Wortliste
Struktur
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Semantik 
Buchstabe, der; -ens/-en; auch Buchstab sowie Buchstaben. — Im Gegensatz zu Adelungs Diktum: „Wer im Nominat.[iv] der Buchstabe [anstelle von Buchstab] sagt, hat weder Gründe noch Gebrauch auf seiner Seite“ (
Adelung
Gramm.-krit. Wb. I [
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1793], 1243), verwenden die Autoren der Goethezeit im Nom. Sg. zumeist die heute übliche Form Buchstabe. Eine Ausnahme ist A. F. Bernhardi, der – offenbar im Bemühen um einen etymologisch ,korrekten‘ Wortgebrauch – fast durchgängig Buchstab schreibt. Bei einigen Autoren, z. B. bei Klopstock, Gelehrtenrep. (1774), 409, Sulzer, Allg. Theor. II (1774), 588, und Goethe, an J. C. Wesselhöft (30. 10. 1824), WA IV, 38, 281, findet sich der Nom. Sg. der Buchstaben. – Ein Buchstabe ist in der goethezeitlichen Verwendung des Wortes immer etwas Äußerliches: In eigentlichem Gebrauch ein ausdrucksseitiges graphisches Zeichen, das eine Bedeutung hat; in übertragenem Gebrauch das dadurch Bezeichnete, der Laut, der seinerseits ,äußerlich‘ ist, da er zur ,materiellen‘ Seite der Sprache gehört; in wiederum übertragenem, allgemeinerem Gebrauch die äußere Gestalt oder Erscheinungsform einer Sache, die im Zusammenhang ihrer Benennung als Buchstabe ihrerseits ,Zeichen‘charakter gewinnen kann. – Ein zum kultureuropäischen Allgemeingut gehörender Topos, auf den die Autoren gern und häufig anspielen, ist daher die Unterscheidung zwischen (,lebendigem‘) Geist und (,totem‘) Buchstaben nach 2. Kor. 3,6. Sie gehört ursprünglich ins Umfeld der christlichen Logos-Thematik und erscheint in den hier untersuchten Quellen auch noch bisweilen in Verbindung mit dieser (vgl. 6 und 11). Üblicherweise begegnet sie jedoch in säkularem Kontext, z. B. dem der frühromantischen Aufklärungskritik, als allgemeine Antithese von ,Innerlichem‘ und ,Äußerlichem‘. Die mit dem Wort Buchstabe meist verbundenen negativen Konnotationen sind allerdings keineswegs durchgängig: Sie fehlen im Zusammenhang der frühromantischen Ausgleichs- und Synthesisbestrebungen, die sich auch auf den Gegensatz von Geist und Buchstabe erstrecken (vgl. 8); hier findet sich an einigen Stellen eine regelrechte „Apologie d[es] Buchstabens“ (F. Schlegel, Philos. Lehrj. I [*1796], 5, Nr. 15). – Adelung (Gramm.-krit. Wb. I [
2
1793], 1242) unterscheidet zwei Wortbedeutungen, eine eigentliche und eine figürliche, die weitgehend mit den nachfolgend unter 1 bzw. wohl auch unter 7 ⦿ sowie unter 11 beschriebenen übereinstimmen.
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