[1]
Goethe, an Herder (Mai 1775), WA IV, 2, 262
: Deine Art zu fegen – und nicht etwa aus dem Kehrigt Gold zu sieben, sondern den Kehrigt zur lebenden Pflanze umzupalingenesiren, legt mich immer auf die Knie meines Herzens.
[2]
Goethe, an C. L. v. Knebel (1. 5. 1805), WA IV, 17, 279
: Ob ich gleich sonst nicht lecker bin und das Aufkeimen einer jeden eßbaren Pflanze ganz ruhig abwarte, so ist mir doch dießmal die Langsamkeit der Spargel höchst verdrießlich: den nach einer so langen Winterkrankheit wissen die Ärzte fast selbst nichts weiter, als daß sie einen auf die nächste Vegetation anweisen.
[3]
Grosse, Genius II (1792),
: „Wo findet man,“ rief er wiederholt bey der Arbeit aus, „diese stille Wonne, als in der Gesellschaft seiner Pflanzen, im ungetrübten Umgange mit diesem sanftesten bescheidensten Theile der Schöpfung. [...] Ich habe ihren Bau untersucht, und bin der Vertraute der Rose geworden, die mir duftet, der Frucht, die mich labt, des Hains, der mir schattet. Ich habe unter ihnen Freunde gefunden, ihr Leben ist mir Beyspiel und Muster, und ich kenne den Kummer nicht mehr.“
[4]
Schelling, Philos. d. Kunst (
!1803–04), SW I, 5, 588
: Die Pflanze würde ins Unendliche nach der Länge fortsprossen, Knoten auf Knoten treiben [...] wenn die Natur[2] nicht einen Punkt erreichte, wo sie das, was sie zuvor successiv producirt, zumal producirt. So macht sie es bei dem Produciren der Blüthe in der Pflanze, sie bildet damit einen Kopf, ein bedeutendes Ende. Und auch im Thierreich folgt sie diesem Gesetz, sie schließt das Thier[2] nach oben durch den Kopf, das Gehirn, und auch dieses Ende entsteht ihr nur dadurch, daß sie das, was sie zuvor (in den Nervenknoten) successiv producirte, zumal producirt und ihm eine concentrische Stellung gibt. Dasselbe ist mehr oder weniger in den Formen der Architektur nachzuweisen. ➢ Volltext
[5]
Schiller, Anm. u. Würd. (1793), 156
: In der permanenten Gestalt und in den festen architektonischen Zügen des Thieres[1] kündigt die Natur[2] ihren Zweck, in den mimischen Zügen das erwachte oder gestillte Bedürfniß an. Der Ring der Nothwendigkeit geht durch das Thier[1] wie durch die Pflanze, ohne durch eine Person unterbrochen zu werden. ➢ Volltext
[6]
A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 75
: Wissen überhaupt heißt: solche Urtheile in der Gewalt seines Geistes[19] zu willkührlicher Reproduktion haben, welche in irgend etwas außer ihnen ihren zureichenden Erkenntnißgrund haben, d. h. wahr sind. Die abstrakte Erkenntniß allein ist also ein Wissen; dieses ist daher durch die Vernunft[1] bedingt, und von den Thieren[1] können wir 〈76〉 nicht sagen, daß sie irgend etwas wissen, wiewohl sie die anschauliche Erkenntniß, für diese auch Erinnerung und eben deshalb Phantasie[1] haben, welche überdies ihr Träumen beweist. Bewußtsein legen wir ihnen bei, dessen Begriff[1] folglich, obgleich das Wort[1] von Wissen genommen ist, mit dem des Vorstellens überhaupt, von welcher Art es auch sei, zusammenfällt. Daher auch legen wir der Pflanze zwar Leben, aber kein Bewußtseyn bei. ➢ Volltext
[7]
A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 223
: Thier[1] und Pflanze sind die herabsteigende Quinte und Terz des Menschen[1], das unorganische Reich ist die untere Oktav. ➢ Volltext
[8]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. II (
21796), 51
: Irrig [...] werden bey den Thieren[1] und Pflanzen die kleinsten organischen[2] Theile derselben, welche die Gestalt eines Fadens haben, und aus welchen die festen Theile bestehen, [...] die Fibern, von einigen Fasern genannt..
[9]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. III (
21798), 1037
: Das Naturreich oder das Reich der Natur[2], so wohl in weiterer Bedeutung, der Inbegriff aller vorhandenen Dinge, als auch in engerer, der Inbegriff aller auf und unter der Erde befindlichen Körper; in welcher letztern Bedeutung man das Naturreich wieder in drey besondere Reiche einzutheilen pflegt, welche das Reich der Thiere[1] oder das Thierreich, das Reich der Pflanzen oder das Pflanzenreich, und das Steinreich oder Mineral-Reich genannt werden, den großen Reichthum der Natur[2] aber bey weitem nicht erschöpfen, wie die Polypen, Thierpflanzen, Infusions-Thierchen u. s. f. beweisen..
[10]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. IV (
21801), 581
: Die Thierpflanze, [...] eine Art natürlicher[7] Körper, welche halb einem Thiere[1] und halb einer Pflanze gleichen, d. i. welche in der äußern Gestalt, der Fortpflanzung und dem Wachsthume den Pflanzen gleichen, aber wegen ihrer willkührlichen Nahrung, räumlichen Bewegung und Empfindung wirklich zu den Thieren[1] gehören; Zoophyta Linn. Bey einigen Pflanzenthiere. Dahin gehören z. B. die Polypen, der Bandwurm, die Rosenkränze und so ferner..
[11]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. IV (
21801), 1551
: Willkührlich, [...]. Vermögend, nach Vorstellungen zu handeln, und darin gegründet. In diesem weitesten Verstande[7] haben z. B. die Thiere[1] eine willkührliche Bewegung, die Pflanzen und Mineralien aber nicht..
[12]
B. v. Arnim, Briefw. Kind I (1835), 327
: Wenn wir [...] sehen, wie die Natur[2] spielt, und in diesem Spiel eine Sprache[2] der Weisheit kindlich ausdrückt; wenn sie auf Blumenblätter Seufzer malt, ein O, und Ach, wenn die kleinen Käfer das Kreuz auf ihren Flügeldecken gemalt haben und diese kleine Pflanze eben, so unscheinbar, eine mit Sorgfalt gehegte, künst〈328〉liche Dornenkrone trägt; wenn wir Raupen und Schmetterlinge mit dem Geheimniß der Dreifaltigkeit bezeichnet sehen, dann schaudert uns, und wir fühlen, die Gottheit selber nimmt ewigen Antheil an diesen Geheimnissen; dann glaub' ich immer, daß Religion[2] alles erzeugt hat, ja daß sie selber der sinnliche Trieb zum Leben in jedem Gewächs und jedem Thier[1] ist. ➢ Volltext.
[13]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre I (1801), 42
: Als höchste, einzelne Gattung tritt zulezt der Mensch[1] auf. Seinem Grundstoffe nach gehört er, wie alles Irrdische, der Erde zu. [...] Er hat bestimmte Form und Farbe; und eine innere Organisation[5], wie eine Pflanze; willkührliche Bewegung, Be〈43〉dürfnisse, Instinkte, Töne[1], wie das Thier[1]; aber neben diesen allen, besizt er noch Vernunft[1], durch welche er eine eigne Klasse[1] mit eigenthümlichen Erscheinungen konstituirt. ➢ Volltext.
[14]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre I (1801), 95
: Das erste, was der Mensch[1] in jedem Naturprodukte zu finden glaubt, ist ein seinem thierischen Leben und seiner Organisation[5] verwandtes Leben und Organisation[5]. Dieses paßt nun in der That bei einer großen Klasse[1] von Natur-Gegenständen, nehmlich bei den Geschlechtern[7] der Thiere[1]; nur daß der erfahrungslose Mensch[1], das Prädikat des thierischen Lebens auch auf die untergeordneten Klassen[1] und die Annäherungen zum Leben, auf das ganze Geschlecht[7] der Pflanzen, ja gemeiniglich noch tiefer ausdehnt. ➢ Volltext.
[15]
Brockhaus, Conv.-Lex. III (1809), 463
: Die Polypen [...] gehören zu den so genannten Thierpflanzen, welche [...] den Uebergang von den Pflanzen zu den Thieren[1] machen..
[16]
Brockhaus, Conv.-Lex. VIII (1811), 176
: Organ[2] [...] bedeutet jedes Werkzeug der äußern Sinne[4], der Empfindung und überhaupt jeden Körper, der so gebaut ist, daß dadurch gewisse Zwecke und Wirkungen erreicht werden können, z. B. das Auge, Ohr[2] etc[.] [...] Daher heißen denn auch Organe[2] solche Gefäße, in welchen Säfte, die zur Nahrung der Thiere[2] und Pflanzen dienen, umlaufen; und eben daher heißt | die Organisation[3] (auch Organismus[3]) derjenige Bau eines Körpers, mit welchem die flüssigen Theile desselben in den festen Gefäßen sich bewegen, verändern und durch Assimilation in die Substanz des Körpers selbst übergehen können. Und eben dadurch unterscheiden sich denn auch die Organischen[3] Körper von den Mineralien, welche nur aus der Zusammenhäufung gleichartiger Theile von außen her entstehen..
[17]
Fichte, Grundl. WL (1794 [1795]), 39
: [D]er Vogel ist ein Thier[1]: Hier ist der Beziehungsgrund, auf welchen reflektirt wird, der bestimmte Begriff[1] des Thieres[1], daß es aus Materie, aus organisirter[4] Materie, aus animalisch belebter Materie bestehe; der Unterscheidungsgrund aber, von welchem abstrahirt wird, die specifische Differenz der verschiedenen Thierarten, ob sie zwey oder vier Füße, Federn, Schuppen oder eine behaarte Haut haben. Oder: eine Pflanze ist kein Thier[1]: hier ist der Unterscheidungsgrund, auf welchem reflektirt wird, die specifische Differenz zwischen der Pflanze und dem Thiere[1]; der Beziehungsgrund aber, von welchem abstrahirt wird, ist die Organisation[1] überhaupt)..
[18]
Goethe, an J. S. Bohl (18. 8. 1787), WA IV, 8, 249
: Man glaubt nur die wiederhohlten Erndten Eines Bodens, wenn man sieht, wie schnell sich hier die Pflanze entwickelt..
[19]
Goethe, an C. L. v. Knebel (8. 5. 1789), WA IV, 9, 111 f. (112)
: Frage doch Batsch ob einliegende Blätter nicht Tussilago farfara sind. 〈112〉 Es scheint mir dasselbe Geschlecht als die Pflanze vom Adriatischen Meere. Ich habe an den Blättern dieses Gewächs, das immer mastiger treibt, zu bemercken geglaubt [...]..
[20]
Goethe, an B. Brentano (22. 6. 1808), WA IV, 20, 99
: [S]o weiß ich doch recht gut, daß gewisse Climaten[1] und Atmosphären nöthig sind, damit diese und jene Pflanze, die wir doch auch nicht entbehren mögen, zum Vorschein komme. So heilen wir uns durch Rennthiermoos, das an Orten wächst, wo wir nicht wohnen möchten [...].
.
[21]
Goethe, an Chr. v. Goethe (26. 5. 1809), WA IV, 20, 337
: Der Pflanze im Topf lässest du gleich eine hübsche Stange geben denn sie geht hoch.
.
[22]
Goethe, an Chr. v. Goethe (30. 9. 1809), WA IV, 21, 94
: [S]ey so gut die gedachte Pflanze in das Zimmer neben meiner Schlafkammer zu stellen damit sie Licht und Sonne genug habe.
.
[23]
Goethe, an Chr. G. D. Nees v. Esenbeck (23. 7. 1820), WA IV, 33, 127
: Und nun zum Schluß: was sagen Sie von Henschels Werke über Sexualität der Pflanzen? Schelver hat mir längst diese Lehre vertraut und ich konnte ihr nicht abgeneigt seyn, denn sie ist doch im Grund eine natürliche[12] Tochter der Metamorphose..
[24]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 78
: Irgend ein Naturprodukt z. B., eine Pflanze, ein Thier[1] ist zweckmäßig organisirt[5], und ist in dieser Zweckmäßigkeit unmittelbar so für uns da, daß wir keine Vorstellung des Zwecks für sich abgetrennt und verschieden von der gegenwärtigen Realität desselben haben. ➢ Volltext.
[25]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 164
: Die Gewohnheit [...] ist [...] eine bloß subjektive Nothwendigkeit. Nach diesem Maaßstab können wir z. B. Thiere[1] häßlich[1] finden, weil sie einen Organismus[3] zeigen, der von unseren gewohnten Anschauungen abweicht, oder ihnen widerspricht. Wir nennen deshalb Thierorganismen bizarr, insofern die Weise der Zusammenstellung ihrer Organe[2] außerhalb der sonst schon häufig gesehenen und uns deshalb geläufigen fällt. Fische z. B., deren unverhältnißmäßig großer Leib in einen kurzen Schwanz endet, und deren Augen auf einer Seite nebeneinanderstehen. Bei Pflanzen sind wir mannigfacher Abweichungen schon eher gewohnt, obschon uns die Kaktus z. B. mit ihren Stacheln, und der mehr geradlinigten Bildung[10] ihrer eckigten Stangen verwundersam erscheinen können. Wer in der Naturgeschichte vielseitige Bildung[6] und Kenntniß hat, wird in dieser Beziehung sowohl die einzelnen Theile am genauesten kennen, als auch die größte Menge von Typen ihrer Zusammengehörigkeit nach im 〈165〉 Gedächtniß tragen, so daß ihm wenig Ungewohntes vor die Augen kömmt. ➢ Volltext.
[26]
Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 238
: Sterne[2], Thiere[1], Pflanzen wissen und erfahren ihr Gesetz nicht; der Mensch[1] aber existirt erst dem Gesetze seines Daseyns gemäß, wenn er weiß, was er selbst und was um ihn her ist; er muß die Mächte kennen, die ihn treiben und lenken [...]. ➢ Volltext.
[27]
Herder, Engl. u. dt. Dichtk. (1777), 425
: In allen Ländern Europens hat der Rittergeist nur Ein Wörterbuch, und so auch die Erzählung im Ton[3] desselben, Ballade, Romanze überall dieselbe Haupt- und Nebenworte, einerlei Fallendungen und Freyheiten[17] im Sylbenmasse, in Verwerfung der Töne[2] und Flicksylben, selbst einerley Lieblingslieder, romantische[1] Pflanzen und Kräuter, Tiere[1] und Vögel. ➢ Volltext.
[28]
Herder, Gesch. d. Menschh. I (1784), 78
: Der Menschen[1] ältere[3] Brüder sind die Thiere[1]. Ehe jene da waren, waren diese: und auch in jedem einzelnen Lande 〈79〉 fanden die Ankömmlinge des Menschengeschlechts die Gegend, wenigstens in einigen Elementen, schon besetzt: denn wovon sollte außer den Pflanzen sonst der Ankömmling leben? Jede Geschichte[7] des Menschen[2] also, die ihn ausser diesem Verhältniß betrachtet, muß mangelhaft und einseitig werden. Freilich ist die Erde dem Menschen[2] gegeben; aber nicht ihm allein, nicht ihm zuvörderst; in jedem Element machten ihm die Thiere[1] seine Alleinherrschaft streitig. Dies Geschlecht[7] mußte er zähmen; mit jenem lange kämpfen. Einige entronnen seiner Herrschaft: mit andern lebet er in ewigem Kriege. Kurz, so viel Geschicklichkeit, Klugheit, Herz und Macht jede Art äußerte; so weit nahm sie Besitz auf der Erde..
[29]
Herder, Gesch. d. Menschh. III (1787), 96 ff. (98)
: Sammlete Jemand eine Geschichte[7] der Juden[1] aus allen Ländern, in die sie zerstreuet sind; so zeigte sich damit ein Schaustück der Menschheit[1] [...]. Denn kein Volk[1] der Erde hat sich wie dieses verbreitet: kein Volk[1] der Erde hat sich wie dieses in allen Klimaten[2] so känntlich und rüstig erhalten. | Daß man hieraus aber ja keinen abergläubigen Schluß auf eine Revolution fasse, die durch dies Volk[1] dereinst noch für alle Erdvölker bewirkt werden müßte! Die bewirkt werden sollte, ist wahrscheinlich bewirkt, und zu einer andern zeigt sich weder im Volk[1] selbst noch in der Analogie der Geschichte[2] die mindeste Anlage. Die Erhaltung der Juden[1] erklärt sich eben so natürlich als die Erhaltung der Bramanen, Parsen und Zigeuner. | Uebrigens wird niemand einem Volk[1], das eine so wirksame Triebfeder in den Händen des Schicksals ward, seine großen Anlagen absprechen wollen, die in seiner ganzen Geschichte[3] sich deutlich zeigen. Sinnreich, verschlagen und arbeitsam wußte es sich jederzeit auch unter dem äußersten Druck andrer Völker[1] wie 〈97〉 in einer Wüste Arabiens mehr als vierzig Jahr zu erhalten. [...] Zwar ist in Kunstsachen die Jüdische Nation[1], ob sie gleich zwischen Aegyptern und Phöniciern wohnte, immer unerfahren geblieben [...]. Auch sind sie, ob sie gleich eine Zeitlang die Hafen des rothen Meers besassen und den Küsten der mittelländischen See so nahe wohnten [...], dennoch nie ein Seefahrendes Volk[1] worden. Wie die Aegypter, fürchteten sie das Meer und wohnten von jeher lieber unter andern Nationen[1] [...]. Kurz, es ist ein Volk[1], das in der Erziehung verdarb, weil es nie zur Reife einer politischen Cultur[4] auf eignem Boden, mithin auch nicht zum wahren Gefühl der Ehre und Freiheit[7] gelangte. In den Wissenschaften[1], die ihre vortreflichsten Köpfe trieben, hat sich jederzeit mehr eine gesetzliche Anhänglichkeit und 〈98〉 Ordnung, als eine fruchtbare Freiheit[1] des Geistes[22] gezeiget und der Tugenden eines Patrioten hat sie ihr Zustand fast von jeher beraubet. Das Volk[1] Gottes[1] [...] ist [...] fast seit seiner Entstehung eine parasitische Pflanze auf den Stämmen andrer Nationen[1], ein Geschlecht[7] schlauer Unterhändler beinah auf der ganzen Erde, das trotz aller Unterdrückung nirgend sich nach eigner Ehre und Wohnung, nirgend nach einem Vaterlande sehnet..
[30]
Herder, Gesch. d. Menschh. IV (1791), 41
: Die Juden[1] betrachten wir hier nur als die parasitische Pflanze, die sich beinah allen europäischen Nationen[1] angehängt und mehr oder minder von ihrem Saft an sich gezogen hat. Nach dem Untergange des alten[9] Roms waren ihrer vergleichungsweise nur noch wenige in Europa; durch die Verfolgungen der Araber kamen sie in großen Haufen herüber und haben sich selbst Nationenweise vertheilet. Daß sie den Aussatz in unsern Welttheil gebracht, ist unwahrscheinlich; ein ärgerer Aussatz wars, daß sie in allen barbarischen Jahrhunderten als Wechsler, Unterhändler und Reichsknechte niederträchtige Werkzeuge des Wuchers wurden und gegen eignen Gewinn die barbarisch-stolze Unwissenheit der Europäer im Handel dadurch stärkten. Grausam ging man oft mit ihnen um und erpreßte tyrannisch, was sie durch Geiz und Betrug oder durch Fleiß, Klugheit und Ordnung erworben hatten; indem sie aber solcher Begegnungen gewohnt waren und selbst darauf rechnen mußten, so überlisteten und erpreßten sie desto mehr. Indessen waren sie der damaligen Zeit[5] und sind noch jetzt manchen Ländern unentbehrlich; wie denn auch nicht zu läugnen ist, daß durch sie die hebräische Litteratur erhalten, in den dunkeln Zeiten[3] die von den Arabern erlangte Wissenschaft[3], Arzneikunde und Weltweisheit auch durch sie fortgepflanzt und sonst manches Gute geschafft worden, wozu sich kein andrer als ein Jude[1] gebrauchen ließ. Es wird eine Zeit[3] kommen, da man in Europa nicht mehr fra〈42〉gen wird, wer Jude[1] oder Christ sei; denn auch der Jude[1] wird nach europäischen Gesetzen leben und zum Besten des Staats beitragen. Nur eine barbarische Verfassung hat ihn daran hindern oder seine Fähigkeit schädlich machen mögen..
[31]
Herder, Gesch. d. Menschh. IV (1791), 328
: Was indessen dem Boden [...] an lockerer Tiefe, den Hülfsmitteln und Werkzeugen an Brauchbarkeit, der Luft an Heiterkeit[2] und Freiheit[1] entging, ersetzt vielleicht der Umfang des Gefildes, das bearbeitet, der Wert der Pflanze, die erzogen werden sollte..
[32]
Herder, Bef. d. Hum. IV (1794), 75
: [A]ls in den mittleren Zeiten[3] die Poesie[1] wieder auflebte, erinnerte sie sich bald ihres ehemaligen wahren Geburtslandes unter Pflanzen und Blumen. Die 〈76〉 Provenzal- und Romantischen[12] Dichter liebten dergleichen Beschreibungen; bei Spenser z. B. sind es noch immer anmuthige Stanzen, die uns schöne[1] Wüsteneien samt ihren Gewächsen und Blumen schildern. .
[33]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. V (1835), 397
: Idiosynkrasie, die sonderbare Empfindlichkeit für gewisse Reize; der natürliche[2] Widerwille gegen gewisse physische Einwirkungen, auffallende Töne[1], Gerüche, gewisse Thiere[1], Blumen, Pflanzen etc. Viele Personen haben eine unwillkürliche und entschiedene Idiosynkrasie gegen Hunde, Katzen, Spinnen, Speisen, Medicamente, gegen das Kratzen an der Wand, gegen den schneidenden Ton[1] fester Körper auf Metall, Glas etc. Der Antipathie nahe verwandt ist sie vorzüglich den zarteren und reizbareren Naturen[17] des weiblichen Geschlechtes[2] eigen..
[34]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. VIII (1837), 189
: Zwischen den Pflanzen und den Thieren[2] findet unverkennbar eine große Aehnlichkeit Statt. Viele Kräfte, z. B. zusammenziehende Kraft, Reizbarkeit, Bildungskraft, Reproduktionskraft etc., haben sie, obgleich im geringern Grade, mit den Thieren[2] gemein, und man ist noch zweifelhaft, ob ihnen nicht ebenfalls eine gewisse Empfindung zuzuschreiben sei; wenigstens verrathen mehrere Pfl[anzen] einen so hohen Grad von Reizbarkeit, daß man fast auf Nerven schließen möchte..
[35]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. X (1838), 115 f. (116)
: Hier einige allgemeine Bemerkungen über die Thiere[2]. Das Hauptmerkmal derselben ist eine mit Empfindung verbundene Bewegung, entweder nur einzelner Theile, wie bei den Polypen, oder des ganzen Körpers; sodann eine Oeffnung am Haupte oder am vordern Ende des Körpers, die zu einem Schlauche führt, in welchen sie mittelst willkührlicher 〈116〉 Bewegung ihre Nahrungsmittel bringen. Mit den Pflanzen gemein haben sie den kunstvollen, innern Zusammenhang von Gefäßen, Schläuchen und andern Organen[2] oder Werkzeugen, durch welche ihre Ernährung, ihr Wachsthum und ihre Fortpflanzung bewirkt wird, – den Organismus[3]. Jedes ihrer Organe[2] aber hat ein Leben oder eine ursprüngliche Lebenskraft für sich. Die verschiedenen thierischen Thätigkeiten oder Funktionen, welche im Innern des thierischen Körpers durch die zusammenwirkende Kraft der Organe[2] entstehen, sind die Verdauungs-, Athmungs-, Empfindungs- und Fortpflanzungsthätigkeit. Der Charakter[1] des Thieres[2] ist vorzüglich in seiner freien[5] Bewegung ausgedrückt, welche durch Muskelfasern, Bänder etc. und Nerven vermittelt wird..
[36]
A. v. Humboldt, Gasarten (1799), 36
: Ja nicht Pflanzen allein, auch Thiere[1] bewohnen das Innere der Erdrinde..
[37]
A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 170
: Das Publicum[5] genießt bis jetzt nur die Entdeckungen, welche auf der botanischen Excursion durch Peru und Chili gemacht wurden. Die großen Herbarien des Hrn. Sesse und die ungeheure Sammlung von Zeichnungen mexicanischer Pflanzen, die unter seinen Augen verfertiget werden, sind schon 1803 in Madrid angekommen. Mit Ungedult erwartet man die Bekanntmachung der Floren von Neu-Spanien, und von Santa Fe de 〈171〉 Bogota..
[38]
A. v. Humboldt, Cordill. II [TrN. N.] (1810), 95
: Bei jeder Veränderung von Breite und Clima[2] verändert sich auch die Ansicht der organischen[3] Natur[2], die Form der Thiere[1] und der Pflanzen, welche jeder Zone einen besondern Karakter[4] aufdrücken, und, mit Ausnahme einiger Wasser- und kryptogamischen Gewächse, ist der Boden in jeder Region mit verschiedenen Pflanzen bedekt..
[39]
Laube, Jg. Eur. II.2 (1837), 34
: [I]ch habe einen herrlichen schönen[1] Gott[6], er ist mir überall, wo sich mir eine Schönheit[3], eine Thätigkeit, eine Bewegung offenbart, er rauscht in den Bäumen, in den Wellen, er sieht aus der feuchten Pflanze, wenn sie sich öffnet, [...] aber so lieb, und so klar und bezaubernd hat er noch nimmer zu mir gesprochen, als heute aus Deiner Schönheit[1]. Aus [...] der weißen Haut und der vollkommenen Form Deiner Schulter lacht er mir in die Augen wie der unverhüllte [...] Reiz der Griechen. Hier, wo das Kleid das widerspenstige, mich hindert, mehr als ein Stück Deines stolzen Oberarms zu sehen, hier beginnt die verschleiernde Romantik[8] [...]..
[40]
Novalis, Verm. Bem. (*1797–98), NS 2, 462, Nr. 105
: Halb berauscht kann ein Kunstwerck[2] seyn – Im ganzen Rausche zerfließt das Kunstwerck[2] – Aus dem Menschen[1] wird ein Thier[11] – Der Karacter[1] des Thiers[11/1] ist dythirambisch. Das Thier[11/1] ist ein übersättigtes Leben – die Pflanze ein mangelhaftes Leben. Der Mensch[1] ein freyes[10] Leben..
[41]
Novalis, Randbem. Ideen (*1799), NS 3, 490
: Ich weis nicht warum man immer von einer abgesonderten Menschheit[2] spricht. Gehören Thiere[1], Pflanzen und Steine, Gestirne und Lüfte nicht auch zur Menschheit[2] und ist sie nicht ein bloßer Nervenknoten, in den unendlich verschiedenlaufende Fäden sich kreutzen. Läßt sie sich ohne die Natur[2] begreifen – ? ist sie denn so sehr anders, als die übrigen Naturgeschlechter?.
[42]
Pückler-Muskau, Andeut. Landsch. (1834), 57
: Ein Wintergarten muss, wie schon der Name anzeigt, nur aus immergrünen Pflanzen bestehen, und ist in unserm kalten Clima[2] nur sehr schwierig mit einiger Abwechselung herzustellen. Orangerie- und Treibhäuser, Statuen und wohl auch architektonische Springbrunnen, die, selbst wenn das Wasser gefriert, nicht ohne pittoreske[2] Wirkung bleiben, müssen ihn beleben. Die regelmässige Anlage nach antikem[3], oder daraus abgeleiteten französischem Geschmack, sagt diesen Gärten am besten zu; und wünscht man den Effect von Rasenstücken, so kann dieser zweckmässig durch immergrüne Kriechpflanzen [...] hervorgebracht werden..
[43]
Ritter, Fragm. I (1810), 37, Nr. 56
: Pflanzen und Thiere[1] laufen um den Menschen[1], wie Planeten und Monden um die Sonne. Alles lebt nur durch und für den Menschen[1], er ist die Centralsonne des Organismus[2] auf Erden. ➢ Volltext.
[44]
Ritter, Fragm. II (1810), 45, Nr. 434
: Die Pflanzen sind durchaus nichts, als Organe[1] der Erde..
[45]
Schelling, Darst. Syst. (1801), 119
: In Ansehung des Ganzen repräsentirt die Pflanze [...] den Kohlen- das Thier[1] den Stickstoffpol. Das Thier[1] ist also südlich, die Pflanze nördlich. In Ansehung des Einzelnen ist dieser Pol durch das männliche, jener durch das weibliche Geschlecht[1] bezeichnet. | [...] Das männliche und weibliche Geschlecht[1] im Einzelnen verhalten sich also zueinander wie Pflanze und Thier[1] im Allgemeinen. ➢ Volltext.
[46]
Schelling, Darst. Syst. (1801), 120 f. (121)
: Die jetzt vor uns liegende unorga〈121〉nisch scheinende Materie ist freilich nicht die, woraus Thiere[1] und Pflanzen geworden sind, denn sie ist vielmehr dasjenige von der Erde, was nicht Thier[1] und Pflanze werden oder sich bis zu dem Punct verwandeln konnte, wo es organisch[3] wurde, also das Residuum der organischen[3] Metamorphose; wie Steffens sich vorstellt, das nach außen gekehrte Knochengerüste der ganzen organischen[3] Welt. ➢ Volltext.
[47]
Schelling, Würzb. Syst. (
!1804), SW I, 6, 488
: Die Pflanze ist [...] ein Organ[1] der Erde, [...] ein Organ[1], wodurch sie zur Sonne spricht [...], das Thier[1] ist ein Organ[1] der Sonne, aber wodurch diese [...] zur Erde spricht. Der Mensch[1] dagegen ist losgerissen von der Erde wie das Thier[1] und aufgerichtet wie die Pflanze. Er ist Organ[1] der Erde, 〈489〉 wodurch sie nicht nur die Sonne, sondern die ganze himmlische Umwölbung faßt [...]. Er ist aber ebenso Organ[1] der Sonne, wodurch sie die Erde erkennt und zur Erde spricht, auf der er, ein sichtbarer Gott[4], wandelt, durch seine Bewegung Nähe und Ferne verbindend, und alles umwandelnd und bildend wie die Natur[2]..
[48]
Schiller, Anm. u. Würd. (1793), 157
: Bey dem Thiere[1] und der Pflanze giebt die Natur[2] nicht bloß die Bestimmung an, sondern führt sie auch allein aus. Dem Menschen[1] 〈158〉 aber giebt sie bloß die Bestimmung, und überläßt ihm selbst die Erfüllung derselben. Dieß allein macht ihn zum Menschen[1]. ➢ Volltext.
[49]
A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 33
: Wie bei den Menschen[1] die Grade der Schärfe des Verstandes[1] sehr verschieden sind, so sind sie zwischen den verschiedenen Thiergattungen es wohl noch mehr. Bei allen, selbst denen, welche der Pflanze am nächsten stehn, ist doch so viel Verstand[1] da, als zum Uebergang von der Wirkung im unmittelbaren Objekt zum vermittelten als Ursach, also zur Anschauung, zur Apprehension eines Objekts, hinreicht: denn diese eben macht sie zu Thieren[1], indem sie ihnen die Möglichkeit giebt einer Bewegung nach Motiven und dadurch des Aufsuchens, wenigstens Ergreifens der Nahrung; statt daß die Pflanzen nur Bewegung auf Reize haben, deren unmittelbare Einwirkung sie abwarten müssen, oder verschmachten, nicht ihnen nachgehn oder sie ergreifen können. ➢ Volltext.
[50]
A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 40
: Nun leitet [...] das Gesetz der Kausalität [...] uns nothwendig zu der sichern Annahme, daß, in der Zeit[1], jeder höher organisirte[5] Zustand der Materie erst auf einen roheren gefolgt ist: daß nämlich Thiere[1] früher als Menschen[1], Fische früher als Landthiere, Pflanzen auch früher als diese, das Unorganische vor allem Organischen[3] dagewesen ist; daß folglich die ursprüngliche Masse eine lange Reihe von Veränderungen durchzugehn gehabt, bevor das erste Auge sich öffnen konnte. ➢ Volltext.
[51]
A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 191 f. (192)
: Während [...] jeder Mensch[1] als eine besonders bestimmte und karakterisirte Erscheinung des Willens, ja gewissermaaßen als eine eigene Idee anzusehn ist, bei den Thieren[1] aber dieser Individualkarakter im Ganzen fehlt und nur noch die Species eine eigenthümliche Bedeutung hat, ja seine Spur immer mehr verschwindet, je weiter sie vom Menschen[1] abstehn, die Pflanzen endlich gar keine andre Eigenthümlichkeit 〈192〉 des Individuums mehr haben, als solche, die sich aus äußern günstigen oder ungünstigen Einflüssen des Bodens und Klima's[1] und andern Zufälligkeiten vollkommen erklären lassen; so verschwindet endlich im unorganischen Reiche der Natur[2] gänzlich alle Individualität. ➢ Volltext.
[52]
Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 15
: In den Bildern der Sprache[1] und in den Gleichnissen kommt ein großer Theil des Vergnügens von dem weiten Abstand des Bildes von seinem Urbilde her. Wer in der Natur[1] einer Pflanze richtige Aehnlichkeiten mit moralischen Gegenständen entdeket, der hat etwas feineres bemerket, als der, welcher dasselbe in einem Thier[1] bemerket hat..