Wortliste
Struktur
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Semantik 
13. ›Ungezwungenheit, Unbefangenheit, Leichtigkeit, Lockerheit, Lässigkeit, Natürlichkeit, Unverstelltheit‹ der Haltung [8], Bewegung [2, 9], des Betragens [1], Sprechens [6, 11, 20], der (sich nicht streng an ästhetische Regeln haltenden) künstlerischen Arbeit [28, 32] und – metonymisch – des durch solche Arbeit zustande gekommenen Werkes [13, 14, 22, 25, 29, 31], auch ›Mühelosigkeit der Beherrschung einer Technik oder Methode‹ [2, 5, 7, 17, 23]. F. kommt zustande durch eine Verbindung von Natur13 und Bewusstsein [9] (in diesem Zusammenhang offen zu 10) und spielt auch eine Rolle bei Kants Definition des Schönen2, das als Kunst9 und Natur10 zugleich erscheint [24].
Belege 
[1] A. v. Arnim, Majorats-Herren (1820), 52: Kaum antwortete sie [...], so stand da ein langer finsterer Engländer vor ihr, mit der Art, Freiheit und Anstand, die sie damals vor allen Nationen[1] in Europa auszeichnete.

[2] C. de la Motte Fouqué, Mag. d. Nat. (1812), 121: Ein jeder fühlte die Kälte sehr empfindlich, Antonie hatte einen Mantel übergehangen, und den Kopf vielmals mit langen Schleiern umwunden, allein der Wind wickelte diesen, wie das aufgeflochtene Haar, immer wieder los, bis sie, doch etwas unsicher auf dem fremden[4] Thier[3], und sich keinesweges mit Freiheit darauf bewegend, Haar und Schleier in Gottes[1] Namen im Winde flattern ließ, einzig darauf bedacht, wie sie sich sonst vor der Kälte verwahre, die immer schneidender ward.

[3] Goethe, Wilh. Meister VIII (1796), WA I, 23, 173 f. (174): Sie setzen mich in eine bängliche Lage, rief Wilhelm, indem Sie mich, eben im Augenblicke, da ich das liebe Geschöpf wieder sehen soll, mein vielfaches Unrecht gegen dasselbe so lebhaft fühlen lassen. Soll ich sie sehen, warum nehmen Sie mir den Muth ihr ⟨174⟩ mit Freiheit entgegen zu treten?

[4] Goethe, Brf. Schweiz (1808), WA I, 19, 208: [S]ie holte tief Athem, ihre Heiterkeit[4] und Freiheit verließ ⟨209⟩ sie, sie las nicht, sie lispelte es nur und legte es vor mich hin [...].

[5] Goethe, Wahlverw. (1809), WA I, 20, 218: Durch eine anhaltende Übung gewannen Ottilie und der Architekt bei den letzten Bildern mehr Freiheit, sie wurden zusehends besser.

[6] Goethe, Camp. Frankr. (1822), WA I, 33, 216: Ein glücklich geendigtes beschwerliches Geschäft schien eine Gleichheit aller thätig Theilnehmenden zu bewirken, man schwatzte mit Freiheit, trank Gesundheiten, wechselte Scherz um Scherz, wobei einige Gäste bezeichnet schienen, Witz[4] und Spaß an ihnen zu üben [...].

[7] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. II (1834), 164: Branchu, [...] geborne Chevalier, die erste Sängerin, ja für uns die eigentliche Repräsentantin der französischen großen Oper, betrat 1801 die Bühne. Unerschöpflich an Kraft und Ausdauer, ist ihre Stimme[1] auch in alten[2] Tagen noch von seltener Reinheit, jugendlicher Frische, zuweilen fast so melodisch klingend wie deutsche und italienische Stimmen[1]. Fast vollendet in Allem, was den mechanischen Theil des Vortrags betrifft, ist sie wahrhaft bewundernswürdig durch die Freiheit, womit sie alle Schwierigkeiten der Partien einer Armida, Dido, Alceste, Julia etc. beherrscht. Uebrigens bleibt sie stets der Declamationsschule der Franzosen treu, welche fast unbekümmert um die Cantilena den Gesang verstandesgemäß zerstückelt, der Phantasie[1] auf Worten[1] und Sylben ihre Stationen anweist. Als Schauspielerin hat sie keine andern Verdienste, als die, welche lange Uebung und mechanischer Fleiß gewähren. Für die eigentlich moderne[7] Oper hat sie keinen Sinn[5] mehr und keine Bedeutung.

[8] Schiller, Brf. Dän. (1785), NA 20, 103: Unter allen Figuren, die dieser Saal enthält, ist der vatikanische Apoll die vollkommenste – Zwei Blicke auf denselben sind genug, dir mit entscheidender Gewißheit zu sagen, du stehest vor einem Unsterblichen. Die reizendste Jünglingsfigur, die sich eben jezt in den Mann verliert, Leichtigkeit, Freiheit, Rundung, und die reinste Harmonie aller Theile zu einem unnachahmlichen Ganzen, erklären ihn zu dem ersten der Sterblichen, Kopf und Hals verrathen den Gott[4].

[9] Schiller, Anm. u. Würd. (1793), 142: Grazie ist immer nur die Schönheit[1] der durch Freyheit[10/13] bewegten Ge⟨143⟩stalt, und Bewegungen, die bloß der Natur[13] angehören, können nie diesen Nahmen verdienen. Volltext

[10] Schiller, Anm. u. Würd. (1793), 205: Würde wird daher mehr im Leiden (παϑος), Anmuth mehr im Betragen (ηϑος) gefodert und gezeigt; denn nur im Leiden kann sich die Freyheit[10] des Gemüths, und nur im Handeln die Freyheit[10/13] des Körpers offenbaren. Volltext

[11] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 330: Addison ist durch die leidige Einheit des Ortes bewogen worden, den Cäsar, den einzigen würdigen Gegensatz zum Cato, wegzulassen, und hierin hat es sogar Metastasio besser getroffen. Die Sprache[4] ist rein und einfach, aber ohne Schwung; der reimlose Jambe giebt dem Dialog mehr Freyheit und einen etwas weniger conventionellen Anstrich, als er in den französischen Trauerspielen hat [...]. Volltext

[12] Börne, Brf. Paris I (1832), 120.

[13] J. N. Forkel, Bach (1802), 34.

[14] Goethe, an Lavater (3. 7. 1780), WA IV, 4, 251.

[15] Goethe, an Ph. Chr. Kayser (22. 12. 1785), WA IV, 7, 145.

[16] Goethe, Wahlverw. (1809), WA I, 20, 17.

[17] Goethe, Wahlverw. (1809), WA I, 20, 93.

[18] Goethe, Andenk. Wieland (1813), WA I, 36, 323.

[19] Goethe, Wanderjahre I (1829), WA I, 24, 33.

[20] W. Grimm, Selbstschild. (1831), 171.

[21] Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 8.

[22] Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 52.

[23] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. VII (1836), 125.

[24] Kant, Crit. d. Urtheilskr. (21793), 179.

[25] Schelling, Philos. d. Kunst (!1803–04), SW I, 5, 443 f. (444).

[26] Schiller, Anm. u. Würd. (1793), 143.

[27] Schiller, Anm. u. Würd. (1793), 187 f. (188).

[28] A. W. Schlegel, Brf. Poes. I–II (1795), Hor. IV.11, 79.

[29] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 364.

[30] C. Schlegel, an A. W. Schlegel (25. 5. 1801), C 2, 153.

[31] Winckelmann, Gesch. d. Kunst I (1764), 106.

[32] Winckelmann, Anm. Gesch. Kunst (1767), 94.














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