[1]
Goethe, Einl. Prop. (1798), WA I, 47, 6
: Welche neuere Nation verdankt nicht den Griechen ihre Kunstbildung? und, in gewissen Fächern, welche mehr als die deutsche? | So viel zur Entschuldigung des symbolischen Titels, wenn sie ja nöthig sein sollte. Er stehe uns zur Erinnerung, daß wir uns so wenig als möglich vom classischen
Boden entfernen, er erleichtere durch seine Kürze und Bedeutsamkeit die Nachfrage der Kunstfreunde, die wir durch gegenwärtiges Werk zu interessieren gedenken, das Bemerkungen und Betrachtungen harmonisch verbundner Freunde über Natur und Kunst enthalten soll.
[2]
Goethe, Frz. Haupttheat. (1828), WA I, 40, 132
: Es war löblich und der Sache angemessen, daß man in Paris, wo so viele Theater neben einander bestanden, auch eins der ganz reinen, regelmäßigen, sogenannten classischen
Art zu erhalten trachtete.
[3]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (
!1801–02), KAV 1, 367
: Nach unsrer allgemeinen Ansicht vom Verhältniß der alten[10] und neueren[3] Kunst[10] werden wir auch in der Musik[4] keine gegen die andre herabzusetzen, sondern die Bedeutung ihres Gegensatzes zu verstehen suchen; und da würde sich vielleicht bey näherer Erörterung finden, daß das vorwaltende in der alten[10] Musik[4] eben das war, was in den übrigen Künsten[10]: das plastische[3], rein classische, streng begränzende; in der neueren[3] hingegen das pittoreske[2], romantische[4/8] oder wie man es nennen will.
[4]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (
!1802–03), KAV 1, 545 f. (546)
: Die Neueren[3] haben sich die Kunstausdrücke der Alten[10] von den Gattungen angeeignet, oft aber etwas ganz anderes damit gemeynt. Zuweilen haben sie aber auch die Poesie[1] auf gelehrte Weise getrieben, und sind von der Nachahmung der Alten[10] ausgegangen. Die so entstandnen Werke werde ich, da man sie wegen ihres oft großen Ansehens bey geringem eigenthümlichen Werth und Geist[12], nicht ganz übergehen kann, bey Abhandlung der Griechischen[2] Vorbilder ebenfalls anfügen, um 〈546〉 bey der neueren[3] Poesie[11] die Entwicklung des Romantischen[4] so wenig als möglich zu unterbrechen. Ich nehme den Fall aus, wo ein Werk zwar mit der Intention entworfen worden, classisch zu seyn, wo aber doch romantische[4] Elemente sich ihm eingemischt haben, und vielleicht das beste darin sind, wie es z. B. mit Tasso's befreytem Jerusalem der Fall ist. 〈Tasso hatte nächst dem Virgil wohl den sehr romantischen[4] Camoens vor Augen, und wirkte wieder auf den gar nicht romantischen[4] Milton.〉
[5]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 9
: [Das strenge Regelpostulat der Kritiker] hat bey Vielen die Meynung erzeugt, die Cultur[3] des Geschmacks sey eine gar nicht angenehme, nicht selten mit vieler Langenweile abzubüßende Pflicht, und sie rechnen es mit zu den Kennzeichen des Classisch-Correcten daß es kalt läßt. Hingegen eine herzliche Freude, ein nicht bestelltes, sondern sich gleichsam wider Willen einstellendes Ergötzen ohne Rückhalt, ist schon der Unregelmäßigkeit verdächtig und wird als eine ästhetische Debauche nicht eingestanden.
[6]
F. Schlegel, Lyc.-Fragm. (1797), 149, Nr. 60
: Alle klassischen Dichtarten in ihrer strengen Reinheit sind jetzt lächerlich. ➢ Volltext
[7]
F. Schlegel, Philos. Lehrj. II (*1797), KFSA 18, 87, Nr. 693
: Die Frau ist ein klassisches
und klassicisirendes
Wesen; der Mann ein progr[essives]. Beide zusammen ein Hist[orisches] συς [System].
[8]
F. Schlegel, Philos. Lehrj. II (*1797), KFSA 18, 92, Nr. 751
: Im Vergleich mit d[em] Ganzen ist d[as] Einzelne immer nur classisch
, das Ganze aber progreßiv.
[9]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
2
1793), 1338
: , adj. et adv. 1) In seiner Art vortrefflich, so daß es andern zum Muster und zur Richtschnur dienen kann; am häufigsten von den Producten des Geistes. Ein classischer Schriftsteller der in seiner Wissenschaft der vornehmste ist, darin andern zur Richtschnur dienet. 2) In engerer Bedeutung sind classische
Schriftsteller, welche die Regeln des Schönen, so wohl in Rücksicht auf die Gedanken, als auf den Ausdruck auf das genaueste befolgen, und in so fern andern zum Muster dienen, dergleichen Schriftsteller man auch wohl Classiker
zu nennen pflegt. Ein classischer
Geschmack, der den möglichsten Grad der Richtigkeit und Feinheit hat. | Anm. Aus dem Lat. classicus, nicht so fern als dergleichen Schriftsteller in den Schul-Classen gelesen werden, sondern weil in dem alten Rom die obern Classen der Einwohner vorzugsweise classici hießen, zum Unterschiede von den proletariis, oder den Gliedern des gemeinen Volkes. .
[10]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. IV (1841), 431
: Die billige und für das Schöne[1] empfängliche Kritik[8] wird stets anerkennen, daß im ganzen Verlaufe der Thätigkeit T.[ieck]'s sich die eigenthümliche Richtung desselben, welche allerdings anfänglich einseitig schroff ausgebildet war, immer mehr zur reinsten, vorurtheilsfreien Poesie[4] herausgebildet hat, und in jener Schroffheit früherer Productionen nur die nothwendige Opposition gegen die Afterpoesie erkennen, während der Dichter in seinen spätern Werken, getragen durch das Gefühl, für ein durch ihn gebildetes Publicum[3] zu wirken, zu der Ruhe und Klarheit gelangt ist, welche seinen Werken den Stempel classischer[3/5] Vollendung aufdrücken..
[11]
Gerstenberg, Merkw. Litt. I (1766), 45
: Mich für meine Person entzücken die classischen
Vollkommenheiten der bewunderungswürdigen Alten mehr, als ich Ihnen ausdrücken kann; ich ehre auch die Meisterhand, die diesen Vollkommenheiten nachzueifern weiß [...]..
[12]
Gerstenberg, Merkw. Litt. I (1766), 40
: Kömmt es Ihnen nicht wunderbar vor, den wegen der Wildheit seines Genies[2] so verschrieenen Ariost itzt plötzlich mit dem classischen Geiste[14] eines 〈41〉 Virgil sein Sujet vortragen zu hören?.
[13]
Goethe, Litt. Sanscül. (1795), 51 f. (52)
: Wer mit den Worten[1], deren er sich im Sprechen oder Schreiben bedient, bestimmte Begriffe[1] zu verbinden für eine unerläßliche Pflicht hält, wird die Ausdrücke: classischer[3] Autor, classisches[3] Werk höchst selten gebrauchen. Wann und wo entsteht ein classischer[3] Nationalautor? Wenn er in der Geschichte[3] seiner Nation[1] große Begebenheiten und ihre Folgen in einer glücklichen und bedeutenden Einheit vorfindet; wenn er in den Gesinnun〈52〉gen seiner Landsleute Größe, in ihren Empfindungen Tiefe und in ihren Handlungen[1] Stärke und Consequenz nicht vermißt; wenn er selbst, vom Nationalgeiste durchdrungen, durch ein einwohnendes Genie[2] sich fähig fühlt, mit dem Vergangnen wie mit dem Gegenwärtigen zu sympathisiren; wenn er seine Nation[1] auf einem hohen Grade der Kultur[4] findet, so daß ihm seine eigene Bildung[2] leicht wird; wenn er viele Materialien gesammelt, vollkommene oder unvollkommene Versuche seiner Vorgänger vor sich sieht, und so viel äußere und innere Umstände zusammentreffen, daß er kein schweres Lehrgeld zu zahlen braucht, daß er in den besten Jahren seines Lebens ein großes Werk zu übersehen, zu ordnen und in Einem Sinne[10] auszuführen fähig ist. ➢ Volltext.
[14]
Goethe, Ital. Reise II (1817), WA I, 31, 95,
8
: Ich konnte ihm [...] nicht erklären, daß man sich von einer gebirgigen Gegend nicht schneller einen Begriff machen kann, als wenn man die Gesteinarten untersucht, die in den Bächen herabgeschoben werden, und daß hier auch die Aufgabe sei, durch Trümmer sich eine Vorstellung von jenen ewig classischen
Höhen des Erdalterthums zu verschaffen..
[15]
Goethe, Rez. Manzoni [Carmagn.] I (1820), WA I, 41.1, 211
: [S]o wünschen wir [...] dem Verfasser Glück, daß er, von alten Regeln sich lossagend, auf der neuen Bahn so ernst und ruhig fortgeschritten, dermaßen daß man nach seinem Werke gar wohl wieder neue Regeln bilden kann. [...] Männlicher Ernst und Klarheit walten stets zusammen, und wir mögen daher seine Arbeit gern classisch
nennen.
.
[16]
Goethe, an H. K. A. Eichstädt (4. 12. 1822), WA IV, 36, 221
: Ew. Hochwohlgeboren | haben durch die gewandte Einschaltung der komischen modernen Reime in ein antik-classisches
Werk [sc. eine lateinische Festrede Eichstädts]
abermals bewiesen, daß Ihnen jede Wendung zu Gebote steht, wodurch Sie sich nicht allein als Professor der Eloquenz, sondern als Meister der Redekunst beweisen..
[17]
Goethe, an A. F. C. Streckfuß (14. 8. 1827), WA IV, 43, 19 f.
: Übrigens wehren sich über den Alpen wie über dem Rhein die jungen Talente gegen den Classicismus
. Ich erhalte besonders von Süden die wunderlichsten Productionen, die ich nicht mittheilen mag, weil sie unerfreulich sind. Es ist wie bey uns Deutschen immer das willkürliche Subject, das sich gegen Object und Gesetz wehrt und sich einbildet, dadurch etwas zu werden und wohin zu gelangen. Die Franzosen machen es schon besser, denn ihre praktische Natur treibt sie immer wieder in's Wirkliche; und wenn sie auch das Gesetz nicht anerkennen, so halten sie doch auf Regel und damit kommen sie weit..
[18]
Goethe, an J. H. Meyer (30. 9. 1827), WA IV, 43, 94
: Sonst ist noch manches Gute zu Genuß und Besitz gekommen. Herr v. Reutern hat eine schöne[1] kräftige Waldzeichnung zurückgelassen, ein merkwürdiges Bild von Carus drückt die ganze Romantik[2] dem bewundernden Blick aus; so wie jener Hercules und Telephus vollkommen das Classische. Eine Durchzeichnung, 〈95〉 Telephus mit der Ziege, in wirklicher Größe, hat mir der freundliche, freundlich empfangene Zahn zurückgelassen. Auch diese einzelne Gruppe stellt das ganze Alterthum[3] dar..
[19]
Goethe, Max. u. Refl. (*
?1829; 1836), WA I, 41.2, 246
: Classisch[5/6/7] ist das Gesunde, romantisch[14/4/8/9] das Kranke. 〈247〉 | Ovid blieb classisch[6] auch im Exil: er sucht sein Unglück nicht in sich, sondern in seiner Entfernung von der Hauptstadt der Welt. | Das Romantische[14/4/8/9] ist schon in seinen Abgrund verlaufen; das Gräßlichste der neuern[3] Productionen ist kaum noch gesunkener zu denken. | Engländer und Franzosen haben uns darin überboten. Körper, die bei Leibesleben verfaulen und sich in detaillirter Betrachtung ihres Verwesens erbauen, Todte, die zum Verderben anderer am Leben bleiben und ihren Tod am Lebendigen ernähren: dahin sind unsre Producenten gelangt! | Im Alterthum[3] spuken dergleichen Erscheinungen nur vor wie seltene Krankheitsfälle; bei den Neuern[3] sind sie endemisch und epidemisch geworden..
[20]
Görres, Tt. Volksb. (1807), 290 f.
: Es war wohl allerdings eine herrliche Zeit[5], diese Griechische[2], gerade deswegen weil sie Alles hatte, was uns nach und nach hingeschwunden ist: Lebensmark, und Trotz und freie Besonnenheit im raschen Thun und Treiben: sie mußte Treffliches wohl bilden, und das Trefflichste im engsten Kreise concentrirt mußte classisch[3/5/6] werden. Diese Concentrirung war nicht in der neuen[5] Zeit[5], dagegen trat das Unendliche ein in sie, und mit dem Uebergang in's Geisterreich konnte nun physische Geschlossenheit nicht mehr bestehen; im Uebersinnlichen sind nicht begränzte, scharf geschnittne Crystalle, aber es ist unendliche Crystallisirbarkeit, ein schwebend[5] Formenreich, das nur mehr Magnet bedarf, um anzuschießen in die einzelne besondere Gestalt. So war die Aufgabe der neuen[5] Zeit[5] eine Unendliche, ihr könnt von einem endlichen Zeitraum nicht fodern, daß er das ganze Problem nett und rein auf einmal euch löse. Das Mittelalter hat kein rein classisches[3/5/6] Werk hervorgebracht, aber 〈291〉 es hat die Schulschranken der alten[10] sinnlichen Classicität durchbrochen, und eine Andere, Höhere begründet, an der alle Zeiten[5] zu bauen haben, weil in keiner einzeln die Quadratur des Zirkels gefunden werden kann. Den herrlichen Torso der Kunst[11] hat die alte[10] griechische[2] Zeit[5] gebildet; aber blind war wie die alte[10] Plastik die treffliche Gestalt, das tiefe, schwärmerisch versunkene Auge hat erst die Romantik[8] ihm gegeben, und die nordische Schaam hat freilich dafür den schönen[1] Körper in die Drapperie des Gewands verhüllt, das symbolisch nur die Formen der Gliedmaßen anzudeuten hat..
[21]
Gutzkow, Wally (1835), 5
: Auf weißem Zelter sprengte im sonnengolddurchwirkten Walde Wally, ein Bild, das die Schönheit[1] Aphroditens übertraf, da sich bei ihm zu jedem klassischen[5/6?] Reize, der nur aus dem cyprischen Meerschaume geflossen sein konnte, noch alle romantischen[4/8?] Zauber gesellten: ja selbst die Draperie der modernsten[8] Zeit[3] fehlte nicht, ein Vorzug, der sich weniger in der Schönheit[1] selbst als in ihrer Atmosphäre kundzugeben pflegt..
[22]
Hamann, Krzzg. d. Phlg. (1762), N 2, 215, Anm.
: Ohngeachtet meiner kauderwelschen Mundart[1] würde ich sehr willig seyn, des Herrn Klopstocks prosaische[1] Schreibart für ein Muster von klaßischer[3/5] Vollkommenheit zu erkennen..
[23]
Heine, Relig. u. Philos. in Dtld. (1835), DHA 8.1, 45
: Der Geist[12] der Behandlung ist nicht mehr romantisch[4], sondern klassisch[5]. Durch das Wiederaufleben der alten[10] Literatur verbreitete sich über ganz Europa eine freudige Begeisterung für die griechischen[2] und römischen Schriftsteller, und die Gelehrten, die Einzigen welche damals schrieben, suchten den Geist[12] des klassischen[7] Alterthums[2] sich anzueignen, oder wenigstens in ihren Schriften die klassischen[7] Kunstformen nachzubilden. Konnten sie nicht, gleich den Griechen, eine Harmonie der Form und der Idee erreichen, so hielten sie sich doch desto strenger an das Aeußere der griechischen[2] Behandlung, sie schieden, nach griechischer[2] Vorschrift, die Gattungen, enthielten sich jeder romantischen[4/12] Extravaganz, und in dieser Beziehung nennen wir sie klassisch[5/8]. ➢ Volltext.
[24]
Heine, Romant. Schule (1836), 19
: Die Poesie[11] in allen diesen Gedichten des Mittelalters trägt einen bestimmten Charakter[1], wodurch sie sich von der Poesie[11] der Griechen und Römer unterscheidet. In Betreff dieses Unterschieds nennen wir erstere die romantische[[4/8/13] und letztere die klassische[5/6/7] Poesie[11]. Diese Benennungen aber sind nur unsichere Rubriken und führten bisher zu den unerquicklichsten Verwirrnissen, die noch gesteigert wurden, wenn man die antique[2] Poesie[11] statt klassisch[5/6/7] auch plastisch[3/4/5] nannte. ➢ Volltext.
[25]
Herder, Engl. u. dt. Dichtk. (1777), 426 f. (427)
: Als vor weniger Zeit die Barden-Windsbraut brauste: wie wurde nach den Gesängen gerufen, die der grosse Karl gesammlet haben soll! Wie wurden diese völlig unbekannter Weise gelobt, nachgeahmt, gesungen – ihr Fund so leicht gemacht, als ob sie nur aus der Hand gelegt wären, an ihnen 〈427〉 nichts weniger als ein deutscher Ossian gehoffet u. f. Treflich Alles in der Ferne! Wenn da auf einmal ein Macpherson in Tyrol oder in Baiern aufstünde, und uns da so einen deutschen Ossian sänge, ginge es hin, so weit ließen wir uns etwa noch mitziehen. Nun aber wären diese Gesänge in einer Sprache[3], wie sie nach Analogie der schilterschen Sammlung nothwendig sein müsten; müsten sie, weil vor Ottfried alles undisziplinirte Sprache[3] war, als lebendiger Gesang im Munde der Barden erst buchstabirt, als eine Zaubergestalt voriger Zeiten[3] im Spiegel der Glossatoren studirt werden, ohne das sie sowenig als Ulfila's Evangelien in unsern Kirchen Wunder thun könnten; wie viel Lobredner und Jünger würden stracks zurückgehen und sagen: „Ich kenne euch nicht! Ich hatte mir so einen klassischen Ossian vermutet!“ .
[26]
Herder, Bef. d. Hum. V (1795), 90
: Als Ueberwinderin sammlete Rom; sie erfand aber nichts Neues[1]. Auch die Sprache[3] der Römer bildete sich nur durch die Griechen zu einer reinen und ewigen Sprache[3]. | Das Publicum[1] also, das für die classische[3/5] Denkart in Rom blühete, war ein erbeutetes, künstliches Publicum[1] [...]..
[27]
Herder, Bef. d. Hum. VII (1796), 17 f. (18)
: Boëthius und Auson's Gedichte sind zur Zeit[7] des allgemeinen Verfalls der Römischen Sprache[3] und Poesie[1] merkwürdige Erscheinungen. [...] Beide, insonderheit Boëthius, sind den folgenden dunkeln Jahrhunderten leitende Sterne 〈18〉 gewesen; wie denn auch in ihm [...] bereits sichtbarerweise ein neuer[1] Geschmack hervorgehet, der den folgenden Zeiten[3] verwandt und ihnen daher lieber war, als der große Geschmack der alten[10] classischen Dichter..
[28]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. V (1835), 173
: Harfe, nächst der Leier das älteste Saiteninstrument [...]. [...] Sowohl der reizende Klang dieses Instruments als sein klassischer Bau hat es mit Recht zum Liebling des schönen Geschlechts gemacht [...]..
[29]
Laube, Jg. Eur. II.2 (1837), 61
: In sogenannten klassischen[5] Perioden, wo die eben kursirende Aufgabe der Zeit[9] gelös't, wo Alles fertig und bestimmt ist, was man Tugend, Gesetz, Schönheit[6] nennt, da giebt es keinen Humor[3]. Die Juden[1], Griechen und Römer mit ihrer fertigen Welt kannten ihn nicht..
[30]
A. Müller, Beredsamk. (
!1812; 1816), 164
: [W]ie viele Ungerechtigkeit ist begangen worden, da man [...] von dem Ideal einer gewissen gleichförmigen klassischen Schreibart ausgehend, die romantischen[4] Spiele der poetischen[4] Feder nicht für wahre Kunst[2] der Rede und für Stil hat gelten lassen wollen; und andrerseits den Ernst des praktischen Lebens, wie er sich in den schriftlichen Verhandlungen der Bürger und der Völker[1] und der Wissenschaften ausdrückte, neben der poetischen[4] Feder überhaupt für keine Feder anerkennen wollte..
[31]
Pückler-Muskau, Brf. Verstorb. III (1830), 2
: Du [...] gleichst der liebenswürdigen Sévigné, wie dem Portrait einer Ahnfrau. Die Vorzüge, welche sie vor Dir hat, gehören ihrer Zeit und Erziehung an, Du hast andere vor ihr voraus, und was dort vollendeter und abgeschlossener als klassisch
erscheint, wird bei Dir – reicher und sich in das Unendliche versenkend – romantisch8..
[32]
Rückert, Ged. I (1838), W 1, 264
: Einen klassischen Dichter in den Händen, | Den romantischen[4] Frühlingshain durchirrend, | Konnt' ich lesend und wandelnd nicht vereinen | Jene Klassicität und die Romantik[2]. | Wenn ich blickt' in das Buch, erschien mir's farblos | Vor dem schwellenden Knospendrang des Lebens; | Wenn ich schaut' in den grünen Wald, erschien er | Wirrvoll gegen die wohlgebauten Strophen, | Schlecht geordnet die Schatten und die Lichter. | So mißfiel mir das eine durch das andre, | Wechselnd richtete Buch und Welt zu Grund' sich..
[33]
Schelling, Bild. Künste (1807), 12
: Wie hat er [sc. J. J. Winckelmann] die Leere seiner Zeit[3] empfunden! Ja, hätten wir keinen andern Grund als sein ewiges Gefühl der Freundschaft und die unauslöschliche Sehnsucht ihres Genusses, so wäre diese Rechtfertigung genug für das Wort[2] der Bekräftigung geistiger Liebe[2] gegen den Vollendeten, den Mann klassischen Lebens und klassischen Wirkens..
[34]
Schelling, Philolog.-hist. Klass. (*1818), SW I, 8, 468
: Die Sprache[1] an sich ist ein vollendetes Ganzes und bis in jeden Theil organisch[6] gebildet. Denkt man aber Philologie als Erklärung, Beurtheilung und Auslegung alterthümlicher Denkmäler, es sey der redenden oder bildenden Kunst, so hat sie hier den Vortheil eines schon an sich abgeschlossenen Gegenstandes. Aber auch als Alterthumswissenschaft, es sey, daß sie das öffentliche Leben, oder Staats-Verfassungen, Gesetze, Sitten, oder religiöse Formen der alten[9] und besonders der classisch[3/5] gebildeten Völker[1] untersuche, schließt sich ihr alles in einzelne Kreise ab, in denen sie sich der Vollständigkeit – nicht des Wissens, aber doch des Gebrauchs der vorhandenen Mittel vollkommen versichern kann..
[35]
A. W. Schlegel, Zeichn. (1799), 208
: Dem unbefangenen Urtheil ist es allerdings einleuchtend, wie weit [...] Milton, der das Christenthum klassisch
idealisiren wollte, gegen den großen Propheten des Katholizismus [sc. Dante]
zurückstehen muß. ➢ Volltext.
[36]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (
!1801–02), KAV 1, 195
: Höchst wesentlich ist für die Kunstgeschichte die Anerkennung des Gegensatzes zwischen dem modernen[1] und antiken[2] Geschmack. [...] Man hat den Charakter[1] der antiken[2] Poesie[11] mit der Bezeichnung classisch[3/5/7], den der modernen[1] [als] romantisch[12/4/11] bezeichnet; [...] sehr treffend. Es ist eine große Entdeckung für die Kunstgeschichte daß dasjenige, was man bisher als die ganze Sphäre der Kunst[3] betrachtete (indem man den Alten[10] die uneingeschränkte Autorität zugestand) nur die eine Hälfte ist: das classische[7] Alterthum[2] kann dadurch weit besser verstanden werden als aus sich allein..
[37]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (
!1801–02), KAV 1, 461 f. (462)
: Weit reiner [findet sich die Scheidung der Dichtarten] in der antiken[2] Poesie[11], weswegen diese vorzugsweise als Kunst[9] 〈462〉 und classisch erscheint. In der romantischen[12/4] Poesie[11] eine unauflösliche Mischung aller poetischen[4] Elemente. Daher daß man sie verkennt. Die eigentlichen Originalwerke der Neueren[3] ganz übersehen, die schlechten Nachahmungen der Alten[10] als das Wichtigste gepriesen. Keinen Sinn[5] für das Chaos. 〈Auch das Universum bleibt der höhern Ansicht immer noch Chaos.〉 Das Streben nach dem Unendlichen ist in der Romantischen[12/4/11] Poesie[11] nicht bloß im einzelnen Kunstwerke[3] ausgedrückt, sondern im ganzen Gange der Kunst[3]. Gränzenlose Progressivität..
[38]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (
!1802–03), KAV 1, 686
: Die Elegie darf [...] auf die hingegebenste Art subjectiv seyn: sie ist die Poesie selbst im schmuck- und anspruchslosen Morgenkleide, eben erwacht, und die gehabten Träume mit freywilliger Verirrung erzählend. Wo nur Talent und Empfänglichkeit für reine classische[5/3] Formen 〈auch ohne eigentlich schöpferischen Geist〉 durch Hingebung an eine zärtliche Leidenschaft befruchtet wird, kann das bescheidne Unternehmen nicht mislingen..
[39]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (
!1802–03), KAV 1, 763
: Doch sind in so fern die gemischten Gattungen merkwürdig, um zu sehen, wie auch in ihnen die classische[7] Poesie[11] ihre Gesetzmässigkeit behauptet. Das Verhältniß der Elemente war wenigstens genau bestimmt: zwischen der Komödie und der Tragödie lag diese Spielart doch der letzten näher; denn bey der Einseitigkeit der alten[10] Meister, die sich gewöhnlich nur in einer Gattung hervorthaten, verfertigten bloß die Tragiker satyrische Dramen, niemals aber die Komiker, wie es denn für ausgemacht unmöglich gehalten wurde, zugleich Komiker und Tragiker zu seyn..
[40]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 5
: Die meisten Dichter und Werke von denen in diesen Stunden die Rede seyn wird, werden in den gewöhnlichen Literargeschichten nur der Vollständigkeit wegen ohne weitere Auszeichnung mit aufgeführt, von denen aber, welche eine kritische Auswahl der classischen[4/5] und für golden zu achtenden Literatur einer Sprache nach den Principien der Correctheit haben geben wollen, als fremdartiger Auswuchs zum Theil gänzlich übergangen und verworfen: Die leeren Stellen hat man nicht selten mit Autoren ausgefüllt, denen nach unsern Ansichten gar nicht einmal der Name von Dichtern geschweige von Meistern in ihrer Kunst zukommt: mit den geistlosen Nachahmern einer misverstandnen Classicität und dem ganzen Heer der ihnen nachtretenden Versificatoren..
[41]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 68
: [D]ie Classische[7] Bildung[5] ist durchgehends gleichartig und einfach; hingegen Heterogeneität der Mischungen bezeichnet die moderne[1] ursprünglich, und so suchte sie auch in ihrem Fortschritte immer das Entgegengesetzte zu verbinden..
[42]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 184
: Wir haben zwar classische[7/5/6] und romantische[12/4/8] Poesie[11] einander von jeher in diesen Vorträgen entgegengesetzt, aber keine Trennung ist so absolut, daß nicht Elemente des Getrennten sich auf beyden Seiten finden sollten, nur daß sie in verschiedner Rangordnung hervortreten oder zurückstehen. Wir haben schon mehrmals bemerkt, daß einzelne Dichter[3], ja ganze Gattungen der antiken[2] Poesie[11], welche nach den classischen[7/5/6] Gesetzen beurtheilt, nicht bestehen können, ein dem unsrigen sich annäherndes Streben verrathen, nur freylich unreif und nicht mit gehöriger Reife entfaltet..
[43]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!
1803–04), KAV 3, 330
: Als Kirchensprache erhielt es [Latein] eine eigne geistliche Poesie, von der ich darthun zu können glaube, daß sie etwas weit höheres leistete, als je die classische
der Lateiner konnte, welche doch im Ganzen nur poetische Schulübung war, statt daß hier die Begeisterung einer ursprünglichen Anschauung weht..
[44]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 13
: Das ganze Spiel lebendiger Bewegung beruht auf Einstimmung und Gegensatz. Warum sollte sich diese Erscheinung nicht auch in der Geschichte[1] der Menschheit[2] im großen wiederhohlen? Vielleicht wäre mit diesem Gedanken der wahre Schlüssel zur alten[10] und neuen[5] Geschichte[1] der Poesie[11] und der schönen[2] Künste[1] gefunden. Die, welche dieß annahmen, haben für den eigenthümlichen Geist[12] der modernen[1] Kunst[2], im Gegensatz mit der antiken[2] oder classischen[7/5], den Namen romantisch[12/4] erfunden. Allerdings nicht unpassend: das Wort[1] kommt her von romance, der Benennung der Volkssprachen, welche sich durch die Vermischung des Lateinischen mit den Mundarten[1] des Altdeutschen gebildet hatten, gerade wie die neuere[5] Bildung[5] aus den fremdartigen Bestandtheilen der nordischen Stammesart und der Bruchstücke des Alterthums[3] zusammengeschmolzen ist, da hingegen die Bildung[5] der Alten[10] weit mehr aus einem Stücke war. ➢ Volltext.
[45]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 91, Nr. 65
: Als Vorübung zur Rom[antischen][1] π [Poesie][1] außer der Sat[irischen], auch Idyll[ische] und die μιμ [mimische] vorzügl[ich]. – Die Satire ist sehr empfänglich für Aeußerung der sittlich[en], wissenschaftl[ichen], gesellschaftl[ichen], bürgerl.[ichen] Bildung[5]. – Das arabische, romantische[2/7], absolut Wunderbare auch eine Vorübung zum Roman[1]. 〈Alle 〈91〉 Dichtart[en], die drei alten[10] classisch[en] ausgenommen. Diese Bestandtheile dann zu einer progressiven[3] Einheit verknüpft.〉.
[46]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 94, Nr. 106
: Sollte es nicht ein Dichtungswerk geben können das zugleich Roman
und wäre, [...] in Geist und Buchstabe classisch
und doch universell und progressiv?.
[47]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 97, Nr. 150
: Die class.[ische][5/7] π [Poesie][11] hat sich historisch selbst annihilirt; die sentimentale des Sh.[akspeare] annihilirt sich gleichfalls selbst total. Nur die progressive[3/6?] nicht; d. h. sie selbstvernichtet sich wohl oft, aber selbstschafft sich auch gleich wieder..
[48]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 102, Nr. 208
: Die class.[ische]
π [Poesie], die Naturπ[poesie], die sentim.[entale] π [Poesie] [...] annihiliren s.[ich] selbst. Die progressive vereinigt alle, vernichtet s.[ich] selbst immer, setzt s.[ich] aber auch immer wieder..
[49]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 104, Nr. 230
: Kann es 〈wohl〉 progressive[3; 6?] Musik[1] geben, oder ist diese eine rein sentimentale[2; 6?] Kunst[2], wie die Plastik eine classische[5/6; 7?], die Poesie[1] eine progressive[3; 6?]?.
[50]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 122, Nr. 446
: Die class.[ischen][5/7] Gedichtarten haben nur Einheit; die progressiven[6/5] allein Ganzheit..
[51]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 161, Nr. 900
: Durch das R[omantische][4] bekömmt ein Werk die Fülle, die Universalität und Potenzir[un]g; durch Abstr.[action] bekommt es die Einheit die Class.[icität] und Progress.[ivität] [›regelhafte, organische(6) Entwicklung‹, vgl. progressiv
2]; durch das Transc[endentale]
[1] aber die
Allheit, die Ganzheit, das Absolute und Systematische.
.
[52]
F. Schlegel, Philolog. II (*1797), KFSA 16, 71, Nr. 112
: Herders Liebe für die Alten[10] ist wohl mehr Interesse für Cultur[7] überhaupt, sie mag progressiv[3/5] oder klassisch[3/5/7] oder selbst barbarisch oder auch ganz kindisch seyn..
[53]
F. Schlegel, Philolog. II (*1797), KFSA 16, 72 f. (73), Nr. 131
: Die klass.[ischen][7] Metra können absolut nicht nachgemacht werden in den progr.[essiven][5] Sprachen[3]. – In den Neuern[3] hat die Stammsilbe oft forte und im Maaß vertritt s.[ie] die Länge, und eine andere hat die Höhe, den Akzent. Wir zählen 〈73〉 auch im Sprechen die Sylben; die Engl.[änder] schmeißen sie hastig hin. Südl.[iche] und klass.[ische][7] Nazionen[1] mahlen sie ruhig, lassen jedem Klang s.[ein] Recht widerfahren. Hievon liegt der Grund gewiß sehr tief. 〈[...] Das klassische[7/5] Sprechen ist gleichsam ein ruhiges um s.[einer] selbst willen. Das Progr.[essive][5/3] eilt nach einem Ziel.〉.
[54]
F. Schlegel, Stud. Grch. Poes. (*1795; 1797), 179 f. (180)
: [A]uch diejenigen [griechischen] Werke, deren Styl tadelhaft ist, sind durch die einfache Echtheit der Anlagen und Gränzen, durch die dreiste Bestimmtheit der reinen Umrisse, und die kräftige Vollendung der bildenden Natur einzige, für alle Zeitalter gültige, und gesetzgebende Anschauungen. Die kindliche Sinnlichkeit der frühern 〈180〉 Griechischen Poesie hat mehr gleichmäßigen Umfang und schönes Ebenmaß, als die künstlichste Verfeinerung mißbildeter Barbaren, und selbst die Griechische Künsteley hat ihre klassische[3/5] Objektivität. ➢ Volltext.
[55]
F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 14, Nr. 51
: Naiv[2] ist, was bis zur Ironie[3], oder bis zum steten Wechsel von Selbstschöpfung und Selbstvernichtung natürlich[2], individuell oder klassisch ist, oder scheint. [...] Das schöne[1], poetische[1], idealische[1] Naive[2] muß zugleich Absicht, und Instinkt seyn. ➢ Volltext.
[56]
F. Schlegel, Philos. Lehrj. III (*1798), KFSA 18, 124, Nr. 21
: Das Classische[7/3/5] und Progreßive[5/3] paßt nur nach Mehr oder Weniger auf Antik[2] und Modern[1]; relativ, nicht absolut..
[57]
F. Schlegel, Philos. Lehrj. V (*1798), KFSA 18, 330, Nr. 70
: Die reale Erklärung des Classischen
ist Miner[alisch] (Reinheit, Gediegenheit), Veget[abilisch] (Blüthe, Wachsen) Animal[isch] (Vollendung in s.[einer] Organisazion.) – Das Wesen der Bildung liegt im Classischen
. – Alle Wahrheit ist Vollkommenheit und alle Schönheit ist Bildung..
[58]
F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 79
: Der Versuch, das Romanzo durch einen würdigen Gegenstand und durch classische[3/5] Sprache[4] zur antiken[3] Würde der Epopöe zu erheben, das man sich als ein großes Kunstwerk[2] aller Kunstwerke[2] für die Nation[1], und nach seinem allegorischen Sinn[2] noch besonders für die Gelehrten dachte, blieb, so oft er auch wiederhohlt wurde, nur ein Versuch, der den rechten Punkt nicht treffen konnte. ➢ Volltext.
[59]
F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 179
: [Der Goethe'sche Wilhelm Meister] eröffnet eine ganz neue[1] endlose Aussicht auf das, was die höchste Aufgabe aller Dichtkunst zu seyn scheint, die Harmonie des Classischen[3/5/6?] und Romantischen[4/6/8/9?]. [...] 〈180〉 [...] Cervantes und Shakspeare [...] sind [...] die einzigen, mit denen Goethe's Universalität eine Vergleichung zuläßt. [...] Nur ist Goethe's Kunst[2] durchaus progressiv[6/3] [...]. | Goethe hat sich [...] zu einer Höhe der Kunst[2] heraufgearbeitet, welche zum erstenmal die ganze Poesie[17] der Alten[10] und der Modernen[1] umfaßt, und den Keim eines ewigen Fortschreitens enthält. ➢ Volltext.
[60]
F. Schlegel, Fragm. Poes. u. Litt. (*1801), KFSA 16, 322, Nr. 810
: Der Charakter[1] d[er] oriental.[ischen][1] Sprache[n][3] viell.[eicht] das Auseinandertreten der Pole. Daher Diphtonge [sic] und Di[phtong-]Consonanten (Analogie des Deutschen) dahingegen d[as] Griech[ische][5] auf ein Mit〈322〉telmaaß geht. [...] Zwischen dies[em] und d[em] Deutsch[en] oder d[em] Eleg.[ischen] die Prosa[1] in drei Epochen 1) Classisch ohne Farbe 2) auf Vokale und Conson.[anten] berechnet, rom[antisch][1] pict[oresk2] und μους [musikalisch7] 3) Synthesis von beiden, groß romantisch[1/10]..
[61]
R. Schumann, Hummel (1834), 73
: Ruhe, Grazie, Idealität, Objectivität, die Träger der antiken[2] Kunstwerke[2], sind die der Mozart'schen Schule. Wie der menschliche Grieche seinen donnernden Jupiter noch mit heiterm[4] Gesicht zeichnete, so hält Mozart seine Blitze. | [...] Sollte diese helle Art zu denken und zu dichten vielleicht einmal durch eine formlosere, mystische verdrängt werden, wie es die Zeit[9] will, die ihre Schatten auch auf die Kunst[2] wirft, so mögen dennoch jene schönen[1] Kunstalter nicht vergessen werden, die Mozart regierte und die zuerst Beethoven schüttelte in den Fugen, daß es bebte, vielleicht nicht ohne Zustimmung seines Vorfürsten Wolfgang Amadeus. Später usurpirte Carl Maria von Weber und einige Ausländer den Königsthron. Als aber auch diese abgetreten, verwirrten sich die Völker[1] mehr und mehr und wenden und strecken sich nun in einem unbequemen classisch-romantischen[8] Halbschlaf..
[62]
Seume, Ged. (1804), 8
: Etwas weniger Gewissenhaftigkeit gegen die Handschrift hätte dem Publicum mehr classische
Richtigkeit gegeben: aber strenge Redlichkeit gegen fremdes Eigenthum, besonders gegen Ramlers, war billig des Herausgebers erstes Gesetz..
[63]
L. Tieck, Zerbino (1799), 19
: Ich habe hier ein Buch geschrieben [...]. Es soll dazu dienen, die gespannte Phantasie[1] wieder etwas herabzustimmen, den Verstand aufzuklären, indem wir das Unförmliche einsehn, und uns so in der Poesie[11] unvermerkt zum Klassischen[3/5] und Vollendeten zu führen..
[64]
L. Tieck, Zerbino (1799), 315
: Cervantes. Das muß ich doch meinem Freunde Shakspeare erzählen, wenn er wieder kömmt. | Nestor. Also der Teufelskerl ist auch hier? Eine kuriose Gesellschaft! Es giebt doch auch nicht einen einzigen klassischen und korrekten Menschen[1] hier, an dem man sein Gemüth auf eine verständige Weise erquicken könnte..
[65]
J. H. Voß, Romant. (*1801; 1808), 45
: Den reinen Naturformen, in welchen des Alterthums[3] freyer[13] Genius sich verklärt darstellt, wurden die unförmigen Vermummungen des dumpfen, von Hierarchen und Damen abhängigen Rittergeistes, der beseelten Gestalt des Urschönen, des zur Göttlichkeit gesteigerten Menschlichen ward Ihres Ideals düsteres Fantom, dem Klassischen das wilde Romantische[4], dem Antiken[2] das Moderne[1], ja wenn sie noch schamloser sich aussprachen, dem Irdischen Ihr Geistiges, dem Heidnischen Ihr Christkatholisches vorgezogen [...], und in den klingelnden Tonweisen der Fidelare und Meistersänger erhöht..
[66]
Waiblinger, Od. u. Eleg. (1829), 64
: Gäbe dir [sc. V. Alfieri]
Shakespeare nur von seiner Kenntniß des Herzens, | Tauschtest du reinern Geschmack, klassische
Formen ihm ein..
[67]
Waiblinger, Od. u. Eleg. (1829), 76
: Wähle den Stoff nur gut, er sei fein klassisch
, denn einzig | Ist es das Klassische
nur, was mit der Kunst sich verträgt. | Römer und Griechen und Mythologie sind klassische Quellen, | Aber verstehe mich, daß du den Effekt nicht vergißt. | Ungewöhnlich sei Licht und Reflex, Halbschatten und Schatten, | Denn das Gewöhnliche bleibt einmal für immer gemein..
[68]
Wienbarg, Holland I (1833), 45
: Beim Anblick der Nordsee fühle ich theetrinkendes, civilisirtes Geschöpf, daß ich noch einige Blutstropfen meiner normännischen Ahnen in mir rinnen habe. Ich kam vom königlichen Antikencabinet, mir war so klassisch
ruhig zu Muth, ich hatte die schönsten griechischen Idealformen vor Augen, ich ging nach Schevelingen, ich sah die See, die brandende, brausende Nordsee und verweht waren meine griechischen Ideale und ich fühlte mich im Kern meines Wesens ganz ein anderer Mensch als ein Grieche..
[69]
Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 153
: Lange hat man sich in Deutschland darüber gestritten, was der höchste Grundsatz der Alten in Sachen der Kunst gewesen. Winckelmann sagte: die Schönheit, Lessing die klassische
Ruhe, Fernow das Idealische, Hirt das Charakteristische, bis Goethe nach langem Forschen und sinnigem Studium alle Parteien mit der Äußerung zur Ruhe brachte: „der höchste Grundsatz der Alten war das Bedeutende, das höchste Resultat aber einer glücklichen Behandlung das Schöne“ [...]..