Wortliste
Struktur
(Wenn Sie im oberen Fenster »Wortliste« ein Stichwort auswählen, erscheint hier ein Überblick über die Gliederung des betreffenden Wortartikels.)
Semantik 
7. ›ideal, idealisch‹ als Charakterisierung von Gegenständen, Handlungen, Ereignissen oder Empfindun­gen, die sich über das Platt-Alltägliche bzw. die krude Lebenswirklichkeit erheben, mit verschiedenen semantischen Nuancen:
  • ›zart, ätherisch, vergeistigt; empfindlich, schwächlich, nicht robust‹ [1, 5, 10, 50, 22, 55, 61, 73 (2), 76, 78, 81, 95],
  • ›symbolisch-allegorisch, auf etwas Höheres, Geistiges, eine Idee verweisend‹ [6, 20, 60, 75, 78, 79, 85],
  • ›nostalgisch, sentimental, melancholisch‹ [32, 53, 76], ›Nostalgie bewirkend‹ (von einem zurück­lie­gen­den, unwiederbringlichen Zeitraum gesagt [36, 92, 102]; vgl. sentimental(isch)3),
  • ›begeisterungsfähig, feurig, schwärmerisch‹, mit teilweise fließenden Übergängen zu ›überspannt, outriert‹ sowie ›wirklichkeits­fremd, überzogene, unrealistische Erwartungen in Bezug auf Tugend, Rechtlichkeit, Liebe, eine glückliche Ehe, Naturerlebnisse u. Ä. hegend‹ [8, 9, 10, 21, 23, 25, 29, 32, 33, 34, 40, 42, 43, 44, 47, 48, 57, 71, 74, 90, 101, 103] (offen zu 3), häufig erkennbar als Gefühl aus zweiter Hand (literarischen Vorbildern nachempfunden) [44, 47],
  • ›die politische und/oder soziale Realität ausblendend oder beschönigend‹ [2, 25, 26],
  • ›edelmütig, hochsinnig, mit Sinn für immaterielle (als ,höher‘ eingeschätzte) Werte und/oder innere Zusammen­hänge; an ideellen Werten orientiert; tiefgründig, nicht oberflächlich‹ [4, 13, 16, 17, 18, 24, 31, 37, 38, 39, 44, 51, 56, 60, 61, 64, 67, 73, 79, 97, 99, 100],
  • ›überhöhend, idealisierend, einen Gegenstand so behandelnd, darstellend oder empfindend, wie er idealerweise sein sollte‹ [3, 4, 5, 7, 11, 33, 53, 70, 75, 78], auch ›überhöht, idealisiert‹ [12, 15, 27, 72, 77; vgl. 2],
  • ›eine idealische Gemütsstimmung hervorrufend; zur Idealisierung, Überhöhung, Verklärung, symbolisierenden Interpretation verleitend‹ [4, 50, 14, 15, 19, 22, 28, 41, 45, 49, 52, 58, 59, 76, 83, 91, 94],
übertragen von 1, antisem ⦿ zu 6 und apisosem ⦿ zu 10. R. Gefühle oder besondere Wertschätzung für r. Gegenstände oder Sachverhalte werden Jugendlichen [48, 71], Frauen [32, 34, 42, 47, 71] und Verliebten [30, 38, 43, 45, 71, 90] zugeschrieben. Sie werden durch erhabene Gegenstände ausgelöst [53]. Der katholisch gewordene F. Schlegel sieht im R. – in Anlehnung an die Formulierung seines 116. Athenaeum-Fragments (vgl. 11 [1]), aber inhaltlich abweichend – eine Soll-Qualität für alle Poesie11 [20]. Eine okkasionelle Anbindung an die Etymologie des Wortes findet sich bei Börne [25] durch eine Engführung von r. und Roman; eine semantische Nähe zu 1 kommt hier gleichwohl nicht zustande. Die Stelle ist aus der Perspektive des Vormärz zu lesen; sie steht im Zusammenhang mit Börnes auch anderweitig vorgetragener Kritik an r.en Literatur, die er als realitätsfern (unpolitisch) ansieht [2, 26].
Belege 
[1] Börne, Brf. Paris I (1832), 1: Gestern Abend war ich bei S. Die hatten einmal eine Freude mich zu sehen! Sie wußten gar nicht, was sie mir alles Liebes erzeugen sollten, sie hätten mir gern die ganze Universität gebraten vorgesetzt. Mir Aermsten mit meinem romantischen Magen! Nicht der Vogel Rock verdaute das.

[2] Börne, Brf. Paris I (1832), 80: Was doch das Glück übermüthig macht! Diese jungen Leute jammern und verwünschen sich das Leben, weil einige poetische[4] Absolutisten nicht haben wollen, daß sie romantisch[4] sind: Absolutisten, die doch keine andern Waffen haben als die Feder und den Spott, welchem man gleiche Waffen entgegensetzen kann – und wir unglückseligen Deutschen, Alt und Jung, sobald wir nur einen Augenblick aufhören romantisch[7] zu seyn und uns um die Wirklichkeit bekümmern wollen, werden gescholten wie Schulbuben, geprügelt wie Hunde und müssen schweigen[1] und dürfen uns nicht rühren! | – Der Bundestag, wie ich höre, will in Deutschland die Preßfreiheit beschränken. Wie sie das aber anfangen wollen, möchte ich wissen. Wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren.

[3] Brentano, Godwi (1801), SWB 16, 359: [W]ir werden eine Liebe haben, wenn wir keine Ehe[1] mehr kennen. Bis dahin seyen die Thiere[1] des Waldes gepriesen, wegen ihrer Gesundheit, bis dahin seyen die Freiheitsschmerzen edler Seelen geehret, bis dahin dulde man mein Bild der aufgehenden Sonne für die verlorenen Mädchen. | Denn ich will ewig glauben, daß sich die Liebe in sie geflüchtet hat, in dieser Zeit[3] der Ehe[1], wie alles Gute sich in die Poesie[4] flüchtete zur Zeit[3] der Barbarei, und sie stehen jetzt noch da, wie einst die romantische[12/7] Poesie[1/8] da stand.

[4] Brockhaus, Conv.-Lex. IV (1809), 326 f.: Romantisch[7/4]. Da die meisten Romane[1] die Menschen[1] und Begebenheiten nicht so schildern, wie sie in der Natur[2] und in der wirklichen Welt erscheinen, sondern so, wie sie nach einem ästhetischen oder moralischen Ideale sein sollten, oder wie sie die oft überspannte Phantasie[3] des Dichters sich erträumt; so nennt man romantisch[7/4], im guten und schlimmen Sinne[1], alles, was entweder durch idealische[1] Vollkommenheit, oder durch abenteuerliche[3] Seltsamkeit und Verschrobenheit von dem Gewöhnlichen abweicht. So heißt ein Gesicht romantisch[7], wenn es bei dem sanften Ausdrucke von Unschuld, Zärtlichkeit, Offenheit ein reitzbares Gefühl für Freundschaft, Liebe[1], Menschlichkeit verräth – eine Gegend, eine Lage, wenn ihre erhabnen oder rührenden Schönheiten[1] nicht durch blinde Naturkraft zusammengestellt, sondern nach einem künstlichen Plane zu Erweckung sanfter oder erhabner Empfindungen absichtlich angelegt scheinen – ein Charakter[6], in dem Neigung zum Ungewöhnlichen, Freundschaft, Liebe[1], Patriotismus, hoher Glaube an die Tugend oder Erwartung eines seltsam glücklichen Ausgangs wohlgemeinter Unternehmungen u. s. w. oder auch schlichte Sitteneinfalt, Vernachlässigung des Herkommens, der Mode, der Formalitäten, der Hofsitte in den Handlungen des gemeinen Lebens, vornehmlich aber in der Wahl des Standes, des Gatten, der Freunde hervorstechend sind. Allerdings kann sowohl der Hang zu idealisiren, als die treue Anhänglichkeit an die Natur[2] auf Abwege verleiten, jener kann unter das gewöhnlich Gute herabsinken lassen, welches er zu überfliegen, diese von der Natur[2] entfernen, welcher er anzunähern strebt; allein die ⟨327⟩ Grundlage des Romantischen[7] ist edel und schön[1]. In der wirklichen Welt, d. h. in der Welt der gemeinen Menschen[1], die durch Eigennutz, Gewohnheit – Vorurtheil regiert wird, verstößt freilich ein romantischer[7] Sinn[5/9] mit jedem Schritte. Flache seelenlose Weltleute, Schlendriansmänner, die da in der Meinung stehen, alles müsse so sein, wie es bisher war und noch ist, glauben daher, einen uneigennützigen Charakter[6], ein edles Streben, sich und die Menschheit[2] zu vervollkommnen, nicht leichter herabwürdigen zu können, als durch den Vorwurf des Romantischen[7].

[5] Büchner, Leonce u. Lena (1838), WuB, 117: Valerio. [...] Ich werde mich indessen in das Gras legen und meine Nase oben zwischen den Halmen herausblühen lassen und romantische Empfindungen beziehen, wenn die Bienen und Schmetterlinge sich darauf wiegen wie auf einer Rose. | Leonce. Aber Bester, schnaufen Sie nicht so stark, oder die Bienen und Schmetterlinge müssen verhungern über den ungeheuren Prisen, die Sie aus den Blumen ziehen. | Valerio. Ach Herr, was ich ein Gefühl für die Natur[2] habe! Das Gras steht so schön, daß man ein Ochs sein möchte, um es fressen zu können, und dann wieder ein Mensch, um den Ochsen zu essen, der solches Gras gefressen. | Leonce. Unglücklicher, Sie scheinen auch an Idealen zu laborieren.

[6] Carus, Brf. Landsch. (1831), 81 f. (82): Die Bildhauerei [...] kann ihrer Natur[1] ⟨82⟩ nach hauptsächlich nur auf Abbildung menschlicher Form beschränkt sein [...], und werden [...] allgemeinere Ideen [...] dargestellt, so kann man dies schon eine Art von romantischer Plastik nennen, welche durch Symbole zu uns redet. Verherrlichung der menschlichen Gestalt aber ist, wie gesagt, das wahre Ziel der Plastik [...]; sie ist daher ihrem Wesen nach durchaus realistisch, und die Gestalt an sich, nicht der Ausdruck derselben, wird von ihr gesucht. [...] ⟨83⟩ [...] Mußte denn nicht also die Plastik [...] nicht eingehen, als die christliche Religion[7] auf das Überirdische hinwies, den Körper nur, in wiefern er Werkzeug der Seele war, geachtet wissen wollte, und die Malerei als idealere Kunst ihre Stelle einnahm?

[7] G. Forster, Reise u. d. Welt I (1778), 332: Bey dieser einsam gelegenen und von der Natur[2] so reichlich gesegneten Gegend, wo wir ohne andre Gesellschaft als unsre beyden Indianer im Grase ruheten, fielen uns mit Recht die Beschreibungen der Dichter von bezauberten Inseln ein, die, als das Werk einer unbeschränkten Einbildungskraft[1], gemeiniglich mit allen möglichen Schönheiten[3] geschmückt zu seyn pflegen. Würklich hatte dieser Fleck viel Aehnlichkeit mit dergleichen romantischen Schilderungen.

[8] Goethe, Clavigo (1774), WA I, 11, 79: Wer wird sein Leben gegen einen so romantischen Fratzen wagen.

[9] Krünitz [Korth], Oecon. Encycl. CXXVI (1819), 700: Am aller schädlichsten, und von der Jugend zu entfernen, sind [...] diejenigen Romane, die der Empfindelei huldigen; denn das Heer von Uebeln, welches sie hervorbringen, ist kaum zu berechnen. Sie erzeugen die romanhafte[2] Denkart, die traurige Schwärmerei, die unsern Körper von seiner physischen Seite verfeinern und verzärteln; denn die durch das Lesen solcher Bücher immer rege erhaltene Phantasie[1/3], die für jeden Eindruck offen, sich am liebsten dem Schwärmerischen und Romantischen hingiebt, verliert zuletzt die Kraft energische Gegenstände, die zum Wohl der Menschheit[2] gereichen, zu behandeln, weil an die Stelle der Kraft, die durch Ueberreiz erzeugte kränkliche Empfindelei tritt, und das Gemüth immer weich, wehmüthig und liebesiech erhält.

[10] Mereau, N. de Lenclos (1802), 62: Damals hoben sich von den gebildeten Ständen in Paris [...] die romantischen Ideen von Liebe hinweg, und Ninons [liberales] System fand desto ⟨63⟩ leichter Eingang. Die meisten Männer sehnten sich darnach, das Glück von ihr geliebt zu werden, wenigstens eine Zeitlang zu genießen. Volltext

[11] Novalis, Fragm. u. Stud. (*1799), NS 3, 560, Nr. 33: Mir scheint ein Trieb in unsern Tagen allgemein verbreitet zu seyn – die äußre Welt hinter künstliche Hüllen zu verstecken – vor der offnen Natur[19] sich zu schämen und durch Verheimlichung und Verborgenheit der Sinnenwesen eine dunkle, Geisterkraft ihnen beyzulegen. Romantisch[7/8] ist der Trieb gewiß – allein der kindlichen Unschuld und Klarheit nicht vortheilhaft – besonders bey Geschlechtsverhältnissen ist dies bemercklich.

[12] Novalis, Fragm. u. Stud. (*1800), NS 3, 670, Nr. 611: Im Shakespeare wechselt durchaus Poesie[14] mit Antipoësie – Harmonie mit Disharmonie ab – das Gemeine, Niedrige Häßliche[1], mit dem Romantischen, Höhern, Schönen[1] – das Wirckliche mit dem Erdichteten. [Randbemerkung: Dies ist gerade mit dem griechischen[2] Trauersp[iel] der entgegengesezte Fall.]

[13] Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 15: [Z]wischen den rohen Zeiten[3] der Barbarey, und dem kunstreichen, vielwissenden und begüterten Zeitalter [hat sich] eine tiefsinnige und romantische Zeit[3] niedergelassen, die unter schlichtem Kleide eine höhere Gestalt verbirgt.

[14] Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 101: Der Krieg überhaupt, sagte Heinrich, scheint mir eine poetische[1] Wirkung. Die Leute glauben sich für irgend einen armseligen Besitz schlagen zu müssen, und merken nicht, daß sie der romantische Geist[12] aufregt, um die unnützen Schlechtigkeiten durch sich selbst zu vernichten. Sie führen die Waffen für die Sache der Poesie[20], und beyde Heere folgen Einer unsichtbaren Fahne.

[15] Schiller, Brf. Dän. (1785), NA 20, 102: Ich komme aus dem Saal der Antiken[3] zu Mannheim. [...] Empfangen von dem allmächtigen Wehen des griechischen[2] Genius trittst du in diesen Tempel der Kunst[11]. Schon deine erste Ueberraschung hat etwas ehrwürdiges, heiliges. Eine unsichtbare Hand scheint die Hülle der Vergangenheit vor deinem Aug wegzustreifen, zwei Jahrtausende versinken vor deinem Fußtritt, du stehst auf einmal mitten im schönen[4/2] lachenden Griechenland, wandelst unter Helden und Grazien, und betest an, wie sie, vor romantischen Göttern[5].

[16] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 499: Den Franzosen war [...] England das romantische Land geworden, wo die edelmüthigen Lords herkommen [...].

[17] A. W. Schlegel, Geist d. Zeitalt. (1803), Eur. 2, 80: Im Mittelalter lebte die Poesie[1] [...] im Gesange und der Declamation der Troubadours und Conteurs, noch Ariost hat auf diese Art seine Gesänge ursprünglich zur Vorlesung bestimmt. In den südlichen Ländern, wo man weniger lieset, hat das mündliche öffentliche Erzählen bis jetzt seinen Reiz behalten. – Solch eine Mittheilung erregt ganz andre Spannung und Theilnahme als das einsame ungesellige Lesen. Aber auch den Zauber der Schrift selbst hat die Buchdruckerei großentheils aufgehoben. Bei der Schwierigkeit, sich Bücher zu verschaffen, war ein einziges schon ein kostbares Besitzthum, das von Geschlecht zu Geschlecht forterbte: es war eine romantische[7; 1] Armuth. Jetzt sind die Menschen durch die Leichtigkeit des Besitzes gegen das Vortrefflichste so gleichgültig geworden, daß sie meistens gar nicht mehr mit Andacht, sondern bloß zu gedankenloser Zerstreuung lesen. Volltext; vgl. [51]

[18] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 7: [D]ie ältere[1] romantische[12] Poesie[11] schreibt sich aus diesem Zeitraume [Mittelalter] her, und die spätere ist wahrlich nicht dadurch romantisch[12/7], daß sie in die neue[5] Zeit[3] fällt, sondern vielmehr, weil sie sich an die Gesinnung der ritterlichen Zeit[3] anschließt [...].

[19] C. Schlegel, an A. W. Schlegel (4. 4. 1801), C 2, 91: Und was man hier vom Kriege hört, ist so barbarisch gegen unsre romantischen Kriegsszenen in Franken.

[20] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 477 ff.: Da die spanische Dichtkunst überhaupt ohne allen fremdartigen Einfluß und durchaus rein romantisch[7] geblieben ist, da die christliche Ritterpoesie des Mittelalters bey dieser Nation[1] am längsten bis in die Zeiten[3] der neuern[3] Bil⟨478⟩dung[5] fortgedauert, und die kunstreichste Form erlangt hat, so ist hier wohl der rechte Ort, das Wesen des Romantischen[12/7] überhaupt zu bestimmen. Es beruht allein auf dem mit dem Christenthum und durch dasselbe auch in der Poesie[11] herrschendem [sic] Liebegefühl, in welchem selbst das Leiden nur als Mittel der Verklärung erscheint, der tragische Ernst der alten[10] Götterlehre und heidnischen Vorzeit in ein heiteres[5] Spiel der Fantasie[1] sich auflöst, und dann auch unter den äußern Formen der Darstellung und der Sprache[1] solche gewählt werden, welche jenem innren Liebegefühl und Spiel der Fantasie[1] entsprechen. In diesem Sinne[1], da das Romantische[7] bloß die eigenthümlich christliche Schönheit[1] und Poesie[11] bezeichnet, sollte wohl alle Poesie[11] romantisch[7] seyn. In der That streitet auch das Romantische[7] an sich mit dem Alten[10] und wahrhaft Antiken[5] nicht. Die Sage von Troja und die homerischen Gesänge sind durchaus romantisch[7]; so auch alles, was in indischen, persischen und andern alten[9] orientalischen[1] oder europäischen Gedichten wahrhaft poetisch[1] ist. Wo irgend das höchste Leben mit Gefühl und ahndungsvoller Begeisterung[1] in seiner tieferen Bedeutung ergriffen und dargestellt ist, da regen sich einzelne Anklänge wenigstens jener göttlichen Liebe, deren Mittelpunkt und volle Harmonie wir freylich erst im Christenthum finden. Auch in den Tragikern der Alten[10] sind die Anklänge dieses Gefühls ausgestreut und verbreitet, ungeachtet ihrer im Ganzen finstern und dunkeln Weltansicht; die innre Liebe bricht in edeln Gemüthern auch unter Irrthum und falschen Schreck⟨479⟩bildern überall hervor. Nicht bloß die Kunst[13] ist groß und bewundernswerth in Aeschylus und Sophokles, sondern auch die Gesinnung und das Gemüth. Nicht also in den lebendigen, nur in den künstlich gelehrten Dichtern des Alterthums[3] wird dieses liebevoll Romantische[7] vermißt. Nicht dem Alten[10] und Antiken[5], sondern nur dem unter uns fälschlich wieder aufgestellten Antikischen, allem was ohne innre Liebe bloß die Form der Alten[10] nachkünstelt, ist das Romantische[7] entgegen gesetzt: so wie auf der andern Seite dem Modernen[7/5], d. h. demjenigen, was die Wirkung auf's Leben fälschlich dadurch zu erreichen sucht, daß es sich ganz an die Gegenwart anschließt, und in die Wirklichkeit einengt, wodurch es denn, wie sehr auch die Absicht und der Stoff verfeinert werden mag, der Herrschaft der beschränkten Zeit[5] und Mode unvermeidlich anheim fällt. Volltext; vgl. 11 [1]

[21] K. A. Varnhagen von Ense, Denkw. I (1837–42), 226: Bernhardi war mit der Schwester Tiecks verheiratet, und wie man sagte, hatte er sich diese Heirat durch Tieck aufschwatzen lassen, der sich der Schwester, nachdem sie ihn mit romantischer Zuneigung und durch unbequemes Anhängen lange gequält, auf diese gute Art zu entledigen gewußt.

[22] Wackenroder, an L. Tieck (23. 2. 1793), VL 2, 131: [W]ie ich von Reichards Erwin und Elmire im Konzert neulich bezaubert bin, wo jede, jede Arie, den innigsten Ausdruck, jeder Ton Liebe oder erhabne Empfindung, oder romantische Schwärmerey athmet.

[23] Waiblinger, Brit. in Rom (1829–30), WuB 2, 504: [E]r hatte sich noch nie mit romantischen Ideen geplagt.

[24] Börne, Schild. Paris XXVI (1824), SS 2, 160.

[25] Börne, Immermann [Tirol] (1829), SS 1, 358.

[26] Börne, Brf. Paris I (1832), 120 f. (121).

[27] Brockhaus, Conv.-Lex. VI (1809), 305.

[28] Brockhaus, Conv.-Lex. VI (1809), 373.

[29] Eichendorff, Dicht. u. Ges. (1834), 84.

[30] Eichendorff, Dicht. u. Ges. (1834), 343.

[31] G. Forster, Leitfad. Gesch. d. Menschh. (1789), 282.

[32] Frölich, Virginia I (1820), 186.

[33] Grosse, Genius II (1792), 231 f. (232).

[34] Herder, Gesch. d. Menschh. II (1785), 185 f. (186).

[35] Herder, Gesch. d. Menschh. IV (1791), 131.

[36] Herder, Bef. d. Hum. VI (1795), 159 f. (160).

[37] Hoffmann, Rez. Beethoven [Op. 84] (1813), SW 1, 743.

[38] Chr. W. Hufeland, Makrobiot. II (31805), 132 f. (133).

[39] Jean Paul, Vorsch. Ästh. I (1804), 19 f. (20).

[40] F. M. Klinger, Betr. u. Ged. (1809), 489, Nr. 777.

[41] Mereau, Blüth. d. Empf. (1794), 90.

[42] Mereau, Fragm. Meister (1801), 236 f. (237).

[43] Mereau, Kl. Gemälde (1801), 10.

[44] Mereau, N. de Lenclos (1802), 68.

[45] Mereau, Amd. u. Ed. II (1803), 200.

[46] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 266.

[47] Musäus, Volksmärchen (1782–86), 425.

[48] Novalis, an seinen Vater (9. 2. 1793), NS 4, 109.

[49] Novalis, Allg. Brouill. (*1798), NS 3, 303, Nr. 347.

[50] Novalis, Fragm. u. Stud. (*1799–1800), NS 3, 638, Nr. 505.

[51] Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 14.

[52] Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 99.

[53] Pückler-Muskau, Andeut. Landsch. (1834), 46.

[54] Pückler-Muskau, Andeut. Landsch. (1834), 176 ff. (178).

[55] Schelling, Philos. d. Kunst (!1803–04), SW I, 5, 671.

[56] Schiller, Dom Karlos Rig. (1787), NA 7.1, 278.

[57] Schiller, Brief. Don Karlos (1788), NA 22, 146.

[58] Schiller, Brief. Don Karlos (1788), NA 22, 176.

[59] Schiller, Send. Moses (1790), NA 17, 389.

[60] A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (1798–99), KAV 1, 68.

[61] A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (!1798–99), KAV 1, 82.

[62] A. W. Schlegel, Gemählde (1799), 112.

[63] A. W. Schlegel, Nachschr. (1799), 280.

[64] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 486.

[65] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 775.

[66] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 193.

[67] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (!1803–04), KAV 3, 159.

[68] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.1 (1809), 32.

[69] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.1 (1809), 180.

[70] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 72.

[71] C. Schlegel, an A. W. Schlegel (?1797), C 1, 428.

[72] C. Schlegel, Gemählde (1799), Ath 2/SW 9, 57 f. (58).

[73] D. Schlegel, Gespr. Rom. Frz. (1803), 97.

[74] F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 90, Nr. 65.

[75] F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 166, Nr. 964.

[76] F. Schlegel, Goethe's Meister (1798), 157.

[77] F. Schlegel, Goethe's Meister (1798), 175.

[78] F. Schlegel, Goethe's Meister (1798), 177 f. (178).

[79] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 122.

[80] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 122 ff. (123 f.).

[81] F. Schlegel, Philos. Lehrj. VII (*1802), KFSA 18, 479, Nr. 87.

[82] F. Schlegel, Beitr. mod. Poesie (1803), 55.

[83] F. Schlegel, Reis. n. Frankr. (1803), 5.

[84] F. Schlegel, Reis. n. Frankr. (1803), 7 f. (8).

[85] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 477.

[86] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 481.

[87] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 482.

[88] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 483.

[89] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 484.

[90] Chr. F. D. Schubart, Leb. u. Gesinng. II (1793), 233.

[91] Temme, Volkssag. Pomm. (1840), III.

[92] F. Tieck, an N. N. (8. 2. 1826), MZM, 120.

[93] L. Tieck, an Wackenroder (12. 6. 1792), VL 2, 51.

[94] L. Tieck, an A. F. Bernhardi (Ende Juli/Anf. Aug. 1793), VL 2, 273.

[95] L. Tieck, W. Lovell II (1796), 138.

[96] L. Tieck, W. Lovell III (1796), 19 f. (20).

[97] L. Tieck, an A. W. Schlegel (23. 12. 1797), L, 26.

[98] L. Tieck, Vorr. Minnelied. (1803), 493 f. (494).

[99] K. A. Varnhagen von Ense, Denkw. I (1837–42), 124.

[100] Vulpius, Rinald. III (1799), 227 f. (228).

[101] Waiblinger, Brit. in Rom (1829–30), WuB 2, 493.

[102] Wienbarg, Holland II (1833), 8 f. (9).

[103] Zschokke, Neujahrsn. (1818), 153.














161944 Besucher bislang. :: Admin Login