6] zu schaffen und hervorzubringen zu zeigen, welche die Völker[1] des südlichen Europa's und mehrere africanische Neger-Stämme characterisirt. Ich spreche diese Meinung indeß mit Vorbehalt aus; indem man äußerst vorsichtig im Urtheil über das seyn seyn soll, was man moralische oder intellectuelle Anlagen der Völker[1] zu nennen wagt, von denen wir durch so manche Scheidewand der Verschiedenheit der Sprachen[3], der Gewohnheiten und Sitten getrennt sind..
[15]
A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 137 f. (138)
: Indeß haben sich verschiedene indianische Kinder, welche in den Collegien der Hauptstadt erzogen wurden, oder ihren Unterricht in der, von dem König gestifteten, Maler-Academie erhalten hatten, ausgezeichnet; aber dieß ist mehr 〈138〉 durch Fleiß, als durch Genie[3] geschehen. Ohne den gebahnten Weg zu verlassen, zeigen sie viele Geschicklichkeit in Betreibung der Künste[1] der Einbildungskraft; aber sie verrathen eine noch weit größere in bloß mechanischen Künsten[1]..
[16]
Kant, Crit. rein. Vern. (
21787), 598
: Ganz anders verhält es sich mit denen Geschöpfen der Einbildungskraft, darüber sich niemand erklären und einen verständlichen Begriff[1] geben kann, gleichsam Monogrammen, [...] welche mehr eine im Mittel verschiedener Erfahrungen gleichsam schwebende[5] Zeichnung, als ein bestimmtes Bild ausmachen, dergleichen Maler und Physiognomen in ihrem Kopfe zu haben vorgeben, und die ein nicht mitzutheilendes Schattenbild ihrer Producte oder auch Beurtheilungen seyn sollen..
[17]
Kellner, Töne (1787), 1185
: Ein Ton[1] ist die zitternde Bewegung der Luft, die, von Körpern gewürkt, in den Organen[2] des Gehörs eine Veränderung hervorbringt. Die Töne[1] sind entweder articulirte, die von Menschen[1] hervorgebracht werden, um Andern ihre Gedanken mitzutheilen, (Gedankenzeichen) oder unarticulirte, die durch eine Würkung auf jede Art von Körper hervorgebracht werden, und keine bestimmte Gedankenzeichen sind. Die Tonkunst hat nur unarticulirte Töne[1] zum Hauptgegenstand und wesentlichem Bestandtheil. Da nun diese unarticulirten Töne[1] sowohl durch die menschliche Stimme[1] als durch Würkungen auf Körper erweckt werden, letztere aber bey weitem nicht alle Gegenstände der Tonkunst sind: so müssen wir einen allgemeinen Maaßstab annehmen, nachdem wir alle Töne[1] prüfen, ob sie musikalische[1] sind oder nicht. Dieser Maaßstab ist nach vielen Erfahrungen und Beobachtun〈1186〉gen die menschliche Stimme[1], die uns auch sogar lehrt, welchen Grad der Anmuth jeder Ton[1] hat, wenn nicht lebhafte berichtigte Einbildungskraft und das feine tiefblickende Gefühl des Meisters in dieser Sache unsre Führer wären. Doch hat sie uns auf jenen unbezweifelt wahren Satz geleitet: daß die Töne[1], welche die menschliche Stimme[1] ungezwungen nachahmt, die schönsten[1]; die aber, welche in aller Beziehung weit außer ihrem Gebiete liegen, viel weniger schön[1] und angenehm sind, und jenen immer den Vorzug einräumen müssen..
[18]
Krünitz, Oecon. Encycl. XII (1777;
21786), 177
: Fantasie[19], aus dem Franz. Fantaisie, und Ital. Fantasia, nennet man, in der Mahlerey[1], ein Gemählde, welches nicht nach der Natur[2] oder nach den strengen Regeln der Kunst[8] gemahlt ist. Fantasien[19] mahlen, aus dem Kopf mahlen, ohne in der Natur[2] ein Modell vor sich zu haben. Mehrentheils bedeutet dieses so viel, als Grotesken mahlen. Daher fantasieren, in den Künsten[2], nach seiner Einbildungskraft arbeiten, ohne sich an die strengen Regeln der Kunst[8] zu binden..
[19]
Krünitz, Oecon. Encycl. XIV (1778;
21786), 749 f. (750)
: Französinn, eine Person weibliches Geschlechtes[1], welche aus Frankreich gebürtig ist. | Im engern Verstande[7] führen diejenigen Frauens-Personen französischer Nation[6] diesen Nahmen, (auch die Benennung Mademoiselle oder Mamsell, welche vermögende Leute zum Unterrichte ihrer Kinder in der französischen Sprache[17], oder auch in allerley Frauenzimmer-Wissenschaften, und zu deren Erziehung in den Sitten und Thorheiten der französischen Nation[1], in ihren Häusern zu halten pflegen. | [...] Diese Art des Privatunterrichts durch Französinnen, welchen beydes Geschlecht[2] in der Jugend, das weibliche Ge〈750〉schlecht[2] aber bis in den Eintritt in die große Welt genießt, ist [...] sehr gemein geworden. [...] Sie wollen der Jugend die Zeit[6] angenehm hinbringen, daher erzählen sie Fabeln, Liebes- Hexen- Gespenster- und Diebs-Histörchen: hierdurch verderben sie die so nöthige Einbildungskraft, und entwöhnen die Ernsthaftigkeit, daß ein rechtschaffener Informator genug zu thun hat, diese einfältige Bilder der Jugend nach und nach aus dem Kopfe zu bringen; ja viele schleppen sich auch damit die ganze Lebenszeit..
[20]
Krünitz, Oecon. Encycl. XVI (1779;
21787), 199
: Bewege durch den Garten stark die Einbildungskraft und die Empfindung, stärker, als eine bloß natürlich[1] schöne[1] Gegend bewegen kann. Rufe daher natürliche[1] Schönheit[1] der Landschaft herbey: rufe aber auch die Kunst[13], damit sie jene durch ihre Mitwirkung mehr erhöhe..
[21]
Krünitz, Oecon. Encycl. XVI (1779;
21787), 563
: Die Einbildungskraft und der Witz[2] sind die Aeltern, von welchen das Gedächtniß erzeuget worden. Es fasset dasselbe zwey Stücke in sich: 1) das Vermögen der Seele, gehabte Vorstellungen wieder hervorzubringen; dieses aber haben wir unserer Einbildungskraft zu danken; 2) das Vermögen der Seele, die wieder hervorgebrachten Vorstellungen wieder zu erkennen, oder zu wissen, daß es solche seyn, die schon einmahl in der Seele gegenwärtig gewesen; und dieses ist eine Wirkung des Witzes[2]..
[22]
Krünitz, Oecon. Encycl. XXXI (1784), 481
: Die Juden[1] fangen nun selbst nach gerade an, ihre eigene Religion[1] zu verachten, und den talmudischen Unsinn, als abergläubige Volkmährchen, und als närrische Träumereyen [...] zu verspotten. Ihre Ceremonien scheinen ihnen nun selbst ein drückendes Joch ohne Sinn[2], Zweck und Menschenverstand zu seyn, und die schwere Befolgung der Verbindlichkeiten ihres Gesetzes sind ihnen unerträgliche Forderungen einer überspannten asiatischen Einbildungskraft, ohne Absicht zur Erlangung irgend einer Vollkommenheit, oder eines sichtbaren Genusses von Wohlfahrt und Glück..
[23]
Krünitz, Oecon. Encycl. XL (1787), 447
: Die Bewohner der heißen Erdstriche [...] sind von hitzigem Temperament, haben eine braune oder gar schwarze Farbe des Gesichtes und des Leibes, eine lebhafte feurige Einbildungs-Kraft, und sind zu heftigen Affecten geneigt. Die Bewohner der gemäßigten Klimaten[2] sind weiß von Farbe, haben ein gemäßigteres Temperament, und sind in ihren Handlungen[1] bedächtlicher, und in ihrem Character[2] fester. Die Einwohner der kalten Klimaten[2], sind von trägem Temperament, klein von Statur, blaß von Angesicht, und haben ein geringes Maß von Verstandes-Kräften. Ob nun wohl das Klima[1] die einzige Ursache dieser Verschiedenheit nicht ist, (denn die Nahrungs-Mittel, 〈448〉 die Cultur[7] und andere äussere Umstände, tragen ebenfalls das ihrige bey,) so ist es doch gewiß die vornehmste..
[24]
Krünitz, Oecon. Encycl. LXXII (1797;
21805), 22 f. (23)
: Wenn die tägliche Er〈23〉fahrung beweiset, daß die Einbildungs-Kraft der Mutter einen augenscheinlich sichtbaren Einfluß auf die Leibesfrucht hat, die Einbildungs-Kraft aber offenbar eine Seelen-Kraft ist, so muß die Seele bey der Bildung[3] der Leibesfrucht die Haupt-Rolle spielen. Nun zeigen aber die Mutter-Mähler deutlich, daß die Einbildungs-Kraft körperliche Theile gänzlich verunstaltet, ja gar vernichtet; folglich muß die Seele auf die Bildung[3] der Frucht den größten Einfluß haben, und den Bau besorgen..
[25]
Krünitz [Korth], Oecon. Encycl. CLIX (1833), 632
: Daher haben auch weise Gesetzgeber [...] verordnet, daß bei Eingehung eines Eheversprechens ganz besonders auf den ungezwungenen Willen von beiden Theilen gesehen werden soll, und daß selbst die kindliche Ehrfurcht, welche die erwachsene Jugend den Urhebern ihrer Tage schuldig ist, doch nicht die Verpflichtung den Kindern auferlegt, gegen ihren Willen und Neigung, bloß nach dem Gebote der Eltern, ein Eheverlöbniß einzugehen; besonders trifft dieses die weibliche Jugend, welche wegen der Romantik[7] ihrer Einbildungskraft und der daraus fließenden Schlüpfrigkeit ihres Verstandes[1] und Willens, von den Gesetzen, bei allen einzugehenden Geschäften in bürgerlichen Handlungen, vorzüglich in Schutz genommen zu werden verdient..
[26]
Mereau, Amd. u. Ed. II (1803), 176
: Romantischer[3] als die Gegend, worin diese Einsiedelei liegt, vermag die fruchtbarste Einbildungskraft sich nichts zu denken. Hohe, steile Felsenwände, die von der Allmacht eines Gottes[4] aus einander zerrissen zu sein scheinen, um〈177〉schließen ein enges, tiefes Thal, das aber nichts Furchtbares, nichts Beängstigendes hat, weil es, nach beiden Seiten hin, freundlich geöffnet, sich in einem fernen, lachenden Grund zu endigen scheint..
[27]
C. Michaelis, an L. Gotter (E. Okt. 1781), C 1, 56
: Schade daß Göthe [...] so sonderbare Gegenstände wählt; und doch kan ich weder seinen Werther, noch Stella, noch die Geschwister unnatürlich nennen, es ist so romanhaft[1], und liegt doch auch so ganz in der Natur[21], wenn man sich nur mit ein bischen Einbildungskraft hineinphantasirt..
[28]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (
!1801–02), KAV 1, 243 f.
: [S]o untrennbar wie in einem ächten Kunstwerke[2] das, was man das poetische[2], und was man das künstliche nennen kann, sind, so untrennbar ist auch der wahre Geschmack vom wahren Genie[2]. Dieses ist eben die innigste Vereinigung der bewußtlosen und der selbstbewußten Thätigkeit im menschlichen Geiste[19], des Instinktes und der Absicht, der Freyheit[10] und der Nothwendigkeit. Deswegen, weil in ihm die ursprüngliche Entzweyung sich aufhebt, worin der Mensch[1] als ein endliches Wesen sich endlos befangen sieht, erscheint es uns auch als etwas übermenschliches, als eine göttliche Kraft, und seine Mittheilungen als wahre Offenbarungen. Darum ist auch zum Genie[2] große Eminenz der auf Erkenntniß[1] gerichteten Geisteskräfte, Einbildungskraft und Verstand[1], die Kant als seine Bestandtheile angiebt, nicht hinreichend, sondern es umfaßt den ganzen innern Menschen[6], und kann in nichts geringerem bestehen, als in der Energie und innigsten Eintracht dessen was sowohl in der Sinnlichkeit 〈244〉 als in der Geistigkeit des Menschen[1] das selbständige und unbeschränkte Vermögen ist, also der Fantasie[2] (die man in diesem Sinne[1] noch von der Einbildungskraft unterscheiden kann) und der Vernunft[1]..
[29]
Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 291
: Die Einbildungskraft ist eine der vorzüglichsten Eigenschaften der Seele, deren Mangel den Menschen[1] noch unter die Thiere[1] erniedrigen würde; weil er alsdenn, als eine blosse Maschine, nur durch gegenwärtige Eindrüke und allemal nach Maaßgebung ihrer Stärke würd in Würksamkeit gesetzt werden..
[30]
Vulpius, Rinald. III (1799), 227 f. (228)
: Dieser Mann nahm sich die Mühe, den wißbegierigen Jüngling zu unterrichten. Er war sein Lehrer im Lesen und Schreiben, erzählte ihm viel und gab ihm Bücher zu lesen, die der junge Rinaldo in der Einsamkeit verschlang. Diese waren, eine Uebersetzung der Lebensbeschreibungen des Plutarch, ein Livius, ein Curtius, Ritterbü〈228〉cher, und Geschichtschreiber Italiens. Alles, was Rinaldo in diesen Büchern las, waren Thaten, die seiner Einbildungskraft
einen romantischen[7] Heldenschwung gaben, der den sichtbarsten Einfluß auf seine Vorstellungen, Entschlüsse und Handlungen[1] hatte..
[31]
Waiblinger, Brit. in Rom (1829–30), WuB 2, 493
: [V]or Allem war es seine Einbildungskraft, die mit einem Schwarm romantischer[7] Bilder und Hirngespinste jeden Skrupel unterdrückte, den der kältere Verstand[1] in den Weg legen wollte..