[1]
Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 340
: Vorerst also wird zwischen Intelligenzen, die auf einander durch Freyheit[10] einwirken sollen, eine prästabilirte Harmonie seyn müßen in Ansehung der gemeinschaftlichen Welt, die sie vorstellen.
[2]
Schiller, Anm. u. Würd. (1793), 139
: [S]o würde [...] der Mensch[1] in Gefahr schweben[5], gerade da, wo er sich durch den Gebrauch seiner Freyheit[10] zu den reinen Intelligenzen erhebt, als Erscheinung zu sinken und in dem Urtheile des Geschmacks zu verlieren, was er vor dem Richterstuhl der Vernunft[1] gewinnt. ➢ Volltext
[3]
Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 350
: [U]m auch nur anfangen zu können, zu handeln, muß ich schon beschränkt seyn. Daß meine freye Thätigkeit ursprünglich sich nur auf ein bestimmtes Object richtet, wurde im Vorhergehenden daraus erklärt, daß es mir durch andere Intelligenzen schon unmöglich gemacht ist, alles zu wollen. Allein es kann mir denn doch durch mehrere Intelligenzen nicht unmöglich gemacht seyn, mehreres zu wollen; daß ich also von mehreren Objecten B, C, D gerade C wähle, davon muß der letzte Grund doch nur in mir selbst liegen. Nun kann aber dieser Grund nicht in meiner Freyheit[1] liegen, denn erst durch diese Beschränktheit der freyen Thätigkeit auf ein bestimmtes Object 〈351〉 werde ich meiner bewußt, also auch frey, mithin muß, ehe ich frey, d. h. der Freyheit[1] bewußt bin, meine Freyheit[1] schon eingeschränkt, und gewisse freye Handlungen[1] müssen noch, ehe ich frey bin, für mich unmöglich gemacht seyn. Dahin gehört z. B. das, was man Talent, oder Genie[3] nennt, und zwar nicht nur Genie[3] zu Künsten[2], oder Wissenschaften, sondern auch Genie[3] zu Handlungen[1]. Es klingt hart, ist aber deßwegen um nichts weniger wahr, daß, so wie unzählige Menschen zu den höchsten Functionen des Geistes[19] ursprünglich untüchtig sind, ebenso unzählige nie im Stande seyn werden, mit der Freyheit[1] und Erhebung des Geistes[19] selbst über das Gesetz zu handeln, welche nur wenigen Auserlesenen zukommen kann..
[4]
Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 359
: Es kann [...] nicht davon die Rede seyn, daß durch die geschehene Einwirkung einer Intelligenz auf das Object meine Freyheit[10] in Ansehung desselben absolut aufgehoben werde, sondern nur davon, daß der unsichtbare Widerstand, den ich in einem solchen Object antreffe, mich zu einem Entschluß, d. h. zur Selbsteinschränkung nöthigt, oder daß die Thätigkeit anderer Vernunftwesen, insofern sie durch Objecte fixirt oder dargestellt ist, 〈360〉 dazu dient, mich zur Selbstbestimmung zu bestimmen [...]..
[5]
Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 362 f. (363)
: Es folgt also aus dem bisherigen auch von selbst, daß ein isolirtes Vernunftwesen nicht nur nicht zum Bewußtseyn der Freyheit[10], sondern auch nicht zu dem Bewußtseyn der objectiven Welt als solcher gelangen könnte, daß also nur 〈363〉 Intelligenzen außer dem Individuum, und eine nie aufhörende Wechselwirkung mit solchen, das ganze Bewußtseyn mit allen seinen Bestimmungen vollendet..
[6]
Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 436 f. (437)
: Wenn wir uns die Geschichte[1] als ein Schauspiel denken, in welchem jeder, der daran Theil hat, ganz frey, und nach Gutdünken seine Rolle spielt, so läßt sich eine vernünftige Entwicklung dieses verworrenen Spiels nur dadurch denken, 〈437〉 daß es Ein Geist[31] ist, der in allen dichtet, und daß der Dichter, dessen bloße Bruchstücke [...] die einzelnen Schauspieler sind, den objectiven Erfolg des Ganzen mit dem freyen Spiel aller einzelnen schon zum voraus so in Harmonie gesetzt hat, daß am Ende wirklich etwas Vernünftiges herauskommen muß. Wäre nun aber der Dichter, unabhängig von seinem Drama, so wären wir nur die Schauspieler, die ausführen, was er gedichtet hat. Ist er nicht, unabhängig von uns, sondern offenbart, und enthüllt er sich nur successiv durch das Spiel unserer Freyheit[10] selbst, so daß ohne diese Freyheit[10] auch er selbst nicht wäre, so sind wir Mitdichter des Ganzen, und Selbsterfinder der besondern Rolle, die wir spielen. – Der letzte Grund der Harmonie zwischen der Freyheit[10], und dem Objectiven (Gesetzmäßigen) kann also nie vollständig objectiv werden, wenn die Erscheinung der Freyheit[10] bestehen soll. – Durch jede einzelne Intelligenz handelt das Absolute, d. h. ihr Handeln ist selbst absolut, insofern weder frey, noch unfrey, sondern beydes zugleich, absolut-frey, und eben deßwegen auch nothwendig. .