Struktur
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7.
›Phonem, artikulierter Laut‹; übertragene Verwendung von
1. Die Übertragung folgt dem zeitüblichen allgemeinen Sprachgebrauch, der zwischen einem sprachlichen Zeichen auf Lautebene und dessen graphischer Realisation terminologisch nicht unterscheidet.
⦿ A. W. Schlegel hält es für nötig, J. Grimms Verwendung des Wortes
Laut durch
B. zu übersetzen [
8] – insofern verwunderlich, als
Laut i. S. v.
B. bei Schlegel selbst [
7,
38] und auch sonst im zeitgenössischen Sprachgebrauch [
15] belegt ist.
—
Bdv.
:
♦
entsprechend:
⌈Körper, welche das Gehör als Gefühlssinn erschüttern und die analogen Schwingungen hervorbringen⌉ [
17],
Konsonant [
27,
28],
Laut [
7,
8,
15,
38],
Schall [
16],
Vokal [
28],
deutlich tönendes Element in der Sprache1 [
5],
einzelner artikulierter Ton [
29],
einzelnes tönendes Element einer Sprache3 [
3]. ♦
ähnlich/unterschiedlich:
Silbe [
45]. ♦
Subkategorie:
Konsonant [
1,
2,
20,
23,
24,
33,
37,
39],
Liquida [
26],
Mitlauter [
10,
44],
Selbstlauter [
10],
Spiritus [
20],
Vokal [
1,
2,
11,
20,
23,
30,
33,
34,
39]. —
Ktx.
:
♦
durch Gebrauch hervorbringend:
Organ2 [
34],
Sprachwerkzeug [
40]. ♦
widerfahrenes Medium/Instrument:
Organ2 (bei der Hervorbringung) [
31],
Sprachorgan (bei der Hervorbringung) [
7,
39],
Sprachwerkzeug (bei der Hervorbringung) [
13,
31]. ♦
Geschehnis/Vorgang/Prozess:
entstehen [
25],
lauten [
6]. ♦
Widerfahrnis:
Artikulation [
20],
Aussprache [
12,
15],
artikulieren [
21],
aussprechen [
4,
10,
12,
19,
24,
44],
bilden [
25],
hören [
4,
36]. ♦
Konstitut/größeres Ganzes:
Alphabet ›Phoneminventar einer Sprache‹ [
3,
7,
26],
Silbe [
9,
39],
Sprache3 [
3],
Sprache1 [
23],
Wort1 [
7,
14]. ♦
Eigenschaft:
Klang [
44],
aspiriert [
12],
doppelt [
14],
einfach [
14],
hauchend [
30],
heftig [
26],
innerer Charakter1 [
42],
stumm [
10],
zusammengesetzt [
14]. —
Wbg.
:
♦
Substantiv:
Anfangsbuchstabe [
14,
33],
Buchstabenseele ›Vokal‹ [
35],
Doppelbuchstabe [
14],
Gaumenbuchstabe [
26],
Kehlbuchstabe [
25,
26,
34],
Lippenbuchstabe [
25],
Zahnbuchstabe [
31],
Zungenbuchstabe [
26].
[1]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
2
1793), 1347
: Der Cónsonánt, [...] ein Buchstab, welcher durch den Druck irgend eines Theiles des Mundes hervor gebracht wird, zum Unterschiede von den Vocalen, welche durch die bloße Öffnung des Mundes oder sanfte Niederlassung der Lunge entstehen.
[2]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre I (1801), 64 f. (65)
: Fragt man nun nach den Elementen, durch welche der Mensch die Nachahmung des Hörbaren zu Stande 〈65〉 bringt: so finden wir sie in den Buchstaben, von denen die, welche man Vokale nennt, die Höhe und Tiefe und die Consonanten das Charakteristische des Tons nachahmen. ➢ Volltext
[3]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 254
: Das einzelne tönende Element einer Sprache[3] nennen wir in Zukunft einen Buchstab[7] [...]. Auch schließen wir durch die Bestimmung tönendes Element, das sichtbare orthographische Zeichen desselben, welches ebenfalls oft mit dem Nahmen: Buchstab[1] bezeichnet wird, von unserer Untersuchung aus. Die Summe der tönenden Elemente heißt das Alphabet. ➢ Volltext
[4]
A. F. Bernhardi, Anfangsgr. d. Sprw. (1805), 51
: §. 15. | Von den Bedingungen, unter welchen die Buchstaben gehört werden. | [...] Ehe wir [...] zur Betrachtung der Buchstaben selbst kommen können, müssen wir die Bedingungen, unter welchen sie ausgesprochen werden können, sehr wohl untersuchen.
[5]
A. F. Bernhardi, Anfangsgr. d. Sprw. (1805), 56
: Jedes deutlich tönende Element in der Sprache[1] heißt ein Buchstab.
[6]
Riepel, Sylbenmaß I (1776), 27 (1)
: Dieser fragte, ob der Buchstabe e hier und da nicht stummer lautete als i, und daher die Freyheit[17] manchmal Gsang, gnug anstatt Gesang, genug nicht besser wäre als gütge, mächtge anstatt gütige, mächtige?
[7]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!1803–04), KAV 3, 294
: Man muß bey der Etymologie davon ausgehen, daß alle Wörter[1] durch Hinzufügung bestimmender Laute und ableitender Sylben aus den einfachsten syllabischen Zusammenfügungen entstanden sind. Die einzelnen Buchstaben bedeuten aber schon an und für sich etwas, nur ist es sehr schwer, dieß zu fassen, weil es natürlich[4] schwankend und unbestimmt ist. Den größten Aufschluß hierüber muß die Betrachtung der Bewegungen welche mit den Sprachorganen zur Hervorbringung gewisser Laute vorgenommen werden, geben. Wiewohl die Alphabete verschiedner Nationen[1] von einander abweichen, so giebt es doch auch hierin etwas gemeinschaftliches, ein Grundalphabet, welches nicht zufällig aus grade so vielen, und diesen oder jenen Lauten besteht, sondern worin gesetzmäßige Einheit ist, so daß es ein wahres System ausmacht, in welchem alles zusammenhängt, 〈295〉 sich gegenseitig fordert und bestimmt.
[8]
A. W. Schlegel, Rez. Grimm [Altdt. Wäld.] (1815), 735
: S. 33 sagt der Verf., „der M-Laut (der Buchstabe M) werde den Vocalen häufig vor- oder abgesetzt [...].“
[9]
F. Schlegel, Zur Poesie I (*1802), KFSA 16, 375, Nr. 97
: Jede Sylbe [bestand] vielleicht ursprünglich aus drei Buchstaben.
[10]
Sulzer, Allg. Theor. II (1774), 1244
: Aber der Wolklang hängt nicht blos von der Annehmlichkeit der Stimm ab, auch die Aussprach muß angenehm seyn. Hiezu wird erfodert, daß die Mitlauter oder die so genannten stummen Buchstaben leicht und flüchtig, die Selbstlauter aber hell und nachdrüklich, doch ohne Schleppen und ohne Verdrähen ausgesprochen werden. Die Rede wird ungemein rauh und hart, wenn man sich auf den stummen Buchstaben verweilet und ihnen zu viel Deutlichkeit giebt.
[11]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
2
1793), 2
: Ä, ein einfacher Vocal, welcher einem Mittellaut zwischen dem a und hohen e hat, und so, wie das a, bald gedehnt, bald aber auch geschärft ausgesprochen wird. Die meisten Sprachlehrer haben diesen Buchstaben für einen wahren Doppellaut ausgegeben; andere haben solches geläugnet, und Gründe für ihre Meinung angeführet, die aber größten Theils wenig oder gar nichts beweisen..
[12]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
2
1793), 452
: Die Aspiration, [...] in der Sprachlehre, die Aussprache eines Buchstabens mit einem merklichen Hauche, und dieser Hauch selbst, wie auch dessen Zeichen, dergleichen im Deutschen das h und ch ist. Daher aspiriren, mit einem merklichen Hauche aussprechen. Ein aspirirter Buchstab, ein Hauchlaut..
[13]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
2
1793), 677
: Da diejenigen Buchstaben, welche mit einerley Sprachwerkzeugen vorgebracht werden, in allen Sprachen[3] sehr gern mit einander verwechselt zu werden pflegen: so ist solches in der Deutschen auch dem b, f, v, w und p widerfahren..
[14]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
2
1793), 1242
: Der Buchstab[1/7/11], [...] ein willkürliches Zeichen der unzertrennlichen oder einfachsten Theile eines Wortes[1]. 1. Eigentlich. Ein einfacher, ein zusammen gesetzter, oder doppelter Buchstab[1/7], Doppelbuchstab. Ein kleiner, ein großer Buchstab[1]. Ein Anfangsbuchstab u.s.f. Er hat mir keinen Buchstaben[1] davon geschrieben, er hat mit nicht das geringste davon gemeldet. Ich habe noch keinen Buchstaben[6] von ihm gesehen, keine Zeile, keinen Brief[1]. 2. Figürlich, ohne Plural. [...] Der eigentliche Wortverstand. Was würde da heraus kommen, wenn man alles dieses nach dem Buchstaben[11] verstehen wollte?.
[15]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
21793), 1289 f.
: Vielleicht wich schon die Römische Bauersprache in dem Laute des C ab, doch das ist nur eine Muthmaßung; das aber ist gewiß, daß die Aussprache dieses Buchstabens sehr verderbt wurde, als Italien von fremden[1] Nationen[1] überschwemmt wurde, oder auch, als die Römische Sprache[3] die Hof- und gelehrte 〈1290〉 Sprache[3] so vieler fremden[1] Völker[1] wurde, die nunmehr anfingen, dem c vor dem ä, e, i, ö, ü, y, ihren Zischlaut unterzuschieben..
[16]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. II (
2
1796), 1946 f.
: Da in der Sprachkunst Fälle vorkommen, wo man den Buchstaben[7], als einen bloßen Schall betrachtet, von dem Buchstaben[1], so fern er das Bild oder Zeichen dieses Schalles ist, zu unterscheiden hat, so that man wohl, wenn man Laut und Lauter unterscheidet, und jenes nur 〈1947〉 von dem Schalle, dieses aber allein von dem Zeichen gebraucht. Alsdann ist der Selbstlaut a der Schall, welchen man höret, der Selbstlauter a aber dessen Zeichen a..
[17]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre I (1801), 75
: Man sieht [...], welche wichtige Rolle die Buchstaben[7] als Elemente der Sprachdarstellung zu spielen anfangen. Sie sind nichts anders als die Körper, welche das Gehör als Gefühlssinn erschüttern, und die analogen Schwingungen hervorbringen; und es ist unbegreiflich, wie so viele Sprachlehrer die Untersuchungen über diesen Punkt haben verwerfen oder übergehen können; und wie diejenigen, welche ahndeten[3], daß der Sitz der Sprache[1] und der Bedeutsamkeit der Wörter[1] in der Combination der Buchstaben liege, theils zu träge zum Nachdenken darüber waren, oder zu feige, um das Resultat ihres Forschens auszusprechen. ➢ Volltext.
[18]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 248
: Ein Vers ist offenbar nichts anders, als eine Interjection, er stellt Empfindungen dar. Allein hierauf kann nicht allein reflektirt werden, denn der Vers soll auch neben derselben Ideen ausdrücken. Dies geschieht in der Sprache durch den Satz, es muß also möglich seyn, in einer Reihe von Tönen einen Satz darzustellen, ja sie selbst auch als Satz anzusehen, folglich das Ganze als Subject, Prädicat und Copula, als Inhärenz, als Substantiv endlich und Adjectiv. Nur durch diese Ansicht verknüpft sich das Buch mit allen übrigen, und stellt diese in einer andern Form auf. Diese Ansicht muß aber von dem Buchstaben an, bis zur Strophe durchgeführt sein, und Lücken in derselben, würden nur die Unvollkommenheit unserer Darstellung und unserer Kenntniß, nicht aber das Nichtdasein dieser Verknüpfungen beweisen. ➢ Volltext.
[19]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 250
: Der erste Grad des Spiritus ist die bloß bewegte Luft, auf welche für jetzt gar keine Reflexion nothwendig scheint, und welche man nicht mit dem sogenannten Lenis verwechseln muß, derjenige Grad, mit welchem man auch die Buchstaben P. K. L. ausspricht, und welche nur die allgemeine Bedingung der Aussprache überhaupt ist. ➢ Volltext.
[20]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 250 f. (251)
: Die unarticulirten Spiritus theilen sich dem Grade nach ab in den gelinden, welches der Lenis ist, und in den asper, welchen das H ist, beide können ihrer Natur[1] nach sowohl mit Vocalen als Consonanten concresciren [...]. [...] | Diesen stehen entgegen die artikulirten Spiritus, welche sich dadurch, wie oben erinnert, den Consonanten nähern. Um diese Näherung hervorzubringen, zu gleicher Zelt aber das Zusammenfallen mit jener Art 〈251〉 von Buchstaben zu vermeiden, muß die Articulation das Mittel halten, zwischen der, welche bei Vocalen, und, der, welche bei Consonanten vorkommt. ➢ Volltext.
[21]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 252
: Die spirituöse Natur des ρ drücken die Griechen sehr gut durch einen beigefügten ῾ aus, dieser deutet an die Gewaltsamkeit des Buchstaben selbst, und zeigt daß ρ der articulirte Asper sei. ➢ Volltext.
[22]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 253
: Was S betrifft, so ließe seine spirituöse Kraft, wenn auch die Anschauung des Organismus[4] nicht dahin führte, sich aus vielen andern Gründen beweisen. Seine Verwandschaft zum Spiritus und namentlich zum Asper zeigt sich durch den häufigen Uebergang in denselben, auch ist es ja bekannt genug, daß σ hie und da im Griechischen keine Position macht, daß ältere lateinische, besonders aber comische Dichter, das σ am Ende eines Wortes[1] obgleich unter gewissen Bedingungen wegwerfen, welches alles auf eine diesem Buchstaben eigenthümliche Unselbstständigkeit führt. ➢ Volltext.
[23]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 286
: Die Vocale stellten, die durch eine Substanz veranlaßte Wirkung dar, sie waren das Bewirkte. Es fehlt also bis jetzt in der Sprache[1] an Elementen, welche das Wirkende, die Substanz selbst, das Räumliche darstellen. Diejenige Classe von Buchstaben, welche dieses ausdrückt, heißt: Consonanten, und da diese den vollkommensten Gegensatz zu den Vocalen machen: so folgt, daß sie auch einen denselben ganz entgegengesetzten Charakter[1] annehmen müssen. Da die Würkung auf dem Gesichtspunkt der Erfahrung, als ein Leiden, und etwas unthätiges erscheint: so bestand die Aussprache der Vocale, aus einer, der an sich möglichen höchsten Thätigkeit der Sprachorgane entgegengesetzten, welche also relativ als Ruhe erscheint. Die Vocale waren daher nichts, als das durch die ruhende Oeffnung des Mundes modificirte Ausathmen. ➢ Volltext.
[24]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 287
: Daher kann man die Consonanten folgendermaaßen erklären: Sie machen diejenige Classe[1] von Buchstaben aus, welche das Substantielle darstellen, und werden durch Thätigkeit der Sprachwerkzeuge und Aeußerung derselben ausgesprochen. ➢ Volltext.
[25]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 295
: Dieser Reihe von Buchstaben tritt nun eine andere entgegen, welche der durchgängige Gegensatz ist. Dahin gehört zuerst der Kehlbuchstab ρ. Er entsteht, wenn Luft in der Kehle gepreßt wird, und dann plötzlich ausströmt, daher geht ihm das Schwa voran, und der asper folgt ihm nach. [...] Dann folgt auf der Reihe π, bei welchem Buchstab die Luft durch die Zähne strömt. [...] Endlich folgt der Lippenbuchstab μ, welcher durch ein plötzliches Schließen der Lippen gebildet wird, und in so fern ein Verschlucken der Luft ist, und seinen Spiritus vor sich hat. ➢ Volltext.
[26]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 301
: Wenn man nach Weglassung aller Modificationen das Alphabet verzeichnet, so machen folgende Buchstaben das Grundalphabet aus ρκτλνσπμ. Wir finden hier einen Kehlbuchstaben, einen Gaumenbuchstab und drei Zungenbuchstaben, unter denen zwei Liquiden sind. Hieraus können wir schon schließen, daß die Zunge eine besondere Kraft zur Produktion der Sprache[1] haben werde, daher auch ihr Nahme, in mancher Sprache[3] für das Wort[6] Sprache[n] steht. Noch klarer wird dies, wenn wir das σ das bloße Bindungsmittel der Buchstaben weglassen, daß auch die Zunge auf diese Art der Mittelpunkt der Sprache[1] wird, und daß zu beiden Seiten derselben regelmäßig zwei Buchstaben liegen, deren Extreme ρ und μ sind. Auch diese Buchstaben sind sich ähnlich und entgegengesetzt. Aehnlich so fern beide Liquidä sind, entgegengesetzt, so fern beide sehr heftige Buchstaben, ρ nach außen, μ nach innen gerichtet sind. ➢ Volltext.
[27]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 302
: Durch das Aufgestellte soll die Anzahl der Buchstaben, nebst ihren Modificationen zwar nicht erschöpft sein, aber theils die reinen Consonanten vollständig aufgefunden, theils die Elemente der Modificationen ganz bestimmt hingestellt. ➢ Volltext.
[28]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 307
: Wie das Attributiv der frühere Redetheil war, das Substantiv aber der hauptsächlichste und wesentlichste: so ist der Vocal der frühere Buchstab, der Consonans der wesentlichste. ➢ Volltext.
[29]
A. F. Bernhardi, Anfangsgr. d. Sprw. (1805), 2
: Faßt man das Gesagte zusammen, so hat man einzelne oder verknüpfte articulirte Töne, welche man formell oder materiell ansehen kann. [...] Formell kommen in Betrachtung: a) ihre Elemente oder die Buchstaben, b) Zusammensetzung derselben zu einer möglichen Einheit, oder die Sylben. .
[30]
A. F. Bernhardi, Anfangsgr. d. Sprw. (1805), 27
: In der Interjectionaldarstellung haben die Vocale das Uebergewicht, und die ihnen verwandten hauchenden Buchstaben z. B. O, Ach, Wehe etc..
[31]
A. F. Bernhardi, Anfangsgr. d. Sprw. (1805), 74
: Die Sprachwerkzeuge sind Gaumen, Zunge und Lippen, wenn man nemlich die Kehle als zum Gaumen gehörig betrachtet, und den Zahnbuchstab S als unter die Spiritus schon gerechnet ansieht. | [...] Wir haben aber einen sehr guten Grund dies zu thun, denn an die Spitze der Kehle schließt sich der Gaumen und derjenige Buchstab, um dessen willen diese Vereinigung nöthig ist: R, wird grade an der Gränze beider Organe[2] gebildet und ist daher sehr zweideutigen Ursprungs..
[32]
A. F. Bernhardi, Anfangsgr. d. Sprw. (1805), 77
: Es ist noch ein einziger Buchstab zu erläutern und dieser ist das S. Dieser Buchstab entsteht auf der Gränze zwischen Zunge und Zähnen [...]..
[33]
Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 312 f. (313)
: Die Assonanz [...] betrifft nicht den Anfangsbuchstaben, sondern geht schon dem Reim entgegen, insofern sie 〈313〉 eine gleichklingende Wiederholung derselben Buchstaben in der Mitte oder an dem Ende verschiedener Wörter[1] ist. Diese assonirenden Wörter[1] brauchen nun zwar nicht schlechthin den Schluß eines Verses auszumachen, sondern können auch wohl an anderen Stellen vorkommen, hauptsächlich aber treten die Schlußsylben der Zeilen durch die Gleichheit einzelner Buchstaben, im Unterschiede der Alliteration, welche den Hauptstab in den Anfang des Verses stellt, in einen assonirenden Bezug aufeinander. Seiner reichhaltigsten Ausbildung nach weist dieses Assoniren nach den romanischen[2] Völkern[1], den Spaniern vornehmlich, hin, deren volltönende Sprache[3] sich insbesondere für die Wiederkehr derselben Vokale geeignet zeigt. Im Allgemeinen zwar ist die Assonanz auf die Vokale beschränkt; indessen darf sie Theils gleiche Vokale, Theils auch gleiche Konsonanten, Theils auch Konsonanten in Verbindung mit einem Vokale wiederklingen lassen. ➢ Volltext.
[34]
Herder, Urspr. d. Spr. (1772), 187
: Im eigentlichen metaphysischen Verstande[7] ist schon nie eine Sprache[7] bei Mann und Weib[1], Vater und Sohn, Kind und Greis möglich. Man gehe z. E. unter den Morgenländern die langen und kurzen Vocale, die mancherlei Hauche und Kehlbuchstaben, die leichte und so mannichfaltige Verwechselung der Buchstaben von einerley Organ[2], die Ruhe, und Sprachzeichen, mit allen Verschiedenheiten, die sich schriftlich so schwer ausdrücken lassen, durch: Ton[5] und Accent: Vermehrung und Verringerung deßelben und hundert andere zufällige Kleinigkeiten in den Elementen der Sprache[1]: und bemerke auf der andern Seite die Verschiedenheit der Sprach〈188〉werkzeuge bei beiderlei Geschlecht, in der Jugend und im Alter, auch nur bei zween gleichen Menschen[1] nach so manchen Zufällen und Einzelnheiten, die den Bau dieser Organe[2] verändern, bei so manchen Gewohnheiten, die zur zweiten Natur[1] werden u. s. w. ➢ Volltext.
[35]
Novalis, Allg. Brouill. (*1798), NS 3, 369, Nr. 591
: Vocale heißen bey den Hebraeern Buchstabenseelen..
[36]
Riepel, Sylbenmaß I (1776), 27 (2)
: Herr Pückart kann gemäß seiner Muttersprache vermittelst diesen zwey Wörtern[1] keinen reinen Vers machen; denn beym ersten wird die erste Sylbe gedehnt, gleichsam schlaafen; beym schaffen fängt hingegen die erste Sylbe nicht sobald an als der doppelte Buchstabe ff gehört wird; daher wird hier die erste Sylbe von ihm kurz, und die bey jenem lang geheissen. Vater hat also die erste Sylbe eben auch länger als unser hiesige Vatter..
[37]
Riepel, Sylbenmaß II (1776), 87
: Nun mag derjenige, so zuhört, noch so weit entfernt seyn, fühlt er die Consonanten doch sehr stark, aber nichts von dem überall hinzugefügten Buchstaben e [...]..
[38]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (
!
1802–03), KAV 1, 614
: Ich bin weit entfernt, die Bedeutsamkeit der Rhythmen zu läugnen, oder das Nachahmende in den Buchstaben, den sprechenden Ausdruck der Laute und Hauche nicht zu fühlen; ich erkenne auch in der neueren Verskunst die Wichtigkeit der Wahl der Reime u. s. w. [...] an [...]..
[39]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!1803–04), KAV 3, 307
: Es bleibt uns nun noch übrig die Sprache[1] in so fern sie hörbar ist, von ihrer musikalischen[3] Seite, zu betrachten. | Das erste hiebey sind die einzelnen Elemente, und da läßt sich allerdings behaupten, daß es unter allen nationalen Abweichungen ein Grund-Alphabet giebt, worin sich aus der Natur[1] der Sprachorgane systematische Vollständigkeit nachweisen läßt, so daß es keinesweges zufällig ist, daß es diese und gerade so viele Buchstaben giebt. Hieraus ist denn auch ihre Verwandtschaft und die Möglichkeit der Übergänge in einander einzusehen. Selbst Consonanten und Vocale sind nicht absolut getrennt, sondern an den beyden Enden der Reihe aus dem i und u gehen diese in die Consonanten j und w über, wie es auch durch die Sprechart mehrer Sprachen[3] angedeutet wird. | Bey der Zusammenfügung der Buchstaben zu Sylben darf die Wichtigkeit der Hauche nicht übersehen werden, sie haben je nachdem sie den Consonanten vorangehen oder ihnen folgen großen Einfluß auf das leichtere Coalesciren derselben mit den Vocalen. Schon die einfache Sylbe aus einem Vocal und einem Consonanten bestehend ist Abbild des Satzes, indem der Consonant das Substantiv, der Vocal das Attributiv, und der dem letzten inwohnende Hauch die Copula vorstellt; so daß von den Elementen an bis zu den kunstreichsten Ganzen derselbe Bau und Sinn[2] der Sprachverknüpfung, die Identität des Subjectiven und Objectiven, hindurchgeht.
.
[40]
A. W. Schlegel, Rez. Grimm [Altdt. Wäld.] (1815), 734
: Den etymologischen Dithyrambus S. 15. über die Verwandtschaft der Begriffe[1] und Benennungen von Blut, Wasser, Regen, Thau, Schnee, Eis, Seim, Laich, Milch u. s. w. können wir nicht im einzelnen durchgehn. Es würden zehn Seiten nöthig seyn, um wieder zu sondern was der Verf. auf einer einzigen in einander wird. „Auch b, k, d, tauschen unter einander“ (werden unter einander vertauscht). In welchen Fällen und unter welchen Einschränkungen treten diese Buchstaben verschiedner Sprachwerkzeuge einer an die Stelle des andern? Mit solchen Allgemeinsätzen kann man alles erkünsteln, und macht am Ende die Etymologie zu einer Wissen〈735〉schaft, wobei, wie Voltaire sagt, die Vocale für gar nichts, die Consonanten für sehr wenig gerechnet werden..
[41]
F. Schlegel, Philos. Lehrj. X (*1805), KFSA 19, 146, Nr. 532
: Stufen der Sprache[1] und Musik (nach d[er] Ordnung.) | 1te Musik | 2te Musik | 3te Buchstabe | 4te Sylben – Metrum [...]..
[42]
F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 42 f.
: Daß eine so kunstreiche Grammatik dennoch sehr einfach seyn könne, zeigt das Beispiel der indischen selbst am besten. Es wird auch nichts dazu vorausgesetzt als etwas, was man doch wohl annehmen muß, um den Ursprung der Sprache[1] auf eine deutliche und verständliche Art zu erklären; ein sehr feines Gefühl nehmlich für den unterscheidend eigenthümlichen Ausdruck, für die ursprüngliche Naturbedeutung, wenn ich so sagen darf, der Buchstaben, der Wurzellaute und Sylben; ein Gefühl, das wir uns jetzt, da das Gepräge der Worte durch langen Gebrauch verwischt, das Ohr[3] durch die verworrne Menge allartiger Eindrücke abgestumpft worden ist, kaum mehr in seiner ganzen Regsamkeit und Lebendigkeit vorstellen können, was aber doch wohl vorhanden gewesen seyn muß, weil ohne dasselbe keine Sprache[3], wenigstens keine solche, hätte entstehen können. | Dieß feine Gefühl mußte dann mit der Sprache[3] selbst zugleich auch Schrift hervorbringen; keine hieroglyphische nach äussern Natur〈43〉gegenständen mahlende oder bildernde, sondern eine solche, welche den innern Charakter[1] der Buchstaben, wie er so deutlich gefühlt ward, nun auch in sichtlichen Umrissen hinstellte und bezeichnete. ➢ Volltext.
[43]
F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 225 f. (226)
: Das erste s, welches Jones durch einen Strich zur Unterscheidung bezeichnet, wird von den Portugiesen [...] wie von den meisten andern so bezeichnet, daß man glauben muß, es laute wie sh; wenigstens müßte man, wenn man Shastra schreibt und spricht und nicht Sastra, auch Shivo und Shokuntola, nicht Sivo und 〈226〉 Sokuntola schreiben und sprechen, weil es derselbe Buchstabe[1/7?] ist; doch habe ich mich hierin nicht von dem bisherigen Gebrauch entfernen wollen, da es nicht von großer Wichtigkeit ist. ➢ Volltext.
[44]
Sulzer, Allg. Theor. II (1774), 588
: Der Buchstaben R hat, als ein Mitlauter den stärksten Klang, ist auch deutlich, aber doch schweer auszusprechen..
[45]
L. Tieck, Vorr. Minnelied. (1803), XII
: So ist die Sprache[3], welche die Dichter in diesem Zeitalter brauchen, eine ungebundene, ganz freie, die sich alle Wendungen, Teutologien [sic] und Abkürzungen erlaubt; manche Worte[1] wechseln fast durch alle Vokale, und e, o und a sind fast immer gleichgültig, angehängte Buchstaben und Sylben, so wie unterdrückte, sind gleich sehr erlaubt, um den Vers härter, oder wohlklingender, weicher und schmachtender zu machen. .