Struktur
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2.
›Gehörorgan im Ganzen mitsamt seinen äußeren/sichtbaren und inneren/nicht sichtbaren Teilen (Knochen, Trommelfell, Nerven etc.), die in ihrer Gesamtheit das Wahrnehmen von Lauten und Geräuschen ermöglichen‹; sowohl im generalisierenden Singular als auch im Plural belegt.
—
Bdv.
:
♦
entsprechend:
Gehörorgan [
2]. ♦
gleichgesetzt mit:
ein zur Natur2 stimmendes lebendiges Saiteninstrument [
53],
Öffnung [
10]. ♦
ähnlich/unterschiedlich:
Auge [
21,
53]. ♦
kategorial übergeordnet:
Organ2 [
21,
53]. —
Ktx.
:
♦
befassend:
J.-Ph. Rameau [
3]. ♦
Geschehnis/Vorgang/Prozess:
brausen [
51],
klingen [
28],
sausen (im Beleg aufgrund einer Ohrfeige)
[
18]. ♦
einwirkend:
Gelärme [
3],
Ohrfeige [
18],
Schall [
53],
Ton [
19],
Ton1 [
48,
53]. ♦
Widerfahrnis:
Schall [
22],
betäuben [
3],
dringen in (von Klängen bzw. von in Schwingungen versetzter Luft gesagt)
[
14,
23],
etw. (im Beleg:
Pulver)
streuen in [
32],
etw. flüstern / raunen / rufen in [
4,
5,
8,
25,
26,
27,
33,
46,
49],
fließen aus (von
Blut gesagt)
[
40],
lecken [
20],
mit Wachs verstopfen [
16],
rühren [
44],
schallen an [
39],
verstopfen [
9],
zuhalten [
36],
zustopfen [
7]. ♦
transmissiv Auswirkung erfahrend:
Seele (Vorgangssubjekt:
Schall)
[
10],
innerer Sinn4 (Vorgangssubjekt: Schall) [
53]. ♦
Zustand:
Schmerz [
40],
Taubheit [
37]. ♦
Zugehörigkeitsträger:
Eule [
38]. ♦
konstitutiv:
Beinchen [
11],
Eröffnung ›Öffnung, Eingang‹ [
35],
Gehörgang [
22],
Gehörknöchelchen [
22],
Gehörnerv [
2,
22],
Hammer [
13],
Häutchen [
13],
Höhle [
13],
Labyrinth [
22],
Trommel [
13],
Trommelfell [
22,
23],
Trommelhöhle [
22],
gewundene Höhlen [
2]. ♦
Funktion:
Aufnahme und Verstärkung der durch den Schall bedingten Schwingungen der Luft [
22],
Gehör [
13],
Hören [
23],
die den Gehörsinn ausmachenden Wahrnehmungen veranlassen [
22],
die vom Schall erregten Schwingungen oder Bebungen der Luft aufnehmen [
2],
etw. (dem Schall)
Eingang in die Seele verstatten [
10],
hören [
34]. ♦
funktionale Bezugsgröße:
Geräusch [
44],
Ton2 [
44]. ♦
Eigenschaft:
unverstopft ›Anspielung auf Odysseus‹
[
52],
äußer [
22]. —
Synt.
:
♦
Phras.:
zum einen O. hinein und zum anderen hinausgehen [
47],
etw. (z. B. eine Nachricht)
durch ein O. hinein, durch das andere (wieder) hinaus lassen [
31],
für jn. die O. (Pl.) an den Füßen haben ›js. Bedürfnisse nicht zur Kenntnis nehmen‹ (?) [
15],
jm. einen Floh in das O. setzen [
12,
45],
lange O. (Pl.) ›intensive Aufmerksamkeit; Wachsamkeit; Entschlossenheit, sich nichts entgehen zu lassen; Neigung zum Herumspionieren‹ [
24,
30],
zu js. O.en dringen [
41]. —
Wbg.
:
♦
Substantiv:
Ohrdeckel [
34],
Ohrenfinger ›kleiner Finger‹ (als Ohrenreiniger: vgl. DWB XIII, 1262) [
42],
Ohrenlid [
34].
[1]
Beethoven, an F. G. Wegeler (2. 5. 1810), B 2, 118
: Doch ich wäre glüklich, vieleicht einer der Glüklichsten Menschen, wenn [...] nicht der Dämon in meinen Ohren seinen Aufenthalt aufgeschlagen – hätte ich nicht irgendwo gelesen, der Mensch dörfe nicht freywillig scheiden von seinem Leben, so lange er noch eine gute That verrichten kann, längst wär ich nicht mehr – und zwar durch mich selbst – o so schön ist das Leben, aber bey mir ist es für immer vergiftet[.]
[2]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. III (1839), 333
: Ohr
nennt man die Gesammtheit aller der Theile, welche das Gehörorgan ausmachen, das aus einer Reihe von mehr oder weniger gewundenen Höhlen besteht, in denen die vom Schall erregten Schwingungen oder Bebungen der Luft aufgenommen und zurückgeworfen werden, bis sie den Gehörnerven treffen, der von außen nach innen in der hintersten der erwähnten Höhlen gelegen ist.
[3]
Goethe, Ram. Neffe (1805), 460
: Und ich sage, Herr Rameau hat dieses Orchester, es sey wie es will, mißbraucht; er machte die Begleitungen so konfus, so überladen, so häufig, daß einem der Kopf springen möchte bey dem unendlichen Gelärme der verschiedenen Instrumente[3], während der Aufführung seiner Opern, die man mit Vergnügen hören würde, wenn sie die Ohren weniger betäubten.
[4]
L. Gotter, an C. Böhmer (10. 11. 1791), C 1, 238 f. (239)
: Noch eine wichtige Neuigkeit, unser Freund hat seine ehrwürdige Perücke abgelegt, seit einigen Tagen trägt er sein eignes Haar, er ist ordentlich adonisirt, um 10 Jahre hat er 〈239〉 sich verjüngt. Vorgestern erschien er so in unsrer Theegesellschaft. Die ganze Welt sagte ihm Complimente darüber, und Wilhelmine und ich wir rauhnten uns ins Ohr, ewig schade, daß Caroline nicht hier ist!!
[5]
Grabbe, Hermannsschl. (1838), HKA 3, 344
: Hermann [...] reitet dem Varus zur Linken und flüstert immer in sein Ohr als wär er sein Orakel! Guck, da hat er ihm wieder was Angenehmes gesagt: der Prokonsul lächelt.
[6]
Heinzelmann, Grds. d. Wortf. (1798), 132 f. (133)
: Im Worte[1] tönen (sonare) ist ein Anthun ans 〈133〉 Ohr [...] ausgedrückt. Blos das o ist Nachahmung des äußerlich gehörten Tones[1]. Das tö aber im Tönen, z. B. der Klocke, ist auch zugleich Ausdruck der Länge des Tones[1], so wie n seines Andringens ans Ohr.
[7]
Kant, Crit. d. Urtheilskr. (
21793), 141
: Wenn mir jemand sein Gedicht vorliest, oder mich in ein Schauspiel führt, welches am Ende meinem Geschmacke nicht behagen will, so [...] mögen gewisse Stellen, die mir eben mißfallen, mit Regeln der Schönheit[1] [...] gar wohl zusammenstimmen: ich stopfe mir die Ohren zu [...].
[8]
F. M. Klinger, Faust (
21794), W 2, 151
: Schon wollte er dem ekelhaften Aufenthalt entfliehen, als ihm der Teufel ins Ohr raunte, den kommenden Tag abzuwarten, eine besondre Szene anzusehen.
[9]
Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 23 f. (24)
: Sie wußten recht wohl, daß wenn 〈24〉 sie seinen Zaubergesang hörten, ihre Herzen erweicht, und sie von Reue ergriffen werden würden; daher nahmen sie sich vor, ihm zwar diese letzte Bitte zu gewähren, während des Gesanges aber sich die Ohren fest zu verstopfen, daß sie nichts davon vernähmen, und so bey ihrem Vorhaben bleiben könnten. Dies geschah.
[10]
Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 458
: Jede der schönen Künste hat etwas auf die äussern Sinnen würkendes zum Grunde. Wär' unser Ohr
nichts als eine Oeffnung, das dem todten Schalle den Eingang in die Seele verstattete, und unser Auge nichts, als ein Fenster, wodurch das Licht fällt, so würde die Musik nichts, als eine bloße Rede, und die Mahlerey eine bloße Schrift seyn. Daß das Gehör durch Harmonie und Rhythmus, das Aug durch die Harmonie der Farben und Schönheit der Formen gerührt wird, macht, daß die Musik und die Mahlerey schöne Künste sind. Für den Menschen, dessen Ohr3 durch Harmonie und Rhythmus nicht gereizt wird, ist die Musik ein bloßes Geräusch. Hieraus läßt sich abnehmen, auf was für einen Grund das, jeder Kunst überhaupt eigene Genie, beruhe. Es stützet sich auf eine besondere Reizbarkeit der Sinnen und des Systems der Nerven. Der, dessen Ohr3 von der im Tone liegenden Kraft dergestalt gereizt wird, daß das Vergnügen, das er daraus empfindet, eine Bedürfniß für ihn wird, hat die wahre Anlage zum Genie der Musik; wer von der Harmonie der Farben so lebhaft gerührt wird, daß er ein vorzügliches Vergnügen daran hat, der hat das Genie des Coloristen; und wen die Harmonie und der leidenschaftliche Ton der Rede in Empfindung bringt, der hat die Anlage zum poetischen Genie.
[11]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
2
1793), 2061
: Der Ámboß
, des -es, plur. die -e. 1) Eigentlich ein eisernes Werkzeug aller Schmiede und Metallarbeiter, die Metalle darauf zu schlagen und ihnen dadurch die verlangte Bildung zu geben. 2) In der Anatomie, wegen einiger Ähnlichkeit, ein Beinchen in dem Ohre, welches einem Backzahne gleichet, und dessen ausgehöhlte Oberfläche das Haupt des Hammers in sich fasset; Incus
..
[12]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. II (
2
1796), 216
: Einem einen Floh in das Ohr
setzen, figürlich, ihm eine ihn beunruhigende Sache etwas heimlich offenbaren..
[13]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. IV (
2
1801), 690
: In der Anatomie ist die Trommel eine Höhle des Ohres, welche mit einem dünnen trocknen Häutchen überzogen ist, und vermittelst des dazu gehörigen Hammers die Empfindung des Gehöres verursacht..
[14]
Ahlefeld, Ges. Erz. II (1822), 65
: Glockengeläute drang auf den Schwingen frischer Morgenlüfte in ihr Ohr [...]..
[15]
Beethoven, an N. Zmeskall (März 1813), B 2, 334
: [E]ben werde ich wieder ersucht Werke nach Gräz in SteierMarkt zu schicken, um damit eine Akademie zum besten für den Ursuliner [...] und Erziehungs Konwent zu geben, schon voriges Jahr hatten sie dadurch eine reichliche Einnahme, mit dieser Akademie und derjenigen welche ich in Karlsbad zum besten des abgebranten Baden gegeben, sind [...] in einem Jahr 3 Akademien von mir und durch mich gegeben worden, und – für mich hat man überall die Ohren an den Füßen[.].
[16]
Beethoven, an Grf. F. Brunsvik (Ende Aug./Anf. Sept. 1813), B 2, 367
: [O] Unseeliges Dekret, verführerisch wie eine Sirene, wofür ich mir hätte die Ohren mit Wachs verstopfen sollen laßen und mich festbinden, um nicht zu unterschreiben wie ulisses[.].
[17]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 396 f. (397)
: Die Verknüpfung zweier Sprachsphären, welche gleichtönen, wobei aber eine bestimmte Betrachtung der Bedeutung beider vorkommt, heißt ein Wortspiel, und dieses ist die Fundamentalfigur aller übrigen musikalisch[3]-poetischen[4] Sprachfiguren. Das Wortspiel ist der Witz[4] der Sprache[1], und an seiner Vortrefflichkeit kann nur der zweifeln, der überhaupt damit unbekannt ist, was der Witz[4] sei und bedeute, und vielleicht den ärmlichen Begriff[1] mit sich herumträgt: daß er nur ein Zeitvertreib, und die untergeordnete, unbedeutendere, heitere[5] Wahrheit sei. Allein weit entfernt diese geringe Gattung des Witzes[4] für sein Wesen zu halten; muß man vielmehr die Sache gradezu umkehren, und das Wesen der Wahrheit darin setzen, daß sie Witz[4] sey. Denn alle Wissenschaft ist Witz[4] des Verstandes, alle Kunst[2], Witz[4] der Phantasie[1], und jeder einzelne witzige Einfall wird nur dadurch zu einem solchen, daß er an den 〈397〉 Witz[4] der Wahrheit überhaupt erinnert. Damit man aber diese Stelle über den Witz[4], nicht etwa für witzelnd, sondern weil sie Wahrheit enthält, auch für witzig halte: so überlege man folgendes. Die Wissenschaft auf ihrem höchsten Standpunkte lehrt eine absolute Einheit eine unbedingte Identität alles mit allem. An diese ewige Consonanz des Weltalls, an diese heterogene Homogeneität, erinnert jede ernste und heitere[5], jede erhabene und burleske Stimmung, der Witz[4] ist der Blitz, welcher eine einzelne Stelle in dem großen Ganzen erleuchtet, und diese Identität im Einzelnen heraustreten läßt, und daher ist ein jeder Witz[4], indem er an das Höchste erinnert, erhaben. Je kleiner freilich die erleuchtete Stelle ist, je flüchtiger und vorübergehender der Eindruck, und der gesellige Witz[4] ist mehrentheils nur ein Wetterleuchten, welches das Dasein einer Region anzeigt, in welcher ein Blitz möglich wäre. Der ächte und große Witz[4] wohnt in der Wissenschaft, in der Kunst[2] und dem Leben; und da nun die Sprache[1] das Organ[1] von allen diesem ist: so sieht man leicht ein, daß durch das Wortspiel, wie es zum Beispiel Shakespear gebraucht, oder Aristophanes, Andeutungen können hervorgebracht, Effekte erregt, Empfindungen angeschlagen werden, die nur durch dieses Medium möglich sind, welche sich wie die Musik, körperlich durch das Ohr in den Geist[19] ergießen. ➢ Volltext.
[18]
Brentano, Godwi (1801), SWB 16, 328
: Sie hat bis jetzt nichts gethan, erwiederte er, als mir gepredigt, daß ich den Apollo so schlecht gemacht habe. Sie behauptete, wenn sie ihren Akteon aufführen würde, werde ich die Scene, wo mir die Hirschgeweihe wachsen würden, besser spielen. Ich sagte, sie solle sich mir nur einmal nackt im Bade zeigen, für die Hörner wolle ich schon sorgen; da gab sie mir eine Ohrfeige
, die, wäre sie nicht auf das Ohr1 gefallen, leicht die Grundlage eines Hornes hätte werden können – und für diese Ohrfeige
gab sie mir denn wieder einen Kuß, weil ich so geduldig gewesen sey, sagte sie, und sauste mir die Ohrfeige
in den Ohren
, als knacke einer die Welt wie eine Nuß auf, so schmeckte auch der Kuß, wie der Kern jener Nuß..
[19]
Brentano/Görres, BOGS (1807), 44
: Nun schlug ein kläglicher Ton an die Ohren der Horchenden, und als sie die Aufmerksamkeit auf die Stelle hin richteten, von der die Wehklage herkam, bemerkten sie einen Hirtenknaben, der [...] bitterlich granste, nach Befragen um die Ursache seines Gegranse gab er schluchzend zur Antwort, er heiße Klarin, und das garstige Mensch[3] Klarinette habe ihm seine Butterbemme gestohlen [...]. ➢ Volltext
.
[20]
Brockhaus, Conv.-Lex. VIII (1811), 49
: Sehr viel Wunderdinge erzählt die Fabel von seiner [Melampus'] Heil- und Wahrsagerkunst, welche letztere er von dem Phönicier Cadmus erlernt haben sollte. Doch erzählte man auch folgenden Ursprung dieser Gabe: Als nemlich ein paar Schlangen, welche er ganz jung in seinen Schutz genommen und sie aufgezogen hatte, einst, als er schlief, zu ihm hingekommen waren und seine Ohren[2] geleckt hatten, erschrack er beim Erwachen heftig, merkte aber bald, daß seine Ohren[3] durch die Schlangen geöffnet worden, so, daß er nun die Stimmen[3] der Vögel verstand, und alles, was diese den Menschen[1] über die Zukunft andeuteten, ihnen entdecken konnte. .
[21]
Brockhaus, Conv.-Lex. VIII (1811), 176
: Organ[2] [...] bedeutet jedes Werkzeug der äußern Sinne[4], der Empfindung und überhaupt jeden Körper, der so gebaut ist, daß dadurch gewisse Zwecke und Wirkungen erreicht werden können, z. B. das Auge, Ohr etc[.] [...] Daher heißen denn auch Organe[2] solche Gefäße, in welchen Säfte, die zur Nahrung der Thiere[2] und Pflanzen[1] dienen, umlaufen; und eben daher heißt | die Organisation[3] (auch Organismus[3]) derjenige Bau eines Körpers, mit welchem die flüssigen Theile desselben in den festen Gefäßen sich bewegen, verändern und durch Assimilation in die Substanz des Körpers selbst übergehen können. Und eben dadurch unterscheiden sich denn auch die Organischen[3] Körper von den Mineralien, welche nur aus der Zusammenhäufung gleichartiger Theile von außen her entstehen..
[22]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. III (1839), 334
: Das äußere Ohr dient vorzugsweise zur Aufnahme und Verstärkung der durch den Schall bedingten Schwingungen der Luft, welche sich durch den äußern Gehörgang zunächst dem Trommelfelle, von diesem aus vermittelst der Erschütterungen des Trommelfelles fortpflanzen, den Gehörknöchelchen und mittels der in der Trommelhöhle enthaltenen, ebenfalls in Bebung versetzten Luft dem Labyrinthe und durch die in demselben enthaltene Flüssigkeit dem daselbst befindlichen Gehörnerven mittheilen, der dann durch weitere Fortpflanzung der von außen empfangenen Eindrücke bis zum Gehirn, die den Gehörsinn ausmachenden Wahrnehmungen veranlaßt. Der eben angegebene Weg ist der gewöhnlichste, auf welchem der Schall in das Ohr gelangt..
[23]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. IV (1841), 59
: Die Luft dringt in das Ohr und setzt das in diesem ausgespannte Trommelfell in Schwingungen, welche der Wellenbewegung der Luft entsprechen, und so geschieht das Hören..
[24]
Eichendorff, Freier (1833), W 1, 883
: Aber die Nacht hat lange Ohren – die Gräfin wird daher, um alles Aufsehen zu vermeiden, auch ganz die Stimme[3] des Herrn Arthur nachahmen; lassen Sie sich dadurch nicht irremachen..
[25]
Fichte, Denkfreih. (1793), SW 6, 8
: Ruft es, ruft es in jedem Tone euren Fürsten in die Ohren[2/3], bis sie es hören, dass ihr euch die Denkfreiheit nicht werdet nehmen lassen, und beweist ihnen die Zuverlässigkeit dieser Versicherung durch euer Betragen. .
[26]
Fichte, Best. d. Gelehrt. (1794), SW 6, 328
: Von dem Fortgange der Wissenschaften hängt unmittelbar der ganze Fortgang des Menschengeschlechtes ab. Wer jenen aufhält, hält diesen auf. – Und wer diesen aufhält, – welchen Charakter[2] stellt derselbe öffentlich vor sein Zeitalter und vor die Nachwelt hin? Lauter, als durch tausend Stimmen, durch Handlungen, ruft er der Welt und der Nachwelt in die betäubten Ohren[2; 3]: die Menschen um mich herum sollen, wenigstens so lange ich lebe, nicht weiser und besser werden; denn in ihrem gewaltsamen Fortgange würde auch ich, trotz alles Widerstrebens, wenigstens in etwas mit fortgerissen werden; und dies verabscheue ich; ich will nicht erleuchteter, ich will nicht edler werden: Finsterniss und Verkehrtheit ist mein Element, und ich werde meine letzten Kräfte aufbieten, um mich nicht aus demselben verrücken zu lassen..
[27]
Goethe, Dicht. u. Wahrh. III (1814), 79
: Vielleicht hätten wir uns auch wohl hierein ergeben, wenn uns nicht ein böser Genius in die Ohren[2] geraunt hätte, alle Bemühungen eines Fremden[1], französisch zu reden, würden immer ohne Erfolg bleiben: denn ein geübtes Ohr[4] höre den Deutschen, den Italiäner, den Engländer unter seiner französischen Maske gar wohl heraus; geduldet werde man, aber keineswegs in den Schooß der einzig sprachseligen Kirche aufgenommen..
[28]
Goethe, an S. Boisserée (10. 4. 1820), WA IV, 231
: Von Ihnen ist heute soviel Liebes und Gutes gesprochen worden, daß Ihnen wohl die Ohren
hätten klingen sollen. .
[29]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 59
: Wie oft hört man sagen, daß eine europäische Schönheit[3] einem Chinesen oder gar einem Hottentotten mißfallen würde, indem dem Chinesen ein ganz anderer Begriff[1] von Schönheit[1] inwohne als dem Neger, und diesem wieder ein anderer als dem Europäer u. s. f. Ja betrachten wir die Kunstwerke[2] jener außer-europäischen Völker[1], ihre Götterbilder z. B., die als verehrungswürdig und erhaben aus ihrer Phantasie[1] entsprungen sind, so können sie uns als die scheußlichsten Götzenbilder vorkommen, und ihre Musik als die abscheulichste in die Ohren klingen, während sie ihrer Seits unsere Skulpturen, Malereien, Musiken für unbedeutend oder häßlich[1] halten werden. ➢ Volltext.
[30]
Heine, Buch d. Lied. (
≥1827), DHA 1.1, 168
: Philister in Sonntagsröcklein | Spatzieren durch Wald und Flur; | Sie jauchzen, sie hüpfen wie Böcklein, | Begrüßen die schöne[4] Natur[2]. || Betrachten mit blinzelnden Augen | Wie Alles romantisch[4] blüht; | Mit langen Ohren saugen | Sie ein der Spatzen Lied..
[31]
Hippel, Querzg. I (1793), 235
: Im gemeinen Leben sagt man von dem, was man nicht behalten will, man lasse es durch ein Ohr
hinein, und durch das andere hinaus, wie unkeusche Weiber ihre Liebhaber respektive durch Vorder- und Hinterthüren..
[32]
Hoffmann, Formica (1819), PW 4, 323
: Was hast du auch zu befürchten bei dem kühnen Unternehmen? – Schlägt es fehl, so stirbst du entweder den Heldentod des tapfern Kriegers, oder bekommt dich der Pascha gefangen, so wirst du höchstens gespießt, oder man streut dir Pulver in die Ohren
und zündet es an oder wählt eine andere dem wahren Helden anständige Todesart. .
[33]
Immermann, Münchh. (1838–39), W 3, 68
: Sie flüsterte ihm etwas in das Ohr..
[34]
Jean Paul, Katzenb. II (1809), 193
: Außer der Wasserspitzmaus – die bekanntlich im Wasser die Ohren mit Klappen schließen kann – und außer den Fledermäusen mit Ohrdeckeln, wüßt’ ich niemand, am wenigsten Menschen, welche ähnliche, den Augenliedern gleiche Ohrenlieder hätten; fast jeder hört, und zwar selten die angenehmsten Sachen..
[35]
Kant, Geisterseher (1766), 345
: [M]an bemerkt die Gegend und Weite eines schallenden Objects einigermaßen, wenn der Schall gleich leise ist und hinter uns geschieht, obschon die gerade Linien, die von da gezogen werden können, eben nicht die Eröffnung des Ohrs treffen, sondern auf andere Stellen des Haupts fallen [...]..
[36]
Klopstock, Gramm. Gespr. (1794), 38
: Hört von den Klingklängen auf, oder ihr zwingt mich, daß ich mir die Ohren zuhalte..
[37]
Krünitz, Oecon. Encycl. I (1773;
21782), 2
: Das Fett vom Aal, in die Ohren gethan, wird als eine gute Arzenei für die Taubheit angepriesen [...]..
[38]
Krünitz, Oecon. Encycl. XI (1777;
21785), 680
: Die Eulen machen in der Ordnung der Vögel ein eigenes Untergeschlecht der Raubvögel aus. Außer dem klassischen[1] Kennzeichen, daß sie 3 Zähen vorn, und einen hinten, einen krummen Schnabel und stark gekrümmte Fangklauen haben, unterscheiden sie sich vornehmlich durch ihre äußerliche, wunderliche und fast lächerliche Gestalt. Einige scheinen Hörner zu haben, bald an den Ohren, bald an den Augen, bald auf der Nase, welches aber eigentlich lange, hörnerähnliche Federn sind. Einige scheinen einen Schleyer über dem Gesichte zu haben, und noch andere haben ein Gesicht, fast wie eine alte Frau in einer Nachtcornette..
[39]
Naubert, Volksmährch. II (1791), 2
: Als er das Schloß vom nächsten Hügel zuerst erblickte, siehe, da wehte das Todtenzeichen, die weiße Fahne, von den Thürmen, und als er näher kam, da schallte das Klagen von Winnifrieds Jungfrauen und der einförmige grauenvolle Ton des Todtenlieds in sein Ohr..
[40]
Pückler-Muskau, Brf. Verstorb. IV (1830), 136
: Die Neugierde führte mich heute nochmals zu den Arbeiten am Tunnel, wo ich in der Taucherglocke mit auf den Grund des Wassers hinabfuhr, und wohl eine halbe Stunde dem Stopfen der Lehmsäcke, um den Bruch wieder mit festem Boden zu füllen, zusah. Einen ziemlich starken Schmerz in den Ohren
abgerechnet, aus denen sogar bei manchen Menschen Blut fließt, ohne jedoch nachher der Gesundheit zu schaden, fand ich es, je tiefer wir sanken, desto behaglicher in dem metallenen Kasten, der oben dicke Glasfenster hat, neben welchen zwei Schläuche ausgehen, die frische Luft ein- und die verdorbene auslassen..
[41]
Schiller, Ged. I (1782), NA 1, 86
: Wie? oder wenn romantisch[5] im Gehölze | Ein leiser Laut zu deinen Ohren drang, | Und in der Wellen silbernem Gewälze | Ein Mädchen Sammetglieder schwang?
.
[42]
Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 292
: 1. ist der Daumen, 2. der Zeigefinger, 3. der Mittelfinger, 4. der Ringfinger, 5. der kleine oder Ohrenfinger..
[43]
R. Schumann, Dichtbüchl. (*1833/34), 27
: Als ein junger Musikstudirender in der Probe zu der achten Symphonie von Beethoven eifrig in der Partitur nachlas, meinte Eusebius: „das muß ein guter Musiker sein!“ – „Mit nichten,“ sagte Florestan, „das ist der gute Musiker, der eine Musik[6] ohne Partitur versteht, und eine Partitur ohne Musik[6]. Das Ohr[3] muß des Auges und das Auge des (äußern) Ohres[2] nicht bedürfen.“.
[44]
Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 422 f. (423)
: Die chinesischen Gärtner suchen, wie die europäischen Mahler, die angenehmsten Gegenstände einzeln in der Natur[2] auf, und bemühen sich dieselben so zu vereinigen, daß nicht nur jeder für sich gut angebracht sey, sondern aus ihrer Vereinigung zugleich ein schönes[1] Ganzes entstehe. | Sie unterscheiden dreyerley Arten von Scenen, die sie lachende, fürchterliche und bezaubernde nennen. Die letzte Art ist die, die wir romantisch[3/4] nennen, und die Chineser wissen durch mancherley Kunstgriffe sie überraschend zu machen. Sie leiten 〈423〉 bisweilen einen rauschenden Bach unter der Erde weg, der das Ohr derer, die an die Stellen, darunter sie wegströhmen, kommen, mit einem Geräusche rühret, dessen Ursprung man nicht erkennt. Andremal machen sie ein Gemäuer von Felsen, oder bringen sonst in Gebäuden und andern in den Garten angebrachten Gegenständen Oefnungen und Ritzen so an, daß die durchstreichende Luft fremde[4] und seltsame Töne[1] hervorbringt..
[45]
Thümmel, Mittägl. Prov. V (1800), W 3, 81
: „[...] Nein, mein Herr! die hiesigen Armen sollen nichts von mir bekommen. Aber da Sie mir wegen der Magdalena einen Floh in's Ohr
gesetzt haben, so kann es wohl seyn, daß ich mein Testament ändere – und ein gutes, frommes und schönes Mädchen an Kindesstatt aufnehme, die einmal einem rechtschaffenen Manne wieder mein erworbenes Vermögen zubringt.“.
[46]
Thümmel, Mittägl. Prov. IX (1803), W 4, 169
: Was bekümmert sich eine Neuigkeitskrämerin, die oft im Angesichte ihres Beichtvaters ihrer Nachbarin bald diese bald jene nachtheilige Geschichte, die man ihr von dieser und jener erzählt hat, ins Ohr raunt [...]? .
[47]
L. Tieck, an Wackenroder (28. 12. 1792), VL 2, 108
: Du schreibst mir vom Koncert, ich bin gestern in das hiesige gewesen, es hat mir erstaunlich viel Langeweile gemacht, Forkel sieht sehr gewöhnlich aus. Das Quinkeliren und Paukenschlagen, – ach, es geht zum einen Ohr hinein und zum andem hinaus und das Herz weiß nichts davon, es ist so unangenehm, wie ein Gepolter, das einen aus dem Schlafe weckt..
[48]
L. Tieck, W. Lovell I (1795), 147
: Ich erinnere mich lebhaft aus den wenigen goldenen Tagen meines Lebens, wie meine ganze Seele nur ein einziges Gefühl der Liebe[2] ward, wie jeder andre Gedanke, jede andre Empfindung für mich in der Welt abgestorben war; in die finstern Gewölbe eines romantischen[3/8] Haines war ich so tief verirrt, daß nur noch Dämmrung mich umschwebte, daß kein Ton[1] der übrigen Welt an mein Ohr gelangte. ➢ Volltext.
[49]
Unger, J. Grünthal I (
31798), 121
: Ein großer Kenner des menschlichen Herzens, Cervantes, setzte ich hinzu, läßt den Sancho sagen: „Wenn ein Jüngling einem Mädchen nur ein einzigmal sagt: ich liebe Dich, so flüstert der Teufel es ihr wohl hundertmal ins Ohr[2/3], bis sie über und über in Liebe auflodert.“.
[50]
Wackenroder, an L. Tieck (ca. 25. 1. 1793), VL 2, 128
: Gebiete dem kleinsten Gedanken Deiner Seele eine feierl[iche] Stille, u[nd] laß, in dieser erhaben-majestät[ischen] Pause Deiner Geistesthätigkeit Dir die goldenen, himmlischen Worte[2] Deine beyden Ohren füllen: Ich bin Schriftsteller, u[nd] abermals: ich bin Schriftsteller. – – – Allein ich muß mich wohl von meiner schwindlichten Höhe herablassen, u[nd] Dir in der Sprache[3] der Menschen, in aller Kürze erzählen: Cur, quomodo, quando..
[51]
Wezel, Herm. u. Ulr. (1780), 42
: Die Angst[1], wenn sich der Faden des Lebens von meinem Herze losreißen wird, kann nicht schwerer seyn, als die meinige, indem ich diesen Brief[1] schließen soll: die Hand bebt mir – die Ohren brausen – es sprengt mir das Herz – Gott[1]! welche Beklemmung..
[52]
Wieland, Aristipp. I (1800–01), SW 22, 261
: Eben darin liegt das Verdienstliche, daß ich – bloß um mich selbst, auf künftige Fälle, die vielleicht nie kommen werden, in Bezwingung meiner Begierden zu üben – den stärksten Reizungen widerstehe, die vielleicht jemals einem Sterblichen zugesetzt haben. Bin ich tapfer genug in diesem Kampfe immer Sieger zu bleiben, welche Gefahr wird mir in meinem ganzen Leben furchtbar seyn? bei welchen Sirenenfelsen werd' ich nicht mit unverstopften Ohren
vorbei segeln können? .
[53]
Wieland, Aristipp. II (1800–01), SW 23, 96
: Was ich von Licht und Schatten, Farben und Linien als den Elementen des sichtbaren Schönen[1] gesagt habe, gilt in seiner Art auch von den verschiedenen Schwingungen der Luft, wodurch der Schall in unserm Ohr und vermittelst dieses Organs[2] in unserm innern Sinne[4] gewisse angenehme Gefühle erregt; von dem majestätischen Rollen des Donners bis zum leisen Geflüster der Pappel und Birke; vom klappernden Tosen eines entfernten Wasserfalls, bis zum einschläfernden Murmeln einer über glatte Kiesel hin rieselnden Quelle; vom fröhlichen Geschwirr der Lerche bis zum eintönigen Klingklang der Cicade. Alle diese einfachern Schälle und Töne[1], durch welche die Natur[2] unser Ohr als ein zu ihr stimmendes lebendiges Saiteninstrument anspricht, betrachte ich als die Elemente des hörbaren Schönen[1], welches, gleich dem sichtbaren, in der Mitte zwischen zwei Aeußersten schwebt[5], und also eben demselben Gesetz unterworfen ist, wodurch die dem Auge gefälligen Töne[13] des Lichts und der Farben, und die dem Gefühle schmeichelnden Formen der Körper bestimmt werden, dem Gesetze der Harmonie der sinnlichen Eindrücke von außen mit der Einrichtung der ihnen entsprechenden Organe[2]..