[1]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
21793), 910
: Besêligen, [...] selig, d. i. glücklich machen, in der höhern Schreibart. [...] In dem gemeinen Umgange wird dieses Wort[1] nur in einer niedrigen Ironie gebraucht. Einen mit etwas beseligen, ihm eine nachtheilige oder schimpfliche Sache aufhängen; daher unsere Dichter mit diesem Worte[1] billig ein wenig sparsamer umgehen sollten, weil sich der unangenehme Nebenbegriff oft mit in die Vorstellung eindränget.
[2]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. III (
21798), 1292 f. (1293)
: Sauber, [...] rein, von allem Schmutze oder Unreinlichkeit befreyet und dabey zierlich. 1) Eigentlich. Das Glas ist sehr sauber, rein. Eine saubere Kleidung. Ein sauberes Hemd. [...] 〈1293〉 [...] 2. Figürlich. [...] Nach einer gewöhnlichen Ironie bezeichnet es zuweilen [...] den Gegensatz, und wird alsdann ironisch[1] überhaupt von Dingen gebraucht, welche die gehörige Beschaffenheit nicht haben. Ein sauberer Vogel, ein leichtfertiger, ausschweifender, lasterhafter Mensch. Das ist mein sauberer Sohn, mein ungerathener.
[3]
Ahlefeld, Erna (1820), 282
: Zwar hatte ihr Umgang eben keinen sonderlichen Reiz für ihn, da ihre Heiterkeit[4] nicht kindlich spielend, wie er es an Frauen liebte, sondern oft stechend und durch Ironie verwundend war; aber die Hoffnung zog ihn mit magnetischer Kraft zu ihr hin, vielleicht bei ihr ein Wort von Erna zu hören.
[4]
Brockhaus, Conv.-Lex. VII (1809), 480
: Die Ironie heißt diejenige Art, sich auszudrücken, wo man gerade das Gegentheil von dem meint, was man sagt; vorzüglich pflegt man dieses von dem Spotte zu verstehen, den man hinter gewisse Lobeserhebungen versteckt, um dadurch das Gegentheil zu bezeichnen, also: eine Spottrede, Höhnerei etc.
[5]
G. Forster, Reise u. d. Welt II (1780), 109
: Die Art, mit welcher er dies Mährchen vorbrachte, bewies offenbar, daß es eine Ironie auf diejenigen Stellen unsrer Erzählungen seyn sollte, die er entweder für erdichtet halten mogte, oder wovon er sich keinen Begriff[1] machen konnte, und die schalkhaft witzige Einkleidung, welche er seiner Spötterey zu geben wußte, war in der That bewundernswerth.
[6]
Goethe, an Schiller (30. 12. 1795), WA IV, 10, 356
: Ich freue mich sehr, daß die Xenien bey Ihnen Eingang und Beyfall gefunden haben, und ich bin völlig der Meinung daß wir weiter um uns greifen müssen. [...] Über uns selbst dürfen wir nur das was die albernen Pursche sagen, in Verse bringen, und so verstecken wir uns noch gar hinter die Form der Ironie.
[7]
Jean Paul, Hesp. I (1795), 17
: In der That, da die Deutschen Ironie weder fassen noch schreiben können: so ist man gezwungen, vielen ernsthaften Büchern und Rezensionen boshafte Ironie anzudichten, um nur was zu haben.
[8]
Klopstock, Gelehrtenrep. (1774), 150
: Die rechte Ironie ist eine gar keusche Dirne, enthält sich mit grosser Strenge des Mitlachens. Am besten hat sie's troffen, wenn nicht etwa nur, wer mit Haut und Haar Gauch ist, sondern auch der Klügling denkt, sie meine das in allem Ernste, was sie sagt.
[9]
Krünitz, Oecon. Encycl. LIII (1791), 700
: Nach einer im gem.[einen] Leben üblichen Ironie, wird ein Ehemann gekrönet, wenn dessen Gattinn die eheliche Treue verletzt, oder ihm, nach einem andern niedrigen Ausdrucke, Hörner aufsetzt.
[10]
Paalzow, Godw.-Castle I (1836), SR 1, 58
: Graf Archimbald, der nur den etwas vorgestreckten Fuß des Lords zu sehen brauchte, um zu wissen, daß er hier länger geharrt, als er mit seiner Würde verträglich fand, fing schon in einiger Entfernung an, sich mit einer Bescheidenheit und Höflichkeit zu entschuldigen, die sehr oft, in einem so hohen Grade ausgesprochen, eine leichte Beimischung von Ironie verräth, von der wir auch jetzt den Grafen loszusprechen uns nicht verpflichtet halten.
[11]
Schelling, Philos. d. Kunst (
!1803–04), SW I, 5, 675
: Die Gleichgültigkeit [des Dichters] darf so weit gehen, daß sie sogar in Ironie[1/3] gegen den Helden übergehen kann, da Ironie[1/3] die einzige Form ist, in der das, was vom Subjekt ausgeht oder ausgehen muß, sich am bestimmtesten wieder von ihm ablöst und objektiv wird. Die Unvollkommenheit kann also dem Helden in dieser Hinsicht gar nichts schaden; die prätendirte Vollkommenheit hingegen wird den Roman vernichten. ➢ Volltext
[12]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 39
: Mit einem Wort[2], es folgte auf die idealische Weltansicht des Ritterthums und seiner Galanterie ein derber Realismus: vielleicht kann man diese Zusammenstellung als ein allgemeines Gesetz, wenigstens im Gange der romantischen[12/10/11] Poesie[11] ansehen, da in dieser die Ironie zu Hause ist.
[13]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.1 (1809), 61
: Was ich unter Ironie verstehe, werde ich zur Rechtfertigung des dem Tragischen beygemischten Komischen im romantischen[12/4] Drama des Shakspeare und Calderon näher entwickeln. Hier nur so viel, daß es ein in die Darstellung selbst hineingelegtes mehr oder weniger leise angedeutetes Eingeständniß ihrer übertreibenden Einseitigkeit in dem Antheil der Fantasie[21] und Empfindung ist, wodurch also das Gleichgewicht wieder hergestellt wird. ➢ Volltext
[14]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 70
: Niemand hat so wie er [sc. Shakspeare] den leisen Selbstbetrug geschildert, die halb selbstbewußte Heucheley gegen sich, womit auch edle Gemüther die in der menschlichen Natur[1] fast unvermeidliche Eindrängung selbstischer Triebfedern verkleiden. Diese geheime Ironie der Charakteristik ist bewundernswürdig als ein Abgrund von Scharfsinn, aber dem Enthusiasmus thut sie wehe. Dahin kommt man also, wenn 〈71〉 man das Unglück gehabt hat, die Menschheit[1] zu durchschauen, und außer der traurigen Wahrheit, daß keine Tugend und Größe ganz rein und ächt sey, und dem gefährlichen Irrthum als stände das Höchste zu erreichen, bleibt uns keine Wahl übrig. Hier spüre ich, während er die innigsten Rührungen erregt, in dem Dichter selbst eine gewisse Kälte, aber die eines überlegenen Geistes[32], der den Kreis des menschlichen Daseyns durchlaufen, und das Gefühl überlebt hat. ➢ Volltext
[15]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 72
: Wo das eigentlich Tragische eintritt, hört freylich die Ironie[1] auf; allein von dem eingestandnen Scherz der Komödie an bis dahin, wo die Unterwerfung sterblicher Wesen unter ein unvermeidliches Schicksal den strengsten Ernst fodert, giebt es eine Menge menschlicher Verhältnisse, die allerdings, ohne die ewige Gränzscheidung zwischen Gut und Böse zu verwirren, mit Ironie[3] betrachtet werden dürfen. Diesem Zweck dienen die komischen Personen und Auftritte, welche in Shakspeare's meisten Stücken einer edlen und erhöhenden Darstellung romantischer[7] Dichtungen [...] eingeflochten sind. Manchmal ist eine bestimmte Parodie des ernsthaften Theils darin nicht 〈73〉 zu verkennen; andremale ist der Zusammenhang loser und willkührlicher, um so mehr, je wunderbarer die Erfindung des Ganzen ist, je mehr es bloß zu einer leichten Gaukeley der Fantasie[1] wird. Ueberall dienen die komischen Unterbrechungen dazu, zu verhüten, daß das Spiel sich nicht in ein Geschäft verwandle, dem Gemüth seine Heiterkeit[4] zu bewahren, und jenen trüben schwunglosen Ernst abzuhalten, der sich so leicht im sentimentalen jedoch nicht tragischen Schauspiele einschleicht. ➢ Volltext
[16]
C. Schlegel, an Novalis (4. 2. 1799), C 1, 497
: Was Schelling betrifft, so hat es nie eine sprödere Hülle gegeben. [...] Er ist beständig auf der Wache gegen mich und die Ironie in der Schlegelschen Familie; weil es ihm an aller Fröhlichkeit mangelt, gewinnt er ihr auch so leicht die fröhliche Seite nicht ab.
[17]
F. Schlegel, Lyc.-Fragm. (1797), 145, Nr. 48
: Ironie ist die Form des Paradoxen. Paradox ist alles, was zugleich gut und groß ist. ➢ Volltext
[18]
F. Schlegel, Goethe's Meister (1798), 158
: Man lasse sich also dadurch, daß der Dichter [sc. Goethe] selbst die Personen und die Begebenheiten so leicht und so launig zu nehmen, den Helden fast nie ohne Ironie[1/3] zu erwähnen, und auf sein Meisterwerk selbst von der Höhe seines Geistes herabzulächeln scheint, nicht täuschen, als sey es ihm nicht der heiligste Ernst. ➢ Volltext
[19]
F. Schlegel, Philos. Lehrj. III (*1798), KFSA 18, 128, Nr. 76
: Ironie ist gleichsam die επιδειξις d[er] Unendlichkeit, d[er] Universalität, vom Sinn[5] fürs Weltall.
[20]
F. Schlegel, Unverst. (1800), 346
: Um die Uebersicht vom ganzen System der Ironie zu erleichtern, wollen wir einige der vorzüglichsten Arten anführen. Die erste und vornehmste von allen ist die grobe Ironie [...]. Dann kommt die feine oder die delikate Ironie; dann die extrafeine; in dieser Manier arbeitet Skaramuz, wenn er sich freundlich und ernsthaft mit jemand zu besprechen scheint, indem er nur den Augenblick erwartet, wo er wird mit einer guten Art einen Tritt in den Hintern geben können. Diese Sorte wird auch wohl bey Dichtern gefunden, wie ebenfalls die redliche Ironie, welche am reinsten und ursprünglichsten in alten Gärten angebracht ist, wo wunderbar liebliche Grotten den gefühlvollen Freund der Natur[19] in ihren kühlen Schooß locken, um ihn dann von allen Seiten mit Wasser reichlich zu besprützen und ihm so die Zartheit zu vertreiben. ➢ Volltext
[21]
A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 203
: Trägheit und Unwissenheit machen geneigt, sich zu früh auf ursprüngliche Kräfte zu berufen: dies zeigt sich mit einer der Ironie gleichenden Uebertreibung in den Entitäten und Quidditäten der Scholastiker. ➢ Volltext
[22]
Sulzer, Allg. Theor. II (1774), 1099
: Spott. [...] Ich stehe bey mir selbst an, ob ich dieses Wort[1] brauchen könne, um das auszudrüken, was das lateinisch-griechische Wort[1] Ironia bedeutet; denn es scheinet, daß der Spott ohne Ironie seyn könne, und daß die Ironie nicht immer spotte. Indessen haben wir für jenen Fall, die Worte[1] auslachen und höhnen, und das Wort[1] Spaß scheinet das leztere auszudrüken. Wie dem nun sey, so ist hier von der Ironie die Rede, die man braucht, um Personen, oder Sachen lächerlich zu machen: sie besteht darin, daß man etwas spricht oder thut, das unter dem unmittelbaren Schein des Beyfalls, oder Lobes, gerade das Gegentheil bewürket.
[23]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
21793), 465
: Am häufigsten wird dieses Wörtchen [sc. die Partikel auch] in Fragen gebraucht, besonders, wenn sie einen versteckten Einwurf enthalten. Ist dirs auch lieb? Ist es ihnen auch zuwider, wenn ich zu ihnen komme? Haben sie mich auch noch lieb? Soll ichs auch glauben? [...] Zuweilen begleitet es den Ausdruck der Ironie: jetzt ist es auch Zeit zu weinen. Ingleichen des Unwillens: die verdammte Post, ich weiß auch nicht wo sie bleibt! Eines gelinden Verweises: sie bitten sich auch sehr geringe Dinge aus u. s. f..
[24]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
21793), 1034
: Das Bíßchen, im Oberdeutschen das Bíßlein, [...] ein kleiner Bissen. 1. Eigentlich. Schöne Bißchen, Leckerbißchen. 2. Figürlich. [...] In einer niedrigen Ironie, von einer Person. Das ist ein feines Bißchen, ein böser, wunderlicher, seltsamer Mensch..
[25]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
21793), 1989
: Ey, eine Interjection, welche der natürliche Ausdruck verschiedener größten Theils sanften und gelinden Gemüthsbewegungen ist, und selbige mit allen ihren Schattirungen und Graden ausdruckt. | 1) Der Freude. Ey, das ist vortrefflich! Ey, das freuet mich! [...] 5) Der Verwunderung. Ey, wie schön! Ey, ey! ein Schatz! Ey, welch ein schöner Tag ist das! Ey, bist du denn auch schon munter? Ey, welche weise und verständige Leute sind das! [...] Auch der mit Unwillen begleiteten Verwunderung. Ey, der Henker! Ey, warum nicht gar? 6) Der Ironie. Ey, der kluge Mann! Ey, wahrlich, du hast deine Sachen gut gemacht! Ey, eine treffliche Summe, der ich werth geachtet bin von ihnen!.
[26]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. II (
21796), 1796
: Nach einer im gemeinen Leben üblichen Ironie, wird ein Ehemann gekrönet, wenn dessen Gattinn die eheliche Treue verletzet, oder ihm, nach einem andern figürlichen Ausdrucke, Hörner aufsetzet..
[27]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. IV (
21801), 240
: An einigen Orten werden [...] die Fußfesseln Springer genannt; ohne Zweifel aus einer Ironie, weil sie das Springen verhindern..
[28]
Ahlefeld, Erna (1820), 56
: Und als sie schüchtern den Einwurf wagte, daß [...] ein ächt religiöser Sinn nicht in dem durch Täuschung erschlichenen Beifall der Welt, sondern in der Reinheit seines Bewußtseyns, und in dem gewissenhaftesten Befolgen der Gebote der strengsten Sittlichkeit wahre Befriedigung zu finden vermöge, lächelte er sie mit jenem gutmüthig sich überhebenden Gemisch von Ironie und freundlichen Bedauerns an, wie man die ungereimten Einfälle eines Kindes zu belächeln pflegt..
[29]
B. v. Arnim, Briefw. Kind I (1835), 314
: Mein Unglück führte mich grade nach Frankfurt, als Frau von Staël durchkam [...], die Mutter aber war recht froh, daß ich ihr Beistand leistete, denn sie war schon prevenirt, daß die Staël ihr einen Brief[1] von Dir bringen würde, und sie wünschte, daß ich die Intermezzos spielen möge, wenn ihr bei dieser großen Katastrophe Erholung nöthig sei. Die Mutter hat mir nun befohlen, Dir alles ausführlich zu beschreiben [...]. Die Mutter hatte sich – ob aus Ironie oder aus Übermuth, wunderbar geschmückt, aber mit deutscher Laune, nicht mit französischem Geschmack, ich muß Dir sagen, daß wenn ich die Mutter ansah, mit ihren drei Federn auf dem Kopf, die nach drei verschiedenen Seiten hinschwankten, eine rothe, eine weiße und eine blaue – die französischen Nationalfarben, welche aus einem Feld von Sonnenblumen emporstiegen, – so klopfte mir das Herz vor Lust und Erwartung [...]. ➢ Volltext.
[30]
B. v. Arnim, Günder. II (1840), 205
: Du fragst nach Savigny. Der ist eben wie immer. Die höchste Güte leuchtet aus ihm, die höchste Großmuth, die größte Nachsicht, die reinste Absicht in allem, das edelste Vertrauen zu dem Willen und Respekt vor der individuellen Natur[17]. Nein ich glaub nicht daß es ein edleres Verhältnißmaaß giebt. Das stört mich also gar nicht daß er mich hundertmal hoffärtig nennt, und daß er über meine Albernheiten lacht und daß er mir noch größere zutraut, und daß er keinen Glauben an meinen gesunden Menschenverstand hat, er thut das alles mit so liebenswürdiger Ironie, er ist so gutmüthig dabei, so willenlos einem zu stören, so verzeihend [...]..
[31]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 229 f. (230)
: In der Erzählung findet der historische Styl, und zwar der der reinen Geschichte[7] statt. Allein dies ist nur die äusserliche Erscheinung, denn das Faktum und die Realität wird hier schon, als durch die Individualität des Redners gebrochen dargestellt, und in der That hat man hier eine rhetorisirte Geschichte[7]. Die Sprachdarstellung ist demnach sehr einfach und kalt, und sie bleibt es auch in dem über das Faktum angestellten Raisonnement. Dies ist die Region in welcher die Subordinationen und Coordinationen der Ideen geschehen, in welcher alle Operationen und Figuren des Verstandes vorkommen, nur daß da das Hauptstreben poetisch[1] ist, und die philosophischen Ideen selbst in der Realität und der anschaulichen Sphäre liegen, die Poesie[22] dieselben verkleidet, den strengen Ernst derselben mildert, und daß ich es mit 〈230〉 einem Worte[2] ausdrücke, diese Region zu dem Punkte macht, in welchem die Figuren des Verstandes in die imaginativen übergehen, eine Sache, welche auch im philosophischen Gespräch vorkommt, obgleich seltener. Hier treten eine Reihe von rednerischen Verstandesfiguren auf, und zwar besonders solche, welche in der strengen Verstandesdarstellung kein großes Gewicht haben, als Analogie, Induction und Bewelse apagogischer Art, sodann alle Figuren der Modalität, die Ironie, der Zweifel, der Einwurf und andere. ➢ Volltext.
[32]
C. Böhmer, an F. L. W. Meyer (11. 7. 1791), C 1, 225
: Hätt ich noch Plaz, so schrieb ich Ihnen litterarische Dinge – von Schiller, der Bürgern um alle menschliche Ehre recennsirt hat, und Bürgern, der sich nur durch Ironie zu helfen weiß – eine Waffe, die in den Händen der meisten Schriftsteller, weil sie meistens Männer sind, verunglückt, und à plus forte raison in der seinigen – [...] aber Sie sehn, ich muß enden..
[33]
Börne, Hamlet (1829), SS 1, 498
: Man hat viel von Shakespeares Ironie gesprochen. Vielleicht habe ich nicht recht verstanden, was man darunter verstanden; aber ich habe Ironie überall vergebens gesucht. Ironie ist Beschränktheit, – oder Beschränkung. Für letztere war Shakespeare zu königlich, für erstere hatte er eine zu klare Weltanschauung; er sieht keinen Widerspruch zwischen Sein und Schein, er sieht keinen Irrtum. Oft zeigt er uns lächelnd des Lebens verstellten, doch nie spottend des Lebens lächerlichen Ernst. Doch im Hamlet finde ich Ironie, und keine erquickliche. Der Dichter, der uns immer so freundlich belehrt, uns alle unsere Zweifel löst, verläßt uns hier in schweren Bedenklichkeiten und bangen Besorgnissen. Nicht die gerechten, nicht die Tugendhaften gehen unter, nein schlimmer, die Tugend und die Gerechtigkeit..
[34]
Börne, Brf. Paris I (1832), 120
: Sonntag habe ich einem Conzerte im Conservatoire beigewohnt. Ein junger Componist, Namens Berlioz, [...] ließ von seinen Compositionen aufführen; das ist ein Romantiker[3]. [...] Mir hat alles sehr gefallen. Eine merkwürdige Symphonie, eine dramatische in fünf Acten, natürlich blos Instrumental-Musik; aber daß man sie verstehe, ließ er wie zu einer Oper einen die Handlung[3] erklärenden Text drucken. Es ist die ausschweifendste Ironie, wie sie noch kein Dichter[1] in Worten[2] ausgedrückt, und alles gottlos. Der Componist erzählt darin seine eigene Jugendgeschichte. Er vergiftet sich mit Opium und da träumt ihm, er hätte die Geliebte ermordert, und würde zum Tode verurtheilt. Er wohnt seiner eigenen Hinrichtung bei. Da hört man einen unvergleichlichen Marsch, wie ich noch nie einen gehört. Im letzten Theile stellt er den Blocksberg vor, ganz wie im Faust, und es ist alles mit Händen zu greifen. Seine Geliebte, die sich seiner unwürdig zeigte, erscheinet auch in der Walpurgisnacht; aber nicht wie Gretchen in Faust, sondern frech, Hexenmäßig ..... In der Kunst[2] und Literatur wie in der Politik, gehet die Frechheit der Freiheit[13/6] vor〈121〉aus. Das muß man zu würdigen wissen, um die jetzigen französischen Romantiker[3] nicht ungerecht zu verurtheilen. Sie sind oft rein toll, und schreiben Sachen, wie man sie im romantischen[7] Deutschland niemals lies't..
[35]
F. de la Motte Fouqué, Lebensgesch. (1840), 250
: Wollte er sich bisweilen einreden, in jene frühere Ueberschwänglichkeit zurückfallend, er sei bereits hinaus über die Lehrlingsstufe, wohl über die Gesellenstufe gar, so wußte der Meister bald mit gutmüthiger Ironie ihn wieder auf die ihm geziemende Stelle zurückzuführen..
[36]
Gemmingen-Hornberg, Hausvater (1780), DNL 138, 44
: Sie werden galant, mein lieber Graf: und das ist bei Männern Ihrer Art entweder Ironie, oder Nichtsdenken..
[37]
Goethe, Wilh. Meister IV (1795), WA I, 22, 19
: Wenn wir am besten gespielt haben, hat uns niemand zugehört: alles war lauter Parteilichkeit. Wem man günstig war, der gefiel, und man war dem nicht günstig, der zu gefallen verdiente. Es war nicht erlaubt, wie oft das Alberne und Abgeschmackte Aufmerksamkeit und Beifall auf sich zog. | Wenn ich abrechne, versetzte Wilhelm, was Schadenfreude und Ironie gewesen sein mag; so denk' ich, es geht in der Kunst[2], wie in der Liebe. Wie will der 〈20〉 Weltmann bei seinem zerstreuten Leben die Innigkeit erhalten, in der ein Künstler bleiben muß, wenn er etwas Vollkommenes hervorzubringen denkt, und die selbst demjenigen nicht fremd[4] sein darf, der einen solchen Antheil am Werke nehmen will, wie der Künstler ihn wünscht und hofft.
.
[38]
Goethe, Dicht. u. Wahrh. II (1812), WA I, 27, 75
: Die Art, wie dieser Schriftsteller seine Gegenstände behandelt, hat wenig Ästhetisches. In den äußern Formen ist er zwar mannichfaltig genug, aber durchaus bedient er sich der directen Ironie zu viel, daß er nämlich das Tadelnswürdige lobt und das Lobenswürdige tadelt, welches rednerische Mittel nur höchst selten angewendet werden sollte; denn auf die Dauer fällt es einsichtigen Menschen verdrießlich, die schwachen macht es irre, und behagt freilich der großen Mittelclasse, welche, ohne besondern Geistesaufwand, sich klüger dünken kann als andere..
[39]
Goethe, an H. K. A. Eichstädt (29. 1. 1815), WA IV, 25, 179
: Bey Bearbeitung des vierten Bandes entspringen neue Schwierigkeiten, und die Gefahr wird schon größer, es möchten die Euphemismen deren sich Ironie in einer gewissen Region mit Glück bedient, in einer höheren zu Phrasen auslaufen [...]..
[40]
Goethe, an Großhzg. Carl August (5. 10. 1816), WA IV, 27, 188
: Man will das Blatt [sc. die Zeitschrift Isis] fortdauern lassen und wer soll dann beurtheilen, ob der Verfasser [sc. Lorenz Oken] in sich gegangen, ob wirklich sein Blatt sich der Sitte, sich dem Erträglichen nähert? Fürwahr der hundertste Theil desselben ist eben so schlimm, als das Ganze, und nach der Bedrohung können mancherley Fälle eintreten. Entweder der Herausgeber [sc. Oken] fährt auf die bisherige Weise fort: wird man resolut genug seyn, die Drohung zu erfüllen? Oder er wirft sich in die Ironie, welche von ihrem zartesten Gipfel bis zu ihrer plattesten Base hundert Formen darbietet, die Leute zu quälen, ohne daß man sich beklagen darf: wird man ihm wehren, die Druckerstöcke zu vervielfältigen, jedes Blatt mit Rebus zu schmücken, wozu er schon auf dem Wege ist?.
[41]
Goethe, Gil Blas II (1821), WA I, 41.1, 255 f. (256)
: Wer die Menschen braucht, nimmt's nicht genauer, als sie es selbst haben wollen, und so ist denn unser Held latitudinarisch gesinnt bis zur Intrigue, bis zum Kuppeln; weil er aber durchaus seine rechtlich-bürgerlichen Anlagen nicht verläugnen kann, so verdirbt er jederzeit seinen Zustand, wenn er streng sittlich und pflichtgemäß handeln will. Weil nun dieses alles 〈256〉 den Umständen zufolge ganz natürlich zugeht und nicht etwa eine kunstreiche Ironie uns zum Besten hat, so besticht uns der gute ruhige Vortrag von immer menschlich bedeutenden, wenn auch nicht wichtigen Ereignissen..
[42]
Görres, Tt. Volksb. (1807), 250
: Gerade weil unsere einseitige Cultur[4] uns nach und nach auf eine alberne Ziererey hingetrieben hat, die die Natur[19] verläugnen will, und sich der Wohlthaten schämt, die sie von ihr empfängt, weil sich alles gerade eben nicht mit eleganter Sauberkeit abthun läßt; für diese ist eben Eulenspiegel eine sehr gute Gegenwucht, und eine ironirende Apostrophe der Verachteten an die Hoffärtigen, die gegen sie fremd[4] und vornehm thun, damit sie sich erinneren, daß sie auch aus Fleisch und Bein gemacht sind, und der Erde angehören. .
[43]
Görres, Tt. Volksb. (1807), 252 f. (253)
: Was dumpfe, trübe, 〈253〉 übermüthige Beschränktheit vergangener Zeiten in diesem Felde ausgebrütet, das hat das vorliegende kleine Buch in Eins gesammelt, und der Unsinn ist häufig darin so weit getrieben, daß er als Ironie erscheint, und es den Anschein gewinnt, als wolle der Sammler sich über sein Publikum mockiren..
[44]
Hauff, Mem. d. Sat. I (1826), SW 1, 373
: Er kam mir mit seiner gewinnenden Freundlichkeit entgegen, doch genierte mich ein unverkennbarer Zug von Ironie, der heute um seinen Mund spielte, und den ich sonst nie an ihm bemerkt hatte..
[45]
Hauff, Bild d. Kais. (1827), SW 2, 657
: Der alte Herr hatte seinem Neffen ruhig zugehört, bei den letzten Worten[2] aber zog sich sein Gesicht zu solcher Ironie zusammen, daß der Brandenburger errötete..
[46]
Hegel, Wer denkt abstrakt? (*1807), W 2, 577
: Wer denkt abstrakt? Der ungebildete Mensch, nicht der gebildete. Die gute Gesellschaft denkt darum nicht abstrakt, weil es zu leicht ist, weil es zu niedrig ist, niedrig nicht dem äußeren Stande nach, nicht aus einem leeren Vornehmtun, das sich über das wegzusetzen stellt, das es nicht vermag, sondern wegen der inneren Geringheit der Sache. | Das Vorurteil und die Achtung für das abstrakte Denken ist so groß, daß feine Nasen hier eine Satire oder Ironie zum voraus wittern werden; allein, da sie Leser des Morgenblattes sind, wissen sie, daß auf eine Satire ein Preis gesetzt ist und daß ich also ihn lieber zu verdienen glauben und darum konkurrieren als hier schon ohne weiteres meine Sachen hergeben würde..
[47]
Hegel, Phil. d. Rechts (1821 [1820]), 149 f.
: In der That ist mein Ueberzeugtseyn etwas höchst geringfügiges, wenn ich nicht Wahres erkennen kann; so ist es gleichgültig, wie ich denke, und es bleibt mir zum Denken jenes leere Gute, das Abstractum des Verstandes. [...] Die höchste Form endlich, in welcher diese Subjectivität sich vollkommen erfaßt und ausspricht, ist die Gestalt, die man mit einem von Plato erborgten Namen Ironie[3/1] genannt hat; – denn nur der Name ist von Plato genommen, der ihn von einer Weise des Sokrates brauchte, welche dieser in einer persönlichen Unterredung gegen die Einbildung des ungebildeten und des sophistischen Bewußtseyns zum Behuf der Idee der Wahrheit und Gerechtigkeit anwandte, aber nur jenes Bewußtseyn, die Idee selbst nicht, ironisch[1] be〈150〉handelte. Die Ironie[1] betrifft nur ein Verhalten des Gesprächs gegen Personen, – ohne die persönliche Richtung ist die wesentliche Bewegung des Gedankens die Dialektik, und Plato war so weit entfernt, das Dialektische für sich oder gar die Ironie[1] für das Letzte und für die Idee selbst zu nehmen, daß er im Gegentheil das Herüber- und Hinübergehen des Gedankens, vollends einer subjektiven Meinung, in die Substantialität der Idee versenkte und endigte *).
*) Mein verstorbener Kollege, Professor Solger, hat zwar den vom Herrn Fried. v. Schlegel in einer früheren Periode seiner schriftstellerischen Laufbahn aufgebrachten und bis zu jener sich selbst als das Höchste wissenden Subjectivität gesteigerten Ausdruck der Ironie[3/1] aufgenommen, aber sein von solcher Bestimmung entfernter besserer Sinn[5] und seine philosophische Einsicht hat darin nur vornehmlich die Seile des eigentlichen Dialektischen, des bewegenden Pulses der speculativen Betrachtung ergriffen und festgehalten..
[48]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 208
: In dieser Weise hat z. B. die holländische Malerei die vorhandenen flüchtigen Scheine der Natur[2] als vom Menschen neuerzeugte zu tausend und aber tausend Effekten umzuschaffen gewußt. Sammet, Metallglanz, Licht, Pferde, Knechte, alte[2] Weiber, Bauern aus Pfeifenstummeln den Rauch heraus blasend, das Blinken des Weins im durchsichtigen Glase, Kerle in schmutzigen Jacken mit alten[1] Karten spielend, solche und hunderterlei andere Gegenstände, um welche wir uns im alltäglichen Leben kaum bekümmern, da uns selbst, wenn auch wir Karten spielen, trinken und von die〈209〉sem und Jenem schwatzen, noch ganz andre Intressen ausfüllen, werden uns in diesen Gemälden vors Auge gebracht. Was uns nun aber bei dergleichen Inhalt, insofern ihn die Kunst[11] uns darbietet, sogleich in Anspruch nimmt, ist eben dieß Scheinen und Erscheinen der Gegenstände als durch den Geist[20] producirt, welcher das Aeußere und Sinnliche der ganzen Materiatur im Innersten verwandelt. Denn statt existirender Wolle, Seide, statt des wirklichen Haares, Glases, Fleisches und Metalls sehen wir bloße Farben, statt der totalen Dimensionen, deren das Natürliche[5] zu seiner Erscheinung bedarf, eine bloße Fläche, und dennoch haben wir denselben Anblick, den das Wirkliche giebt. | [...] Gegen die vorhandene prosaische[3] Realität ist daher dieser durch den Geist[20] producirte Schein das Wunder der Idealität, ein Spott, wenn man will, und eine Ironie über das äußerliche natürliche[4] Daseyn. ➢ Volltext.
[49]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 285 f. (286)
: Der alte Lear theilt das Reich unter seine Töchter, und ist dabei so thöricht ihren falschen schmeichelnden Worten zu trauen, und die stumme treue Kordelia zu verkennen. Das ist schon thöricht und verrückt, und so bringt ihn denn die schmählichste Undankbarkeit und Nichtswürdigkeit der älteren 〈286〉 Töchter und ihrer Männer zur wirklichen Verrücktheit. In einer andern Weise wieder spreizen und blasen sich häufig die Helden der französischen Tragödie gewaltig zu den größten und edelsten Motiven auf, und machen großes Gepränge mit ihrer Ehre und Würde, vernichten aber ebenso sehr wieder durch das, was sie wirklich sind und vollbringen, die Vorstellung dieser Motive. Vorzüglich jedoch ist in neuester Zeit die innre haltlose Zerrissenheit, welche alle widrigsten Dissonanzen durchgeht, Mode geworden, und hat einen Humor[2] der Abscheulichkeit und eine Fratzenhaftigkeit der Ironie[1/3] zu Wege gebracht, in der sich Theodor Hoffmann z. B. wohlgefiel. ➢ Volltext.
[50]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 286
: Vorzüglich [...] ist in neuester[3] Zeit[3] die innre haltlose Zerrissenheit, welche alle widrigsten Dissonanzen durchgeht, Mode geworden, und hat einen Humor[2] der Abscheulichkeit und eine Fratzenhaftigkeit der Ironie zu Wege gebracht, in der sich Theodor Hoffmann z. B. wohlgefiel. ➢ Volltext.
[51]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 293
: Das macht überhaupt die Heiterkeit[4] der homerischen Götter[5], und die Ironie in der Verehrung derselben aus, daß ihre Selbstständigkeit und ihr Ernst sich ebenso sehr wieder auflösen, insofern sie sich als die eigenen Mächte des menschlichen Gemüths darthun, und dadurch den Menschen[1] in ihnen bei sich selber seyn lassen. ➢ Volltext.
[52]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 311 f. (312)
: Aus dem Bereiche der Kunst[2] [...] sind die dunklen Mächte grade zu verbannen, denn in ihr ist nichts dunkel, sondern Alles klar und durchsichtig, und mit jenen Uebersichtigkeiten [sc. Darstellungen von Personen mit ,zweitem Gesicht‘] ist nichts als der Krankheit des Geistes[19] das Wort[2] geredet, und die Poesie[11] in das Nebulose, Eitle und Leere hinübergespielt, wovon Hoffmann und Heinrich 〈312〉 von Kleist in seinem Prinzen von Homburg Beispiele liefern. [...] Die Gesundheit des Charakters[2] [...] mit der Krankheit des Geistes[19] vertauschen zu müssen, um Kollisionen hervorzubringen und Interesse zu erregen ist immer unglücklich; deshalb ist auch die Verrücktheit nur mit großer Vorsicht anzuwenden. | An solche Schiefheiten, welche der Einheit und Festigkeit des Charakters[2/7] entgegenstehn, können wir auch noch das Princip der neueren Ironie[1/3] sich anschließen lassen. Diese falsche Theorie hat die Dichter verführt in die Charaktere[7] eine Verschiedenheit hineinzusetzen, welche in keine Einheit zusammengeht, so daß sich jeder Charakter[7] als Charakter[2] zerstört. Tritt ein Individuum zunächst auch in einer Bestimmtheit auf, so soll dieselbe gerade in ihr Gegentheil überschlagen, und der Charakter[7] dadurch nichts als die Nichtigkeit des Bestimmten und seiner selbst darstellen. Dieß ist von der Ironie[4] als die eigentliche Höhe der Kunst[2] angenommen worden, indem der Zuschauer nicht müsse durch ein in sich affirmatives Interesse ergriffen werden, sondern darüber zu stehen habe, wie die Ironie[3/4] selbst über Alles hinaus ist. – In diesem Sinne hat man denn auch Shakspearesche Charaktere[7] erklären wollen. [...] 〈313〉 [...] Jetzt [...] machen sie [...] Shakspeare's Charaktere[7] gespenstig, und meinen, daß die Nichtigkeit und Halbheit im Schwanken und Uebergehn, daß diese Quatschlichkeit eben für sich interessiren müsse. Das Ideale aber besteht darin, daß die Idee wirklich ist, und zu dieser Wirklichkeit gehört der Mensch als Subjekt und dadurch als in sich festes Eins. ➢ Volltext.
[53]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. IX (1837), 474
: [O]bwohl Eugen S[ue] zwar selbst in einer seiner Vorreden sagt: daß hier auf Erden die Tugend unterliegen müsse, auf daß wir unsern Glauben an eine bessere und gerechtere Zukunft bewahren, – so klingt dieß bei dem ironischen[3] Dichter [...] fast eben nur wie Ironie..
[54]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. IX (1837), 487
: 1727 gab er [sc. Jonathan Swift] sein Hauptwerk heraus: „Gulliver's Reisen,“ ein dem ersten Anscheine nach ganz harmloses, fast mährchenhaftes, selbst Kinder interessirendes Gemälde, hinter dem aber die Schlange lauscht der bittersten, höhnendsten Ironie..
[55]
Hoffmann, J. Callot (1814), 5
: Selbst das Gemeinste aus dem Alltagsleben – sein Bauerntanz, zu dem Musikanten aufspielen, die wie Vögelein in den Bäumen sitzen, – erscheint in dem Schimmer einer gewissen romantischen[4] Originalität, so daß das dem Fantastischen[2] hingegebene Gemüth auf eine wunderbare Weise davon angesprochen wird. – Die Ironie, welche, indem sie das Menschliche mit dem Thier[10] in Conflikt setzt, den Menschen mit seinem ärmlichen Thun 〈6〉 und Treiben verhöhnt, wohnt nur in einem tiefen Geiste[19], und so enthüllen Callots aus Thier[10] und Mensch geschaffene groteske Gestalten dem ernsten, tiefer eindringenden Beschauer alle die geheimen Andeutungen, die unter dem Schleyer der Skurilität verborgen liegen..
[56]
Hoffmann, Elix. d. Teuf. I (1815), PW 2, 66
: Es fehlte natürlicherweise nicht an Anbetern, die täglich zu der Gottheit mit Inbrunst flehten; man konnte indessen nie mit Bestimmtheit sagen, daß sie diesen oder jenen besonders auszeichne, vielmehr wußte sie mit schalkhafter Ironie, die, ohne zu beleidigen, nur wie starkes brennendes Gewürz anregte und reizte, alle mit einem unauflöslichen 〈67〉 Bande zu umschlingen, daß sie sich, festgezaubert in dem magischen Kreise, froh und lustig bewegten..
[57]
Hoffmann, Elix. d. Teuf. I (1815), PW 2, 68
: Nächstdem schwebte[5] oft um ihren sonst weich geformten Mund eine gehässige Ironie, die mich, da es oft der grellste Ausdruck des hämischen Hohns war, im Innersten erbeben machte..
[58]
Hoffmann, Brf. Fouqué [Rath Krespel] (1817), 251
: Mit der tollsten Ironie beschrieb Krespel die ganz eigene Art, wie Signora Angela, sobald sie seine Frau worden, ihn marterte 〈252〉 und quälte..
[59]
Hoffmann, Murr II (1822), PW 5, 444
: Da begann aber auf Kreislers Antlitz jenes seltsame Muskelspiel, das den Geist[1/12] der Ironie zu verkünden pflegte, der seiner mächtig worden..
[60]
Immermann, Münchh. (1838–39), W 3, 176
: In diesem Erzwindbeutel hat Gott der Herr einmal alle Winde des Zeitalters, den Spott ohne Gesinnung, die kalte Ironie, die gemütlose Phantasterei, den schwärmenden Verstand einfangen wollen, um sie, wenn der Kerl krepiert, auf eine Zeitlang für seine Welt stille gemacht zu haben..
[61]
Immermann, Münchh. (1838–39), W 3, 260
: Bin ich denn nicht ein Weib, d. h. ein Wesen ohne allen Sinn[5] für Ironie; tiefem, schlichtem Ernste einzig hingegeben?.
[62]
Jean Paul, Siebenkäs III (1796), 77
: Nicht nur Siebenkäs, auch Leibgeber war diesen Nachmittag [...] ernsthaft und warm, anstatt daß er doch sonst seine Prämien und Rügen in Ironien umkleidete..
[63]
Jean Paul, Vorsch. Ästh. I (1804), 79
: [E]ntweder das Ideal herrschet im Objekte – dann ist die sogenannte ernste Poesie[11]; – oder im Subjekt – dann wird es die komische; welche wieder in der Laune (wenigstens mir) lyrisch, in der Ironie oder Parodie episch, im Drama als beides erscheint..
[64]
Jean Paul, Vorsch. Ästh. I (1804), 213 f. (214)
: Noch hat kein Journalistikum [...] eine Jury des Spaßes: sondern man richtet und scherzet nach Gefallen. Selten wird ein witziges Buch gelobt, ohne zu sagen, es sey 〈214〉 voll lauter Witz[4], Ironie und Laune oder gar Humor[2]; als ob diese drei Grazien einander immer an den Händen hätten. Die Epigrammatiker haben meist nur Witz[4]. Sterne hat weit mehr Humor[2] als Witz[4] und Ironie; Swift mehr Ironie als Humor[2]; Shakespeare Witz[4] und Humor[2], aber weniger Ironie im engern Sinne[1]. .
[65]
Jean Paul, Vorsch. Ästh. I (1804), 218
: [W]o zeigt sich die komische Objektivität? – Da [...], wo blos der objektive Kontrast oder die objektive Maxime vorgehoben und der subjektive Kontrast verborgen wird; das ist aber die Ironie, welche daher, als reiner Repräsentant des lächerlichen Objekts, immer lobend und ernst erscheinen muß [...]..
[66]
Jean Paul, Vorsch. Ästh. I (1804), 219
: Der Ernst der Ironie hat zwei Bedingungen. Erstlich in Rücksicht der Sprache[1] studiere man den Schein des Ernstes, um den Ernst des Scheines oder den ironischen[1] zu treffen. Will der Mensch im Ernste eine Meinung behaupten, zumal ein Gelehrter: so tut ers nur verschämt – er zweifelt – er fragt – er hofft – er fürchtet – er verneint die Verneinung [...] 〈220〉 [...]. Aber gerade mit diesem gelehrten Scheine der Mäßigung und Bescheidenheit lege auch der ironische[1] Ernst seine Behauptung der Welt vor..
[67]
Jean Paul, Vorsch. Ästh. I (1804), 226 f.
: Die Kontraste des Witzes[4] sind [...] für den Ernst des Scheins gefährlich, weil sie den Ernst zu schwach aussprechen und das Lächerliche zu stark. – Man sieht [...], wie die Bitterkeit einer Ironie von sich selber mit ihrer Kälte und Ernsthaftigkeit zunimmt [...]. Es folgt ferner, daß eine gewisse Sprachfülle, wie z. B. von Sturz, Schiller, sich schwerer mit der ironischen[1] Kälte und Ruhe vertrage als z. B. Göthe's epi〈227〉scher Stil; noch weniger Enthusiasmus. – Endlich ergiebt sich daraus die Kluft zwischen Ironie und Laune, welche letztere so lyrisch und subjektiv ist als jene objektiv..
[68]
Jean Paul, Vorsch. Ästh. III (1804), 592 f. (593)
: Schlechte Werke sollte man wie Liscow bloß ironisch[1] anzeigen, damit der Leser doch etwas hätte, da sonst den Tadel die gemeinen Verdammungformeln erstlich an sich, und dann durch die Nothwendigkeit ihrer unzähligen Wiederkehr sehr ins Langweilige spielen. Gelehrte Anzeigen bloß ungelehrter Werke, eine allgemeine deutsche Bibliothek voll lauter 〈593〉 ihr ähnlicher Dichter und Philosophen, kurz, eine Zeitung des Schlechten, aber eine ironische[1] und launige, welch ein Zuwachs der Ironie und Laune würde hier aufblühen!.
[69]
S. v. Knorring, an A. W. Schlegel (3. 8. 1821), KJ 2, 375
: Ich glaube wenn wir einmal wieder beisammen sind, so werden Sie mir das Zeugnis geben, daß auch ich soviel es möglich ist die Jugend der Seele bewahrt habe, wenn ich auch die körperliche muß scheiden sehen. Ja ich kann es nicht lassen mich selbst zuweilen mit Ironie zu betrachten. Sie erinnern sich vieleicht noch des Abscheus den mir immer dike Gestalten erregten, und zur Strafe für diesen Abscheu muß ich nun an mir selbst erleben daß ich dik werde [...]..
[70]
Krünitz, Oecon. Encycl. XXXV (1785), 721
: Nach unsers verdienstvollen Hrn. O. C. R. Büsching Erklärung [...] bestand des Socrates Methode eigentlich in der Ironie, zu welcher er eine besondere natürliche Gabe hatte, der er sich in seinen Disputationen mit den Sophisten bediente[.].
[71]
Krünitz, Oecon. Encycl. LVIII (1792), 195 f.
: Ironie. Man spricht oder thut etwas, welches gerade das Gegentheil bewirken soll. Unter dem Scheine des Lobes und Beyfalles tadelt man; unter dem Scheine der Ernsthaftigkeit will man lachen; unter anscheinender Dummheit ist Witz[1] verborgen. Der doppelte Contrast in der Ungereimtheit der Sache und in der ernsten Miene des Spötters, bringt die Wirkung des Lächerlichen desto sicherer hervor. Die Anrede des Elias an die Baals-Pfaffen, 1 Kön. 18, 26. 27. ist völlig ironisch[1]. Diese Kunst verstand und brauchte Sokrates meisterlich; daher wurde er auch Iron genannt. Er stellte sich ganz unwissend, wenn 〈196〉 er seine Gegner belehren wollte, und es schien, als pflichtete er ihren falschen Meinungen bey. Swift und Liskov haben sich in ihren Satiren hauptsächlich der Ironie bedient..
[72]
Krünitz [Korth], Oecon. Encycl. CLIX (1833), 699
: Der Spott unterscheidet sich von der Ironie bloß durch die Art des Gebens und der Wirkung. Der Spott ist eine drastische Kost, die Ironie eine zarte, feine, langsam zu verdauende Speise. Wenn der Erste ein Medikament nach der alten medicinischen Schule ist, so ist die zweite ein Medikament nach der neuern, oder der Homöopathie; es ist die Quintessenz. Der Unterschied besteht daher nur in dem gröbern und feinern Stachel, womit man sticht, also auch in der mehr und minder schmerzhaften Wunde, die durch den Stich hervorgebracht wird..
[73]
Krünitz [Korth], Oecon. Encycl. CLIX (1833), 704 ff.
: Die Ironie oder der feine Spott, höhere Spott, ist nicht für Jedermann zugänglich, weil dieser Spott nur fein die Saiten berührt, sie nur fein anschlägt. [...] Nur dem wirklich Gebildeten, dem Welt- und Menschenkenner ist er zugänglich, für Andere ist er ein Schwerdt in der Scheide. Die Ironie spielt bloß auf eine feine verhüllte Weise auf die Gebrechen, Angewohnheiten und Thorheiten der Menschen an; allein die Geißelhiebe, die sie ertheilt, sind um so verwun〈705〉dender, weil derjenige, der sie fühlt, sie nur auf eine ähnliche Weise erwiedern kann; es ist ein Spott unter der Blume, der fein empfunden, aber eben so fein wieder zurückgegeben werden muß, damit diejenigen nicht darauf aufmerksam werden, denen er entgangen ist. Wenn der Spott ein lautes Lachen erregt, so erregt dagegen die Ironie nur ein Lächeln bei demjenigen, der sie verstanden hat, läßt aber dabei eine eigene Empfindung zurück, die man bei jenem nicht fühlt, sondern mit dem Lachen ist auch der Spott vorüber, oder er bleibt doch wenigstens auf der Oberfläche. Die Ironie dringt aber bis auf das Mark, und hinterläßt Empfindungen, die sich so leicht nicht verwischen, sondern noch zum Nachdenken Stoff geben. Und sonderbar, daß die Ironie bei denen, die sie empfinden, ähnliche Wirkung thut, als bei demjenigen, den sie eigentlich treffen soll, wenn sie ihn auch nicht trifft, und ohne Aufnahme abgleitet, wie der Wetterstrahl von dem Ableiter hinabfährt. Mehr denn zu oft verfehlt sie daher ihre Wirkung da, wo sie wirken soll; allein sie befriediget doch diejenigen, die sie verstanden haben, auf eine ausnehmende Weise. Sie ist oft nur ein Wortspiel, Witzspiel, oder steckt vielmehr darin, und wird erst durch die Lösung entbunden. Zur Ironie gehört viel Verstand und Witz[1] von der feinsten Art. Der Erstere schafft die Klarheit des Gedankens, der andere umhüllt ihn mit der verwundenden Waffe. Beide müssen daher bei der Ironie vereint wirken, und dieses verursacht eben bei denjenigen, die sie verstanden haben die oben angeführten Empfindungen. – Bei Vielen trifft bloß der Witz[1], die Waffe, der Gedanke bleibt aber unenthüllt, und so geht die eigentliche Pointe verloren; denn der Witz[1] soll bloß den Weg öffnen, damit der Gedanke Eingang finde; allein er öffnet wohl bei Vielen den Weg, aber die Spitze dringt nicht ein, der Weg schließt sich daher, wie er geöffnet worden. – 〈706〉 Die Ironie oder der höhere Spott ist daher ein sichereres Besserungsmittel, als der Spott, weil sie nicht beleidiget oder nicht beleidigen kann, indem sie der Witz[1] gegen eine solche Anschuldigung schützt; allein sie geht oft unempfunden vorüber, weil sie nur sehr fein ihren Gegenstand berührt, die Angewohnheiten und Thorheiten geißelt; auch kommt der Spötter bei derselben nie in Gefahr dieselben Angewohnheiten anzunehmen, sie sich zu eigen zu machen, weil er auf sich selbst zu aufmerksam ist; eine Folge des Gedankenreichthums der Ironie, die nie das eigne Ich verloren gehen läßt, wie es beim bloßen Spott doch der Fall ist, wo man sich selbst vergißt, und die Angewohnheit, die man bespöttelt, annimmt. Der Ironist ist selbst in der Wahl seiner Pfeile, die er abschickt, delikat, und berücksichtiget das Individuum, als die Zielscheibe, und die Gesellschaft, worin er sich befindet; der bloße Spötter berücksichtiget dagegen nichts, ihm ist bloß darum zu thun, entweder zu verwunden aus hämischer Absicht, oder zu belustigen und seinen Spott belacht zu sehen; er giebt den Spott nicht immer als Besserungs-, sondern als Genußmittel; denn selbst die daraus entstehende Reibung, wenn der Verspottete über seinen Gegner, den Spötter, herfällt, ist ein Genuß, wenigstens der Gesellschaft, wobei oftmals derjenige, der den Genuß bereitete, der Spötter, dabei übel wegkommt..
[74]
Mundt, Dt. Prosa (1837), 324 f. (325)
: Mit hohnlachendem Jubel schwingt er [sc. Chr. L. Liscov] das Panier seines Spottes und saugt sich wie ein Vampyr an das bloße Fleisch seiner Gegner an. Dann ruht er nicht eher, als bis er die Leiche vor sich liegen sieht, und verläßt sie mit einem unangenehmen Lächeln. Dabei schrieb er selbst so vortrefflich, in einem kurzen, correcten, nachdrücklichen Stil, daß ihm Niemand etwas anhaben, noch sich darin mit ihm messen konnte. Hätte er das ganze Feuer seines Witzes[4], das er gegen einen Magister Sievers und Professor Philippi abbrannte, concentrirt, um einem Gottsched, dieser seltenen Gestalt der Satire, eine ewige Beleuchtung für die Nachwelt zu geben, so würde er sich damit ein dauerndes Kunstverdienst erworben haben, statt daß seine pamphletartigen Schriften bald die Vergessenheit überdeckte. 〈325〉 Doch zucken auch viele Anflüge feiner und ächter Ironie um seinen Mund, merkwürdig in einer Periode, wo Sulzer in seiner Theorie der schönen Wissenschaften für das Wort[6] Ironie noch keine eigenthümliche Bezeichnung kannte, sondern bloß Spott dafür setzte..
[75]
Novalis, Allg. Brouill. (*1798), NS 3, 288, Nr. 270
: Lachen ist ein Krampf. Die Ursache des Lachens muß also von einer plötzlichen Entladung der gespannten Aufmerksamkeit – durch einen Contrast entstehn. Aehnlichkeit mit dem electrischen Funken. Der ächte Komicker muß ernsthaft und wichtig aussehn, wenn er eine Posse macht. (Ironie. Parodie. Travestie. – Die Verkleidung ist ein Haupt-Bestandtheil des Lächerlichen. Wortspiele. Lächerliche Fragen und Antworten. Anecdoten. Scenen. Shakespeare. Die Italiaener. Aristophanes. Witz[4] der gemeinen Leute. Carricaturen. Hogarth. Lichtenberg..
[76]
Schelling, Philos. d. Kunst (
!1803–04), SW I, 5, 670 f. (671)
: Im Wunderbaren zeigt sich Poesie[20] und Prosa[3] im Kampf; das Wunderbare ist es nur gegenüber von der Prosa[3] und 〈671〉 in einer getheilten Welt. Im Homer ist, wenn man will, alles, aber eben deßwegen nichts wunderbar. Allein Ariosto hat wirklich vortrefflich verstanden, sein Wunderbares vermittelst seiner Leichtigkeit, seiner Ironie und des oft ganz ungeschmückten Vortrags in ein Natürliches zu verwandeln. Er wird auch am schwersten da zu erreichen seyn, wo er ganz trocken erzählt. Im Uebergang aber von solchen Partieen zu andern, über die er den ganzen Schmuck seiner reichen Phantasie[1] ergossen, malen sich die Contraste und Mischungen des Stoffs, welche im romantischen[12/4] Gedicht nothwendig sind [...]. ➢ Volltext.
[77]
Schelling, Philos. d. Kunst (
!1803–04), SW I, 5, 677 f.
: Der Roman[1], da er seiner näheren Verwandtschaft mit dem Drama gemäß mehr auf Gegensätzen beruht als das Epos, muß diese vorzüglich zur Ironie[1/3] und zur pittoresken[2] Darstellung gebrauchen, wie das Tableau im Don Quixote, wo dieser und Cardenio im Walde gegeneinander über sitzend beide vernünftig aneinander theilnehmen, bis der Wahnsinn des einen den des anderen in Aufruhr setzt. Ueberhaupt also darf der Roman[1] nach dem Pittoresken[2] streben, denn so kann man allgemein nennen, was eine Art von dramatischer, nur flüchtigerer, Erscheinung ist. Es versteht sich, daß es stets einen Gehalt, einen Bezug auf das Gemüth, auf Sitten, Völker, Begebenheiten habe. Was kann in dem angegebenen Sinn pittoresker[2] seyn, als im Don Quixote Marcellas Erscheinung auf der Spitze des Felsens, an dessen Fuß der Schäfer begraben wird, den die Liebe für sie getödtet hat? | Wo der Boden der Dichtung es nicht begünstigt, muß der Dichter es erschaffen, wie Goethe im Wilhelm Meister; Mignon, der Harfner, das Haus des Onkels sind einzig sein Werk. Alles, was die Sitten Romantisches[4] darbieten, muß herausgewendet und das Abenteuerliche[3] nicht verschmäht werden, sobald es auch wieder zur Symbolik dienen 〈678〉 kann. Die gemeine Wirklichkeit soll sich nur darstellen, um der Ironie[1/3] und irgend einem Gegensätze dienstbar zu seyn. ➢ Volltext.
[78]
Schelling, Philos. d. Kunst (
!1803–04), SW I, 5, 680
: Der Roman[1] des Cervantes ruht also auf einem sehr unvollkommenen, ja verrückten Helden, der aber zugleich so edler Natur[1] ist [...], daß ihn keine Schmach, die ihm widerfährt, eigentlich herabwürdiget. An diese Mischung (in Don Quixote) ließ sich eben das wunderbarste und reichste Gewebe knüpfen, das im ersten Moment so anziehend wie im letzten stets den gleichen Genuß gewährt und die Seele zur heitersten[4] Besonnenheit stimmt. Für den Geist[19] ist die nothwendige Begleitung des Helden, Sancho Pansa, gleichsam ein unaufhörlicher Festtag; eine unversiegbare Quelle der Ironie ist geöffnet und ergießt sich in kühnen Spielen. ➢ Volltext.
[79]
Schelling, Philos. d. Kunst (
!1803–04), SW I, 5, 713
: Es versteht sich, daß, weil die Nothwendigkeit ihrer Natur[1] nach objektiv ist, die Nothwendigkeit im Subjekt nur eine prätendirte, angenommene seyn kann und eine affektirte Absolutheit ist, die nun durch die Nothwendigkeit in der Gestalt der äußeren Differenz zu Schanden gemacht wird. So wie die Freiheit[10] und Besonderheit auf der einen Seite die Nothwendigkeit und Allgemeinheit lügt, so nimmt auf der anderen Seite die Nothwendigkeit den Schein der Freiheit[10] an und vernichtet unter dem angenommenen Aeußeren der Gesetzlosigkeit, im Grunde aber nach einer nothwendigen Ordnung die prätendirte Gesetzmäßigkeit. Es ist nothwendig, daß wo sich die Besonderheit zur Nothwendigkeit das Verhältniß der Objektivität gibt, sie zu nichte werde; es ist also insofern in der Komödie das höchste Schicksal und sie selbst wieder die höchste Tragödie; aber das Schicksal erscheint eben deßwegen, weil es selbst eine der seinigen entgegengesetzte Natur[1] annimmt, in einer erheiternden Gestalt, nur als die Ironie, nicht aber als das Verhängniß der Nothwendigkeit. ➢ Volltext.
[80]
Schiller, an Goethe (23. 7. 1798), NA 29, 257
: Ich habe, weil der Druck des Almanachs jetzt angefangen ist, Ihr PoetenGedicht taufen müssen, und finde gerade keinen paßendern Titel als: Sängerwürde, der die Ironie versteckt, und doch die Satyre für den Kundigen ausdrückt. Wünschen Sie oder wißen Sie gleich einen beßern, so bitte, es mir Morgen zu melden, weil ich das Gedicht bald in die Druckerey geben möchte. .
[81]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 83
: Wenn man die classische[7] Bildung[2] mit einem Worte[2] schildern will, so war sie vollendete Naturerziehung. Jetzt da aus den Trümmern jener und einem Chaos verschiedenster Elemente eine neue[1] Welt hervorging, konnte Freyheit[10] mehr das herrschende Princip werden, welche denn auch nicht unterließ, die Natur[13] zu unterdrücken, und sich so als Barbarey kund zu geben. Die Natur[13] machte aber ihre Rechte geltend, und dieser Zwist bestimmte den Charakter[1] der modernen[1] Bildung[2], in welcher die unauflöslichen Widersprüche unsers Daseyns, des Endlichen und Unendlichen in uns, mehr hervortreten, aber wieder verschmolzen werden. | Da eine ausschließende persönliche Neigung unstreitig die freyeste Huldigung des Gefühls ist, so empfand man eine Scheu, in derselben der Natur[13] noch dienen zu müssen. Alle Sinnlichkeit ward verkleidet, und man bestrebte sich die Schönheit[1] rein zu vergöttern. Ein unendlich reizender Widerspruch ist in diesem Geist[34] der Liebe, aber zugleich die Anlage zur Ironie, welche aus dem Bewußtseyn des Unerreichbaren, statt zu niederschlagendem Ernst überzugehn, einen leisen Scherz macht..
[82]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!1803–04), KAV 3, 286
: Alle tiefer blickenden Philosophen haben [...] die Wichtigkeit der Sprache[1] eingesehen, und schon unter Plato's Werken findet sich ein unendlich merkwürdiges Gespräch über diesen Gegenstand, Kratylus betitelt, welches aber wegen des darin gemachten Gebrauchs von der Ironie sehr misverstanden worden..
[83]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 292 f. (293)
: Aber Aristophanes 〈293〉 muthete seinen Zuhörern auch viel poetische[4] Kunstbildung zu, sie mußten besonders die tragischen Meisterwerke fast wörtlich im Gedächtnisse bewahren, um seine Parodien zu verstehen. Und welche rege Geistesgegenwart gehörte dazu, die leiseste und verwickeltste Ironie, die unerwartetsten Einfälle, die fremdesten Anspielungen, die oft nur durch Umbiegung einer Sylbe angedeutet sind, im Vorübergehen zu erhaschen! Wir mögen dreist annehmen, daß trotz aller auf uns gekommenen Erklärungen, trotz aller angehäuften Gelehrsamkeit, noch die Hälfte vom Witz[4] des Aristophanes für uns verlohren geht. ➢ Volltext.
[84]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 280 f. (281)
: Jener leichte Scherz war ihm [sc. Ben Jonson] versagt, der harmlos um alles gaukelt, der eine bloße Eingebung der Fröhlichkeit zu seyn scheint, aber um so philosophischer 〈281〉 ist, weil er nicht eine bestimmte Lehre einkleidet, sondern nur eine allgemeine Ironie enthält. ➢ Volltext.
[85]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 119, Nr. 409
: Der arabeske Witz[4] ist d.[er] höchste – Ironie und Parodie nur negativ – desgl.[eichen] das eigentl[ich] Satirische – nur in jen[em] nebst dem combinat.[orischen] liegt die Indicazion auf unendliche Fülle..
[86]
F. Schlegel, Lyc.-Fragm. (1797), 134, Nr. 7
: Mein Versuch über das Studium der griechischen[2] Poesie[11] [sc. F. Schlegel, Stud. grch. Poes. (*1795; 1797)] ist ein manierirter Hymnus in Prosa[1] auf das Objektive in der Poesie[11]. Das Schlechteste daran scheint mir der gänzliche Mangel der unentbehrlichen Ironie; und das Beste, die zuversichtliche Voraussetzung, daß die Poesie[11] unendlich viel werth sei; als ob dieß eine ausgemachte Sache wäre. ➢ Volltext.
[87]
F. Schlegel, Lyc.-Fragm. (1797), 143, Nr. 42
: Die Philosophie ist die eigentliche Heimath der Ironie[3], welche man logische Schönheit[1] definiren möchte: denn überall wo in mündlichen oder geschriebenen Gesprächen, und nur nicht ganz systematisch philosophirt wird, soll man Ironie[3] leisten und fordern; und sogar die Stoiker hielten die Urbanität für eine Tugend. Freylich giebts auch eine rhetorische Ironie[1], welche sparsam gebraucht vortreffliche Wirkung thut, besonders im Polemischen; doch ist sie gegen die erhabne[4] Urbanität der sokratischen Muse, was die Pracht der glänzendsten Kunstrede gegen eine alte[10] Tragödie in hohem Styl. Die Poesie[11] allein kann sich auch von dieser Seite bis zur Höhe der Philosophie erheben, und ist nicht auf ironische[1] Stellen be〈144〉gründet, wie die Rhetorik. Es giebt alte[10] und moderne[1] Gedichte, die durchgängig im Ganzen und überall den göttlichen Hauch der Ironie[3] athmen. Es lebt in ihnen eine wirklich transcendentale[1] Buffonerie. Im Innern, die Stimmung, welche alles übersieht, und sich über alles Bedingte unendlich erhebt, auch über eigne Kunst[8], Tugend, oder Genialität: im Äußern, in der Ausführung die mimische Manier eines gewöhnlichen guten italiänischen Buffo. ➢ Volltext.
[88]
F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 70, Nr. 253
: In dem edleren und ursprünglichen Sinne[1] des Worts[1] Korrekt, da es absichtliche Durchbildung und Nebenausbildung des Innersten und Kleinsten im Werke nach dem Geist[12] des Ganzen, praktische Reflexion des Künstlers, bedeutet, ist wohl kein moderner[1] Dichter korrekter als Shakspeare. So ist er auch systematisch wie kein andrer: bald durch jene Antithesen, die Individuen, Massen, ja Welten in mahlerischen[4] Gruppen kontrastiren lassen; bald durch musikalische[5] Symmetrie desselben großen Maßstabes, durch gigantische Wiederholungen und Refrains; oft durch Parodie des Buchstabens[8] und durch Ironie über den Geist[12] des romantischen[12] Drama und immer durch die höchste und vollständigste Individualität und die vielseitigste alle Stufen der Poesie[11] von der sinnlichsten Nachahmung bis zur geistigsten Charakteristik vereinigende Darstellung derselben. ➢ Volltext.
[89]
F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 83, Nr. 305
: Absicht bis zur Ironie, und mit willkührlichem Schein von Selbstvernichtung ist eben sowohl naiv, als Instinkt bis zur Ironie. ➢ Volltext.
[90]
F. Schlegel, Goethe's Meister (1798), 164 f. (165)
: Dieses Frische der Farben, dieses kindlich Bunte[2], diese Liebe zum Putz und Schmuck, dieser geistreiche Leichtsinn und flüchtige Muthwillen ha〈165〉ben etwas was man Aether der Fröhlichkeit nennen möchte, und was zu zart und zu fein ist, als daß der Buchstabe[9] seinen Eindruck nachbilden und wiedergeben könnte. Nur dem, der vorlesen kann, und sie vollkommen versteht, muß es überlassen bleiben, die Ironie[3/1], die über dem ganzen Werke [sc. Goethe: Wilh. Meister (1795–96)] schwebt[5], hier aber vorzüglich laut wird, denen die den Sinn[5] dafür haben, ganz fühlbar zu machen. Dieser sich selbst belächelnde Schein von Würde und Bedeutsamkeit in dem periodischen Styl, diese scheinbaren Nachläßigkeiten, und Tautologien, welche die Bedingungen so vollenden, daß sie mit dem Bedingten wieder eins werden [...], dieses höchst Prosaische[3] mitten in der poetischen[1] Stimmung des dargestellten oder komödirten Subjekts, der absichtliche Anhauch von poetischer[1] Pedanterie bey sehr prosaischen[3] Veranlassungen; sie beruhen oft auf einem einzigen Wort, ja auf einem Akzent. ➢ Volltext.
[91]
F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 101 ff. (102)
: Einen großen Vorzug hat die Mythologie. Was sonst das Bewußtseyn ewig flieht, ist hier dennoch sinnlich geistig zu schauen, und festgehalten, wie die Seele in dem umgebenden Leibe, durch den sie in unser Auge schimmert, zu unserm Ohre[4] spricht. | Das ist der eigentliche Punkt, daß wir uns wegen des Höchsten nicht so ganz allein auf unser Gemüth verlassen. Freylich, wem es da trocken ist, dem wird es nirgends quillen; und das ist eine bekannte Wahrheit, gegen die ich am wenigsten gesonnen bin mich aufzulehnen. Aber wir sollen uns überall an das Gebildete anschließen und auch das Höchste durch die Berührung des Gleichartigen, Aehnlichen, oder bey 〈102〉 gleicher Würde Feindlichen entwickeln, entzünden, nähren, mit einem Worte[1] bilden. [...] | Die Mythologie ist ein solches Kunstwerk[1] der Natur[2]. In ihrem Gewebe ist das Höchste wirklich gebildet; alles ist Beziehung und Verwandlung, angebildet und umgebildet, und dieses Anbilden und Umbilden eben ihr eigenthümliches Verfahren, ihr innres Leben, ihre Methode, wenn ich so sagen darf. | Da finde ich nun eine große Aehnlichkeit mit jenem großen Witz[2] der romantischen[12/4] Poesie[22], der nicht in einzelnen Einfällen, sondern in der Construction des Ganzen sich zeigt, und den unser Freund uns schon so oft an den Werken des Cervantes und des Shakspeare entwickelt hat. Ja diese künstlich geordnete Verwirrung, diese reizende Symmetrie von Widersprüchen, dieser wunderbare ewige Wechsel von Enthusiasmus und Ironie, der selbst in den kleinsten Gliedern des Ganzen lebt, scheinen mir schon selbst eine indirekte Mythologie zu seyn. Die Organisazion[8] ist dieselbe und gewiß ist die Arabeske die älteste[1] und ursprüngliche Form der menschlichen Fantasie[2]. Weder dieser Witz[2] noch eine Mythologie können bestehn ohne ein erstes Ursprüngliches und Unnachahmliches, was schlechthin unauflöslich ist, was nach allen Umbildungen noch die alte[5] Natur[1/19] und Kraft durchschimmern läßt, wo der naive[2] Tiefsinn den Schein des Verkehrten 〈103〉 und Verrückten, oder des Einfältigen und Dummen durchschimmern läßt. Denn das ist der Anfang aller Poesie[11], den Gang und die Gesetze der vernünftig denkenden Vernunft[1] aufzuheben und uns wieder in die schöne[1] Verwirrung der Fantasie[2], in das ursprüngliche Chaos der menschlichen Natur[1/19] zu versetzen, für das ich kein schöneres[1] Symbol bis jetzt kenne, als das bunte[2] Gewimmel der alten[10] Götter[5]. ➢ Volltext.
[92]
F. Schlegel, Unverst. (1800), 342
: Ich lasse [...] die Ironie fahren und erkläre gerade heraus, das Wort[1] bedeute in dem Dialekt[1] der Fragmente, alles sey nur noch Tendenz, das Zeitalter sey das Zeitalter der Tendenzen. ➢ Volltext
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[93]
F. Schlegel, Unverst. (1800), 348
: Mit der Ironie ist durchaus nicht zu scherzen. Sie kann unglaublich lange nachwirken. Einige der absichtlichsten Künstler der vorigen Zeit[3] habe ich in Verdacht, daß sie noch Jahrhunderte nach ihrem Tode mit ihren gläubigsten Verehrern und Anhängern Ironie treiben. Shakspeare hat so unendlich viele Tiefen, Tücken, und Absichten; sollte er nicht auch die Absicht gehabt haben, verfängliche Schlingen in seine Werke für die geistreichsten Künstler der Nachwelt zu verbergen, um sie zu täuschen, daß sie ehe sie sichs versehen, glauben müssen, sie seyen auch ungefähr so wie Shakspeare? ➢ Volltext.
[94]
Schulze-Kummerfeld, Leb. I (*1782–
?94), 260
: [W]as welche von der Gesellschaft zu Ihrem Lobe sollen gesagt haben, das hielten die anderen für Ironie..
[95]
L. Tieck, Vorr. Minnelied. (1803), XXIII
: Im Süden hatte sich alle Poesie[11] in Phantasie[18] verflüchtigen, im Norden hatte sie sich schon früh in Gemeinheit, Alltäglichkeit und Gleichgültigkeit verliehren wollen. Mit diesem, ihrem widerwärtigsten Gegentheil vermählte sie dieser unergründliche Geist[32] [sc. Schakspeare] und gab ihr die moralische Kraft und die Kühnheit, das Schicksal darzustellen und auszusprechen, die wir an ihm nie genug bewundern können. Er zieht einen magischen Kreis der schmerzhaftesten Ironie[1] um seine Phantasieen[19], aus welchem sie nicht weichen dürfen, und die uns nun eben so heiter[5] als wehmüthig, eben so groß und gewaltig, als beengt und niedergedrückt erscheinen wollen. Eben so räthselhaft als Cervantes, ergreift uns in seiner Gegenwart eine Bangigkeit, weil wir ein Geheimniß spüren, welches uns die frische Heiterkeit[4] des südlichen Dichters in jedem Augenblick wieder vergessen läßt. ➢ Volltext.
[96]
K. A. Varnhagen von Ense, Denkw. I (1837–42), 212
: Nun griff von Nennhausen her noch Fouqué, dem ich davon geschrieben hatte, als dritter Teilnehmer bereitwillig ein und löste durch ein hübsches Kapitel den Knoten, den er sofort aber wieder schürzte. Das auf diese Weise vermehrte Manuskript gab auch uns neuen Sporn, und so rückte der Roman, bei nicht grade regelmäßigem Wechsel der Ausarbeitung, endlich bis zu einem vollständigen ersten Bande vor, unter tausend geselligen Erheiterungen, die durch wiederholtes Vorlesen und Besprechen des Fertigen, durch eifriges Ersinnen des Künftigen, durch zahllose Anspielungen, Ironien, kleine Ränke und Frevel der Abfassung sowie durch hunderterlei Beziehungen des Tages, die sich an solche Tätigkeit anknüpften, für uns und unsern engern Kreis eine unerschöpfliche Quelle des Vergnügens wurden..
[97]
K. A. Varnhagen von Ense, Denkw. II (1837–42), 14
: Bei Hardenberg sah es preußisch aus, prunklos und kriegsmäßig, als wäre man noch im Feldlager, gedrängt, geschäftig. Generale und Offiziere in großer Anzahl, die freudige Stimmung noch mit etwas Trotz und Mißvergnügen gemischt, die Rede kühn und scharf, gern in Ironie auslaufend..
[98]
Willkomm, Europamüd. I (1838), 351
: Nach zwei Jahren trat ich das Amt eines Seelsorgers an auf dem Lande. Mein Vortrag gefiel, ein leises Durchklingen von Ironie zog die gebildete Welt herbei, die sich so gern an dem 〈352〉 geistigen Kitzel erfreut..
[99]
Willkomm, Europamüd. II (1838), 107
: Der arme Bauer und Bürger ist eben so europamüde, als der gebildete Weltmann. Nur daß bei jenen der geistige Ekel nicht so überschwenglich zu Tage liegt und in Ironie und Hohn sich ausgeifert. Diesen bedauernswerthen Vorzug 〈108〉 hat bis jetzt blos der feine Weltmann, weil er eine größere Last der Sünden in sich beherbergt, als das schlichte Kind der Natur[19]..
[100]
Wolzogen, Erzählg. I (1826), 22
: Wenn der lächelnde Mund voll überfließendem Witz[4] und feiner Ironie eine momentane Furcht einflößte, so zog dagegen ihr sanftes glänzendes Auge, das jede zarte Empfindung so hell und treu wiederstrahlte, die Herzen unwiderstehlich an..