Wortliste
Struktur
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Semantik 
15. ›Liberalität, Urbanität, Weltoffenheit, Toleranz‹, auch ›Freigebigkeit, Großzügigkeit in finanziellen Dingen‹ [9].
Belege 
[1] S. Boisserée, Tgb. (1826), 473: Ich äußere meine Meinung, daß ich [...] keineswegs mit der Ansicht und Manier von Creutzer und Görres zufrieden sey, und daß ich mit dem Erstern darüber oft gesprochen; aber ich könne auch der trockenen, breiten, hölzernen Ansicht von Voß nicht beistimmen, und durchaus könne ich nicht leiden, daß man wegen Verschiedenheit der Meinungen die Personen verketzere und verleumde, wie Voß es gethan. Ich will Freiheit der Meinung. Dann ging Goethe so weit zu behaupten, Personen lassen sich nicht von der Sache trennen, und hier steckt allerdings eine Befangenheit. Es ist die Furcht aus seinem Kreise herausgezogen zu werden, die ihn zu dieser Aeußerung bewegte, einer Aeußerung, die bloß für die blinden Parteimänner wahr seyn kann, keineswegs aber für einen, der die Dinge von einem so hohen Standpunkt ansieht, wie der Alte[2] thut.

[2] Goethe, Wilh. Meister II (1795), WA I, 21, 193: Gesetzt, das Schicksal hätte einen zu einem großen Mahler bestimmt, und dem Zufall beliebte es, seine Jugend in schmutzige Hütten, Ställe und Scheunen zu verstoßen, glauben Sie, daß ein solcher Mann sich jemals zur Reinlichkeit, zum Adel[5], zur Freiheit der Seele erheben werde? Mit je lebhafterm Sinn[6] er das Unreine in seiner Jugend angefaßt und nach seiner Art veredelt hat, desto gewaltsamer wird es sich in der Folge seines Lebens an ihm rächen, indem es sich, inzwischen daß er es zu überwinden suchte, mit ihm auf's innigste verbunden hat. Wer früh in schlechter unbedeutender Gesellschaft gelebt hat, wird sich, wenn er auch später eine bessere haben kann, immer nach jener zurücksehnen, deren Eindruck ihm, zugleich mit der Erinnerung jugendlicher, nur selten zu wiederholender Freuden, geblieben ist.

[3] Goethe, an Schiller (17. 8. 1796), WA IV, 11, 163: Wenn es möglich ist daß die Deutschen begreifen, daß man ein guter tüchtiger Kerl seyn kann, ohne gerade ein Philister und ein Matz zu seyn, so müssen Ihre schönen[1] Sprüche das gute Werk vollbringen, indem die große Verhältnisse der menschlichen Natur[1] mit so viel Adel[5], Freyheit und Kühnheit dargestellt sind.

[4] Herder, Philos. Gesch. Bild. (1774), 80 f. (81): [J]eder klassische[8] Schönden⟨81⟩ker, der die Policirung unsres Jahrhunderts fürs non plus ultra der Menschheit[1] hält, hat Gelegenheit, ganze Jahrhunderte auf Barbarei, elendes Staatsrecht, Aberglauben und Dummheit, Mangel der Sitten und Abgeschmacktheit [...] zu schmälen und über das Licht unsres Jahrhunderts, das ist, über seinen Leichtsinn und Ausgelassenheit, über seine Wärme in Ideen und Kälte in Handlungen[1], über seine scheinbare Stärke und Freyheit[15/10] und über seine würkliche Todesschwäche und Ermattung unter Unglauben, Despotismus und Üppigkeit zu lobjauchzen.

[5] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 121: Wir haben die rhetorische Poesie[1], die wesentlich auf unser Gebiet gehört, mit herübergenommen; dafür geben wir der Poesie[1], was ihr gehört, die poetische[4] Beredsamkeit, nämlich jene Meisterwerke zurück, welche durch eine äußere prosaische[1] Form unsre rhetorische Betrachtung herauszufordern scheinen wie Don Quixote und Wilhelm Meister, aber durch alle ihre inneren Eigenschaften, ihre Absichtlosigkeit, ihre Freiheit[11/15], ihre Ironie[3], ihren poetischen[4] Bau, in jene Sphäre gehören [...].

[6] F. Schlegel, Lessing (1797), 126: Es wird im Nathan eine, wenn auch nicht förmliche, doch ganz bestimmte Religionsart, die freylich voll Adel[5], Einfalt und Freyheit ist, als Ideal ganz entschieden und positiv aufgestellt [...]. Volltext

[7] Arndt, Erinn. (1840), 77.

[8] Goethe, Wilh. Meister II (1795), WA I, 21, 191.

[9] Goethe, Wilh. Meister V (1795), WA I, 22, 246.

[10] Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 52.

[11] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. III (1835), 226.

[12] Schleiermacher, Ath.-Fragm. (1798), 108 f. (109), Nr. 362.

[13] L. Tieck, Aufr. Cevenn. (1826), W 4, 56.














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