[1]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. V (1835), 397
: Idiosynkrasie, die sonderbare Empfindlichkeit für gewisse Reize; der natürliche[2] Widerwille gegen gewisse physische Einwirkungen, auffallende Töne, Gerüche, gewisse Thiere[1], Blumen, Pflanzen[1] etc. Viele Personen haben eine unwillkürliche und entschiedene Idiosynkrasie gegen Hunde, Katzen, Spinnen, Speisen, Medicamente, gegen das Kratzen an der Wand, gegen den schneidenden Ton fester Körper auf Metall, Glas etc. Der Antipathie nahe verwandt ist sie vorzüglich den zarteren und reizbareren Naturen[17] des weiblichen Geschlechtes[2] eigen.
[2]
H. Sander, Beschr. Reis. II (1784), 220
: Heute besuchte ich [...] Hrn. Klopstock [...]. [...] Wir sprachen verschiedenes über seine neue[1] Ortographie. [...] Für einen Ton sagte er, müsse man nicht zwei Zeichen wählen. z. B. V. und F. aber eins sei so gut, wie das andre.
[3]
Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 9
: Accent. [...] Die Modification der Stimme[3], wodurch in der Rede oder in dem Gesang einige Töne sich vor andern ausnehmen, und wodurch also überhaupt Abwechslung und Mannigfaltigkeit in die Rede kommen. Wenn alle Sylben mit gleicher Stärke und Höhe der Stimme[3] ausgesprochen würden, so wäre weder Annehmlichkeit noch Deutlichkeit in derselben; sogar die Bemerkung des Unterschieds der Wörter[1] würde wegfallen. Denn daß das Ohr[3] die Rede in Wörter[1] abtheilet, kommt blos von dem Accent her.
[4]
Adelung, Gesch. Cultur (1782), 23 f. (24)
: Der erste Mensch[1] kam aus den Händen seines Schöpfers mit allen menschlichen Fähigkeiten ausgerüstet, deren Ausbildung ihm selbst und dem natürlichen[4] Laufe der Dinge überlassen blieb. Diese mußte aber dem Anfange nach sehr bald erfolgen, weil die ganze Natur[2] um ihn her seine Fähigkeiten zur Thätigkeit aufforderte. Der erste Schritt dazu war die Erfindung vernehmlicher Töne, wodurch zugleich die verworrenen Bilder in seiner Seele zur Klarheit gebracht, und klare, und in der Folge deutliche Begriffe[1] erweckt wurden, welche immer mehr Licht in dieselbe brachten, je weiter er auf dem Wege der Spracherfindung fortging. Daß sich seine Sprachfähigkeit bey den Thieren[1] zu entwickeln angefangen, weil sie am nächsten um ihn waren, seine Aufmerksam〈24〉keit am meisten auf sich zogen, und der bequemste Gegenstand zur Erfindung der Sprache[1] waren, erhellet deutlich aus Mosis Erzählung. „Gott ließ,sagte er, die erschaffenen Thiere[1] vor Adam kommen, um zu sehen, wie er sie nennen würde, und welchen Nahmen Adam irgend einem lebendigen Thiere[1] geben würde, den sollte es haben. Adam gab auch wirklich allen zahmen Thieren[1], den Vögeln des Himmels, und allen wilden Thieren[1] Nahmen.“ ➢ Volltext.
[5]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre I (1801), 16 f.
: [D]a die Thiere[1] als lebendige, mit Organen[2] für die Stimme[3] versehene Wesen, ihre Empfindungen durch Töne ausdrücken: so scheint es ja, es müsse ihnen [...] eine Sprache[1] zukommen. Dies würde in der That der Fall sein, sobald sich beweisen ließe, daß diese artikulirten Töne würklich darstellten. Es ist nehmlich etwas ganz anderes äußern und darstellen. Aeußern heißt ursprünglich etwas Inneres zu etwas Aeußerem machen, und schließt also den Begriff[1] der Freiheit[10] nicht mit ein; allein Darstellen, ohngeachtet es mit dem Correlat der Vorstellung nothwendig zusammenhängt und durch dasselbe bestimt wird, ist doch auf der andern Seite ein unmittelbarer Akt der Freiheit[10] [...] 〈17〉 [...]. Nach den sorgfältigsten Beobachtungen sind nun alle artikulirten Töne der Thiere[1] nur Aeußerungen [...] und wir sind daher nicht verpflichtet, auf diesen Einwurf Rücksicht zu nehmen. ➢ Volltext.
[6]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre I (1801), 42 f. (43)
: Als höchste, einzelne Gattung tritt zulezt der Mensch[1] auf. Seinem Grundstoffe nach gehört er, wie alles Irrdische, der Erde zu. [...] Er hat bestimmte Form und Farbe; und eine innere Organisation[5], wie eine Pflanze[1]; willkührliche Bewegung, Be〈43〉dürfnisse, Instinkte, Töne, wie das Thier[1]; aber neben diesen allen, besizt er noch Vernunft[1], durch welche er eine eigne Klasse[1] mit eigenthümlichen Erscheinungen konstituirt. ➢ Volltext.
[7]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 50
: Der Mensch kann [...] die Natur[2] als Stoff für seine Einbildungskraft und sein Erkenntnißvermögen behandeln; und obgleich beide Ansichten ursprünglich eine sind, und am Ende wieder zusammenfallen; so giebt es doch einen großen Zeitraum, in welchem beide geschieden sind, und in welchem Poesie[7] und Spekulation sich gradezu entgegen gesetzt werden. Auch die Poesie[7] und die Spekulation, Dichten und Denken, hat zwei Epochen; entweder wir ahnden[1] nur die Freiheit[10], welche diese Operationen begleitet, oder wir sind uns derselben deutlich bewußt. Die Poesie[7] producirt nun Bilder, der Verstand[2] Begriffe[1], und diese beiden Produktionen befassen wir unter dem Namen der freien Vorstellungen. Aus diesen entsteht aber das Correlat, die freien Darstellungen, von welchen eine Art als Darstellungsstoff auch den artikulirten Ton wählen kann, wodurch dann freie Sprachdarstellungen als Produkte hervorgehen. ➢ Volltext.
[8]
S. Bernhardi, Wunderb. u. Träum. (1802), 20
: Alwino [...] ging hinter seiner Heerde, und blies auf der Flöte, der helle Ton[11] ermunterte die Vögel, sie stimmten mit ihrem Gesange in seine Lieder ein. Die Hunde hielten bellend die Heerde bei einander, und Echo rief ihre schallenden Töne[1] zurück. Da warf Alwino die Flöte von sich, und setzte sich nieder auf den Boden. So finde ich denn nirgend Trost für mein Herz, rief er aus, dessen thörichte Wünsche ich selber nicht kenne. Wie in einer fremden[4] 〈21〉 Sprache[3] redet die Natur[2] zu mir, ich verstehe nur, daß jeder Klang mir etwas gebietet, aber ich kann die Befehle nicht begreifen. ➢ Volltext.
[9]
Goethe, an Zelter (2. 5. 1820), WA IV, 33, 9
: Töne[1] durch Töne[11] zu mahlen: zu donnern, zu schmettern, zu plätschern und zu patschen, ist detestabel..
[10]
Heinse, H. v. Hohenth. I (1795), SW 5, 55
: Wahrscheinlich übertrift das Ohr[3] des Menschen[1] an feiner und mannigfaltiger Aufnehmung und Unterscheidung der Töne auch das Ohr[3] aller andern Thiere[2]. Mich dünkt, schon die Menge der Sprachen[3] allein wäre hinlänglicher Beweis. So wie der vortrefliche Lehrmeister des Gefühls, ist es noch Lehrmeister der Zunge und der Kehle. Ein vollkommen zartes, festes, reines, und noch mehr, ausgebildetes Gehör ist freylich auch eben so selten, wie alle hohe Schönheit[3]; und durch böse Gewohnheiten kann man diesen 〈56〉 göttlichen Sinn[3] sehr verderben. Wer ihn aber nicht einigermaaßen in Vortreflichkeit hat, soll sich nicht mit Gesang und Instrumenten[3] plagen, wo er nothwendig entscheidet..
[11]
Heinzelmann, Grds. d. Wortf. (1798), 132 f. (133)
: Im Worte[1] tönen (sonare) ist ein Anthun ans 〈133〉 Ohr[2] [...] ausgedrückt. Blos das o ist Nachahmung des äußerlich gehörten Tones. Das tö aber im Tönen, z. B. der Klocke, ist auch zugleich Ausdruck der Länge des Tones, so wie n seines Andringens ans Ohr[2]..
[12]
Herder, Urspr. d. Spr. (1772), 15
: Russen und Polen [...] aspiriren [...] so, daß der wahre Ton ihrer Organisation[4] nicht durch Buchstaben[1] gemahlt werden kann. Der Engländer, wie quälet er sich, seine Töne zu schreiben, und wie wenig ist der noch, der geschriebnes Englisch versteht, ein sprechender Engländer? ➢ Volltext.
[13]
Herder, Urspr. d. Spr. (1772), 103 f. (104)
: Das Gehör ist der mittlere Sinn[4] in betracht der Zeit[1/6?] in der es würkt, und also Sinn[4] 〈104〉 der Sprache[16]. Das Gefühl wirft alles auf Einmal in uns hin: es regt unsre Saiten stark, aber kurz und springend; das Gesicht stellt uns alles auf Einmal vor, und schrekt also den Lehrling durch die unermeßliche Tafel des neben einander ab. Durchs Gehör sehet! wie uns die Lehrmeisterinn der Sprache[16] schonet! sie zählt uns nur einen Ton nach dem andern in die Seele, gibt und ermüdet nie, gibt und hat immer mehr zu geben – sie übet also das ganze Kunststück der Methode: sie lehret progreßiv[2]! ➢ Volltext.
[14]
Herder, Gesch. d. Menschh. II (1785), 226
: Gehör und Sprache[1] hangen zusammen: denn bei den Abartungen der Geschöpfe verändern sich ihre Organe[3] offenbar mit einander. Auch sehen wir, daß zu ihrem Consensus der ganze Körper eingerichtet worden; die innere Art der Zusammenwirkung aber begreifen wir nicht. Daß alle Affekten, insonderheit Schmerz und Freude Töne werden, daß was unser Ohr[3] hört, auch die Zunge reget, daß Bilder und Empfindungen geistige Merkmale, daß diese Merkmale bedeutende, ja bewegende Sprache[11] seyn können – das Alles ist ein Concent so vieler Anlagen, ein freiwilliger Bund gleichsam, den der Schöpfer zwischen den verschiedensten Sinnen[4] und Trieben, Kräften und Gliedern seines Geschöpfs ebenso wunderbar hat errichten wollen, als er Leib und Seele zusammenfügte..
[15]
Hoffmann, Brf. Fouqué [Rath Krespel] (1817), 241 f. (242)
: Was ist unsinniger, rief ich, 〈242〉 vom Stuhle aufspringend, hin zum Pianoforte laufend, und es schnell öffnend: Was ist unsinniger als solche vertrakte Manieren, welche, statt Musik[4] zu sein, dem Tone über den Boden hingeschütteter Erbsen gleichen. Ich sang manche der modernen[7] Fermaten, die hin und her laufen, und schnurren wie ein tüchtig losgeschnürter Kreisel, einzelne schlechte Accorde dazu anschlagend..
[16]
Jean Paul, Vorsch. Ästh. I (
21813), 147 f. (148)
: Zwei romantische[[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] Gattungen ohne Christentum, einander in Ausbildung wie in Klima[[[[BedeutungsVerweis ID='409' Anzeige='1' Formatierung='1']]]] fremd[[[[BedeutungsVerweis ID='173' Anzeige='5' Formatierung='1']]]], sind die indische und die der Edda. Die altnordische, mehr ans Erhabne gränzende fand im Schattenreiche ihrer klimatischen verfinsterten Schauernatur, in ihren Nächten und auf ihren Gebirgen zum Gespensterorkus eine gränzenlose Geisterwelt, worin die enge Sinnenwelt zerfloß und versank; dahin gehört Os〈148〉sian [...] mit seinen Abend- und Nachtstücken, in welchen die himmlischen Nebelsterne der Vergangenheit über dem dicken Nachtnebel der Gegenwart stehen und blinken; und nur in der Vergangenheit findet er Zukunft und Ewigkeit. | Alles ist in seinem Gedichte Musik[[[[BedeutungsVerweis ID='619' Anzeige='5' Formatierung='1']]]], aber entfernte und dadurch verdoppelte und ins Unendliche verschwommene, gleichsam ein Echo, das nicht durch rauh-treues Wiedergeben der Töne, sondern durch abschwächendes Mildern derselben entzückt. | Die indische Romantik[[[[BedeutungsVerweis ID='651' Anzeige='7' Formatierung='1']]]] bewegt sich in einer allbelebenden Religion[[[[BedeutungsVerweis ID='393' Anzeige='1' Formatierung='1']]]], welche von der Sinnenwelt durch Vergeistigung die Schranken wegbrach; diese wurde so groß wie die 〈149〉 Geisterwelt, aber nicht voll Polter-, sondern voll Schmeichelgeister, und Erde und Himmel sanken, wie auf einem Meere, einander zu..
[17]
Kellner, Töne (1787), 1185 f.
: Ein Ton ist die zitternde Bewegung der Luft, die, von Körpern gewürkt, in den Organen[2] des Gehörs eine Veränderung hervorbringt. Die Töne sind entweder articulirte, die von Menschen[1] hervorgebracht werden, um Andern ihre Gedanken mitzutheilen, (Gedankenzeichen) oder unarticulirte, die durch eine Würkung auf jede Art von Körper hervorgebracht werden, und keine bestimmte Gedankenzeichen sind. Die Tonkunst hat nur unarticulirte Töne zum Hauptgegenstand und wesentlichem Bestandtheil. Da nun diese unarticulirten Töne sowohl durch die menschliche Stimme[1] als durch Würkungen auf Körper erweckt werden, letztere aber bey weitem nicht alle Gegenstände der Tonkunst sind: so müssen wir einen allgemeinen Maaßstab annehmen, nachdem wir alle Töne prüfen, ob sie musikalische[1] sind oder nicht. Dieser Maaßstab ist nach vielen Erfahrungen und Beobachtun〈1186〉gen die menschliche Stimme[1], die uns auch sogar lehrt, welchen Grad der Anmuth jeder Ton hat, wenn nicht lebhafte berichtigte Einbildungskraft[1] und das feine tiefblickende Gefühl des Meisters in dieser Sache unsre Führer wären. Doch hat sie uns auf jenen unbezweifelt wahren Satz geleitet: daß die Töne, welche die menschliche Stimme[1] ungezwungen nachahmt, die schönsten[1]; die aber, welche in aller Beziehung weit außer ihrem Gebiete liegen, viel weniger schön[1] und angenehm sind, und jenen immer den Vorzug einräumen müssen..
[18]
A. Müller, Beredsamk. (
!1812; 1816), 8 f. (9)
: Ein gewisser allgemeiner Drang zum Vorlesen und Deklamiren der Nationaldichter, so ungeschickt er 〈9〉 sich mitunter auch äußern mag, so vielen Antheil auch zu Zeiten[7] noch die Eitelkeit und der Eigennutz daran haben mögen, ist dennoch ein erfreuliches Zeichen, daß sich die Verzauberung unsres Ohrs[3] und unsrer Stimme[1] wieder allmählich lösen will und daß unsre schöne[2] Literatur von dem lebendigen Odem der Rede wieder ergriffen werden soll. Würde in der Erziehung die Hälfte des ungebührlichen Eifers, den man in neueren[3] Zeiten[3] auf den Mechanismus des Lesenlernens gewendet hat, auf den Ausdruck des Tons und die Geberde der Brust und der Seele im Lesen gewandt, so würde der deutschen Redekunst damit vielleicht mehr gedient als mit Vorlesungen über die Beredsamkeit..
[19]
Novalis, Begeist. (*
?1790), NS 2, 22 f. (23)
: Wie sich allmählich die Sprache[1] auszubilden anfing und nicht mehr bloß in Naturtönen stammelte, sondern mit vollem Strome 〈23〉 der Jugendfülle des menschlichen Geschlechts[7] dahinbrauste und jeder Ton, jede Stimme[3] derselben fast Empfindung und durch abstrakte Begriffe[1] und Erfahrung noch nicht ausgebildet und verfeinert war, da entstand zuerst die Dichtkunst, die Tochter des edelsten Ungestüms der erhabensten und stärksten Empfindungen der Leidenschaften, die sich zwar nachher wie ein Chamäleon nach den Organisationen[6] der verschiedenen Erdstriche, Zeiten[3] und Charaktere[4] umgebildet, aber in ihrer Urbedeutung, zu ihrer größten Stärke, Zauberei und Wirkung auf die Gemüter, ihrer Mutter, der hohen Begeisterung[1], noch immer nötig hat..
[20]
A. W. Schlegel, Brf. Poes. I–II (1795), Hor. IV.11, 92 f. (93)
: Nicht dem Menschen[1] allein, auch vielen Gattungen von Thieren[1] dringt das Gefühl ihres Zustandes gewisse Laute ab, die von verwandten Geschöpfen mit einer ähnlichen, oft fast eben so starken, Erschütterung der Nerven, wie die, welche sie erzeugte, vernommen werden. Bey manchen bleibt die Stimme[1] nur für die dringendste Noth, für die heftigsten Leidenschaften aufgespart, und selbst ihre Geselligkeit ist meistens stumm. Anderen hin〈93〉gegen ist bey einer Organisation[5], die sich der menschlichen weit weniger nähert, zum Theil auch bey beschränkteren Anlagen und einem geringern Maaße von Gelehrigkeit, der vielfachste, beredteste Ausdruck sogar der zarteren Regungen, und, wie es scheint, eine unermüdliche Lust an ihren eignen Tönen gegönnet. | Wenn man den Menschen[1], bloß nach seiner körperlichen Zusammensetzung betrachtet, zu jenem rechnet: (und dieß hat allen Anschein für sich; denn zu unsrer Demüthigung gleichen wir dem häßlichsten[1] Affen viel mehr als der Nachtigall) so ist es allerdings einleuchtend, daß der Schrey körperlicher Schmerzen oder thierischer Begierden, vom ersten Wimmern des Neugebohrnen bis zum letzten Aechzen des Sterbenden, sich nie bis zur Rede erheben kann; und der Empfindung wird folglich mit Recht aller Antheil an ihrer Entstehung abgesprochen. Selbst die einfachen Ausrufe der Leidenschaft, (Interjektionen) welche auch die verfeinteste Sprache[3] noch gelten läßt, sind eigentlich nicht mehr jene unwillkührlich hervorgebrachten Laute selbst, sondern vertreten sie nur durch ihren gemilderten Ausdruck, und fliessen also mit allen übrigen Wörtern[1] aus der gemeinschaftlichen Quelle der Nachahmung her. ➢ Volltext.
[21]
F. Schlegel, Beitr. mod. Poesie (1803), 60
: Durch die nasalen Töne könnte man im Portugiesischen [...] eine Aehnlichkeit mit dem Französischen, wenigstens dem südlichen finden. Doch bekommt das freilich in jener Sprache[3], die von allen romantischen[15] unstreitig die weicheste und süßeste ist, einen ganz anderen Charakter[4]. ➢ Volltext.
[22]
R. Schumann, Tonblumen (1834), 98
: Möglich ist es, daß dem Tauben die Blume eben so duftet, als dem Blinden der Ton klingt. Die Sprache[2], die hier zu übersetzen war, scheint eine so verwandte und feingeistige, daß der Gedanke an ein Pinseln à la bataille de Ligny etc. gar nicht aufkommen kann. [⦿].
[23]
Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 422 f. (423)
: Die chinesischen Gärtner suchen, wie die europäischen Mahler, die angenehmsten Gegenstände einzeln in der Natur[2] auf, und bemühen sich dieselben so zu vereinigen, daß nicht nur jeder für sich gut angebracht sey, sondern aus ihrer Vereinigung zugleich ein schönes[1] Ganzes entstehe. | Sie unterscheiden dreyerley Arten von Scenen, die sie lachende, fürchterliche und bezaubernde nennen. Die letzte Art ist die, die wir romantisch[3/4] nennen, und die Chineser wissen durch mancherley Kunstgriffe sie überraschend zu machen. Sie leiten 〈423〉 bisweilen einen rauschenden Bach unter der Erde weg, der das Ohr[2] derer, die an die Stellen, darunter sie wegströhmen, kommen, mit einem Geräusche rühret, dessen Ursprung man nicht erkennt. Andremal machen sie ein Gemäuer von Felsen, oder bringen sonst in Gebäuden und andern in den Garten angebrachten Gegenständen Oefnungen und Ritzen so an, daß die durchstreichende Luft fremde[4] und seltsame Töne hervorbringt..
[24]
L. Tieck, W. Lovell I (1795), 147
: Ich erinnere mich lebhaft aus den wenigen goldenen Tagen meines Lebens, wie meine ganze Seele nur ein einziges Gefühl der Liebe[2] ward, wie jeder andre Gedanke, jede andre Empfindung für mich in der Welt abgestorben war; in die finstern Gewölbe eines romantischen[2/8] Haines war ich so tief verirrt, daß nur noch Dämmrung mich umschwebte, daß kein Ton der übrigen Welt an mein Ohr[2] gelangte. ➢ Volltext.
[25]
Wieland, Aristipp. II (1800–01), SW 23, 96
: Was ich von Licht und Schatten, Farben und Linien als den Elementen des sichtbaren Schönen[1] gesagt habe, gilt in seiner Art auch von den verschiedenen Schwingungen der Luft, wodurch der Schall in unserm Ohr[2] und vermittelst dieses Organs[2] in unserm innern Sinne[4] gewisse angenehme Gefühle erregt; von dem majestätischen Rollen des Donners bis zum leisen Geflüster der Pappel und Birke; vom klappernden Tosen eines entfernten Wasserfalls, bis zum einschläfernden Murmeln einer über glatte Kiesel hin rieselnden Quelle; vom fröhlichen Geschwirr der Lerche bis zum eintönigen Klingklang der Cicade. Alle diese einfachern Schälle und Töne[1], durch welche die Natur[2] unser Ohr[2] als ein zu ihr stimmendes lebendiges Saiteninstrument anspricht, betrachte ich als die Elemente des hörbaren Schönen[1], welches, gleich dem sichtbaren, in der Mitte zwischen zwei Aeußersten schwebt[5], und also eben demselben Gesetz unterworfen ist, wodurch die dem Auge gefälligen Töne[13] des Lichts und der Farben, und die dem Gefühle schmeichelnden Formen der Körper bestimmt werden, dem Gesetze der Harmonie der sinnlichen Eindrücke von außen mit der Einrichtung der ihnen entsprechenden Organe[2]..