Wortliste
Struktur
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Semantik 
1. zu Ironie1: ›spöttisch, mokant, nicht ernst gemeint; satirisch; parodistisch, persiflierend‹. – Eine ironische1 Redeweise kann unter dem Deckmantel vorgeblichen Ernstes erfolgen; sie impliziert genau das Gegenteil des tatsächlich Gesagten [12, 17, 18, 19, 67, 77, 84] oder einen abweichenden, komischen oder anzüglichen Sinn [62, 65] oder nimmt in Eulenspiegel-Manier eine übertragene Formulierung wörtlich [32]. Bestimmte Passagen literarischer Werke können ironische1 Qualität haben [73]; speziell haben komische Szenen in den Werken Shakespeares die Aufgabe, die ernsten Szenen zu konterkarieren und aus dem Kontrast zu beleuchten [74]. Ironischer1 Sprachgebrauch ist nicht eins zu eins aus einer Sprache in eine andere übersetzbar [71]. Bisweilen wird er zu Unrecht unterstellt, beispielsweise bei der Verwendung von Kanzleistil [3]. – Als ironischer1 Sokrates wird jemand bezeichnet der (speziell in einer philosophischen Abhandlung) die Dinge, die er sagt (speziell das Lob, das er spendet) nicht ernst meint [26]. Ironisches1 Auftreten (typisch dafür ist ironisches1 Lächeln [8, 33, 39 u. ö.], das Anzeichen von Überlegenheit aufgrund eines Mehr- oder Besserwissens ist) kann anziehend [23, 83], aber auch überheblich und unsympathisch [2, 10, 31] und/oder verletzend [76] wirken. Jemand, der ironisch1 dreinsieht oder eine ironische1 Miene macht, hegt Hintergedanken, die mit seiner Aussage, seinem Verhalten nicht übereinstimmen, bzw. weiß etwas, vor dessen Hintergrund sich das, was er sagt oder tut oder was seine Kommunikationspartner äußern, relativiert [21, 23]. Insbesondere kann ironisches1 Verhalten desillusionierend wirken, indem es ungebrochenen Enthusiasmus spöttisch beleuchtet [48]; durch Vorspiegelung von Ernsthaftigkeit kann ironischem1 Sprechen oder Schreiben Kälte (›geringe Emotionalität‹) eignen, so dass es sich auch unter diesem Aspekt nicht mit Enthusiasmus verträgt [63].
Belege 
[1] Adelung, Gramm.-krit. Wb. II (21796), 471: Nun das gefällt mir! ein ironischer Ausdruck einer mit Unwillen begleiteten Verwunderung.

[2] Ahlefeld, Erna (1820), 57: Sie sind noch so neu in der Welt, meine holde Erna, erwiederte Alexander jene ironische Miene beibehaltend, die ihm so übel kleidete, indem sie ihm ein höhnisches Ansehn gab, daß ich Ihnen Ihr übereiltes Urtheil verzeihe.

[3] Börne, Aph. u. Misz. (1829), SS 2, 277: Vor wenigen Wochen kam [...] ein Amtsbericht ein mit den Anfangsworten: Die des dem (nämlich: Die des dem Bärenwirt zugefügten Diebstahls verdächtigen Juden[1] sind nunmehr in Polizeiarrest). Die Behörde aber, an die der Bericht eingesendet war, nahm das Ding übel auf und bedeutete dem Berichterstatter: es sei ebenso ungeeignet, dergleichen Muster nachzuahmen, als sie zu verspotten. Diesem blieb zu seiner Entschuldigung nichts anderes übrig, als der Wahrheit gemäß zu erklären: er habe gar nicht die Absicht gehabt, ironisch zu sein, sondern es sei ihm mit dem die des dem völliger Ernst gewesen.

[4] Engel, L. Stark (1801), 5: [W]eil er, bei seiner natürlichen[3] Gutmüthigkeit, über keinen Fehler sich leicht erhitzen, aber auch keinen ungeahndet konnte hingehen lassen, so war er sehr ironisch und spöttisch.

[5] Goethe, an L. G. C. Nauwerck (8. 5. 1811), WA IV, 22, 89: Sie zeigen [...], was die Parodie eigentlich seyn solle. Ein edler Gegenstand wird ironisch behandelt, aber nicht fratzenhaft.

[6] Heine, Romant. Schule (1836), 302: Ich ließ mich aber nicht stören von solchen Neckereyen der Wasserfrauen, selbst wenn sie bey den schönsten[1] Stellen in Uhlands Gedichten ironisch ⟨303⟩ kicherten. Volltext

[7] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. VIII (1837), 16: Der Dichter behandelt den Stoff ironisch und scherzhaft [...].

[8] Hoffmann, Murr II (1822), PW 5, 582: Indem der Abt die letzten Worte sprach, zuckte ein leises ironisches Lächeln in den Mundwinkeln und verschwand ebenso schnell.

[9] Jean Paul, Titan I (1800), 63: „[...] Du hast höchstens die Menschen zu fliehen, die dir zu ähnlich sind, besonders die ädeln.“ – Das ätzende Sublimat seines Spottes, bestand hier nicht darin, daß er „ädel“ mit einem accentuirten ironischen Tone sagte, sondern daß ers wider Erwarten kalt ohne einen sagte.

[10] Jean Paul, Titan III (1802), 98: Das Ironische und Stachliche am Mann machte ihm wie andern Weltleuten jede Vermählung – auch die der Seelen – am Ende so sauer als den Igeln die Stacheln die ihrige.

[11] F. M. Klinger, Betr. u. Ged. (1809), 493: Es gibt Bücher, die ein welterfahrner Mann nicht anders lesen kann, als wenn er das Ernsthafte ironisch und das Ironische ernsthaft liest. Man kann auf diese Weise sogar einem Buche Sinn[2] anlesen, in dem keiner ist.

[12] Krünitz [Korth], Oecon. Encycl. CLXII (1835), 59: An einigen Orten werden [...] die Fußfesseln Springer genannt, nach Adelung wahrscheinlich nur ironisch, weil sie das Springen verhindern.

[13] Mundt, Dt. Prosa (1837), 323: Auch Liscov, der größte Satiriker des achtzehnten Jahrhunderts, der seinen ätzenden ironischen Genius in einer vortrefflichen Prosa[1] leuchten ließ, kehrte ⟨324⟩ seine gefährlichen Waffen gegen den schlechten Geschmack. Niemals hat Gott für elende Schriftsteller eine größere Plage geschaffen, als diesen unerbittlichen Geist[32], der sich seine Opfer nur in der Literatur suchte und so grausam war, einen „gründlichen Erweis der Nothwendigkeit und Vortrefflichkeit der elenden Scribenten“ zu schreiben. Mit hohnlachendem Jubel schwingt er das Panier seines Spottes und saugt sich wie ein Vampyr an das bloße Fleisch seiner Gegner an. Dann ruht er nicht eher, als bis er die Leiche vor sich liegen sieht, und verläßt sie mit einem unangenehmen Lächeln.

[14] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.1 (1809), 191: Nicomedes ist ein politisches Lustspiel, dessen Trockenheit durch den durchgehends ironischen Ton in den Reden des Helden kaum einigermaßen aufgeheitert wird. Volltext

[15] Adelung, Gramm.-krit. Wb. II (21796), 285.

[16] Adelung, Gramm.-krit. Wb. III (21798), 485.

[17] Adelung, Gramm.-krit. Wb. III (21798), 1292 f. (1293).

[18] Adelung, Gramm.-krit. Wb. III (21798), 1623.

[19] Adelung, Gramm.-krit. Wb. IV (21801), 1204.

[20] Arndt, Erinn. (1840), 146.

[21] B. v. Arnim, Briefw. Kind II (1835), 49 f. (50).

[22] B. v. Arnim, Günder. II (1840), 202.

[23] B. v. Arnim, Günder. II (1840), 208.

[24] Aurbacher, Volksbüchl. I (1827), 211.

[25] Aurbacher, Volksbüchl. II (1829), 228.

[26] A. F. Bernhardi, Nikolai contr. Fichte (1802), 177.

[27] Börne, Schild. Paris I (1823), SS 2, 12.

[28] Brockhaus, Conv.-Lex. I (1809), 253.

[29] Brockhaus, Conv.-Lex. IV (1809), 327.

[30] Goethe, Wilh. Meister IV (1795), WA I, 22, 119 f. (120).

[31] Goethe, Dicht. u. Wahrh. III (1814), 167 f. (168).

[32] Görres, Tt. Volksb. (1807), 250.

[33] Hauff, Bettlerin (1827), SW 2, 381.

[34] Hauff, Bild d. Kais. (1827), SW 2, 653 f. (654).

[35] Hegel, Phil. d. Rechts (1821 [1820]), 149.

[36] Hegel, Solger (1828), W 11, 256.

[37] Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 370.

[38] Hoffmann, Don Juan (1813), PW 1, 135.

[39] Hoffmann, Elix. d. Teuf. I (1815), PW 2, 27.

[40] Hoffmann, Elix. d. Teuf. I (1815), PW 2, 47.

[41] Hoffmann, Gold. Topf (1815), PW 1, 352.

[42] Hoffmann, Brf. Fouqué [Rath Krespel] (1817), 250.

[43] Hoffmann, Majorat (1817), PW 2, 615.

[44] Hoffmann, Sandm. (1817), PW 2, 389.

[45] Hoffmann, Fragm. dr. Freund. (1818), 151.

[46] Hoffmann, Autom. (1819), 176.

[47] Hoffmann, Autom. (1819), 230 f. (231).

[48] Hoffmann, Haimatochare (1819), PW 6, 223.

[49] Hoffmann, Theaterdir. (1819), PW 2, 471.

[50] Hoffmann, Unheiml. Gast (1819), PW 4, 145.

[51] Hoffmann, Dat. Fast. (1822), PW 6, 567.

[52] Hoffmann, Joh. Wacht (1823), PW 6, 637.

[53] Hoven, Lebenserinn. (1840), 111.

[54] Iffland, Verbr. aus Ehrs. (1784), 41.

[55] Immermann, Epigon. (1836), W 2, 109.

[56] Immermann, Münchh. (1838–39), W 3, 220.

[57] Immermann, Münchh. (1838–39), W 3, 565.

[58] Jean Paul, Hesp. I (1795), 107.

[59] Jean Paul, Hesp. III (1795), 388.

[60] Jean Paul, Titan III (1802), 399.

[61] Jean Paul, Vorsch. Ästh. I (1804), 219 f..

[62] Jean Paul, Vorsch. Ästh. I (1804), 224 f. (225).

[63] Jean Paul, Vorsch. Ästh. I (1804), 226.

[64] Jean Paul, Vorsch. Ästh. III (1804), 592 f..

[65] Jung-Stilling, Jüngl.-Jahre (1778), 107.

[66] Krünitz, Oecon. Encycl. XXIX (1783; 21792), 404.

[67] Krünitz, Oecon. Encycl. LVIII (1792), 195.

[68] Krünitz [Korth], Oecon. Encycl. CXLVIII (1828), 406.

[69] Krünitz [Korth], Oecon. Encycl. CLIX (1833), 560.

[70] Krünitz [Korth], Oecon. Encycl. CLXX (1839), 520 f. (521).

[71] Mundt, Dt. Prosa (1837), 12.

[72] Paalzow, Ste. Roche I (1839), SR 4, 121.

[73] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 210 f. (211).

[74] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 331 f. (332).

[75] F. Schlegel, Lyc.-Fragm. (1797), 143, Nr. 42.

[76] J. Schopenhauer, Tante I (1823), 89 f. (90).

[77] Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 114.

[78] Sulzer, Allg. Theor. II (1774), 989.

[79] L. Tieck, Tischlermeister (1836), W 4, 303.

[80] K. A. Varnhagen von Ense, Denkw. I (1837–42), 236.

[81] K. A. Varnhagen von Ense, Denkw. II (1837–42), 224.

[82] Wieland, Abderit. (1774, hier 1781), W 2, 190 f. (191).

[83] Wieland, Peregr. Prot. II (1791), SW 17, 47.

[84] Wieland, Aristipp. II (1800–01), SW 23, 272.














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