Wortliste
Struktur
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Semantik 
1. als partizipatorisches Adjektiv ⦿ zu Roman (wie lyrisch zu Lyrik, episch zu Epos und dramatisch zu Drama; vgl. Eichner 1972, 102 f.): ›romanspezi­fisch, romanbezogen, zum Roman als Gattung oder zu einem bestimmten einzelnen Gattungsvertreter ge­hö­rig, für ihn konstitutiv, darin vorkommend, ihm ent­nom­men‹; ›romanähnlich‹ (von Textsorten gesagt, die nicht im engeren Sinne als Romane gelten können, z. B. Novellen, Erzählungen [19, 36, 45, 69, 82]); metonymisch auch ›zum Romanautor gehörig, auf ihn bezüglich‹ [6]; auch mit Bezug auf mittelalterliche Legenden, Ritterepik [5, 20, 24, 48, 66, 68]. Liest man den Ausdruck r. Poesie in F. Schlegels Rede von der progressiven Universalpoesie (Ath.-Fragm. [1798], 28 ff., Nr. 116) als r.1 Poesie1 (›Romandichtung, Hervorbringung von Romanen‹), so gewinnt r.1 eine Reihe von zusätzlichen semantischen Aspekten:
  • ›selbstreflexiv‹ (vgl. 9): die r. Poesie1 kann zwischen dem Dargestellten und dem Darstellenden auf den Flügeln der poetischen4 Reflexion in der Mitte schweben, diese Reflexion immer wieder potenzieren und wie in einer endlosen Reihe von Spiegeln vervielfachen [55],
  • ›synthetitiv‹ (vgl. 10): die r. Poesie1 soll alle getrennte Gattungen der Poesie11 wieder vereinigen, die Poesie11/18 mit der Philosophie, und Rhetorik in Berührung setzen, Poesie3 und Prosa1, Genialität und Kritik1, Kunstpoesie und Naturpoesie bald mischen, bald verschmelzen, die Poesie1 lebendig und gesellig und das Leben und die Gesellschaft poetisch1 machen, den Witz1 poetisiren, die Formen der Kunst2 mit gediegnem Bildungsstoff jeder Art anfüllen und sättigen, und durch die Schwingungen des Humors2 beseelen [55], der Roman bzw. eine r. Dichtung erscheint als gemischt [59, 70], als r. Gelehrsamkeit und r. Geschicklichkeit bezeichnet Novalis Kombinations- und Variationsfertigkeit [35; vgl. auch 40],
  • ›universell, unabgeschlossen, unendlich perfektibel‹ (vgl. 11): die r. Poesie1 umfasst alles, was nur poetisch4 ist, kann ein Spiegel der ganzen umgebenden Welt, ein Bild des Zeitalters werden, ist einer grenzenlos wachsenden Klassizität und höchster und allseitigster Bildung2 fähig [55].
Belege 
[1] Beethoven, an Fa. B. Schott's Söhne (22. 1. 1825), B 6, 10: [H]ier folgen ein paar Canones für ihr Journal [...] als beylage einer Romantischen LebensBeschreibung des Tobias Haßlinger allhier in 3 Theilen [...]. ⦿

[2] A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 238: Wir [...] merken nur an, daß wir die Prosa[5] des Romans[1] mit dem Nahmen der romantischen Prosa[5] [...] bezeichnen wollen. Volltext

[3] Brockhaus, Conv.-Lex. IV (1809), 298: Robinson, ein Engländischer Matrose, der durch Zufall allein auf eine Südamerikanische Insel [...] ausgesetzt, viele Jahre als Einsiedler leben mußte, gab, wie es heißt, im vorigen Jahrhunderte den ersten Anlaß zu den Robinsonaden, die lange der Modestoff romantischer Dichtungen waren.

[4] Goethe, Tageb. (1807), WA III, 256: Zu Hause geblieben. Verschiedene romantische Sujets überlegt. Verwandlung der Achilleis in einen Roman[1].

[5] Herder, Engl. u. dt. Dichtk. (1777), 425: In allen Ländern Europens hat der Rittergeist nur Ein Wörterbuch, und so auch die Erzählung im Ton[3] desselben, Ballade, Romanze überall dieselbe Haupt- und Nebenworte, einerlei Fallendungen und Freyheiten[17] im Sylbenmasse, in Verwerfung der Töne[2] und Flicksylben, selbst einerley Lieblingslieder, romantische Pflanzen[1] und Kräuter, Tiere[1] und Vögel. Volltext

[6] Jean Paul, Vorsch. Ästh. I (21813), 39: Zuweilen ist es romantische[8/1] Pflicht der Nachgeschichte wie der Vorgeschichte eines ⟨40⟩ wunderbaren Charakters[7], die Decke zu lassen [...].

[7] Jean Paul, Unsichtb. Loge I (21822), XXV: Gegenwärtiger Schreiber ist auf diesem Bogen [...] im Begriffe[6] zu jubilieren und ein Familienfest mit einem seiner liebsten Kinder, – eben dem gegenwärtigen Buche, seinem romantischen Erstling – zu begehen und redet hier zur zweiten Auflage vor.

[8] Novalis, an A. W. Schlegel (12. 1. 1798), NS 4, 247: Es scheint mir auch, als ließe sich ein epistolarischer und dialogischer Rythmus, in dem Verhältniß zu den lyrischen und dramatischen, wie der romantische Rythmus zu dem Epischen – recht gut denken.

[9] Novalis, an F. Schlegel (10. 12. 1798), NS 4, 270: Mit den romantischen Projecten muß ich [...] noch eine Zeitlang zurückhalten[.]

[10] Novalis, an F. Schlegel (31. 1. 1800), NS 4, 318: Ich habe jezt nichts im Kopfe, als Romane[1], und Lustspiele. Der Lehrling zu Saïs kommt nach der Vollendung des obigen R[omans][1] [sc. Heinrich von Afterdingen] sogleich in die Arbeit. Lieder füllen einzelne Nebenstunden aus, und die Reden sind für den Sommer zur Unterbrechung des Romantischen bestimmt.

[11] Pückler-Muskau, Brf. Verstorb. III (1830), 240: Mit solchen Phantasieen, gute Julie, will ich einschlummern, und dem Morgen wieder entgegentreten, der mir [...] Romantisches beut – die Ruinen von Kenilworth!

[12] Schelling, Philos. d. Kunst (!1803–04), SW I, 5, 683: Wir haben den Kreis der epischen Formen, wiefern sie im Geist[12] der modernen[1/8?] und romantischen[1/13?] Poesie[11] möglich sind, durchlaufen. Volltext

[13] A. W. Schlegel, Geist d. Zeitalt. (1803), Eur. 2, 80: Im Mittelalter lebte die Poesie[1] [...] im Gesange und der Declamation der Troubadours und Conteurs, noch Ariost hat auf diese Art seine Gesänge ursprünglich zur Vorlesung bestimmt. In den südlichen Ländern, wo man weniger lieset, hat das mündliche öffentliche Erzählen bis jetzt seinen Reiz behalten. – Solch eine Mittheilung erregt ganz andre Spannung und Theilnahme als das einsame ungesellige Lesen. Aber auch den Zauber der Schrift selbst hat die Buchdruckerei großentheils aufgehoben. Bei der Schwierigkeit, sich Bücher zu verschaffen, war ein einziges schon ein kostbares Besitzthum, das von Geschlecht zu Geschlecht forterbte: es war eine romantische[7; 1] Armuth. Jetzt sind die Menschen durch die Leichtigkeit des Besitzes gegen das Vortrefflichste so gleichgültig geworden, daß sie meistens gar nicht mehr mit Andacht, sondern bloß zu gedankenloser Zerstreuung lesen. Volltext ⦿

[14] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (!1803–04), KAV 3, 348: Sowohl die Italiäner als Spanier besitzen romantische Darstellungen in einer [...] wahrhaft poetisirten Prosa[5]. [...] Boccaz muß wohl als der Stifter der romantischen Prosa[5] angesehen werden, wiewohl er die Französischen Ritterromane und Fabliaux vor Augen haben mochte. – Bey den Spaniern ist sie zuerst in den Ritterromanen aufgeblüht, [...] dann wurde sie besonders in den Schäferromanen und einigen andern sehr anmuthig bearbeitet, und endlich von Cervantes auf den letzten Gipfel erhoben, der nicht weiter hat übertroffen werden können. – Es ist keine Frage, daß die Deutsche Sprache[3] sich hierin sehr gut an diese südlichen Muster anschließen kann; sie hat in frühern Zeiten[3] schon mehr das dazu gehörige besessen, und jetzt ist durch Goethes W. Meister zuerst der Sinn[5] für romantische ruhig darstellende Prosa[5] wieder geweckt worden.

[15] F. Schlegel, Lyc.-Fragm. (1797), 145, Nr. 49: Eins der wichtigsten Moyens der dramatischen und romantischen Kunst[3] bey den Engländern sind die Guineen. Besonders in der Schlußcadence werden sie stark gebraucht, wenn die Bässe anfangen recht voll zu arbeiten. Volltext

[16] F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 33 f. (34), Nr. 125: Jean ⟨34⟩ Pauls groteskes Talent und Peter Leberechts fantastische[2] Bildung[5] vereinigt, würden einen vortrefflichen romantischen[1/4] Dichter hervorbringen. Volltext

[17] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 113 f. (114): Sie behaupteten, Friedrich Richters [sc. Jean Pauls] Romane[1] seyen keine Romane[1], sondern ein buntes[2] Allerley von kränklichem Witz[4]. [...] ⟨114⟩ [...] Das bunte[2] Allerley von kränklichem Witz[4] gebe ich zu, aber ich nehme es in Schutz und behaupte dreist, daß solche Grotesken und Bekenntnisse noch die einzigen romantischen[1/4] Erzeugnisse unsers unromantischen Zeitalters sind. Volltext

[18] F. Schlegel, Beitr. mod. Poesie (1803), 52: Alle diese verschiednen Formen werden sich als nützlich und ächt, ja als wesentlich bewähren, wenn sich erst der Roman[1] selbst in seiner ganzen Fülle bei uns weiter wird entfaltet haben, und die Mannichfaltigkeit der alten[1] romantischen[12/1/4] Geschichten[9] in eben so mannichfaltigen[1] Formen neu[1] dargestellt und eigen gebildet, uns den ehemaligen Frühling des romantischen[12/1/4] Lebens und Dichtens, in seiner ganzen Schönheit[1] wieder bringen wird. Volltext

[19] F. Schlegel, Philos. Lehrj. VII (*1803), KFSA 18, 494, Nr. 222: Eine der wichtigsten Buchformen ist der Brief[3]. [...] Der Brief[3] ist äusserst romantisch; ja der Roman[1] selbst eine Art von Brief[3].

[20] Wieland, Oberon (1780), 3: Noch einmal sattelt mir den Hippogryfen, ihr Musen, | Zum ritt ins alte[1] romantische land! | Wie lieblich um meinen entfesselten busen | der holde wahnsinn spielt? Wer schlang das magische band | Um meine stirne? Wer treibt von meinen augen den nebel | Der auf der Vorwelt wundern liegt? | Ich seh, in buntem gewühl, bald siegend, bald besiegt, | Des Ritters gutes schwert, der Heyden blinkende säbel.

[21] A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 240.

[22] A. F. Bernhardi, Anfangsgr. d. Sprw. (1805), 378.

[23] Brentano, Klingemanns Faust (*1816), B, 151.

[24] Brockhaus, Conv.-Lex. I (1809), 87.

[25] Chézy, Nachschr. Klencke (1805), 200.

[26] Ditters v. Dittersdorf [Spazier], Lebensbeschr. (1801), 10.

[27] Goethe, Tageb. (1807), WA III, 255.

[28] Görres, Tt. Volksb. (1807), 134.

[29] v. d. Hagen, Vorr. Lit. Grdriß (1812), III f. (IV).

[30] Herder, Krit. Wäld. II (1769), 195.

[31] Herder, Bef. d. Hum. VII (1796), 15 f. (16).

[32] Th. Huber, Holland (1811), 171 f. (172), Anm..

[33] Jean Paul, Vorsch. Ästh. II (21813), 543 f. (544).

[34] Jung-Stilling, Jüngl.-Jahre (1778), 123 f. (124).

[35] Novalis, Allg. Brouill. (*1798), NS 3, 277, Nr. 213.

[36] Novalis, Allg. Brouill. (*1798), NS 3, 308, Nr. 373.

[37] Novalis, an C. Schlegel (27. 2. 1799), NS 4, 279.

[38] Novalis, Fragm. u. Stud. (*1800), NS 3, 647, Nr. 537.

[39] Novalis, Fragm. u. Stud. (*1800), NS 3, 654, Nr. 576.

[40] Novalis, Fragm. u. Stud. (*1800), NS 3, 654, Nr. 580.

[41] Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 99.

[42] Pückler-Muskau, Brf. Verstorb. IV (1830), 97.

[43] Schelling, Philos. d. Kunst (!1803–04), SW I, 5, 645.

[44] Schelling, Philos. d. Kunst (!1803–04), SW I, 5, 672.

[45] Schelling, Philos. d. Kunst (!1803–04), SW I, 5, 682 f. (683).

[46] (?)C. Schelling, Rez. Rob.-Rom. (1806), 334 f. (335).

[47] Schiller, an Goethe (28. 6. 1796), NA 28, 232 f. (233).

[48] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 12.

[49] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 183.

[50] D. Schlegel, Gespr. Rom. Frz. (1803), 97.

[51] F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 87, Nr. 23.

[52] F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 90, Nr. 65.

[53] F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 136, Nr. 606.

[54] F. Schlegel, Philos. Lehrj. II (*1797), KFSA 18, 23, Nr. 55.

[55] F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 28 ff., Nr. 116.

[56] F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 129, Nr. 418.

[57] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 107.

[58] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 119.

[59] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 122 ff. (123 f.).

[60] F. Schlegel, Fragm. Poes. u. Litt. (*1801), KFSA 16, 317, Nr. 754.

[61] F. Schlegel, Fragm. Poes. u. Litt. (*1801), KFSA 16, 322, Nr. 810.

[62] F. Schlegel, an L. Tieck (25. 9. 1802), L, 115.

[63] F. Schlegel, Philos. Lehrj. VII (*1802), KFSA 18, 479, Nr. 87.

[64] F. Schlegel, Zur Poesie II (*1802), KFSA 16, 434, Nr. 157.

[65] F. Schlegel, Beitr. mod. Poesie (1803), 54.

[66] F. Schlegel, Beitr. mod. Poesie (1803), 69.

[67] F. Schlegel, an A. W. Schlegel (21. 7. 1804), KJ 1, 126.

[68] F. Schlegel, an A. W. Schlegel (13. 7. 1808), KJ 1, 571.

[69] F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 214.

[70] F. Schlegel, Gedanken (*1808–09), KFSA 19, 268, Nr. 34.

[71] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 461 f. (462).

[72] Schleiermacher, Brf. Lucind. (1800), 1 f. (2).

[73] Schleiermacher, Brf. Lucind. (1800), 17.

[74] Schleiermacher, Brf. Lucind. (1800), 41.

[75] J. Schopenhauer, Jugendlb. u. Wanderb. I (1839), 228.

[76] R. Schumann, Tageb. I (*1828), 96.

[77] Spazier, Vorber. Dittersd. (1801), 10.

[78] L. Tieck, an A. W. Schlegel (23. 12. 1797), L, 26.

[79] L. Tieck, Phantasus I (1812), 15.

[80] L. Tieck, Phantasus I (1812), 17.

[81] L. Tieck, Phantasus I (1812), 69 f. (70).

[82] L. Tieck, Phantasus I (1812), 396.

[83] K. A. Varnhagen von Ense, Denkw. I (1837–42), 414.














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