[1]
Brockhaus, Conv.-Lex. III (1809), 341
: Als sich Otto [...] mit der Tochter eines Polnischen Herzogs vermählen wollte, gab ihm Philipp Statt des versprochnen Empfehlungsschreibens einen Brief[1] mit, worin der Herzog vor ihm, als vor einem Unruhestifter, gewarnt und gebeten wurde, ihn, seiner eignen Sicherheit wegen, zu verhaften. Otto ahnete Betrug, erbrach den Brief[1], und eilte, voll Zorn und Rache (1208), nach Bamberg, wo Philipp damahls Hof hielt. Er stürzte (d. 21. Juni) mit bloßem Schwert in sein Gemach, verwundete ihn tödtlich am Kopfe, so daß er bald den Geist aufgab; und er entkam in der ersten Bestürzung 〈342〉 der Hofleute glücklich aus dem Schlosse.
[2]
Eichendorff, Dicht. u. Ges. (1834), 102 f. (103)
: Ganz interessant[1], meinte die Fürstin, die Exposition ist roman〈102〉tisch[5], die Motive lassen sich ahnen, ich bin nur auf den letzten Act[3] begierig.
[3]
Grosse, Genius II (1792), 18
: Man sah ihn wol etwas davon ahnden, daß ich ihn genauer durchschauete, als ihm eigentlich wol gelegen seyn mochte [...].
[4]
A. v. Humboldt, Lebenskr. (1795), 94
: Sechzig Jahre lang habe ich über die innern Triebräder der Natur[2], über den Unterschied der Stoffe gesonnen und erst heute läßt der Rhodische Genius mich klarer sehen, was ich sonst nur ahnete.
[5]
Kleist, Zweikampf (1811), 230 f. (231)
: Der Graf [...] 〈231〉 ahndete [...] nichts von dem ihm gespielten Betrug [...].
[6]
Scheffner, Leben (1816), 335
: Auch kann ich ohne die mindeste Gleisnerey versichern, daß mir keine, mir selbst ohne Umschweif gesagte Wahrheit, keine Critik[1] im mindesten zuwider ist, und daß man sie mir ohne alle Besorgniß vor empfindlichem Nachtragen sagen und machen kann – jede irgend geahnte Schonung kränkt mich aber.
[7]
Solger, Rez. A. W. Schlegel (1819), 111
: In diesen unbestimmten Worten[2] läßt er uns dunkel etwas ahnen, dem er selbst keinen deutlichen Ausdruck zu leihen vermag.
[8]
L. Tieck, Phantasus I (1812), 22
: O das ist ja eben das Himmlische der Freundschaft, sich im geliebten Gegenstande ganz zu verlieren, neben dem Verwandten so viel Fremdartiges, Geheimnißvolles ahnden, mit herzlichem Glauben und edler Zuversicht auch das Nichtverstandne achten, durch diese Liebe Seele zu gewinnen und Seele dem Geliebten zu schenken! Wie roh leben diejenigen, und verletzen ewig sich und den Freund, die so ganz und unbedingt sich verstehn, beurtheilen, abmessen, und dadurch nur scheinbar einander angehören wollen! das heißt Bäume fällen, Hügel abtragen und Bäche ableiten, um allenthalben flache Durchsicht, Mittheilung und Verknüpfung zu gewinnen, und einen schönen[1] romantischen[3/4] Park deshalb verderben.
[9]
L. Tieck, Dichterleben II (1831), 7
: Ach! was kann der Menschen-Beobachter aus den Händen alles lesen[5], ahnden, fühlen und fürchten!
[10]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre I (1801), 75
: Man sieht [...], welche wichtige Rolle die Buchstaben[7] als Elemente der Sprachdarstellung zu spielen anfangen. Sie sind nichts anders als die Körper, welche das Gehör als Gefühlssinn erschüttern, und die analogen Schwingungen hervorbringen; und es ist unbegreiflich, wie so viele Sprachlehrer die Untersuchungen über diesen Punkt haben verwerfen oder übergehen können; und wie diejenigen, welche ahndeten, daß der Sitz der Sprache[1] und der Bedeutsamkeit der Wörter[1] in der Combination der Buchstaben[7] liege, theils zu träge zum Nachdenken darüber waren, oder zu feige, um das Resultat ihres Forschens auszusprechen. ➢ Volltext.
[11]
C. Böhmer, an Ch. Michaelis (Dez. 1787), C 1, 167
: Du siehst Madam Böhmer wohl nicht? Ich fürchte, es wird nicht lange mehr mit ihr dauren, nach den Beschreibungen, die sie selbst, mit dem heitersten[4] Muth und Hofnungen, von ihren Zustande giebt. Geholfen kan ihr gar nicht werden, sagt Böhmer; ihre Curen helfen ihr nur die Zeit[6] hinbringen. Mich däucht, von der Familie ahnden wenige ihre Gefahr. Pine, der ungefällige Pümpel, besorgt sie auch wohl nicht im Geist[14] der Zärtlichkeit des letzen Diensts?.
[12]
C. Böhmer, an L. Gotter (31. 10. 1791), C 1, 232 f. (233)
: Sein Benehmen ist so selten [...] und [...] mir doppelt werth, weil es beynah unverzeihlicher ist, Hofnungen zu geben, die man nicht erfüllt, als voreilig die Erfüllung der〈233〉selben ahnden zu laßen[.].
[13]
Bürger, Anweis. (1787), 22
: Ein Iurist, der weder seine Muttersprache von Leuten, die sie verstehen, gelernet, noch seinen Geschmack durch Leute, welche die Regeln desselben wissen, oder sonst durch tadellose Muster gebildet hat, sieht [...] ein solches Product mit der ruhigsten Gleichgültigkeit an und ahndet kaum von fern, daß daran [...] etwas auszusetzen seyn möchte..
[14]
Fichte, Urth. d. Publ. (1793), 166
: Verehre die Menschheit[1] in mir, sagst Du: Undankbarer, antwortet der Staat, wärest du denn ein Mensch[1], wenn ich dich nicht dazu gemacht hätte? Wendest du Ansprüche gegen mich, die ich selbst erst in dir geltend gemacht habe? O! hätte ich dich doch nie ahnden lassen, daß du mehr seyest als ein Thier[11], so würde ich jezt nicht so viel Noth mit dir haben..
[15]
Fichte, Grundl. WL (1794 [1795]), 123
: Die meisten Menschen[1] würden leichter dahin zu bringen seyn, sich für ein Stück Lava im Monde, als für ein Ich zu halten. Daher haben sie Kant nicht verstanden, und seinen Geist[26] nicht geahndet; daher werden sie auch diese Darstellung, obgleich die Bedingung alles Philosophirens ihr an die Spitze gestellt ist, nicht verstehen. Wer hierüber noch nicht einig mit sich selbst ist, der versteht keine gründliche Philosophie, und er bedarf keine. Die Natur[13], deren Maschine er ist, wird ihn schon ohne alle sein Zuthun in allen Geschäften leiten, die er auszuführen hat..
[16]
G. Forster, Kunst u. Zeitalt. (1791), 101
: Doch es ist mehr als Hypothese, [...] daß auf jenen edlen Zeitpunkt, da das Feuer der Begeisterung[1] die Menschheit[2] ergriff, ihr Sinn[5] sich aufschloß dem Schönen[1], sich nährte von den Rhapsodien des Dichters[1] und des plastischen Künstlers[1] – die größte aller Veränderungen in ihr erfolgte. Die Kunst[2] ward die Pflegerin der Wissenschaft[1]. Das schöne[1] Ebenmaas ihrer Bilder erzeugte jene abgezogenen Begriffe[1], mit denen der Mensch[2] das Sinnenall umfaßte und bald auch die unabsehbaren Gefilde der intellektuellen Sittenwelt durchdrang. Wo der Künstler[1] innig gefühlt, kühn geahndet und glücklich dargestellt hatte, dort bestimmte nun der Denker die Regeln des Vollkommenen, der Symmetrie und Übereinstimmung, dort abstrahirte er die ganze Kritik[1] der Kunst[2]. Jetzt also demonstrirte und begriff man die Tugend, das liebenswürdige Sittlichschöne, welches man bis dahin in dem Rhythmus des Sängers, in des Bildhauers oder des Malers Zauberwerken empfand. Allein indem der menschliche Geist[19] sich seiner freyesten[10] Thätigkeit und insbesondere die Vernunft[1] sich ihrer höchsten Entwickelung nahte, gieng unvermerkt die ästheti〈102〉sche Empfänglichkeit verloren. Der geistreichste Schriftsteller unseres Jahrhunderts hat irgendwo so fein als richtig bemerkt, daß auf ein geniereiches Zeitalter nur ein scharfsinniges folgen kann, und modernes[1] Verdienst nur in der Zergliederung des Verdienstes der Alten[10] besteht..
[17]
G. Forster, Ganz. d. Nat. (*1781; 1794), 312
: Zwar erwacht zuweilen noch ein vielfassender Kopf, der, in mehreren Wissenschaften[2] gleich groß, nicht an ihrer Fläche dahinschwebt, sondern ihre Tiefen versucht und ergründet. Allein wie selten wird der Welt ein solches Göttergeschenk? Oft ist ausgebreitete Gelehrsamkeit dieser Art ein bloßes Gedächtnißwerk, welches die Urtheils- und Anschauungskräfte entnervt. [...] Statt des Verstandes[1] gilt noch öfter Witz[2], der nicht nach strengen und bewährten Regeln schließt, der Resultate ahnden und errathen will, sich aber übereilt und die Wahrheit öfter verfehlen als treffen kann [...]. Nur wahres Genie[2] dringt in das finstre Chaos der Gelehrsamkeit, und schafft es zur organischen[6] Gestalt um: es verdauet gleichsam das Ganze, und bereitet aus seiner heterogenen Mischung gesunden, gleichartigen Lebenssaft. Mit kühnen aber sichern Schritten nahet es sich der Wahrheit, als seinem Ruhepunkte, und verschwendet, um dahin zu gelangen, keine Kraft 〈313〉 umsonst: mit eigenthümlichem Scharfsinn verkettet es Erfahrungen, und ergreift die entferntesten Resultate eines geprüften Satzes, fast in dem Augenblicke des Anschauens; ja, es fühlt schon sympathetisch die neue Wahrheit am Ende einer Reihe von Schlüssen, ehe noch der Fleiß des alltäglichen Denkers ein Glied dieser Schlußfolge berichtigen kann..
[18]
Grosse, Genius I (1791), 7
: Da ich ...] nicht anders vermuthen konnte, [...] so hielt ich dies für die Wirkung irgend eines [...] Andenkens, welches die Zeit[1] leicht verwischt, und ahndete nichts weniger als die ernsten Quellen aus denen es floß..
[19]
Heine, Florent. Nächte (1836), DHA 5, 231
: Das war in der That kein klassischer[8] Tanz, aber auch kein romantischer[14] Tanz, in dem Sinne wie ein junger Franzose von der Eugène-Rendüelschen Schule sagen würde. Dieser Tanz hatte weder etwas Mittelalterliches, noch etwas Venezianisches, noch etwas Bucklichtes, noch etwas Makabrisches, es war weder Mondschein darin noch Blutschande ... Es war ein Tanz, welcher nicht durch äußere Bewegungsformen zu amüsiren strebte, sondern die äußeren Bewegungsformen schienen Worte[9] einer besonderen Sprache[2], die etwas Besonderes sagen wollte. Was aber sagte dieser Tanz? Ich konnte es nicht verstehen, so leidenschaftlich auch diese Sprache[12] sich gebärdete. Ich ahnte nur manchmal, daß von etwas grauenhaft Schmerzlichem die Rede war..
[20]
Hoffmann, Rez. Beethoven [Op. 86] (1813), 391
: Das gewagte Gleichnis, dass die ältere[[[[BedeutungsVerweis ID='429' Anzeige='1' Formatierung='1']]]] Kirchenmusik der Italiener sich zu der neueren[[[[BedeutungsVerweis ID='438' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] deutschen verhalte, wie die Peterskirche zum strassburger Münster, möchte ziemlich treffend seyn. Die grandiosen Verhältnisse jenes Baues erheben das Gemüth, indem sie commensurabel bleiben: aber mit einer seltsamen, inneren Beunruhigung staunt der Beschauer den Münster an, der sich in den kühnsten Windungen, in den sonderbarsten Verschlingungen bunter[[[[BedeutungsVerweis ID='537' Anzeige='2' Formatierung='1']]]], phantastischer[[[[BedeutungsVerweis ID='413' Anzeige='2' Formatierung='1']]]] Figuren und Zierrathen hoch in die Lüfte erhebt; allein selbst diese Unruhe regt ein, das Unbekannte, das Wundervolle ahnendes Gefühl auf, und der Geist[[[[BedeutungsVerweis ID='139' Anzeige='19' Formatierung='1']]]] überlässt sich willig dem Traume, in dem er das Ueberirdische, das Unendliche zu erkennen glaubt. Nun, und eben dies ist ja der Eindruck des Rein-Romantischen[[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]], wie es in Mozarts, in Haydns phantastischen[[[[BedeutungsVerweis ID='414' Anzeige='4' Formatierung='1']]]] Compositionen lebt und webt! ➢ Volltext.
[21]
Mereau, Amd. u. Ed. II (1803), 137 f. (138)
: Ja, als er mir alles, was er von Dir wußte, einfach und ehrlich gesagt hatte, und nun Dein Bild, rein wie die Gestalt der Madonna vor Raphäls Geist, wieder vor mir stand, da ward es mir so heilig in der Seele, und das 〈138〉 leise Ahnden einer unsichtbaren Macht erfüllte mich mit Schauer..
[22]
Novalis, Lehrlinge (*1798), NS 1, 100
: Man beschuldigt die Dichter der Übertreibung, und hält ihnen ihre bildliche uneigentliche Sprache[4] gleichsam nur zu gute, ja man begnügt sich ohne tiefere Untersuchung, ihrer Fantasie[2] jene wunderliche Natur[1] zuzuschreiben, die manches sieht und hört, was andere nicht hören und sehen, und die in einem lieblichen Wahnsinn mit der wirklichen Welt nach ihrem Belieben schaltet und waltet; aber mir scheinen die Dichter noch bei weitem nicht genug zu übertreiben, nur dunkel den Zauber jener Sprache[4] zu ahnden und mit der Fantasie[2] nur so zu spielen, wie ein Kind mit dem Zauberstabe seines Vaters spielt. Sie wissen nicht, welche Kräfte ihnen unterthan sind, welche Welten ihnen gehorchen müssen. Ist es denn nicht wahr, daß Steine und Wälder der Musik gehorchen und, von ihr gezähmt, sich jedem Willen wie Hausthiere fügen? – Blühen nicht wirklich die schönsten[1] Blumen um die Geliebte und freuen sich sie zu schmücken? Wird für sie der Himmel nicht heiter[1] und das Meer nicht eben? – Drückt nicht die ganze Natur[2] so gut, wie das Gesicht, und die Geberden, der Puls und die Farben, den Zustand eines jeden der höheren, wunderbaren Wesen aus, die wir Menschen nennen? Wird nicht der Fels ein eigenthümliches Du, eben wenn ich ihn anrede? Und was bin ich anders, als der Strom, wenn ich wehmüthig in seine Wellen hinabschaue, und die Gedanken in seinem Gleiten verliere? Nur ein ruhiges, 〈101〉 genußvolles Gemüth wird die Pflanzenwelt, nur ein lustiges Kind oder ein Wilder die Thiere[1] verstehn..
[23]
Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 14
: Bey der Hofhaltung des Landgrafen ging es nach der Sitte der damaligen Zeiten[3] einfach und still zu; und die Pracht und Bequemlichkeit des fürstlichen Lebens dürfte sich schwerlich mit den Annehmlichkeiten messen, die in spätern Zeiten[3] ein bemittelter Privatmann sich und den Seinigen ohne Verschwendung verschaffen konnte. Dafür war aber der Sinn[5] für die Geräthschaften und Habseeligkeiten, die der Mensch zum mannichfachen Dienst seines Lebens um sich her versammelt, desto zarter und tiefer. Sie waren den Menschen werther und merkwürdiger. Zog schon das Geheimniß der Natur[2] und die Entstehung ihrer Körper den ahndenden Geist[19] an: so erhöhte die seltnere Kunst[13] ihrer Bearbeitung[,] die romantische[7/8] Ferne, aus der man sie erhielt, und die Heiligkeit ihres Alter〈15〉thums[1], da sie sorgfältiger bewahrt, oft das Besitzthum mehrerer Nachkommenschaften wurden, die Neigung zu diesen stummen Gefährten des Lebens. Oft wurden sie zu dem Rang von geweihten Pfändern eines besondern Segens und Schicksals erhoben, und das Wohl ganzer Reiche und weitverbreiteter Familien hing an ihrer Erhaltung. Eine liebliche Armuth schmückte diese Zeiten[3] mit einer eigenthümlichen ernsten und unschuldigen Einfalt; und die sparsam vertheilten Kleinodien glänzten desto bedeutender in dieser Dämmerung, und erfüllten ein sinniges Gemüth mit wunderbaren Erwartungen. Wenn es wahr ist, daß erst eine geschickte Vertheilung von Licht, Farbe und Schatten die verborgene Herrlichkeit der sichtbaren Welt offenbart, und sich hier ein neues[1] höheres Auge aufzuthun scheint: so war damals überall eine ähnliche Vertheilung und Wirthschaftlichkeit wahrzunehmen; da hingegen die neuere[3] wohlhabendere Zeit[3] das einförmige und unbedeutendere Bild eines allgemeinen Tages darbietet..
[24]
A. W. Schlegel, Zeichn. (1799), 216
: Man hat häufig Dante, und mit ihm Michelangelo, aus den gewöhnlichen oberflächlichen Gründen getadelt, daß sie heidnische Mythologie unter katholische Vorstellungsarten gemischt; während das tiefere Gefühl einen großen Zusammenhang ahndet, und sie rechtfertigt. ➢ Volltext.
[25]
C. Schlegel, an Schelling (Anf. Jan. 1801), C 2, 25
: Höre, [...] auch der Pfarrer ist vorgelesen worden, und es entging niemand der großen Wirkung dieses inkorrekten Gedichts. Anonym blieb es, wie es sich versteht; nur Luise ahndete, es möchte von Dir seyn, und sagte es mir nachher..
[26]
F. Schlegel, Lyc.-Fragm. (1797), 156, Nr. 93
: In den Alten[10] sieht man den vollendeten Buchstaben[8] der ganzen Poesie[11]: in den Neuern[3] ahnet man den werdenden Geist[12]. ➢ Volltext.
[27]
F. Schlegel, Lyc.-Fragm. (1797), 161, Nr. 108
: Die Sokratische Ironie[3] ist die einzige durchaus unwillkührliche, und doch durchaus besonnene Verstellung. Es ist gleich unmöglich sie zu erkünsteln, und sie zu verrathen. Wer sie nicht hat, dem bleibt sie auch nach dem offensten Geständniß ein Räthsel. Sie soll Niemanden täuschen, als die, welche sie für Täuschung halten, und entweder ihre Freude haben an der herrlichen Schalkheit, alle Welt zum Besten zu haben, oder böse werden, wenn sie ahnden, sie wären wohl auch mit gemeynt. ➢ Volltext.
[28]
Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 261
: Es ist eine große Bemerkung, daß die Franzosen von den frühesten Zeiten[3] an die ersten waren, die es wagten, den Mollton zum herrschenden zu machen. Unstreitig ist dadurch mit die Nation[1] zu jener Weichlichkeit herabgestimmt worden, welche alle Völker[1], so wie die französischen Weisen selbst so lange an dieser großen Nation[1] ahndeten. – Allgemein eingeführter Mollton schmelzt Männermark zu Brey und läßt Toilettenpuppen den Ton[6] angeben..
[29]
Uhland, Romant. (
H1807), 138
: Über das Romantische[[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] [...] || Das Unendliche umgibt den Menschen, das Geheimniß der Gottheit und der Welt. Was er selbst war, ist und seyn wird, ist ihm verhüllt. Süß und furchtbar sind diese Geheimnisse. | Hier zieht sich um sein einsames Schiff das unermeßliche Weltmeer; er zittert von dem dumpfen Brausen, das ihm Sturm dräut. Und wenn er auch das Land erreicht, ist er sicher, daß nicht der Ozean, der die Veste rings umgürtet, mächtig hereinwoge und sie mit ihm verschlinge? | [...] Die reellen Seelenkräfte langen mit unendlicher Sehnsucht in die Ferne: Der Geist[[[[BedeutungsVerweis ID='139' Anzeige='19' Formatierung='1']]]] des Menschen aber, wohl fühlend, daß er nie das Unendliche in voller Klarheit in sich auffassen wird, und müde des unbestimmt schweifenden Verlangens, knüpft bald seine Sehnsucht an irrdische Bilder, in denen ihm doch Ein Blik des Überirrdischen aufzudämmern scheint; [...] sie erscheinen ihm wie Engel, freundlich grüssend, aber zugleich mit dem Fittig, auf dem sie sich immer in das Unendliche aufschwingen können. | Aber auch jene furchtbare Welt sendet uns ihre Gestalten, die schaurigen Nachtgeister; bedeutende Stimmen[[[[BedeutungsVerweis ID='256' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] hören wir aus der Finsterniß. Fast in jedem Bilde, das ein Geheimniß andeutet, glauben wir gerade eines jener großen Geheimnisse zu ahnen, nach denen unser Sinn[[[[BedeutungsVerweis ID='132' Anzeige='10' Formatierung='1']]]], mit oder ohne Bewußtseyn, immer sich hinneigt..
[30]
Uhland, Romant. (
H1807), 142
: Auch die Natur[[[[BedeutungsVerweis ID='40' Anzeige='2' Formatierung='1']]]] hat ihre Romantik[[[[BedeutungsVerweis ID='651' Anzeige='7' Formatierung='1']]]]. Blumen, Regenbogen, Morgen- und Abendroth, Wolkenbilder, Mondnacht, Gebirge, Ströme, Klüfte u. s. w. lassen uns theils in lieblichen Bildern einen zarten, geheimen Sinn[[[[BedeutungsVerweis ID='130' Anzeige='2' Formatierung='1']]]] ahnen, theils erfüllen sie uns mit wunderbarem Schauer. | Manche Naturerscheinungen, Orkan, Gewitter stürmen zu rauh herein, sprechen ihren Sinn[[[[BedeutungsVerweis ID='130' Anzeige='2' Formatierung='1']]]] zu laut aus, übertäuben zu sehr die Ahnung durch Schrecken um noch romantisch[[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] zu seyn. Doch können sie es werden, wenn sie mehr untergeordnet, etwa in einer Handlung als Vorbedeutung, eintreten. | Eine Gegend ist romantisch[[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] wo Geister[[[[BedeutungsVerweis ID='367' Anzeige='1' Formatierung='1']]]] wandeln; mögen sie uns an vergangene Zeiten[[[[BedeutungsVerweis ID='231' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] mahnen oder sonst in geheimer Geschäftigkeit sich um uns her bewegen. Wir stehen noch ausser dem Reigen der Luftigen Elfen, die, nach der nordischen Sage, nur der sieht, der innerhalb ihres Kreises steht; aber wir fühlen ihre wehende Bewegung, wir hören ihre flüsternden Stimmen[[[[BedeutungsVerweis ID='256' Anzeige='3' Formatierung='1']]]]..