Wortliste
Struktur
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Semantik 
2. ›Gehörorgan im Ganzen mitsamt seinen äußeren/sichtbaren und inneren/nicht sichtbaren Teilen (Knochen, Trommelfell, Nerven etc.), die in ihrer Gesamtheit das Wahrnehmen von Lauten und Geräuschen ermöglichen‹; sowohl im generalisierenden Singular als auch im Plural belegt.
Belege 
[1] Beethoven, an F. G. Wegeler (2. 5. 1810), B 2, 118: Doch ich wäre glüklich, vieleicht einer der Glüklichsten Menschen, wenn [...] nicht der Dämon in meinen Ohren seinen Aufenthalt aufgeschlagen – hätte ich nicht irgendwo gelesen, der Mensch dörfe nicht freywillig scheiden von seinem Leben, so lange er noch eine gute That verrichten kann, längst wär ich nicht mehr – und zwar durch mich selbst – o so schön ist das Leben, aber bey mir ist es für immer vergiftet[.]

[2] Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. III (1839), 333:
Ohr
nennt man die Gesammtheit aller der Theile, welche das Gehörorgan ausmachen, das aus einer Reihe von mehr oder weniger gewundenen Höhlen besteht, in denen die vom Schall erregten Schwingungen oder Bebungen der Luft aufgenommen und zurückgeworfen werden, bis sie den Gehörnerven treffen, der von außen nach innen in der hintersten
⟨334⟩
der erwähnten Höhlen gelegen ist.


[3] Goethe, Ram. Neffe (1805), 460: Und ich sage, Herr Rameau hat dieses Orchester, es sey wie es will, mißbraucht; er machte die Begleitungen so konfus, so überladen, so häufig, daß einem der Kopf springen möchte bey dem unendlichen Gelärme der verschiedenen Instrumente[3], während der Aufführung seiner Opern, die man mit Vergnügen hören würde, wenn sie die Ohren weniger betäubten.

[4] L. Gotter, an C. Böhmer (10. 11. 1791), C 1, 238 f. (239): Noch eine wichtige Neuigkeit, unser Freund hat seine ehrwürdige Perücke abgelegt, seit einigen Tagen trägt er sein eignes Haar, er ist ordentlich adonisirt, um 10 Jahre hat er ⟨239⟩ sich verjüngt. Vorgestern erschien er so in unsrer Theegesellschaft. Die ganze Welt sagte ihm Complimente darüber, und Wilhelmine und ich wir rauhnten uns ins Ohr, ewig schade, daß Caroline nicht hier ist!!

[5] Grabbe, Hermannsschl. (1838), HKA 3, 344: Hermann [...] reitet dem Varus zur Linken und flüstert immer in sein Ohr als wär er sein Orakel! Guck, da hat er ihm wieder was Angenehmes gesagt: der Prokonsul lächelt.

[6] Heinzelmann, Grds. d. Wortf. (1798), 132 f. (133): Im Worte[1] tönen (sonare) ist ein Anthun ans ⟨133⟩ Ohr [...] ausgedrückt. Blos das o ist Nachahmung des äußerlich gehörten Tones[1]. Das aber im Tönen, z. B. der Klocke, ist auch zugleich Ausdruck der Länge des Tones[1], so wie n seines Andringens ans Ohr.

[7] Kant, Crit. d. Urtheilskr. (21793), 141: Wenn mir jemand sein Gedicht vorliest, oder mich in ein Schauspiel führt, welches am Ende meinem Geschmacke nicht behagen will, so [...] mögen gewisse Stellen, die mir eben mißfallen, mit Regeln der Schönheit[1] [...] gar wohl zusammenstimmen: ich stopfe mir die Ohren zu [...].

[8] F. M. Klinger, Faust (21794), W 2, 151: Schon wollte er dem ekelhaften Aufenthalt entfliehen, als ihm der Teufel ins Ohr raunte, den kommenden Tag abzuwarten, eine besondre Szene anzusehen.

[9] Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 23 f. (24): Sie wußten recht wohl, daß wenn ⟨24⟩ sie seinen Zaubergesang hörten, ihre Herzen erweicht, und sie von Reue ergriffen werden würden; daher nahmen sie sich vor, ihm zwar diese letzte Bitte zu gewähren, während des Gesanges aber sich die Ohren fest zu verstopfen, daß sie nichts davon vernähmen, und so bey ihrem Vorhaben bleiben könnten. Dies geschah.

[10] Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 458: Jede der schönen Künste hat etwas auf die äussern Sinnen würkendes zum Grunde. Wär' unser
Ohr
[2/3]
nichts als eine Oeffnung, das dem todten Schalle den Eingang in die Seele verstattete, und unser Auge nichts, als ein Fenster, wodurch das Licht fällt, so würde die Musik nichts, als eine bloße Rede, und die Mahlerey eine bloße Schrift seyn. Daß das Gehör durch Harmonie und Rhythmus, das Aug durch die Harmonie der Farben und Schönheit der Formen gerührt wird, macht, daß die Musik und die Mahlerey schöne Künste sind. Für den Menschen, dessen Ohr
[
3
]
durch Harmonie und Rhythmus nicht gereizt wird, ist die Musik ein bloßes Geräusch. Hieraus läßt sich abnehmen, auf was für einen Grund das, jeder Kunst überhaupt eigene Genie, beruhe. Es stützet sich auf eine besondere Reizbarkeit der Sinnen und des Systems der Nerven. Der, dessen Ohr
[
3
]
von der im Tone liegenden Kraft dergestalt gereizt wird, daß das Vergnügen, das er daraus empfindet, eine Bedürfniß für ihn wird, hat die wahre Anlage zum Genie der Musik; wer von der Harmonie der Farben so lebhaft gerührt wird, daß er ein vorzügliches Vergnügen daran hat, der hat das Genie des Coloristen; und wen die Harmonie und der leidenschaftliche Ton der Rede in Empfindung bringt, der hat die Anlage zum poetischen Genie.


[11] Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
2
1793), 2061.

[12] Adelung, Gramm.-krit. Wb. II (
2
1796), 216.

[13] Adelung, Gramm.-krit. Wb. IV (
2
1801), 690.

[14] Ahlefeld, Ges. Erz. II (1822), 65.

[15] Beethoven, an N. Zmeskall (März 1813), B 2, 334.

[16] Beethoven, an Grf. F. Brunsvik (Ende Aug./Anf. Sept. 1813), B 2, 367.

[17] A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 396 f. (397).

[18] Brentano, Godwi (1801), SWB 16, 328.

[19] Brentano/Görres, BOGS (1807), 44.

[20] Brockhaus, Conv.-Lex. VIII (1811), 49.

[21] Brockhaus, Conv.-Lex. VIII (1811), 176.

[22] Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. III (1839), 334.

[23] Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. IV (1841), 59.

[24] Eichendorff, Freier (1833), W 1, 883.

[25] Fichte, Denkfreih. (1793), SW 6, 8.

[26] Fichte, Best. d. Gelehrt. (1794), SW 6, 328.

[27] Goethe, Dicht. u. Wahrh. III (1814), 79.

[28] Goethe, an S. Boisserée (10. 4. 1820), WA IV, 231.

[29] Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 59.

[30] Heine, Buch d. Lied. (1827), DHA 1.1, 168.

[31] Hippel, Querzg. I (1793), 235.

[32] Hoffmann, Formica (1819), PW 4, 323.

[33] Immermann, Münchh. (1838–39), W 3, 68.

[34] Jean Paul, Katzenb. II (1809), 193.

[35] Kant, Geisterseher (1766), 345.

[36] Klopstock, Gramm. Gespr. (1794), 38.

[37] Krünitz, Oecon. Encycl. I (1773; 21782), 2.

[38] Krünitz, Oecon. Encycl. XI (1777; 21785), 680.

[39] Naubert, Volksmährch. II (1791), 2.

[40] Pückler-Muskau, Brf. Verstorb. IV (1830), 136.

[41] Schiller, Ged. I (1782), NA 1, 86.

[42] Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 292.

[43] R. Schumann, Dichtbüchl. (*1833/34), 27.

[44] Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 422 f. (423).

[45] Thümmel, Mittägl. Prov. V (1800), W 3, 81.

[46] Thümmel, Mittägl. Prov. IX (1803), W 4, 169.

[47] L. Tieck, an Wackenroder (28. 12. 1792), VL 2, 108.

[48] L. Tieck, W. Lovell I (1795), 147.

[49] Unger, J. Grünthal I (31798), 121.

[50] Wackenroder, an L. Tieck (ca. 25. 1. 1793), VL 2, 128.

[51] Wezel, Herm. u. Ulr. (1780), 42.

[52] Wieland, Aristipp. I (1800–01), SW 22, 261.

[53] Wieland, Aristipp. II (1800–01), SW 23, 96.














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