[1]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. II (
21796), 998
: Häßlich [...], adj. et adv. 1. [...] in einem hohen Grade ungestaltet, so daß dadurch Ekel, Schrecken und Abscheu erwecket wird [...]. Ein häßliches Gesicht. Häßlich aussehen. Häßliche Geberden machen. 2. In engerer Bedeutung, schmutzig, unrein, garstig; nur im gemeinen Leben. Sich die Hände häßlich machen. [...] Häßliche Wäsche, häßliche Kleider, beschmutzte. Häßliche Gassen, kothige. 3. [...] schändlich, in einem hohen Grade lasterhaft. Ein häßlicher Mensch. Häßliche Reden führen. Ein häßliches Laster.
[2]
B. v. Arnim, Briefw. Kind I (1835), 102
: Jetzt kam Kreuzer nach Marburg, um Savigny zu besuchen; häßlich wie er war, war es [...] unbegreiflich, daß er ein Weib interessiren könne [...]. ➢ Volltext
[3]
Fichte, Red. Dt. Nat. (1808), 335
: Nachdem dieser Punct [sc. goldenes Zeitalter] erreicht ist, kann das Volk[1] nicht mehr, denn entweder seine gelungensten Meisterstücke verändert wiederholen, also, dass sie aussähen, als ob sie etwas Neues[1] seyen, da sie doch nur das wohlbekannte Alte[1] sind; oder, wenn sie durchaus neu[1] seyn wollen, zum Unpassenden und Unschicklichen ihre Zuflucht nehmen, und ebenso in der Dichtkunst das Hässliche mit dem Schönen[1] zusammenmischen, und sich auf die Carricatur und das Humoristische legen, wie sie in der Prosa[2] genöthigt sind, die Begriffe[1] zu verwirren und Laster und Tugend mit einander zu vermengen, wenn sie in neuen[1] Weisen reden wollen.
[4]
Goethe, Gut. Weib. (1801), WA I, 18, 280
: Phantasie[2] und Witz[2] finden mehr ihre Rechnung, sich mit dem Häßlichen zu beschäftigen als mit dem Schönen[1]. Aus dem Häßlichen läßt sich viel machen, aus dem Schönen[1] nichts.
[5]
Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 94
: [D]ie Frömmigkeit des Herzens, die Religion[3] des Gemüths kann, wie die moralische Gesinnung und Thätigkeit in dem Silenengesichte des Sokrates, auch in einem der bloß äußeren Gestalt nach für sich betrachtet häßlichen Körper wohnen. Für den Ausdruck der geistigen Schönheit[1] wird allerdings der Künstler das an und für sich Häßliche der äußeren Formen vermeiden, oder es durch die Macht der hindurchbrechenden Seele zu bändigen und zu verklären wissen, aber er kann dennoch die Häßlichkeit nicht durchweg entbehren. ➢ Volltext
[6]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. VII (1836), 415
: Ob das Innere Neuhollands sehr bevölkert ist, läßt sich schwer bestimmen; an den Küsten leben vielleicht 250,000 Neger von durchaus häßlicher Gestalt, deren Zustand nahe an Thierheit grenzt.
[7]
Hirschfeld, Gartenkunst II (1780), 187
: Die zwar großen, aber regelmäßigen Bassins des Parks konnte man nicht anders sehen, als wenn man auf ihren hohen und steilen Einfassungen stund. Das Wasser darin war stehend; und hieraus kann man schon schließen, daß sie mit allerhand Wasserpflanzen angefüllt waren, die es ungesund machten, und einen häßlichen Anblick gaben. ➢ Volltext
[8]
Th. Huber, Holland (1811), 73
: Warum die Cöllnerinnen [...] so häßlich, gelb und schleppenden Ganges sind, begrei〈74〉fe ich nicht, denn die Stadt liegt lange nicht so feucht wie viele andere. Die Bauart ist nicht schlechter, die Lebensmittel gut. Ihr Anzug ist schon sehr häßlich, und wird häßlicher je weiter herab man am Rhein kommt. Widrige weiße Hauben die das Kinn umgeben, wie die weißen Strählenhaare eines gewissen Affen, der Mangabey aus Madagaskar nach Büffon, und lange Jacken, die eine höchst nachtheilige Abtheilung in die Gestalt bringen. ➢ Volltext
[9]
Kant, Metaph. d. Sitt. II (1797), 40
: Anderen Menschen nach unserem Vermögen wohlzuthun ist Pflicht; man mag sie lieben oder nicht und diese Pflicht verliert nichts an ihrem Gewicht, wenn man gleich die traurige Bemerkung machen müßte, daß unsere Gattung leider! dazu nicht geeignet ist, daß, wenn man sie näher kennt, sie sonderlich liebenswürdig befunden werden dürfte. – Menschenhaß aber ist jederzeit häßlich, wenn er auch, ohne thätige Anfeindung, blos in der gänzlichen Abkehrung von Menschen (der separatistischen Misanthropie) bestände.
[10]
C. Michaelis, an W. Bertuch (2. 3. 1781), C 1, 39
: Diese Woche beehrte der Herzog von Würtenberg und Gräfin Hohenheim, die mit ihm reiset, unsre Stadt. [...] Er ist häßlich, verliebt mag sie wohl nicht in ihn seyn, ob sie gleich ihren Mann um seinetwillen verließ. Seine Unterthanen wünschen, daß er sie heirathet, er traut aber selbst seiner Beständigkeit nicht genug das zu thun. [...] 〈40〉 [...] Wilst Du sein Bild, so stell Dir einen großen und nicht magern Mann, mit einem rothen Angesicht, großer Nase nebst kleinen ditos drauf, große hervorstehende Augen, einen braunen kurzen Rock, schwefelgelbe Weste, so lang, daß man die schwarzatlaßne Beinkleider, über die graue Strümpfe nach alter[1] Mode gewickelt waren, kaum sah, denn Weste und Strümpfe stießen zusammen, [...] den Gang eines alten[13] Greises vor.
[11]
Novalis, Blüthenstaub (1798), 79, Nr. 30
: Das Unbedeutende, Gemeine, Rohe, Häßliche, Ungesittete, wird durch Witz[1] allein Gesellschaftfähig. Es ist gleichsam nur um des Witzes[1] willen: seine Zweckbestimmung ist der Witz[1]. ➢ Volltext
[12]
Schelling, Philos. d. Kunst (
!1803–04), SW I, 5, 526
: Außer denjenigen Dingen, welche die Schönheit[1] unmittelbar vernichten, wie das an sich Widrige, gibt es Dinge, die, ohne an sich häßlich zu seyn, die Schönheit[1] verderben, und das Vorzüglichste unter diesen ist Darstellung des Ueberflüssigen, namentlich in dem, was ganz accidentell, z. B. der Umgebung, die mit einer Handlung zugleich vorgestellt werden soll. ➢ Volltext
[13]
A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (
!1798–99), KAV 1, 85
: Sophokles ist darin, daß er seinen Personen soviel sittliche Güte und Hoheit lieh, und selbst das Unsittliche und Häßliche milderte, ganz untadelig.
[14]
A. W. Schlegel, Zeichn. (1799), 228
: Schade, daß dem Entschlusse, das klassische[7] Alterthum[2] nicht bloß müßig zu vergöttern, sondern es aufzuwecken und in das wirkliche Leben einzuführen, immer verwünschte kleine Umstände in den Weg treten, die allen Enthusiasmus dämpfen. So habe ich klagen hören, daß in einem sehr geschmackvoll dekorirten Hause die Herren bey der Assemblee sich häufig an den Stühlen mit stark vor- und hinterwärts geschweiften Füßen die Schienbeine zerstießen, und bey gewissen Coëffures à la 〈137〉 Grecque sollen viel häßliche Hälse zum Vorschein gekommen seyn. ➢ Volltext
[15]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 275
: Alles würdige, edle und große der menschlichen Natur[1] läßt nur eine ernsthafte Darstellung zu: denn der Darstellende fühlt es gegen sich im Verhältnisse der Ueberlegenheit, es wird also bindend für ihn. Der komische Dichter muß es folglich von der seinigen ausschließen, sich darüber hinwegsetzen, ja es gänzlich läugnen, und die Menschheit[1] im entgegengesetzten Sinne[1] wie der Tragiker, nämlich ins häßliche und schlechte, idealisiren. ➢ Volltext; ➢ vgl. [64]
[16]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 153
: Das Böse ist von Grund aus häßlich, und es ist widersinnig, es auf irgend eine Art veredeln zu wollen. ➢ Volltext
[17]
Adelung, Gesch. Cultur (1782), 144
: Man darf es sich [...] nicht befremden lassen, wenn man [...] in den Dichtungen dieser Zeit[3] den Geschmack so sehr vermisset. Ihre Schönheiten[1] rühren nicht von der Wahl und feinen Bearbeitung des Dichters, sondern von den Gegenständen selbst her, und da Homer ohne Unterschied schöne[1] und häßliche, angenehme und widerwärtige Gegenstände schildert, so sind auch die erstern mehr ein Werk des Zufalles, als seiner Wahl. ➢ Volltext.
[18]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
21793), 43
: Sich mit einer Sache abgeben, sich damit als mit einer Nebensache beschäftigen, ohne sie gründlich zu verstehen. [...] Gottsched nannte diesen Gebrauch des Zeitwortes abgeben einen häßlichen Mißbrauch; aber er sagte nicht warum..
[19]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
21793), 173
: Der Affe, [...]. [...] Figürlich, [...] eine Person mit einem häßlichen Gesichte [...]..
[20]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
21793), 1782
: Körper, welche widerwärtig weich anzufühlen sind, häßliche, scheusliche Gegenstände für das Gesicht, öftere Mißtöne und lauter Consonanzen können figürlich gleichfalls einen Ekel erwecken [...]. Bis zum Eckel häßlich seyn..
[21]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. II (
21796), 419
: Garstig [...]. [...] Ungestaltet, häßlich, von widriger Bildung[10]..
[22]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. II (
21796), 613
: Geschmack [...]. [...] Das Vermögen, und in engerer Bedeutung die Fertigkeit, das Gute und Schöne[1] oder Häßliche an einer Sache leicht zu entdecken und zu empfinden..
[23]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. II (
21796), 2010
: Leidig, adj. et adv. [...] Häßlich, abscheulich, nur noch im gemeinen Leben einiger Gegenden. Ein leidiges Gesicht..
[24]
Arndt, Erinn. (1840), 201
: Schalkheit und Witz[1] funkelten aus ihm, obgleich er beim ersten Anblick mehr den Eindruck eines häßlichen Mannes machte. [...] Im Gespräch schoß er Pfeil auf Pfeil ab, und wenn er ja einmal hart getroffen hatte, machte seine große Gutmütigkeit es bald wieder gut..
[25]
A. v. Arnim, Caboga (1826), 417
: Seyd aufrichtig, ihr seyd nicht häßlich; die [...] Weiber[1] müssen euch liebgewonnen haben, beschreibt mir ein paar eurer Abenteuer[3], ich höre so etwas gar gern..
[26]
B. v. Arnim, Briefw. Kind I (1835), 18
: Frau Rath, Sie hat eine recht garstige Hand, eine wahre Katzenpfote, [...] die geschriebene Hand ist häßlich und unleserlich. ➢ Volltext.
[27]
B. v. Arnim, Frühlingskr. (*1800–04; 1844), 109 f. (110)
: Was Du thust, erhalte Deine Seele in reiner jugendlicher Liebe zum Großen und Schönen[1]. Auch die Sinne[4] wollen die Befriedigung in der Schönheit[1], sie suchen es in sich und in dem was Einfluß auf sie übt. Du 〈110〉 fühlst Dein Ohr[3] beleidigt, durch eine klanglose raue Stimme[3] die keinen Geist[20] wiederhallt, so Dein Auge lenkt ab von dem was seinem Schönheitsreiz wiederspricht. Oder es forscht nach der tieferen Schönheit[1] des Geistesadel und der Güte, wenn es mit häßlichen Zügen sich bekannt macht. ➢ Volltext.
[28]
Börne, Schiller [Tell] (1829), SS 1, 400
: Ein Vater kann alles wagen um das Leben seines Kindes, doch nicht dieses Leben selbst. Tell hätte nicht schießen dürfen, und wäre darüber aus der ganzen schweizerischen Freiheit[7] nichts geworden. [...] Ja die gelungene Tat ist noch ganz so häßlich, als es die gewagte war; das Entsetzen bleibt, und die Furcht, der Vater hätte sein Kind treffen können, ist größer, als die frühere war, er könnte es treffen..
[29]
Fichte, Grundzg. d. Zeitalt. (1806), SW 7, 58 f. (59)
: Die erste, unter der Menschheit[2] am frühesten ausgebrochene, und dermalen am weitesten verbreitete Art jenes Ausflusses der Urthätigkeit ist die in Materie ausser uns vermittelst unserer eigenen materiellen Kraft: und in dieser Art des Ausflusses besteht die schöne[2] Kunst[1]. Ausfluss der Urthätigkeit, 〈59〉 habe ich gesagt, – der nur aus sich selber strömenden und sich
selbst genügenden, keinesweges der auf Erfahrung und Beobachtung in der Aussenwelt sich stützenden; diese letztere giebt nur das individuelle, und darum unedle und hässliche, welches schon um das Einemal, da es in der Wirklichkeit da ist, zu viel da ist, durch dessen Wiederholung sonach und Vervielfältigung durch die Kunst[2] ein schlechter Dienst geleistet werden würde..
[30]
M. Forkel, Maria I (1784), 306 f. (307)
: Es befanden sich ein kleiner Knabe und zwey Mädchen von sechs und acht Jahren im Zimmer. Das älteste[3] Mädchen war schön[1], aber schon ganz eines von den Gesichtern, die stets bemüht zu seyn scheinen, es selbst zu sagen. Das jüngste war von den Pocken verdorben worden, hatte aber doch eine gute offne Miene. Ich bemerkte dieses letzte gegen die Mutter. | 〈307〉 „Ach! sprach sie, was thue ich mit der offnen Miene, da das Mädchen so häßlich ist wie eine Fratze? Sie glauben gar nicht, was ich für Aerger von ihr habe. Keinen Augenblick kann sie auf einer Stelle sitzen. Ruckst du schon wieder auf deinem Stuhl, du garstiges Thier[7]! Du möchtest wohl gern den ganzen Tag auf der Straße liegen, wie die Bauernkinder, und du hättest doch gewiß nicht nöthig, den Leuten dein Fratzengesicht zu zeigen. Ehe ich michs versehe, entwischt das alberne Mensch[3] vor die Straßenthür, und spricht mit den gemeinen Kindern. Habe ich dir es nicht so oft verboten, du solltest dich nicht mit dem schlechten gemeinen Volk[5] abgeben? [...]“.
[31]
Hegel, Fichte u. Schelling (1801), 121
: Fodert das Sittengesetz nur Selbstständigkeit als ein
Bestimmen nach und durch Begriffe[1]; und kann die
Natur zu ihrem Recht, nur durch eine Beschränkung
der Freyheit[10] nach dem Begriff[1] der Freyheit[10] vieler Vernunftwesen gelangen; und sind diese beyden [...] Arten die höchsten, wodurch sich der Mensch als Mensch konstituirt, so ist für den ästhetischen Sinn[4], der in seinem weitesten Umfange genommen werden muß, für die vollendete Selbst-Gestaltung der Totalität in der Vereinigung der Freyheit[10] und Nothwendigkeit, des Bewußtseins und des Bewußtlosen weder, insofern er sich rein in seinem unbeschränkten Selbstgenusse darstellt, noch in seinen eingeschränkten Erscheinungen, in der bürgerlichen 〈122〉 Rechtlichkeit und in
der Moralität, Raum zu finden; denn im ästhetischen Sinn[4] ist gerade alles Bestimmen nach Begriffen[1] so sehr aufgehoben, daß ihm dieß verständige Wesen des Herrschens und Bestimmens, wenn es an ihn kommt, häßlich[1/2], und zu hassen ist..
[32]
Hegel, Glaub. u. Wiss. (1802), 175
: [Über Fichtes Philosophie:] [E]ine moralische Empfindeley, wenn sie nur nach der Seite des Häßlichen und Unnützen hingeht, wie sonst die Frömmeley nach der Seite des Guten und Nützlichen, wird zur vernünftigen Ansicht der Welt; und die Philosophie hat sich selbst in die gemeine Ansicht der Subjectivität gestellt, welche [...] Zufälligkeit und Willkühr erblickt, und [...] der Erhebung ihrer Ansicht der Welt aus der Ansicht einer empirischen Nothwendigkeit, welche Eins ist mit der Zufälligkeit, in die Ansicht einer ewigen Nothwendigkeit, welche Eins ist mit der Freyheit[10], [...] 〈176〉 [...] sich völlig begeben..
[33]
Hegel, Wiss. d. Log. II (1816), 168
: Wenn z. B. aus dem Medius Terminus: Grün, geschlossen werden sollte, daß ein Gemählde angenehm sey, weil das Grün dem Auge angenehm ist, oder ein Gedicht, ein Gebäude u. s. f. schön[1] sey, weil es Regelmässigkeit besitze, so könnte das Gemählde, u. s. f. dessenungeachtet häßlich seyn um anderer Bestimmungen willen, aus denen auf diß letztere Prädicat geschlossen werden könnte..
[34]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 26
: [A]uch das Karrikierte kann charakteristisch[2] seyn; allein es ist dagegen sogleich zu sagen, daß in der Karrikatur der bestimmte Charakter[1] zur Uebertreibung gesteigert, und gleichsam ein Ueberfluß des Charakteristischen[2] ist. Der Ueberfluß ist aber nicht mehr das eigentlich zum Charakteristischen[2] Erforderliche, sondern eine lästige Wiederholung, wodurch das Charakteristische[2] selbst kann denaturirt werden. Zudem zeigt sich das Karrikaturmäßige ferner als die Charakteristik des Häßlichen, das allerdings ein Verzerren ist. Das Häßliche seiner Seits bezieht sich näher auf den Inhalt, so daß gesagt werden kann, daß mit dem Prinzip des Charakteristischen[2] auch das Häßliche und die Darstellung des Häßlichen als Grundbestimmung angenommen sey. ➢ Volltext.
[35]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 59
: Wie oft hört man sagen, daß eine europäische Schönheit[3] einem Chinesen oder gar einem Hottentotten mißfallen würde, indem dem Chinesen ein ganz anderer Begriff[1] von Schönheit[1] inwohne als dem Neger, und diesem wieder ein anderer als dem Europäer u. s. f. Ja betrachten wir die Kunstwerke[2] jener außer-europäischen Völker[1], ihre Götterbilder z. B., die als verehrungswürdig und erhaben aus ihrer Phantasie[1] entsprungen sind, so können sie uns als die scheußlichsten Götzenbilder vorkommen, und ihre Musik als die abscheulichste in die Ohren[2] klingen, während sie ihrer Seits unsere Skulpturen, Malereien, Musiken für unbedeutend oder häßlich halten werden. ➢ Volltext.
[36]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 164
: Die Gewohnheit [...] ist [...] eine bloß subjektive Nothwendigkeit. Nach diesem Maaßstab können wir z. B. Thiere[1] häßlich finden, weil sie einen Organismus[3] zeigen, der von unseren gewohnten Anschauungen abweicht, oder ihnen widerspricht. Wir nennen deshalb Thierorganismen bizarr, insofern die Weise der Zusammenstellung ihrer Organe[2] außerhalb der sonst schon häufig gesehenen und uns deshalb geläufigen fällt. Fische z. B., deren unverhältnißmäßig großer Leib in einen kurzen Schwanz endet, und deren Augen auf einer Seite nebeneinanderstehen. Bei Pflanzen[1] sind wir mannigfacher Abweichungen schon eher gewohnt, obschon uns die Kaktus z. B. mit ihren Stacheln, und der mehr geradlinigten Bildung[10] ihrer eckigten Stangen verwundersam erscheinen können. Wer in der Naturgeschichte vielseitige Bildung[6] und Kenntniß hat, wird in dieser Beziehung sowohl die einzelnen Theile am genauesten kennen, als auch die größte Menge von Typen ihrer Zusammengehörigkeit nach im 〈165〉 Gedächtniß tragen, so daß ihm wenig Ungewohntes vor die Augen kömmt. ➢ Volltext.
[37]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 204
: Selbst in der italienischen ernst religiösen Musik durchdringt diese Lust und Verklärung des Schmerzes den Ausdruck der Klage. Dieser Ausdruck ist im Romantischen[12] überhaupt das Lächeln durch Thränen. Die Thräne gehört dem Schmerz, das Lächeln der Heiterkeit[3], und so bezeichnet das Lächeln im Weinen dieß Beruhigtseyn in sich bei Qual und Leiden. Allerdings darf das Lächeln dann keine bloß sentimentale[1] Rührung, keine Eitelkeit des Subjekts und Schönthuerei mit sich über Miserabilitäten seyn und über seine kleinen subjektiven Empfindungen dabei, sondern muß als die Fassung und Freiheit[10] des Schönen[1] allem Schmerze zum Trotz erscheinen, wie von der Ximene in den Romanzen vom Cid gesagt wird: wie war sie in Thränen schön[1]. Die Haltungslosigkeit des Menschen dagegen ist entweder häßlich und widrig oder lächerlich. ➢ Volltext.
[38]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 206
: Die bildliche und äußerliche Seite nun, welche dem Ideal ebenso nothwendig ist als der in sich gediegene Inhalt, und die Art der Durchdringung beider führt uns auf das Verhältniß der idealen Darstellung der Kunst[10] zur Natur[20]. [...] In dieser Beziehung ist der alte[1] immerfort sich erneuernde Zwist, ob die Kunst[10] natürlich[6] im Sinne[1] des Vorhandenen Aeußeren darstellen, oder die Naturerscheinungen verherrlichen und verklären solle, noch nicht beigelegt. Recht der Natur[20] und Recht des Schönen[1], Ideal und Naturwahrheit – in solchen zunächst unbestimmten Wörtern[1] kann man ohne Aufhören gegeneinanderreden. Denn das Kunstwerk[2] soll allerdings natürlich[6] seyn, aber es giebt auch eine gemeine, häßliche Natur[20], diese soll nun wiederum nicht nachgebildet werden, andrer Seits aber – und so geht es ohne Ende und festes Resultat fort. ➢ Volltext.
[39]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 263 f. (264)
: Die innere Vorstellung [...] kann in Zerrissenheit weit mehr ertragen als die unmittelbare Anschauung. Die Poesie[11] hat deshalb das Recht nach Innen fast bis zur äußersten Qual der Verzweiflung und im Aeußern bis zur Häßlichkeit als solcher fortzugehn. In den bildenden Künsten[2] aber, in der Malerei und mehr noch in der Skulptur steht die Außengestalt fest und bleibend da, ohne wieder aufgehoben zu werden, oder als flüchtig vorübergeführt, so〈264〉gleich wieder zu verschwinden. Hier würde es ein Verstoß seyn das Häßliche, wenn es keine Auflösung findet, für sich festzuhalten. Den bildenden Künsten[2] ist deshalb nicht alles das erlaubt, was in der dramatischen Poesie[11], insofern sie es nur augenblicklich erscheinen und sich wieder entfernen läßt, sehr wohl zu gestatten wäre. ➢ Volltext.
[40]
Hegel [Hotho], Aesth. II (1837), 11 f. (12)
: Durch das Auge sieht man 〈12〉 dem Menschen in die Seele, wie durch seine ganze Bildung[10] überhaupt sein geistiger Charakter[2] ausgedrückt wird. Wenn deshalb die Leiblichkeit dem Geist[19] als sein Daseyn zugehört, so ist auch der Geist[19] das dem Leibe angehörige Innere und keine der äußeren Gestalt fremdartige Innerlichkeit, so daß die Materialität nicht noch eine andere Bedeutung in sich hat oder darauf hindeutet. Zwar trägt die menschliche Gestalt viel von dem allgemeinen animalischen Typus an sich, aber der ganze Unterschied des menschlichen Körpers vom thierischen besteht nur darin, daß der menschliche sich seiner ganzen Bildung[10] nach als der Wohnsitz, und zwar als das einzig mögliche Naturdaseyn des Geistes[19] erweist. Deshalb ist auch der Geist[19] nur im Leibe für Andere unmittelbar vorhanden. – Die Nothwendigkeit dieses Zusammenhangs und das specielle Entsprechen von Seele und Leib anzugeben, ist hier jedoch nicht der Ort; wir müssen diese Nothwendigkeit hier voraussetzen. Nun giebt es allerdings Todtes, Häßliches, d. h. von anderen Einflüssen und Abhängigkeiten Bestimmtes an der menschlichen Gestalt; ist dieß der Fall, so ist es eben die Sache der Kunst[18], den Unterschied des bloß Natürlichen[8] und des Geistigen auszulöschen, und die äußere Leiblichkeit zur schönen[1], durch und durch gebildeten, beseelten und geistig-lebendigen Gestalt zu machen. ➢ Volltext.
[41]
Hegel [Hotho], Aesth. II (1837), 14 f. (15)
: Die klassische[3/7] Kunst[10] und ihre schöne[1] Religion[1] befriedigt [...] nicht die Tiefen des Geistes[19]; wie konkret sie auch in sich selber ist, bleibt sie doch für ihn noch abstrakt, weil sie, statt der Bewegung und aus der Entgegensetzung erworbenen Versöhnung jener unendlichen Subjektivität, nur die ungetrübte Harmonie 〈15〉 der bestimmten freien Individualität in ihrem adäquaten Daseyn, diese Ruhe in ihrer Realität, dieses Glück, diese Befriedigung und Größe in sich selbst, diese ewige Heiterkeit[3] und Seligkeit zu ihrem Elemente hat, die selbst im Unglück und Schmerz das sichere Beruhen auf sich nicht verliert. Die klassische[3/7] Kunst[10] hat in den Gegensatz, der im Absoluten begründet ist, nicht bis zur Tiefe hineingearbeitet und ihn ausgesöhnt. Dadurch kennt sie nun aber auch nicht die Seite, welche mit diesem Gegensatze in Beziehung steht, die Verhärtung des Subjekts in sich als abstrakte Persönlichkeit gegen das Sittliche und Absolute, die Sünde und das Böse, so wie das Verlaufen der subjektiven Innerlichkeit in sich, die Zerrissenheit, Haltlosigkeit, überhaupt den ganzen Kreis der Entzweiungen, welche innerhalb ihrer das Unschöne, Häßliche, Widrige nach der sinnlichen und geistigen Seite hin hereinbringen. Die klassische[3/7] Kunst[10] überschreitet den reinen Boden des ächten Ideals nicht. ➢ Volltext.
[42]
Hegel [Hotho], Aesth. II (1837), 157
: [Über Märtyrerdarstellungen:] [E]iner Seits müssen die Individuen in einem ganz andern Grade noch, als wir es in der Leidensgeschichte Christi forderten, als wirkliche einzelne Individuen, mit dem Stempel der zeitlichen Existenz bezeichnet, und in den Gebrechen der Endlichkeit und Natürlichkeit herausgestellt werden, anderer Seits sind die Qualen und unerhörten Abscheulichkeiten, die Verzerrungen und Verrenkungen der Glieder, die leiblichen Martern, die Henkeranstalten, das Köpfen, Rösten, Verbrennen, in Oel Sieden, auf's Rad Flechten u. s. f. an sich selbst häßliche, widrige, ekelhafte Aeußerlichkeiten, deren Entfernung von der Schönheit[1] zu groß ist, als daß sie von einer gesunden Kunst[18] sollten zum Gegenstande erwählt werden dürfen. ➢ Volltext.
[43]
Hegel [Hotho], Aesth. II (1837), 183
: Drittens jedoch können es überhaupt äußerliche Verhältnisse und Hindernisse seyn, welche sich der Liebe entgegenstemmen; der gewöhnliche Lauf der Dinge, die Prosa[4] des Lebens, Unglücksfälle, Leidenschaft, Vorurtheile, Bornirtheiten, Eigensinn Anderer, Vorkommenheiten der mannigfaltigsten Art. Hier mischt sich dann oft viel Häßliches[1], Furchtbares, Niederträchtiges ein, indem es die Schlechtigkeit, Rohheit und Wildheit sonstiger Leidenschaft ist, welche sich der zarten Seelenschönheit der Liebe entgegensetzt. ➢ Volltext.
[44]
Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 577
: Auch die häsliche Abstraktion so fester Charaktere[2], wie z. B. Molière's Geiziger, deren absolute ernsthafte Befangenheit in ihrer bornirten Leidenschaft sie zu keiner Befreiung des Gemüths von dieser Schranke gelangen läßt, hat nichts eigentlich Komisches. ➢ Volltext.
[45]
Hirschfeld, Gartenkunst I (1779), 125
: Es kann Gärten geben, sagte Temple, die nichts von Regelmäßigkeit haben, und dennoch angenehmer und schöner[1] ausfallen; dazu wird eine vortheilhafte Lage und sodann Kunst[8] und Fleiß erfordert, um das Unregelmäßige so zu bearbeiten, daß es eine Gestalt erhält, die immer sehr angenehm ist. Er verwarf dabey die nackten Mauern, womit eine alte[1] Gewohnheit die Gärten einsperrte; sie müßten, um die häßliche Wirkung zu verlieren, bekleidet werden. ➢ Volltext.
[46]
Th. Huber, Holland (1811), 17
: [W]as vom alten[1] Schloß abgetragen ist, kann man keinen Verlust nennen; es war ein widrig häßliches Gebäude. ➢ Volltext.
[47]
Kant, Crit. d. Urtheilskr. (1790), 125
: Sich selbst genug zu seyn, mithin Gesellschaft nicht bedürfen, ohne doch ungesellig zu seyn d. i. sie zu fliehen, ist etwas dem Erhabenen sich näherndes, so wie jede Ueberhebung von Bedürfnissen. Dagegen ist Menschen zu fliehen, aus Misanthropie, weil man sie anfeindet, oder aus Anthropophobie (Menschenscheu) weil man sie als seine Feinde fürchtet, theils häslich, theils verächtlich..
[48]
Kant, Crit. d. Urtheilskr. (1790), 187
: Die schöne[2] Kunst[1] zeigt darin eben ihre Vorzüglichkeit, daß sie Dinge, die in der Natur[2] häslich oder misfällig seyn würden, schön[1] beschreibt. Die Furien, Krankheiten, Verwüstungen des Krieges u. d. gl. können sehr schön[1] beschrieben, ja sogar im Gemälde vorgestellt werden; nur eine Art Häslichkeit kann nicht der Natur[2] gemäs vorgestellt werden, ohne alles ästhetische Wohlgefallen, mithin der Kunstschönheit zu Grunde zu richten: nämlich diejenige, welche Ekel erweckt..
[49]
Kant, Crit. d. Urtheilskr. (1790), 187 f. (188)
: Auch hat die Bildhauerkunst, weil an ihren Producten die Kunst[9] mit der Natur[10] beynahe verwechselt 〈188〉 wird, die unmittelbare Vorstellung häslicher Gegenstände von ihren Bildungen[16] ausgeschlossen, und dafür z. B. den Tod (in einem schönen[1] Genius), den Kriegsmuth (am Mars) durch eine Allegorie oder Attribute, die sich gefällig ausnehmen, [...] vorzustellen erlaubt..
[50]
H. Chr. Kolbe, Paris. Gem. (1803), 143
: Guerin in Vergleich mit David bleibt weit unter diesem Künstler, dieser fühlt das Schöne[1], ist nie häßlich, ahmt vortreflich die Antike[4] nach. Guerin nicht davon begeistert, behandelt nur oberflächlich die Formen. ➢ Volltext.
[51]
Mereau, Amd. u. Ed. I (1803), 28
: Selbst das Zimmer, worin ich lebte, der erste Schauplatz meiner Erfahrungen und meiner Spiele, hat ein angenehmes Bild von Harmonie und Fröhlichkeit in mir zurückgelassen, und ich weiß noch ganz genau, welche Farben, welche Gemälde es zierten, welche Aussicht es gewährte. Mein Auge gewöhnte sich an heitre[5], liebliche Formen, und mein kindisches Herz war mit unsichtbarer Gewalt an das Schöne[1] gebunden; ich unterließ das Schlechte, nicht weil es böse, sondern weil es häßlich war..
[52]
C. Michaelis, an L. Gotter (12. 1. 1781), C 1, 38
: Friedericke Böhmer ist zu sehr meine Freundinn, überdem ist der Contrast was Schönheit[1] betrift zu groß, als daß sie ihr gut seyn könte, denn das Therese häßlich ist, das ist die allgemeine Stimme[11]..
[53]
W. A. Mozart, an seinen Vater (15. 12. 1781), S 2, 142
: bevor ich ihnen von meinem gewäsche frey mache, muß ich ihnen doch noch näher mit dem karackter[2] meiner liebsten konstanze bekannt machen. – sie ist nicht hässlich, aber auch nichts weniger als schön[1]. – ihre ganze schönheit[1] besteht, in zwey kleinen schwarzen augen, und in einem schönen[1] Wachsthum. sie hat keinen Witz[3], aber gesunden Menschenverstand genug, um ihre Pflichten als eine frau und Muter erfüllen zu können..
[54]
Novalis, Fragm. u. Stud. (*1800), NS 3, 670, Nr. 611
: Im Shakespeare wechselt durchaus Poesie[14] mit Antipoësie – Harmonie mit Disharmonie ab – das Gemeine, Niedrige Häßliche, mit dem Romantischen[7], Höhern, Schönen[1] – das Wirckliche mit dem Erdichteten. [Randbemerkung: Dies ist gerade mit dem griechischen[2] Trauersp[iel] der entgegengesezte Fall.].
[55]
Schelling, Philos. d. Kunst (
!1803–04), SW I, 5, 385 f. (386)
: Es folgt [...] von selbst, daß [...] 〈386〉 [...] die Urbilder aller Dinge, wie sie absolut wahr, auch absolut schön[1] sind, das Verkehrte, Häßliche daher, ebenso wie der Irrthum oder das Falsche, in einer bloßen Privation besteht und nur zur zeitlichen Betrachtung der Dinge gehört. ➢ Volltext.
[56]
Schelling, Philos. d. Kunst (
!1803–04), SW I, 5, 398
: Was die Bildung[10] des Vulcan betrifft, so zeigt uns diese die große Identität zwischen den Bildungen[16/10] der Phantasie[1] und der organisch[4] schaffenden Natur[2]. Wie die Natur[2] durch die vorzügliche Ausbildung eines Organs[2] oder Triebs in einer Gattung von Geschöpfen sich genöthigt sieht, es dagegen in einem andern zu verkürzen, so hat hier die Phantasie[1] das, was sie den mächtigen Armen des Hephästos gab, seinen Füßen entziehen müssen, welche hinkend sind. Aber allgemein gilt in Ansehung der häßlichen Bildungen[10] der griechischen[2] Götterwelt, daß diese sämmtlichen Bildungen[10] in ihrer Art wieder Ideale, nur die umgekehrten Ideale sind, und daß sie dadurch wieder in den Kreis des Schönen[1] aufgenommen werden. ➢ Volltext.
[57]
Schelling, Philos. d. Kunst (
!1803–04), SW I, 5, 552
: Die höchste Regel ist [...], wie in aller Kunst[2], so auch hier, die Schönheit[1], und daß das rein Gräßliche, Abscheuliche und Widrige vermieden werde. Die wüthende Nothwendigkeit, wie sie Horatius nennt, die Wuth des Krieges bei Virgilius oder die Teufeleien des Milton würden in der Malerei nur mit schlechtem Erfolg ausgeführt werden können. So ist in der St. Peterskirche zu Rom ein allegorisches Gemälde, das die Ketzerei zu den Füßen der Heiligen in der häßlichsten Gestalt vorstellt, als ob sie in einer schönen[1] weiblichen Figur vorgestellt in dieser Unterwerfung und Beugung nicht eine viel bessere Wirkung machte. ➢ Volltext.
[58]
Schelling, Philos. d. Kunst (
!1803–04), SW I, 5, 569
: So kann die höchste Weisheit und innere Schönheit[1] des Künstlers sich in der Thorheit oder Häßlichkeit desjenigen spiegeln, was er darstellt, und nur in diesem Sinn kann das Häßliche Gegenstand der Kunst[2] werden, indem es durch diesen Reflex gleichsam aufhört es zu seyn. ➢ Volltext.
[59]
C. Schelling, an L. Wiedemann (Mitt. Mrz. 1809), C 2, 556 f. (557)
: Die Liebeskind ist nun hier etablirt mit Mann und vier Söhnen. Der Himmel weis, sie ist nicht anmuthig[1], sehr alt[13] [⦿] 〈557〉 und häßlich. Geistreich habe ich sie nie gefunden..
[60]
Schiller, Zerstr. Betr. (1794 [hier:
21802]), NA 20, 228
: Ein häßlicher Mensch wird noch häßlicher durch den Zorn, und doch kann er im Ausbruch dieser Leidenschaft, sobald sie nicht ins Lächerliche, sondern ins Furchtbare verfällt, gerade noch den meisten Reiz für uns haben. Selbst bis zu den Thieren[1] herab gilt diese Bemerkung. Ein Stier am Pfluge, ein Pferd am Karren, ein Hund, sind gemeine Gegenstände; reizen wir aber den Stier zum Kampfe, setzen wir das ruhige Pferd in Wuth, oder sehen wir einen wüthenden Hund, so erheben sich diese Thiere[1] zu ästhetischen Gegenständen, und wir fangen an, sie mit einem Gefühle zu betrachten, das an Vergnügen und Achtung grenzt..
[61]
A. W. Schlegel, Brf. Poes. I–II (1795), Hor. IV.11, 92 f. (93)
: Nicht dem Menschen[1] allein, auch vielen Gattungen von Thieren[1] dringt das Gefühl ihres Zustandes gewisse Laute ab, die von verwandten Geschöpfen mit einer ähnlichen, oft fast eben so starken, Erschütterung der Nerven, wie die, welche sie erzeugte, vernommen werden. Bey manchen bleibt die Stimme[1] nur für die dringendste Noth, für die heftigsten Leidenschaften aufgespart, und selbst ihre Geselligkeit ist meistens stumm. Anderen hin〈93〉gegen ist bey einer Organisation[5], die sich der menschlichen weit weniger nähert, zum Theil auch bey beschränkteren Anlagen und einem geringern Maaße von Gelehrigkeit, der vielfachste, beredteste Ausdruck sogar der zarteren Regungen, und, wie es scheint, eine unermüdliche Lust an ihren eignen Tönen[1] gegönnet. | Wenn man den Menschen[1], bloß nach seiner körperlichen Zusammensetzung betrachtet, zu jenem rechnet: (und dieß hat allen Anschein für sich; denn zu unsrer Demüthigung gleichen wir dem häßlichsten Affen viel mehr als der Nachtigall) so ist es allerdings einleuchtend, daß der Schrey körperlicher Schmerzen oder thierischer Begierden, vom ersten Wimmern des Neugebohrnen bis zum letzten Aechzen des Sterbenden, sich nie bis zur Rede erheben kann; und der Empfindung wird folglich mit Recht aller Antheil an ihrer Entstehung abgesprochen. Selbst die einfachen Ausrufe der Leidenschaft, (Interjektionen) welche auch die verfeinteste Sprache[3] noch gelten läßt, sind eigentlich nicht mehr jene unwillkührlich hervorgebrachten Laute selbst, sondern vertreten sie nur durch ihren gemilderten Ausdruck, und fliessen also mit allen übrigen Wörtern[1] aus der gemeinschaftlichen Quelle der Nachahmung her. ➢ Volltext.
[62]
A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (
!1798–99), KAV 1, 22
: Ein starkes Übergewicht der Vokale deutet auf üppige und zerflossene Sinnlichkeit, so wie hingegen der Mangel daran und die Häufung harter Konsonanten auf Gefühllosigkeit, harten Verstand[1] und häßliche Phantasie[1]. Es muß ein harmonisches Verhältnis der Rezeptivität und Spontaneität im Innern des Menschen stattfinden. [...] Häßliche Phantasie[1] faßt häßliche Gegenstände auf und verschönert nichts. .
[63]
A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (
!1798–99), KAV 1, 92
: Crèbillon häuft Greuel und häßliche Gegenstände..
[64]
A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (
!1798–99), KAV 1, 94
: Alles Würdige, Edle und Große der menschlichen Natur[1] läßt nur eine ernsthafte Darstellung zu; der komische Dichter muß es also von der seinigen ausschließen und die Menschheit[1] ins Entgegengesetzte, wie die Tragödie, nämlich ins Häßliche und Schlechte idealisieren. Diese Idealität besteht aber nicht in der Quantität, in einer die Willkürlichkeit übersteigenden Anhäufung von sittlichen Gebrechen und Ausartungen, sondern in der Qualität, in der Abhängigkeit von dem tierischen Teile, dem Mangel an Freiheit[10] und Selbständigkeit, dem Unzusammenhange und den Widersprüchen des inneren Daseins, woraus Torheit und Narrheit hervorgehen. [...] Das Häßliche muß furchtbar oder lächerlich geschildert werden. Der Komiker muß über die Natur[13] hinausgehen, er muß sie ins Häßliche idealisieren, wie schon Aristoteles bemerkt hat. ➢ vgl. [15].
[65]
A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (
!1798–99), KAV 1, 141
: Darstellung heißt, eine innere Vorstellung bis zur Anschaulichkeit vor Andere bringen. Diese Vorstellung braucht sich auf kein äußeres Vorbild zu beziehen, im Begriffe[1] der Darstellung liegt die Unabhängigkeit von einer bestimmten Wirklichkeit, wobei die Phantasie[1] selbsttätig wirkt ohne äußeres Vorbild (das Poetische[2] in den Künsten[2]); hingegen bei der Nachahmung findet Abhängigkeit von bestimmter Wirklichkeit statt; das Dargestellte wird immer durch andere Mittel zur Anschaulichkeit gebracht als wodurch es in der Wirklichkeit erscheint; hingegen das Nachgeahmte bedient sich derselben Mittel. Eine zweite Einteilung bezieht sich auf das Nachahmen selbst; man stellt entweder bessere Menschen als sie wirklich sind, oder ebensolche, oder schlechtere. Die Ausdrücke: bessere und schlechtere beziehen sich nicht auf moralische Eigenschaften, sondern auf die gesamte Erscheinung des Menschen, insofern sie edel oder unedel, schön[1] oder häßlich sind. So unterscheidet man die Tragödie von der Komödie dadurch, daß erstere die Menschen ins Schöne[1] idealisiert, und die Komödie ins Häßliche und Lächerliche. .
[66]
A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (
!1798–99), KAV 1, 153
: [B]ei den Naturgegenständen ist die Natur[2] zweckmäßig, wo sie unsern Sinnen[4] gerade entgegen ist; so bei den häßlichsten Tieren[1], und viele Völker[1] wußten nichts davon, mit dem Nützlichen das Schöne[1] zu verbinden, z. B. in der Baukunst..
[67]
A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (
!1798–99), KAV 1, 158 f. (159)
: Schön〈159〉heit[1] des Gehalts ist von der Schönheit[1] der Objekte zu unterscheiden; häßliche Dinge können schön[1] gedacht werden und umgekehrt..
[68]
A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (
!1798–99), KAV 1, 162
: Er [sc. Sulzer] macht das Schöne[1] nicht zum obersten, nicht zum einzigen Zweck der Künste[2] und das Häßliche hätte ebenso gegründeten Anteil an der Kunst[2], das oft Schrecken und Furcht errege usw. Hier verwechselt er das Dargestellte mit der Darstellung (die den Gesetzen der schönen[2] Kunst[1], die ein schönes[1] Ganze fordert, angemessen sein muß)..
[69]
A. W. Schlegel, Zeichn. (1799), 197
: Komödien sollten lustig seyn. In Hogarth's Bildern ist alles häßlich und unpoetisch, oft die ekelhafteste Anatomie moralischer Verwesung. Keine leichte Jovialität, nichts von jener absoluten Willkühr, die den darstellenden Geist[32] über die Unsittlichkeit und Niedrigkeit des Dargestellten in eine reinere Region erhebt, und die scherzende Frechheit der alten[10] Komödie so erhaben macht. Man erklärt uns mühsam alle Absichten und Anspielungen, man weist uns mit Fingern darauf hin, damit wir es auch ja merken, was hier zu bewundern ist. ➢ Volltext.
[70]
A. W. Schlegel, an Schiller (8. 5. 1801), KW, 54
: Die Rolle der Elisabeth hätte unstreitig von Madame Meyer gemacht werden sollen; daß es nicht geschah, hatte zuerst eine Entschuldigung, da sie damals wegen ihrer nahen Niederkunft nicht erscheinen konnte. Jetzt aber, da Mad. Böheim (die nicht unfleißig, aber alt[2] und häßlich ist) krank war, hat man nicht gewartet, bis Mad. Meyer hätte eintreten können, sondern die Sängerin Mad. Schick eingeschoben, die diesen für sie unerhörten Auftrag auch auf eine unerhörte Art ausgeführt hat, und um würdig und majestätisch zu seyn, ungefähr so spielt, wie man vor funfzig Jahren die schlechten Übersetzungen der französischen Trauerspiele mag vorgetragen haben, und nunmehr die Rolle einmal für allemal behält..
[71]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (
!1801–02), KAV 1, 218
: [Z]u weit und unbestimmt [...] ist die so häufig wiederhohlte Definition: das Schöne[1] sey Einheit in der Mannichfaltigkeit. Dieß scheint überhaupt nur die Beschreibung von einem Ganzen zu seyn, denn ein Ganzes besteht immer aus Theilen, die, in so fern sie von einander unterscheidbar seyn sollen, mannichfaltig seyn müssen. Unläugbar ist es daß dem zu Folge jede mathematische Figur schön[1] seyn müßte, und noch in weit höherem Grade jede Organisation[1], sie möchte unserm Sinne[4] noch so häßlich erscheinen. Ja jeder Begriff[1] wäre schon etwas schönes[1], weil er unstreitig mannichfaltige Merkmale in eins zusammenfaßt. Und in so fern in unserm Bewußtseyn durch die ganze Mannichfaltigkeit unsrer Vorstellungen die Einheit des Ichs stätig hindurch geht, müßte es selbst schön[1] seyn, und wir könnten dem Schönen[1] eigentlich in keinem Augenblicke unsers Daseyns entgehen..
[72]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 304
: Es bleibt nichts übrig, als die aus den verschiedenen Gemeinschaften entspringenden Verwirrungen vorzuführen, besonders aus der Gemeinschaft der Frauen[1], und der verordneten Gleichheit der Rechte in der Liebe für die alten[2] und häßlichen, wie für die jungen und schönen[1]. ➢ Volltext.
[73]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 119
: Der Narr treibt seine philosophische Verachtung des äussern Glanzes und seinen Spott über die Täuschungen der Liebe so weit, daß er sich mit Fleiß die häßlichste und einfältigste Bauerdirne zur Liebsten aussucht. ➢ Volltext.
[74]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 143
: Wie er [sc. Jago] an allem nur die häßliche[1/2] Seite sieht, entzaubert er auf die roheste Weise die Einbildungskraft über das Verhältniß der beyden Geschlechter: er will es, um Othello's Sinne[8] zu empören, den sein Herz leicht über Desdemona's Unschuld aufklären könnte. ➢ Volltext.
[75]
F. Schlegel, Zur Poesie III (*1803), KFSA 16, 455, Nr. 19
: Es giebt nur zwei Dialekte[1] 1) d.[er] harte a t h (o) 2) der weiche sh, b, i, u. / Das macht gleichsam zwei Tonarten (Moll und Dur), der Unterschied der häßlichen und d[er] schönen[1] productiven Sylben – noch zwei. .
[76]
Sulzer, Allg. Theor. II (1774), 1041
: Unter einer Nation[1], die schon zu Empfindungen der wahren Ehre und zu einem gewissen Adel[5] des Charakters[1] gelanget ist, ist das Gepräg der Niederträchtigkeit, das man bisweilen tief in die Physionomie eingedrükt sieht, etwas sehr häßliches [...]..