[1]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. II (
21796), 295
: Freyheit [...], 〈296〉 [...] das Vermögen, zu thun was man will, oder das Vermögen, unter zwey möglichen Dingen dasjenige zu wählen, was uns am besten gefällt.
[2]
Ahlefeld, Marie Müller (
21814 [
11799]), 42
: Aber heirathen will ich nie! – [...] Sie umschloß den Vater mit heißen Thränen, sie bat, sie flehte so süß um ihre Freiheit, daß der gütige Alte[2] ihr das feierliche Versprechen gab, sie niemals zu zwingen.
[3]
A. v. Arnim, Halle u. Jerus. (*1809; 1811), SW 16, 10
: Das Ehejoch ist mir verhaßt, es nimmt mir meine Freiheit.
[4]
Brockhaus, Conv.-Lex. I (1809), 159
: Aus Liebe zur Freiheit hat er weder ein öffentliches Amt angenommen noch geheirathet [...].
[5]
Daube, Mus. Dilett. (1773), 311
: Die ganze Begleitung der langsamen Melodie überläßt man der Freyheit des Komponisten.
[6]
Eichendorff, Dicht. u. Ges. (1834), 172
: Laßt das Werben um mich, mir ist wohl in meiner Freiheit. Was auch die Fürstin für Anschläge hat, ich werde nie die Eurige und keines Mannes Weib [...].
[7]
Fichte, Urth. d. Publ. (1793), 428
: Man muß den Leuten ihre Freiheit lassen. Wer lieber auf dieser Erde begütert, und dort verdammt, als hier arm, und dort seelig seyn will, der muß es auf seine eigne Gefahr dürfen.
[8]
Goethe, Stella (1776), WA I, 11, 142
: Er hat mir wenig zu Liebe gethan; [...] ob ich's ihm gleich verzeihe daß er uns verlassen hat; denn was geht dem Menschen über seine Freiheit?
[9]
Goethe, Laun. d. Verl. (*1767/68; 1806), WA I, 9, 31
: Wo keine Freiheit ist, wird jede Lust getödtet. | Wir sind nun so. Ein Kind ist zum Gesang geneigt; | Man sagt ihm, sing' mir doch! Es wird bestürzt und schweigt[1]. | Wenn du ihr Freiheit läss'st, so wird sie dich nicht lassen; | Doch, machst du's ihr zu arg, gib Acht, sie wird dich hassen.
[10]
Goethe, Faust I (1808), WA I, 14, 90, V. 1906
: Doch freilich würde mir behagen | Ein wenig Freiheit und Zeitvertreib | An schönen Sommerfeiertagen.
[11]
L. Gotter, an C. Böhmer (10. 11. 1791), C 1, 238
: Doch [...] im Ernste, liebe Caroline, bitte ich Dich so dringend als möglich, vor Deiner Antwort [...] alles nochmals reiflich zu überlegen, bey Deinem Entschluß [sc. einen Heiratsantrag abzulehnen] Dich ja nicht von alzu schwärmerischen Begriffen[1] von Freyheit leiten [...] zu laßen [...].
[12]
J. Grimm, Selbstschild. (1831), 146
: Zu Marburg musste ich eingeschränkt leben; es war uns, aller Verheissungen ungeachtet, nie gelungen, die geringste Unterstützung zu erlangen, obgleich die Mutter Wittwe eines Amtmanns war, und fünf Söhne für den Staat gross zog; die fettesten Stipendien wurden daneben an meinen Schulkameraden von der Malsburg ausgetheilt, der zu dem vornehmen hessischen Adel[2] gehörte und einmal der reichste Gutsbesitzer des Landes werden sollte. Doch hat es mich nie geschmerzt, vielmehr habe ich oft hernach das Glück und auch die Freiheit mässiger Vermögensumstände empfunden. Dürftigkeit spornt zu Fleiss und Arbeit an, bewahrt vor mancher Zerstreuung und flösst einen nicht unedlen Stolz ein, den das Bewusstseyn des Selbstverdienstes, gegenüber dem, was andern Stand und Reichthum gewähren, aufrecht erhält.
[13]
Krünitz, Oecon. Encycl. VIII (1776;
21785), 274
: Ungeachtet dieser und anderer Vortheile, die eine Privatgesellschaft mit sich führet, finden sich auch viele Schwierigkeiten und viel Unangenehmes dabey. Solange man allein und unter eigenem Namen handelt, ist man niemand, als sich selbst, Rechenschaft von dem, was man verrichtet, zu geben schuldig. Die Freyheit ist das halbe Leben eines Menschen. Sie ist zwar nicht allezeit aus der Gesellschaft zweyer oder mehrerer Personen verbannet, alsdenn aber muß eine genaue Uebereinstimmung der Gemüther herrschen.
[14]
H. Sander, Beschr. Reis. II (1784), 329
: Ich hatte wieder für einige Wochen Freiheit. [...] Der wieder lang genug gesessene Körper erforderte Erschütterung und starke Bewegung. Die Seele, die seit Ostern immer wieder über ihren gewohnten Gegenständen gebrütet hatte, flog mit Ungeduld aus den engen Wänden des Zimmers [...].
[15]
Schiller, Wallenst. Lag. (1800), NA 8, 52
: Wohl auf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd! | Ins Feld, in die Freiheit gezogen. | Im Felde, da ist der Mann noch was wert, | Da wird das Herz noch gewogen. | Da tritt kein anderer für ihn ein, | Auf sich selber steht er da ganz allein.
[16]
Schiller, Wallenst. Tod (1800), NA 8, 287
: Wo viel Freiheit, ist viel Irrtum, | Doch sicher ist der schmale Weg der Pflicht.
[17]
Schiller, Demetr. (*1804–05; 1815), NA 11, 23
: Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, | Verstand[3] ist stets bei wengen nur gewesen. | Bekümmert sich ums Ganze, wer nichts hat? | Hat der Bettler eine Freiheit, eine Wahl? | Er muß dem Mächtigen, der ihn bezahlt, | Um Brod und Stiefel seine Stimm[4] verkaufen. | Man soll die Stimmen[4] wägen und nicht zählen, | Der Staat muß untergehn, früh oder spät, | Wo Mehrheit siegt, und Unverstand entscheidet.
[18]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
21793), 635
: In den Rechten einiger Gegenden ist der Ausschlag oder Ausschlageverkauf, ein solcher Verkauf, woher der Verkäufer sich die Freyheit vorbehält, die verkaufte Sache nach einer gewissen Zeit[6] wieder zurück zu nehmen, und einem andern zu verkaufen, wenn der erste Käufer nicht mehr geben will..
[19]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. III (
21798), 328
: Muße, [...] die von ordentlichen Beschäftigungen, von Berufsgeschäften übrige oder freye Zeit, Befreyung von ordentlichen Geschäften. [...] Ingleichen die völlige Freyheit von allen pflichtmäßigen Beschäftigungen..
[20]
Ahlefeld, Marie Müller (
21814 [
11799]), 36
: Die Freiheit belebt ihre [sc. der Liebe[1]] Wangen mit himmlischem Lächeln, und setzt ihr den Kranz auf, den Zwang und Pflicht[2] nur mürrisch zerpflücken. Ich bete die Liebe[1] an, aber ich hasse die Ehe[1], die ihr Grab ist. Nie wird das Weib[1], das einst meinen Namen führt, zu gleicher Zeit[6] mein Herz besitzen..
[21]
Ahlefeld, Erna (1820), 3 f. (4)
: Nein, Tante, die Liebe ist eine Frühlingssonne, die das Daseyn wärmt, und duftende Blumen hervorlockt – die Ehe[1] aber ein Maienfrost, unter dessen feindseeligem Einfluß sie wieder erstarren. Ungebunden, nur mir selbst angehörend, will ich des Lebens süßen Reiz genießen, und nie 〈4〉 mein Haupt jenem Joche darbieten, dessen Schwere nicht allein die Freiheit, sondern auch das Glück erdrückt. | So hat die Verdorbenheit großer Städte auch Deine Grundsätze schon vergiftet, versetzte die Generalin..
[22]
Ahlefeld, Erna (1820), 163
: Bisher war Freiheit das Element seines Daseyns gewesen, und alles Bedingende ihm verhaßt wie Kettengerassel, und jetzt – o wie schmachtete er nach den heiligen Banden, die ihn zu Erna's ewigem Eigenthum weihen, die ihn an die selige Beschränkung eines stillen häuslichen Lebens knüpfen sollten!.
[23]
B. v. Arnim, Königssohn (*1808), K, 9
: Es hat aber manch edel Wild geklagt um die Freiheit, die ihm der Mensch listig geraubt hat, daß es hat müssen Sklavendienste tun, das es doch nicht schuldig war zu tun und auch keine Natur[1] dazu hat und muß trocken Heu für seine Dienste fressen, da es doch hat können im Wald frisch Laub fressen, und muß um sein Maul lassen einen Zaum binden und sich mit einer Peitsche regieren lassen..
[24]
Blanckenburg, Roman (1774), 387
: Der Punkt, von welchem der Dichter ausgehen, und wohin er seinen Helden führen will, hängt ganz von ihm ab. Die Einschränkungen wenigstens, die er über das Letztere, in der Folge dieses Versuchs, noch finden wird, lassen ihm immer noch tausendfältige Freyheit..
[25]
Börne, Bl. u. Blüth. (1818), 131, Nr. 7.
: Warum heißt eine Frau[3] nehmen, d. h. seiner Freiheit entsagen wollen, mit einem das Gegentheil bezeichnenden Worte[1] freien?.
[26]
Börne, Brf. Paris I (1832), 147 f. (148)
: Es war ein Kampf zwischen der alten[1] classischen[8] und 〈148〉 der neuen[3] romantischen[14] Parthei in der Politik, und letztere, die schwächste, weil sie die jüngste und unerfahrenste ist, unterlag. Die romantische[14] Parthei will individuelle Freiheit, die classische[8] nur nationelle haben..
[27]
Börne, Brf. Paris V (1834), 197 f. (198)
: Im Jahre 1817 machte die französische Regierung den Entwurf zu einem Wahlgesetze für die Deputirtenkammer. Solche Wahlordnungen wurden natürlich[4] im Interesse der Macht eingerichtet. Da nun die Freiheit[6], 〈198〉 [...] stets etwas Erworbenes, Bestrittenes, kurz, ein ewiger Kampf ist, und man dieses wie jedes Kampfes in den reifern Jahren, theils müder, theils unkräftiger wird – sieht die Regierung überall darauf, daß die Bürger erst im höhern Alter zu Volksvertretern gewählt werden können. In jenem französischen Wahlgesetze war also bestimmt, daß ein unverheiratheter Mensch[4] erst mit dem vierzigsten Jahre, ein verheiratheter mit dem fünf und dreißigsten, und ein Wittwer schon mit dem dreißigsten wählbar sein. Daß ein Ehemann früher erschöpft wird als ein lediger Mensch[4], begreift sich leicht: Der Kampf für seine persönliche Freiheit[5] läßt ihm wenige Tapferkeit zum Kriege für die öffentliche [Freiheit6] übrig. Warum aber ein Wittwer schon im dreißigsten Jahre matt ist, und fünf Jahre früher als ein Verheiratheter, verstehe ich nicht, und darüber möchte ich Ihre Weisheit vernehmen..
[28]
Brentano, Godwi I (1801), 5 f. (6)
: Du holde Dreieinigkeit stehst [...] nicht hier, meinem nachlässigen Buche einen schönen[7] Vorredner zu geben, auch steht mein Buch eben so wenig wie eine 〈6〉 üble Nachrede hinter deinem guten und lieben Namen, noch weniger soll mit den wenigen guten Gedanken darinn dir eine spärliche Ehre erwiesen werden. Nein, wie drei gute Feen stelle ich euch hierher an die Wiege meiner jüngsten Thorheiten (denn das Buch ist schon ein Jahr alt), damit ich in eurer Miene das Schicksal meines Buchs [...] ergründen möge. Am meisten aber verführte mich meine große Sehnsucht dazu, eine von euch dreien Du zu nennen, was ich öffentlich nur unter dem Verluste meiner ewigen Freiheit[5] erlangen könnte, und hier in meiner poetischen[4] Freiheit[9] mit Recht nach Herzenslust darf..
[29]
Eichendorff, Dicht. u. Ges. (1834), 99
: Weiter zurück [...] standen die zur Musterung heraufbeschiedenen Schauspieler in ihren besten Feierkleidern [...]. Mit ehrerbietiger Neugier blickten sie zuweilen seitwärts durch die offene Thür in die prächtigen Gemächer hinein, aus denen der glatte Fußboden, hohe Spiegel und Statüen zwischen bronzenen Kandelabern geheimnißvoll glänzten. Manches junge Herz aber wünschte sich hundert Meilen von hier, denn unter der Terrasse pfiffen die Vögel lustig in der alten[6] Freiheit und zwischen den Wipfeln blickte die Landschaft so heiter[1] herauf, als rief es: kommt nur wieder hinunter, da draußen ist's doch viel schöner[1]!.
[30]
Fichte, Denkfreih. (1793), SW 6, 8
: Ruft es, ruft es in jedem Tone euren Fürsten in die Ohren[2/3], bis sie es hören, dass ihr euch die Denkfreiheit nicht werdet nehmen lassen, und beweist ihnen die Zuverlässigkeit dieser Versicherung durch euer Betragen. .
[31]
C. A. Fischer, Gust. Verirrg. (1801), 161
: Sie wollte gefallen und – sonderbar genug – demohngeachtet gefiel sie wirklich. Ihre außerordentliche Schönheit[1], ihr blendender Witz[1] rissen auch dann noch hin, wenn man am meisten auf seiner Huth zu seyn glaubte. Bald sah man sich gefesselt, und verlohr mit der Freiheit die Neigung ihren Verlust zu beklagen..
[32]
Goethe, Werther (1774), WA I, 19, 11 f. (12)
: Es ist ein einförmiges Ding um das Menschengeschlecht. 〈12〉 Die meisten verarbeiten den größten Theil der Zeit[6], um zu leben, und das Bißchen, das ihnen von Freiheit übrig bleibt, ängstigt sie so, daß sie alle Mittel aufsuchen, um es los zu werden..
[33]
Goethe, Werther (1774), WA I, 19, 15 f. (16)
: Wer [...] sieht, wie [...] unverdrossen dann doch auch der Unglückliche unter der Bürde seinen Weg fortkeucht, und alle gleich interessirt sind, das Licht dieser Sonne 〈16〉 noch eine Minute länger zu sehn; – ja der ist still, und [...] ist auch glücklich, weil er ein Mensch[1] ist. Und dann, so eingeschränkt er ist, hält er doch immer im Herzen das süße Gefühl der Freiheit, und daß er diesen Kerker verlassen kann, wann er will..
[34]
Goethe, an Herder (6. 9. 1784), WA IV, 6, 354
: Nachdem ich bey Hofe meine Person auf Unkosten meines Magens ganz leidlich durchgebracht, bin ich wieder in die Freyheit der Wälder versetzt worden wo ich mich nun schon seit dem ersten ergehe. Der Herzog ist nicht mit herauf sondern nach Dessau..
[35]
Goethe, an Ch. v. Stein (6. 10. 1785), WA IV, 7, 106
: Fritz [...] ist lustiger als iemals. Er hat in Franckfurt erst recht Freyheit kennen lernen, und meine Mutter hat ihn die Philosophie des lustigen Lebens erst noch recht ausführlich kennen gelehrt..
[36]
Goethe, Egmont (1788), WA I, 8, 281 f. (282)
: Und frisch hinaus, da wo wir hingehören! in's Feld, wo [...] 〈282〉 [...] der Soldat sein angebornes Recht auf alle Welt mit raschem Schritt sich anmaßt, und in fürchterlicher Freiheit wie ein Hagelwetter durch Wiese, Feld und Wald verderbend streicht, und keine Gränzen kennt, die Menschenhand gezogen..
[37]
Goethe, Tasso (1790), WA I, 10, 145 f. (146)
: Willst du genau erfahren was sich ziemt, | So frage nur bei edlen Frauen[1] an. [...] 〈146〉 [...] Nach Freiheit strebt der Mann, das Weib nach Sitte.
.
[38]
Goethe, Unterh. dt. Ausgew. (1795), WA I, 18, 132 f. (133)
: Dieß [...] war keinesweges nach dem Sinne[11] des lebhaften 〈133〉 Mädchens; sie konnte sich in keine Aufopferung finden und hatte nicht Lust irgend jemand ausschließliche Rechte zuzugestehen. Sie suchte daher auf eine zarte Weise seine Besuche nach und nach zu verringern, ihn seltner zu sehen und ihn fühlen zu lassen, daß sie um keinen Preis der Welt ihre Freiheit weggebe.
.
[39]
Goethe, Wilh. Meister VI (1795), WA I, 22, 346
: Der Tod meines lieben Vaters veränderte meine bisherige Lebensart. Aus dem strengsten Gehorsam, aus der größten Einschränkung kam ich in die größte Freiheit [...]. Sonst war ich selten zwei Stunden außer dem Hause; nun verlebte ich kaum Einen Tag in meinem Zimmer. Meine Freunde [...] wollten sich meines anhaltenden Umgangs, so wie ich mich des ihrigen, erfreuen [...]. Als aber der Cirkel durchlaufen war, sah ich, daß das unschätzbare Glück der Freiheit nicht darin besteht, daß man alles thut, was man thun mag, und wozu uns die Umstände einladen, sondern daß man das ohne Hinderniß und Rückhalt, auf dem geraden Wege thun kann, was man für recht und schicklich hält [...]..
[40]
Goethe, Wilh. Meister VII (1796), WA I, 23, 99
: Mein Geliebter soll mich heute wie das erstemal sehen, ich will ihn so zärtlich und mit mehr Freiheit an mein Herz drücken, als damals: denn bin ich jetzt nicht vielmehr die Seine als damals, da mich ein edler Entschluß noch nicht frei gemacht hatte?.
[41]
Goethe, Elpenor (1806), WA I, 11, 59
: Ich hoffte, mein Herr, in Spanien solche Herzen zu finden, wie das Ihre ist; das hat mich angespornt den Schritt zu thun. Nirgend, nirgend in der Welt mangelt es an theilnehmenden beistimmenden Seelen; wenn nur einer auftritt, dessen Umstände ihm völlige Freiheit lassen all seiner Entschlossenheit zu folgen. Und o, meine Freunde, ich habe das hoffnungsvolle Gefühl! überall gibt's treffliche Menschen unter den Mächtigen und Großen, und das Ohr[4] der Majestät ist selten taub; nur ist unsere Stimme[12] meist zu schwach bis dahinauf zu reichen..
[42]
Goethe, Andenk. Wieland (1813), WA I, 36, 324 f. (325)
: Haben wir jedoch, in sofern von Ansicht, Gesinnung, Übersicht die Rede sein kann, Shaftesbury und Wieland vollkommen ähnlich gefunden, so war doch dieser jenem an Talent weit überlegen; denn was der Engländer verständig lehrt und wünscht, das weiß der Deutsche, in Versen und Prosa[1], dichterisch und rednerisch auszuführen. | Zu dieser Ausführung aber mußte ihm die französische Behandlungsweise am meisten zusagen. Heiterkeit[4], Witz[1], Geist[19], Eleganz ist in Frankreich schon vorhanden; seine blühende Einbildungskraft, welche sich jetzt nur mit leichten und frohen Gegenständen beschäftigen 〈325〉 will, wendet sich nach den Feen- und Rittermährchen, welche ihm die größte Freiheit gewähren. Auch hier reicht ihm Frankreich in der Tausend und Einen Nacht, in der Romanenbibliothek schon halb verarbeitete zugerichtete Stoffe, indessen die alten[11] Schätze dieses Fachs, welche Deutschland besitzt, noch roh und ungenießbar dalagen..
[43]
Goethe, Wanderjahre I (1829), WA I, 24, 305 f. (306)
: Bei einer Pause des Geschäfts, die ihm einige 〈306〉 Freiheit ließ, eilte er auf sein Gut [...]..
[44]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 8
: Ferner ist es gerade die Freiheit[5/13] der Produktion und der Gestaltungen, welche wir in der Kunstschönheit genießen, wir entfliehen, so scheint es, bei ihrer Hervorbringung und bei Anschauung derselben der Fessel der Regel und des Geregelten; vor der Strenge des Gesetzmäßigen und der finstern Innerlichkeit des Gedankens suchen wir Beruhigung und Belebung in den Gestalten der Kunst[2], gegen das Schattenreich der Idee, heitere[5], kräftige Wirklichkeit. ➢ Volltext.
[45]
Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 119 f. (120)
: Eine [...] Seite, welche Berücksichtigung verdient, ist der Uebergang aus der ruhigeren, ehrfurchtsvollen Frömmigkeit zur Darstellung von Martern, zum Unschönen der Wirklichkeit überhaupt. Hierin zeichnen sich besonders die oberdeutschen Meister aus, wenn sie in Scenen aus der Passionsgeschichte die Rohheit der Kriegsknechte, die Bosheit des Spottes, die Barbarei des Hasses gegen Christus im Verlauf seines Leidens und Sterbens mit großer Energie in Charakteristik der Häßlichkeiten und Mißgestaltungen hervorkehren, welche als äußere Formen der inneren Verworfenheit des Herzens entsprechend sind. Die stille schöne Wirkung ruhiger, inniger Frömmigkeit ist zurückgesetzt, und bei der Bewegtheit, welche die genannten Situationen vorschreiben, wird zu scheußlichen Verzerrungen, Gebehrden der Wildheit und Zügellosigkeit der Leidenschaften fortgegangen. Bei der Fülle der durcheinandertreibenden Gestalten und der überwiegenden Rohheit der Charaktere[7] fehlt es solchen Gemälden auch leicht an innerer Harmonie, sowohl der Komposition als auch der Färbung, so daß man besonders beim ersten Wiederaufleben des 〈120〉 Geschmacks an älterer[1] deutscher Malerei, bei der im Ganzen geringeren Vollendung der Technik viele Verstöße in Rücksicht auf die Entstehungszeit solcher Werke gemacht hat. Man hielt sie für älter[1] als die vollendeteren Gemälde der eyckischen Epoche, während sie doch größtentheils in eine spätere Zeit[3] fallen. Jedoch sind die oberdeutschen Meister nicht etwa bei diesen Darstellungen ausschließlich stehen geblieben, sondern haben gleichfalls die mannigfaltigsten religiösen Gegenstände behandelt, und sich auch in Situationen der Passionsgeschichte, wie Albrecht Dürer z. B., dem Extrem der bloßen Rohheit siegreich zu entwinden verstanden, indem sie sich auch für dergleichen Aufgaben einen inneren Adel[5] und eine äußere Abgeschlossenheit und Freiheit bewahrten. ➢ Volltext.
[46]
Herder, Gesch. d. Menschh. II (1785), 184
: Noch eines größern Ruhmes ist die sanfte Duldung, die unverdrossene Geschäftigkeit werth, in der sich ohne den Mißbrauch der Cultur[4], das zarte Geschlecht[2] überall auf der Erde auszeichnet. Mit Gelaßenheit trägt es das Joch, das ihm die rohe Uebermacht der Männer, ihre Liebe[4] zum Müßiggange und zur Trägheit, endlich auch die Ausschweifungen seiner Vorfahren 〈185〉 selbst als eine geerbte Sitte auflegten und bei den armseligsten Völkern[1] finden sich hierinn oft die größesten Muster. Es ist nicht Verstellung, wenn in vielen Gegenden die mannbare Tochter zur beschwerlichen Ehe[1] gezwungen werden muß: sie entläuft der Hütte, sie fliehet in die Wüste: mit Thränen nimmt sie ihren Brautkranz, denn es ist die letzte Blüthe ihrer vertändelten, freieren[5] Jugend. [...] Zärtlich nimmt sie Abschied von allem, was ihrer Jugend so lieb war: als eine Verstorbene verläßt sie das Haus ihrer Eltern, verlieret ihren vorigen Namen und wird das Eigenthum eines Fremden[4], der vielleicht ihr Tyrann ist. Das unschätzbarste, was ein Mensch[1] hat, muß sie ihm aufopfern, Besitz ihrer Person, Freiheit, Willen, ja vielleicht Gesundheit und Leben; und das Alles um Reize, die die keusche Jungfrau noch nicht kennet und die ihr vielleicht bald in einem Meer von Ungemächlichkeit verschwinden. Glücklich, daß die Natur[2] das weibliche[1] Herz mit einem unnennbar-zarten und starken Gefühl für den persönlichen Werth des 〈186〉 Mannes ausgerüstet und geschmückt hat. Durch dies Gefühl erträgt sie auch seine Härtigkeiten: sie schwingt sich in einer süßen Begeisterung[3] so gern zu allem auf, was ihr an ihm edel[2], groß, tapfer, ungewöhnlich dünket: mit erhebender Theilnehmung hört sie männliche Thaten, die ihr, wenn der Abend kommt, die Last des beschwerlichen Tages versüßen und es zum Stolz ihr machen, daß sie, da sie doch einmal zugehören muß, einem solchen Mann gehöre. Die Liebe[4] des Romantischen[2] im weiblichen[1] Charakter[1] ist also eine wohlthätige Gabe der Natur[2], Balsam für sie und belohnende Aufmunterung des Mannes: denn der schönste[7] Kranz des Jünglings war immer die Liebe[1] der Jungfrau..
[47]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. III (1835), 356
: Nachdem sie dieß dringende Anliegen ihres beklommenen Herzens ausgesprochen, begab sie sich in ein anderes Gemach, um den Herren Freiheit zu lassen, sich mit einander zu berathen..
[48]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. III (1835), 421
: Die öffentliche Freiheit der Männer in England bietet keinen Maßstab für die häusliche der Frauen[1]..
[49]
Kant, Crit. d. Urtheilskr. (
21793), 203
: Der Geschmack ist, so wie die Urtheilskraft überhaupt, die Disziplin (oder Zucht) des Genie's[2], beschneidet diesem sehr die Flügel und macht es gesittet oder geschliffen; zugleich aber giebt er diesem eine Leitung, worüber und bis wie weit es sich verbreiten soll, um zweckmäßig zu bleiben; und, indem er Klarheit und Ordnung in die Gedankenfülle hineinbringt, macht er die Ideen haltbar, eines daurenden zugleich auch allgemeinen Beyfalls, der Nachfolge anderer, und einer immer fortschreitenden Cultur[3], fähig. Wenn also im Widerstreite beiderlei Eigenschaften an einem Producte etwas aufgeopfert werden soll, so müßte es eher auf der Seite des Genie's[2] geschehen: und die Urtheilskraft, welche in Sachen der schönen[2] Kunst[1] aus eigenen Principien den Ausspruch thut, wird eher der Freyheit und dem Reichthum der Einbildungskraft, als dem Verstande[2] Abbruch zu thun erlauben..
[50]
Kant, Crit. d. Urtheilskr. (
21793), 391
: Die Hervorbringung der Tauglichkeit eines vernünftigen Wesens zu beliebigen Zwecken überhaupt (folglich in seiner Freyheit[5/10]) ist die Cultur[3]. Also kann nur die Cultur[3] der letzte Zweck seyn, den man der Natur[2] in Ansehung der Menschengattung beyzulegen Ursache hat (nicht seine eigene Glückseligkeit auf Erden, oder wohl gar bloß das vornehmste Werkzeug zu seyn, 〈392〉 Ordnung und Einhelligkeit in der vernunftlosen Natur[2] ausser ihm zu stiften)..
[51]
S. v. Knorring, Evremont I (1836), 344
: Bei dem Studium der Landschaft nach der Natur[2] hindert wieder die bedingte Freiheit[5], denn es kann doch nur die Stelle beobachtet werden, wohin man in anständiger Begleitung spazieren gehen kann. Die Gedanken, welche die Seele auf einsamen Wanderungen nährt, muß eine Frau[1] entbehren [...]..
[52]
Moritz, Dt. in Engld. (1783), 80
: Als gegessen war, hatten die Knaben auf einem sehr engen Hofe, Freiheit zu spielen, welches denn in den meisten Akademien in der Stadt London das non plus ultra ihres Spielraums in den Erholungsstunden ist..
[53]
A. Müller, Beredsamk. (
!1812; 1816), 35 f. (36)
: Die erste Konversation mit einem neuen[1] Menschen[[1] hat etwas unerfreuliches, beschwerliches, bis man ein Gemeinschaftliches zwischeneinander gefunden [...]. Man tastet umher nach gemeinschaftlichen Bekannten, nach Gegenständen der Zuneigung oder Abneigung, worin man sich etwa berühre [...]. Alle diese Fäden der Unterhaltung aber pflegen wieder zu zerreißen bis man sich über Ideen berührt: von dem Augenblick an ist der Boden der Unterhaltung fest und wölbt sich, ich möchte sagen, ein gemeinschaftlicher Himmel über beide. Nun, da das Gemeinschaftliche gefunden, muß die Verschiedenartigkeit der Naturen[16] das schöne[7] Werk fortsetzen, ja verewigen: die Grundharmonie ist gegeben, ein Gesetz der beständigen 〈36〉 Wiederkehr zu einander; beide Stimmen[22/10] können sich mit Freiheit[5/1] von einander entfernen, jede kann ihre eigenthümlichen Modulationen verfolgen; der Grundton hält sie fest; jede Stimme[22/10] hört sich selbst, zugleich aber, was viel mehr sagen will, den Akkord, den sie mit der andern bildet, und was noch mehr sagen will, sie empfindet in allen Labyrinthen der Gedanken und Töne[11] ein allgegenwärtiges harmonisches Gesetz..
[54]
Novalis, an seinen Vater (9. 2. 1793), NS 4, 107
: [A]ls Soldat bin ich gezwungen durch strenge Disziplin, meine Pflichten[1] gewissenhaft zu thun und überdem sind es größestentheils mechanische Pflichten[1], die meinem Kopf und Herzen alle mögliche Freyheit verstatten [...]..
[55]
Schelling, Philos. d. Kunst (
!1803–04), SW I, 5, 419
: Wer unsere Behauptung von der griechischen[2] Mythologie als einem Werk der Natur[2] so verstehen wollte, als wäre sie es auf eine eben so blinde Weise, als es die Hervorbringungen des Kunsttriebs der Thiere[1] sind, würde sie freilich ganz roh verstehen. Aber nicht weniger würde derjenige von der Wahrheit abirren, der sie als ein Werk absolut-poetischer[4] Freiheit denken wollte. ➢ Volltext.
[56]
Schiller, Allzuviel Güte (
!1779), NA 20, 3 f.
: Ich sehe den Erhabensten Geist[33], den je das Alterthum gebahr [...] – Er hat den Giftbecher in der Hand – [...] Was wird Sokrates wählen? [...] Izt, o Weißheit, leite du seine entsezliche Freyheit 〈4〉 – Tod – Vergehen – Unsterblichkeit – Krone des Himmels – Versieglung blutige – große – mächtige Versieglung seiner neuen[1] Lehre! – Leite seine lezte entscheidende Freyheit scharfsehender Verstand[3] – Entschieden – getrunken das Gifft – Tod – Unsterblichkeit [...]!.
[57]
Schiller, Räuber (1781), NA 3, 21
: Ich soll meinen Leib pressen in eine Schnürbrust, und meinen Willen schnüren in Geseze. [...] Das Gesez hat noch keinen grossen Mann gebildet, aber die Freyheit brütet Kolosse und Extremitäten aus..
[58]
Schiller, Räuber (1781), NA 3, 110
: Kann ich nicht die Lebensfäden, die mir jenseits gewoben sind [...] leicht zerreissen [...]? [...] Diese Freyheit kannst du mir nicht nehmen[.] Er lädt die Pistole..
[59]
Schiller, Malthes. (*
?1788\1804), NA 12, 78
: Der Zufall oder vielmehr eine von dem Großmeister nicht abhängende Ordnung hat gerade diese Ritter und keine andre zur Vertheidigung S. Elmos bestellt. So kam sein Sohn darunter, den er bei voller Freiheit wohl nicht auf den Todesposten gestellt haben würde [...]..
[60]
Schiller, Erste Mensch.gesellsch. (1790), NA 17, 404 f. (405)
: Sobald er [sc. der Mensch] seinen Thieren[1] ihre Freiheit[3] geraubt hatte, war er in die Nothwendigkeit gesetzt, sie selbst zu ernähren, und für sie zu sorgen. So wurde er also zum Hirten, und so lange die Gesellschaft noch klein war, konnte die Natur[2] seiner kleinen Heerde Nahrung im Ueberfluß darbieten. Er hatte keine andre Mühe, als die Weide aufzusuchen, und sie wenn sie abgeweidet war, mit einer andern zu vertauschen. Der reichste Ueberfluß lohnte ihm für diese leichte Beschäftigung, und der Ertrag seiner Arbeit war keinem Wechsel weder der 〈405〉 Jahrszeit noch der Witterung unterworfen. Ein gleichförmiger Genuß war das Loos des Hirtenstandes, Freiheit[5] und ein fröhlicher Müssiggang sein Karakter[1]..
[61]
Schiller, Lykurg. u. Sol. (1790), NA 17, 438
: Wenn unsre Gesetzgeber unrecht gethan haben, daß sie moralische Pflichten[1] und Sitten ganz vernachläßigten, so hatten die Gesetzgeber der Griechen darin Unrecht, daß sie moralische Pflichten[1] mit dem Zwang der Gesetze einschärften. Zur moralischen Schönheit[1] der Handlungen[1] ist Freiheit des Willens die erste Bedingung, und diese Freiheit ist dahin, sobald man moralische Tugend durch gesetzliche Strafen erzwingen will. Das edelste Vorrecht der Menschlichen Natur[1] ist, sich selbst zu bestimmen, und das Gute um des Guten willen thun..
[62]
Schiller, Geisters. (
31798), NA 16, 46
: Zufrieden, von keinem fremden Willen abzuhängen, fühlte er keine Versuchung, über andere zu herrschen: die ruhige Freiheit des Privatlebens und der Genuß eines geistreichen Umgangs begrenzten alle seine Wünsche..
[63]
Schiller, Geisters. (
31798), NA 16, 103 f. (104)
: Alle seine Vorstellungen von Religion[1] hatten etwas Fürchterliches an sich, und eben das Grauenvolle und Derbe war es, was sich seiner lebhaften Einbildungskraft zuerst bemächtigte und sich auch am längsten darin erhielt. Sein Gott war ein Schreckbild, ein strafendes Wesen; seine Gottesverehrung knechtisches Zittern oder blinde, alle Kraft und Kühnheit erstickende Ergebung. [...] So entbrannte allmählich ein stiller Groll gegen sie in seinem Herzen, welcher mit einem respektvollen Glauben und blinder Furcht in seinem Kopf und Herzen die bizarreste Mischung machte – einen Widerwillen gegen einen Herrn, vor dem er in gleichem Grade Abscheu und Ehrfurcht fühlte. | 〈104〉 Kein Wunder, daß er die erste Gelegenheit ergriff, einem so strengen Joche zu entfliehen – aber er entlief ihm wie ein leibeigner Sklave seinem harten Herrn, der auch mitten in der Freiheit das Gefühl seiner Knechtschaft herumträgt. Eben darum, weil er dem Glauben seiner Jugend nicht mit ruhiger Wahl entsagt; weil er nicht gewartet hatte, bis seine reifere Vernunft[1] sich gemächlich davon abgelöst hatte; weil er ihm als ein Flüchtling entsprungen war, auf den die Eigentumsrechte seines Herrn immer noch fortdauern – so mußte er auch nach noch so großen Distraktionen immer wieder zu ihm zurückkehren. Er war mit der Kette entsprungen, und eben darum mußte er der Raub eines jeden Betrügers werden, der sie entdeckte und zu gebrauchen verstand..
[64]
Schiller, Geisters. (
31798), NA 16, 146
: Ich hatte jetzt vollkommene Freiheit, das himmlische Bild zu betrachten [...]..
[65]
Schiller, Wallenst. Tod (1800), NA 8, 191
: Gerettet haben wir vom Untergang | Das Reich – mit unserm Blut des Glaubens Freiheit [...]..
[66]
A. W. Schlegel, Brf. Poes. I–II (1795), Hor. IV.11, 79
: Er [sc.Dichter] muß sich knechtischem Zwange mit der stolzen Miene der Freyheit[5/13] unterwerfen. Seine mit Fesseln beladenen Hände und Füße bewegt er zum leichten anmuthigen Tanze. Du glaubst, er ruhe wohllüstig auf Rosen, während er sich auf dem Bette des Prokrustes peinlich dehnt oder krümmt. ➢ Volltext.
[67]
A. W. Schlegel, Brf. Poes. IV (1796), Hor. V.2, 67 f. (68)
: Will eine Versammlung ihrer würdig handeln, das heißt, nicht als roh zu〈68〉sammengehäufte Masse, sondern als ein Ganzes, von Einem Willen beseelt, so muß jeder Einzelne sich bis auf einen gewissen Grad seiner Freyheit entäußern, um dagegen von allen Uebrigen vertreten zu werden. Der allgemeine Wille bedarf einer Stimme[9], die ihn rein und vernehmlich verkündige: wenn die Eintracht einer versammelten Menge nicht mit sinnlicher Gegenwart in ihrer Mitte erscheint, so ist sie so gut als nicht vorhanden. ➢ Volltext.
[68]
A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (
!1798–99), KAV 1, 31
: Die größten Bequemlichkeiten für die Überwindung der metrischen Schwierigkeiten abgerechnet, die für die Freiheit[5] in einer Sprache[3] dadurch entspringt, erhebt es die Poesie[3], wenn sich ihr Ausdruck so viel als möglich von dem des gewöhnlichen Lebens entfernt [...]. In dieser Rücksicht sind die sogenannten poetischen[4] Freiheiten[18] keine Begünstigung, sondern nach Maßgabe der jeder Gattung erforderlichen Stile ein Gesetz..
[69]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 118
: Verbannung und Flucht haben in den Ardennen eine seltsame Gesellschaft versammelt: einen durch seinen Bruder entthronten Herzog, der mit seinen treuen Unglücksgefährten in der wilden Gegend von der Jagd lebt: zwey verkleidete einander schwesterlich liebende Prinzessinnen; einen witzigen Hofnarren; endlich die einheimischen Bewohner des Waldes, idealische[1] und natürliche[2] Schäfer und Schäferinnen. Diese leicht hingezeichneten Figuren ziehn in buntem Wechsel vorüber, und immer sieht man die schattige dunkelgrüne Landschaft im Hintergrunde, und glaubt frische Waldluft zu athmen. Keine Uhr, keine geregelte Tagesordnung mißt hier die Stunden: sie verfließen ungezählt in den Beschäftigungen oder dem fantastischen[3] Müßiggange, dem sich jeder nach seiner Laune oder Gemüthsart ergiebt, und diese unbegränzte Freyheit entschädigt alle für die eingebüßten Bequemlichkeiten des Lebens. ➢ Volltext.
[70]
A. W. Schlegel, Rez. Grimm [Altdt. Wäld.] (1815), 761
: Die Einmischung heidnischer Züge in den nordischen Umbildungen erklärt sich aus der dortigen späten Einführung des Christenthums. Wie und warum aber im skandinavischen Norden, und nur dort allein, die Freyheit heidnischer Dichtung und der Geschmack daran die Zeit[3] der Bekehrung überlebt hat, dieß geht tief in die Untersuchung der nordischen Alterthümer[6] ein..
[71]
F. Schlegel, Stud. Grch. Poes. (*1795; 1797), 84
: Der allmählige und langsame Stufengang der Entwicklung des Verstandes[11] führt nothwendigerweise einseitige Meynungen mit sich. Diese enthalten zwar einzelne Züge der Wahrheit; aber die Züge sind unvollständig und aus ihrem eigentlichen Zusammenhang gerissen, und dadurch der Gesichtspunkt verrückt, das Ganze zerstört. Solche Vorurtheile sind zuweilen zu ihrer Zeit[12] gewissermaßen nützlich, und haben eine lokale Zweckmäßigkeit. So wurde durch den orthodoxen Glauben, daß es eine Wissenschaft[4] gebe, die allein zureichend sey, schöne[2] Werke zu verfertigen, doch das Streben nach dem Objektiven aufrecht, und standhaft erhalten; und das System[1] der aesthetischen Anarchie diente wenigstens dazu, den Despotismus der einseitigen Theorie zu desorganisiren. Gefährlicher und schlechthin verwerflich sind aber andre aesthetische Vorurtheile, welche die fernere Entwicklung selbst hemmen. Es ist die heiligste Pflicht[1] aller Freunde der Kunst[2], solche Irrthümer, welche der natürlichen[1] Freyheit schmeicheln, und die Selbstkraft lähmen, indem sie die Hoffnungen der Kunst[2/20] als unmöglich, die Bestrebungen derselben als fruchtlos darstellen, ohne Schonung zu bekämpfen, ja wo möglich ganz zu vertilgen. ➢ Volltext.
[72]
F. Schlegel, Reis. n. Frankr. (1803), 17
: Auf dem Wege von Mainz nach Metz befindet man sich nicht bloß in Rücksicht der Sprache[3], sondern auch der Gegend und des Bodens noch geraume Zeit in Deutschland. Es geht durch die herrlichsten Waldungen, die das Gefühl romantischer[4] Freiheit erregen, und die Erinnerung an das alte[6] deutsche[1] Leben, das nun untergegangen ist..
[73]
F. Schlegel, Less. Ged. u. Mein. I (1804), 57
: Die Kraftgenies, und die Aufklärer! – die Kraftgenies; in dem Worte[1] beinah liegt schon alles. Und wenn einer darunter war, von dem sich voraussehen ließ, daß er ein großer Künstler werden würde; einer oder der andre, der nicht ohne Anlage war, so konnte doch die ganze Tendenz Lessingen eben nicht sehr tröstlich seyn; die meisten wollten einiges nur halbverstandne Gute mit eben der Wuth und Rohheit durchsetzen, mit der jetzt ein Pöbelhaufen verdorbner Zeitungsschreiber, Speichellecker und Verläumder alles Edle und Vortreffliche in der Litteratur anzutasten sich nicht entblödet. Hatte Lessing darum die Freiheit[5] verkündigt, um sie so zur Fratze verunstaltet zu 〈58〉 sehen? Natürlich genug war das Uebel; auf lange Knechtschaft und Niederträchtigkeit folgt eine scheuseelige ungestaltete Freiheit[4]..
[74]
F. Schlegel, Brf. Niederld. (1806), 353 ff. (355)
: Für mich sind nur die Gegenden schön[1], welche man gewöhnlich rauh und wild[1/2] nennt; denn nur diese sind erhaben[3], nur erhabene[3] Gegenden können schön[1] seyn, nur diese erregen den 〈354〉 Gedanken der Natur[2]. Der Anblick üppiger reicher Fluren erweckt auf eine angenehme Weise zum freudigen Genuß des Lebens, wenn man lang in Städten gefangen saß; diese blühenden Reize der Natur[2] rühren um so kräftiger an unser Herz, je seltener sie genossen werden. Alles ist da nur Gefühl einer angenehmen lieblichen Gegenwart, nichts erinnert uns an die große Vergangenheit. Jene Felsen aber, die wie sprechende Denkmale von den alten[1] Kriegen im Reiche der noch wilden[1/5] Natur[2] da stehen, von den furchtbaren Kämpfen der in ihrer Gestaltung gewaltsam ringenden Erde so deutlich reden, sind ewig schön[1], und machen immer den gleichen, nie ermattenden Eindruck. Wie das Rauschen des Waldes[1], das Brausen der Quelle uns 〈355〉 ewig in dieselbe Schwermuth versenkt, wie das einsame Geschrei wilder[3] Vögel eine schmerzlich freudige Unruh und Begierde der Freiheit ausdrückt, so fühlen wir in dem Anblick der Felsen immer die Natur[2] selbst; denn nur in den Denkmalen alter[1] Naturzeiten, wenn Erinnerung und Geschichte[3] in großen Zügen vor unser Auge tritt, thun wir einen Blick in die Tiefe dieses erhabenen[3] Begriffs[1], der nicht beim Genuß der angenehmen Oberfläche schon hervortreten mag. Nichts aber vermag den Eindruck so zu verschönern und zu verstärken, als die Spuren menschlicher Kühnheit an den Ruinen der Natur[2], kühne Burgen, auf wilden[2] Felsen – Denkmale der menschlichen Heldenzeit, sich anschließend an jene höheren aus den Heldenzeiten der Natur[2]; 〈356〉 die Quelle der Begeisterung[1] scheint sich sichtbar vor unsern Augen zu ergießen, und der alte[1] vaterländische Strom erscheint uns nun wie ein mächtiger Strom naturverkündender Dich[t]kunst[1] –.
[75]
L. Tieck, an A. v. Arnim (20. 12. 1807), ZMF, 107
: Daß meine Krankheit und Reise die Ausgabe d[er] Niebelungen verzögert haben, daß Hagen mir nun zuvorgekommen ist, ist etwas, weshalb man mir keine Vorwürfe machen kann. Nach dem Ideal, wie ich das Gedicht zu bearbeiten suchte, konnte ich ihm nicht so schnell die Vollendung geben, als wenn ich mich bloß am daseienden Text gehalten hätte [...]. Ich glaube jezt, mag Hagens Bearbeitung allen Werth haben, daß die meinige darum nicht überflüssig sein dürfte, und da das Buch[2] im Publikum[3] jezt ist, und ich es nicht ankündige, so habe ich dadurch die Freiheit gewonnen, meinen Plan noch mehr zu erweitern..
[76]
Winckelmann, Gesch. d. Kunst I (1764), 41
: Aus dieser Verschiedenheit des Stils zwischen den Figuren und Thieren[8] ist zu schließen, daß, da jene Gottheiten, oder heilige Personen vorstellen, die Bildung[9] derselben allgemein bestimmet gewesen, und daß in Thieren[8] die Künstler mehrere Freyheit gehabt, sich zu zeigen. .
[77]
Winckelmann, Anm. Gesch. Kunst (1767), IV
: Der freye Gebrauch der grossen Bibliothec des Cardinals Passionei gab mir die Bequemlichkeit zu diesem Studio, bis ich die Aufsicht der Bibliothec und des Musei des Herrn Cardinals Alex. Albani bekam, und nachher [...] in der Vaticanischen Bibliothec die zu meinem Vorhaben dienenden Schätze in denselben durchzusuchen, Freyheit gehabt habe..