Wortliste
Struktur
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Semantik 
6. ›Schrift, schriftlich fixierter Text‹, auch im Sinne von ›Quellentext, historisches Dokument‹ [3, 10]; Metonymie zu 1 (pars-pro-toto-Verwendung); vgl. 11. Als Buchstabenmenschen gelten Personen, die „mehr in Papier und Bücher, als in die wirkliche Welt gesehn haben“ [11]. Als (für jn.) toter B. erscheint ein Text, der keinen erkennbaren, nachvollziehbaren oder als relevant empfundenen Sinn enthält [5].
Belege 
[1] Ahlefeld, Marie Müller (21814 [11799]), 155: Zwar hatte er ihr versprochen, oft zu schreiben, und auf diese Art sie und sich über die Schmerzen der Trennung zu täuschen; – aber ach! ist wohl der todte Buchstabe des Briefwechsels Ersatz für die Abwesenheit des Geliebten?

[2] Mereau, Amd. u. Ed. II (1803), 172: [D]er Buchstabe kann oft leichter verkünden, was der Mund sich zu bekennen weigert!

[3] Novalis, Fragm. u. Stud. (*1799), NS 3, 580, Nr. 196: Der Buchstabe ist – was ein Tempel oder Monument ist; Ohne Bedeutung ist es freylich todt – (Über die Verwandlung des Geists[10] in Buchstaben) Es giebt geistvolle Historiker des Buchstabens – Philologische Antiquare. [...] Der Antiquar ist eigentlich ein Restaurator des Buchstabens – ein Auferwecker desselben.

[4] Novalis, Fragm. u. Stud. (*1800), NS 3, 690, Nr. 688: Der Heilige Geist[1] ist mehr, als die Bibel. Er soll unser Lehrer des Xstenthums seyn – nicht todter, irrdischer, zweydeutiger Buchstabe[6/9/11?].

[5] (?)C. Schelling, Rez. Rob.-Rom. (1806), 335: Die Bibel, die er [sc. Robinson Crusoe] zufällig gerettet, und sie nur als todten Buchstaben kannte, belebt sich für ihn zu einem geselligen Orakel, das ihm beruhigende Sprüche ertheilen muß [...].

[6] Wackenroder, an L. Tieck (15. 6. 1792), VL 2, 59: Wie ist es denn möglich, daß Du Dich selber nicht mehr kennst? Oder opferst Du einer lüsternen Begier, einem Kitzel, etwas außerordentliches Dir selbst vorzuthun, Deine Zufriedenheit auf, deren Zerstörung Du voraussiehst? Tieck, ich schäme, ich verdamme mich, daß ich solche Ausdrücke brauchen muß, aber ich kann nicht anders. Das Todte, Unbelebte des Buchstabens mag der Nachdruck der Worte[2] ersetzen.

[7] Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (21793), 1242.

[8] Mereau, Amd. u. Ed. I (1803), 238 f. (239).

[9] Pestalozzi, Schwanenges. (1826), 102.

[10] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (!1803–04), KAV 3, 266.

[11] A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 126.

[12] K. A. Varnhagen von Ense, Denkw. I (1837–42), 181.














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