[1]
Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 466 f. (467)
: Den Grund für die allgemeine Gruppirung der vielfachen nationalen und individuellen lyrischen Produkte haben wir [...] aus den durchgreifenden Formen zu entnehmen, zu denen sich das künstlerische Hervorbringen überhaupt entfaltet, und welche wir als die symbolische, klassische[3] und romantische[9] Kunst[2] haben kennen lernen. Als Haupteintheilung müssen 〈467〉 wir [...] dem Stufengange folgen, der uns von der orientalischen zu der Lyrik der Griechen und Römer, und von dieser zu den slavischen, romanischen[2] und germanischen Völkern[1] herüberführt. ➢ Volltext.
[2]
Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 473 f. (474)
: Dieses Herüberneigen [der Epik] zur lyrischen Auffassung findet seinen wesentlichen Grund darin, daß sich das gesammte Leben dieser Nationen[1] aus dem Princip der Subjektivität entwickelt [...] und sich dieser subjektiven Vertiefung in sich mehr und mehr bewußt wird. Am ungetrübtesten und vollständigsten bleibt dieß Princip bei den 〈474〉 germanischen Stämmen wirksam, während sich die slawischen umgekehrt aus der orientalischen Versenkung in das Substantielle und Allgemeine erst herauszuringen haben. In der Mitte stehn die romanischen[2] Völker[1], welche in den eroberten Provinzen des römischen Reichs nicht nur die Reste römischer Kenntnisse und Bildung[5] überhaupt, sondern nach allen Seiten hin ausgearbeitete Zustände und Verhältnisse vor sich finden, und, indem sie sich damit verschmelzen, einen Theil ihrer ursprünglichen Natur[1] dahingeben müssen. ➢ Volltext.
[3]
F. Schlegel, Bgrf. Rep. (1796), 28 f.
: Die Oligarchie [...] – der orien〈29〉talische Kastendespotismus, das europäische Feudalsystem – ist der Humanität ungleich gefährlicher: denn eben die Schwerfälligkeit des künstlichen Mechanismus, welche ihre physische Schädlichkeit lähmt, giebt ihr eine kolossale Solidität..
[4]
F. Schlegel, Stud. Grch. Poes. (*1795; 1797), 32 ff. (34)
: Schon in den frühesten Zeitaltern der Europäischen Bildung[5] finden sich unverkennbare Spuren des künstlichen Ursprungs der 〈33〉 modernen[1] Poesie[11]. Die Kraft, der Stoff war zwar durch Natur[13] gegeben: das lenkende Prinzip der aesthetischen Bildung[2] war aber nicht der Trieb, sondern gewisse dirigirende Begriffe[1] [...]. Selbst der individuelle Charakter[1] dieser Begriffe[1] war durch Umstände veranlaßt, und durch die äußre Lage nothwendig bestimmt. Daß aber der Mensch[1] nach diesen Begriffen[1] sich selbst bestimmte, den gegebnen Stoff ordnete, und die Richtung seiner Kraft determi〈34〉nierte; das war ein freyer[10] Aktus des Gemüths. Dieser Aktus ist aber eben der ursprüngliche Quell, der erste bestimmende Anstoß der künstlichen Bildung[2], welcher also mit vollem Recht der Freyheit[10] zugeschrieben wird. Die Phantasterey der Romantischen[12] Poesie[11], hat nicht etwa wie Orientalischer Bombast eine abweichende Naturanlage zum Grunde. Es sind vielmehr abenteuerliche[3] Begriffe[1], durch welche eine an sich glückliche, dem Schönen[2] nicht ungünstige Phantasie[1] eine verkehrte Richtung genommen hatte. Sie stand also unter der Herrschaft von Begriffen[1]; und so dürftig und dunkel diese auch seyn mochten, so war doch der Verstand[2] das lenkende Prinzip der aesthetischen Bildung[2]..
[5]
F. Schlegel, Fragm. Poes. u. Litt. (*1799), KFSA 16, 274, Nr. 252
: Poesie[2/11] ist d[er] ursprüngl[iche] Zustand d.[es] Menschen[1] und auch d[er] letzte. Alle oriental[ische] φ [Philosophie] nur π [Poesie][11]. Die höchste Moral wird Poesie[11]. Nur durch Poesie[11] kann der Mensch[1] sein Dasein zum Dasein d[er] Menschheit[2] erweitern. Nur in ihr sind Alle Mittel jedes Einen. – Der Witz[4] ist d[ie] Rückkehr zur Poesie[11]. –.
[6]
F. Schlegel, Fragm. Poes. u. Litt. (*1801), KFSA 16, 322, Nr. 810
: Der Charakter[1] d[er] oriental.[ischen] Sprache[n][3] viell.[eicht] das Auseinandertreten der Pole. Daher Diphtonge [sic] und Di[phtong-]Consonanten (Analogie des Deutschen) dahingegen d[as] Griech[ische][5] auf ein Mit〈322〉telmaaß geht. [...] Zwischen dies[em] und d[em] Deutsch[en] oder d[em] Eleg.[ischen] die Prosa[1] in drei Epochen 1) Classisch[5] ohne Farbe 2) auf Vokale und Conson.[anten] berechnet, rom[antisch][1] pict[oresk2] und μους [musikalisch7] 3) Synthesis von beiden, groß romantisch[1/10]..
[7]
F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 478
: Die Sage von Troja und die homerischen Gesänge sind durchaus romantisch[7]; so auch alles, was in indischen, persischen und andern alten[9] orientalischen oder europäischen Gedichten wahrhaft poetisch[1] ist. ➢ Volltext.