[1]
Hirschfeld, Gartenkunst V (1785), 351
: Man befindet sich hier oben mitten in einem kleinen Garten, und wird getäuscht, als ob man in Italien sey. Ueberhaupt herrscht durch die ganze Anlage ein Geist[12] der Ueberraschung in den Gebäuden, der nicht lebhafter wirken kann. Aus öden Ruinen tritt man auf einmal in einen runden Saal mit corinthischen Säulen und vergoldeten Kapitälern, mit Deckengemälden nach herculanischen Mustern, mit Basreliefs von Marmor ganz im antiken Geschmack.
[2]
W. v. Humboldt, Herrm. u. Dor. (1799), 149
: Um gewiß zu seyn, daß wir unserem Dichter[1] [sc. J. W. Goethe] nicht etwas Fremdes[5] unterschieben, seine rein antike Dichtung nicht bloß mit modernem[1] Sinne[5] betrachten, wollen wir, zur Bestätigung unsrer Behauptung, noch ein Paar einzelne Stellen aus dem Ganzen herausheben.
[3]
Pückler-Muskau, Andeut. Landsch. (1834), 57
: Ein Wintergarten muss, wie schon der Name anzeigt, nur aus immergrünen Pflanzen[1] bestehen, und ist in unserm kalten Clima[2] nur sehr schwierig mit einiger Abwechselung herzustellen. Orangerie- und Treibhäuser, Statuen und wohl auch architektonische Springbrunnen, die, selbst wenn das Wasser gefriert, nicht ohne pittoreske[2] Wirkung bleiben, müssen ihn beleben. Die regelmässige Anlage nach antikem, oder daraus abgeleiteten französischem Geschmack, sagt diesen Gärten am besten zu; und wünscht man den Effect von Rasenstücken, so kann dieser zweckmässig durch immergrüne Kriechpflanzen [...] hervorgebracht werden.
[4]
A. W. Schlegel, Zeichn. (1799), 224
: Mehr kann man wahrlich von einem geistvollen Manne nicht verlangen, als daß er in seiner Sinnesart und seinem Geschmack entweder recht entschieden modern[2], oder recht entschieden antik sey. ➢ Volltext
[5]
F. Schlegel, Fragm. Poes. u. Litt. (*1801), KFSA 16, 317, Nr. 754
: Die Metaphern[1] müssen allerdings insofern in Betracht gezogen werden, daß sie d[em] Ganzen entsprechen müssen. – Metaphern[1] aus d[er] fabelhaften Naturgeschichte z. B. schicken sich für Rom[antisches][1/14] im engern Sinn[1], nicht fürs λυρ [Lyrische] Δρ [Dramatische] επ [Epische], nicht fürs Antike.
[6]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. I (1837), 559
: Das Wiederaufleben der bildenden Künste[2] seit dem Ende des vorigen Jahrh. ist im Allgemeinen auch als eine Folge der vorhergehenden Glanzperiode deutscher Poesie[1] und Literatur zu betrachten; eigenthümliche Verdienste erwarben sich aber darum J. J. Winckelmann und Mengs [...]. Neben der vom Erstern angeregten antiken Richtung machte sich aber bald eine nationalalterthümliche, auch romantische[14] genannt, geltend, welche die Anknüpfungspunkte ihres Strebens vorzüglich im Mittelalter sucht, während eine dritte, die moderne[10], Gegenstände und Formen ihrer begeisterten Auffassung vorzugsweise unter den gewöhnlichen Erscheinungen der Natur wählt.
.
[7]
Fischer, Paridamia (1802), 121
: Es wurden sogleich ein halb dutzend Kammerdiener mehr angenommen, eine Toilette ambülante auf das schleunigste besorgt, und schon in einem Monathe war die Garderobe des Prinzen mit allem versehen, was der neueste[7] und allerneueste Geschmack nur aufbringen konnte. | Unter diesen auserlesenen Kleidungen befand sich auch, der Vollständigkeit wegen, ein ganz modernantiker Ritteranzug. Grade als ihn der Kammerdiener mit Baumwolle und seidnem Papiere einpacken wollte, ging der Prinz durch die Garderobe, und befahl nun: man solle alles dazugehörige in einem besonderen Koffer verwahren. | „Wenn ich nicht irre – fuhr er fort – 〈122〉 so treffen wir auf unserem Wege eine feindliche Festung. Jasmin kann einmal den Helm hereinbringen! Wenn er mir gut steht; so bin ich entschlossen sie einzunehmen.“ | [...] Aber glücklicher, oder unglücklicher Weise hatte der Prinz eine Menge ganz anderer Abentheuer zu bestehen, und die Festung wurde vergessen. Erst vierzig Meilen weiter erinnerte man sich daran, und faßte, natürlich[4], nun den sehr passenden Entschluß, die Einnahme auf der Rückkehr zu besorgen. | Dessenohngeachtet kam die Ritterkleidung vortreflich zu statten. Der Prinz konnte 〈123〉 für den ersten Kourtag nichts pikanteres wählen, und beschloß nun – wie es sich von selbst versteht – den kleinen Verstoß gegen die nordische Etiquette nicht zu achten..
[8]
F. de la Motte Fouqué, an A. W. Schlegel (15. 2. 1807), KJ 1, 382 f. (383)
: Mit Hülsen bin ich ausser aller Correspondenz; durch meine Schuld freilich, denn ich habe seinen letzten Brief[1] nicht beantwortet. Aber unsre Ansichten der Poesie[1] scheiden sich so bestimmt, daß ich doch kein reines Zusammentreffen erwarten konnte. Alles Romantische[14] erscheint ihm in 〈383〉 der That wie eine künstlerische Ketzerei, und mit antiken Formen und Namen ist er so leicht zu bestechen, daß er sogar das Mittelmässige, ja ich möchte sagen das Schlechte zu loben nicht verschmäht, wie sich dies an den Gedichten des Grafen Moltke bewährt, welche ich Dir, seinem Auftrage gemäß, empfehlen mußte, und nun leider selbst gelesen habe. So herzlich ich auch nun immer Hülsens Freund bleiben werde, fühle ich doch dadurch eine Scheidewand zwischen uns gezogen. Mein Schweigen[2] über diese Gegenstände würde meinen Briefen[1] ihr eigentlichstes Dasein rauben, und auch ihn nur beleidigen. ➢ Volltext.
[9]
F. de la Motte Fouqué, Lebensgesch. (1840), 83
: Der heldenmüthige Widerstand der französischen Garde-du-Corps in Versailles zu Rettung der königlichen Familie, und zugleich dieser – man mag mit Recht sprechen – kindliche Gehorsam gegen den Monarchen bei'm Nichtgebrauch ihrer Waffen gegen die revoluzischen Schlächter, – gegenüber die viehische Herzfresserei der Furienweiber aus Paris, – die beleidigende Unsitte des triumphirenden Packs gegen die schöne Königin und den duldenden König, – das Alles gnügte, alle antike Floskeln bei dem glühenden Knaben über den Haufen zu werfen, und die heiligen Rechte der Ehre und der Treue wiederum in ihre natürliche[2] Herrlichkeit einzusetzen. Selbst von den auswandernden Prinzen und dem ihnen folgenden Adel[2] erwartete der Knabe fortan Großes, weil Ritterliches, und so stand er nun mit Leib und Seele dem revoluzischen Getriebe gegenüber, im Traum und Wachen kämpfend mit seinen innerlichsten Kräften für die bedrängte Thronesfamilie der Lilien..
[10]
Goethe, Dt. Baukunst Steinb. (1772), WA I, 37, 150
: Der leichte Franzose, der noch weit ärger stoppelt, hat wenigstens eine Art von Witz[2], seine Beute zu Einem Ganzen zu fügen, er baut jetzt aus griechischen[4] Säulen und deutschen Gewölben seiner Magdalene einen Wundertempel. Von einem unserer Künstler, als er ersucht ward, zu einer altdeutschen Kirche ein Portal zu erfinden, hab' ich gesehen ein Modell fertigen, stattlichen antiken Säulenwerks..
[11]
Goethe, Klass. u. Rom. (1820), 107 f. (108)
: Monti, Verfasser von Aristodem und Cajus Gracchus, Uebersetzer der Ilias, kämpft eifrig und kräftig auf der klassischen[8] Seite. Seine Freunde und Verehrer stehen dagegen für die romantische[14] Parthey und versichern, seine eignen besten Werke seyen romantisch[4], und bezeichnen solche namentlich, worüber der kostbare Mann, höchst verdrießlich und aufgebracht, das ihm zugedachte falsche Lob gar nicht anerkennen will. | Und doch ließe sich dieser Widerstreit sehr leicht heben, wenn man bedenken wollte daß jeder, der von Jugend an seine Bildung[5] den Griechen und Römern verdankt, nie ein gewisses antikes[2] Herkommen verläugnen, vielmehr jederzeit dankbar anerkennen wird was 〈108〉 er abgeschiedenen Lehrern schuldig ist, wenn er auch sein ausgebildetes Talent der lebendigen Gegenwart unaufhaltsam widmet und, ohne es zu wissen, modern[2] endigt wenn er antik[3] angefangen hat..
[12]
Goethe, an H. K. A. Eichstädt (4. 12. 1822), WA IV, 36, 221
: Ew. Hochwohlgeboren | haben durch die gewandte Einschaltung der komischen modernen Reime in ein antik
-classisches Werk [sc. eine lateinische Festrede Eichstädts]
abermals bewiesen, daß Ihnen jede Wendung zu Gebote steht, wodurch Sie sich nicht allein als Professor der Eloquenz, sondern als Meister der Redekunst beweisen..
[13]
Goethe, Tag- u. Jahres-Hefte II (*1817..26; 1830), WA I, 36, 136
: Nach eifrigem Studium [...] ward endlich die Abhandlung geschrieben wie sie im Druck vorliegt, und zugleich in's Französische übersetzt, um den Mailänder Freunden verständlich zu sein. Zu gleicher Zeit ward uns von dorther ein ähnlicher Widerstreit des Antiken
und Modernen[2], wie er sich auch in Deutschland rührt und regt, gemeldet; man mußte von dorther auch über Classisches und Romantisches polemische Nachrichten vernehmen..
[14]
Pückler-Muskau, Brf. Verstorb. III (1830), 212 f. (213)
: Auf die Landstraße zurückgekommen, legten wir [...] 20 Meilen bald zurück, so daß wir schon um 3 Uhr Ashridge Park erreichten, den Sitz der Grafen von Bridgewater. Hier kannst Du mir, liebe Julie, etwas näher kommen, wenn Du Reptons Gartenbuch 〈213〉 aufschlägst, wo Du mehrere Ansichten und den Grundplan der reizenden hiesigen Gärten findest [❏], die der alte[2] Repton selbst angelegt. [...] Dieser Park ist schon einer der größten in England, denn er mißt über drei deutsche Meilen im Umfang, und das ebenfalls moderne[9] gothische Schloß ist mit allen seinen Mauern, Thürmchen und Höfen fast unabsehbar. Ich muß jedoch aufrichtig gestehen, daß dieser neugothische genre, (castellated style) der sich in der Zeichnung so feenhaft ausnimmt, in der Wirklichkeit oft durch seine Ueberladung und Unzweckmäßigkeit nicht nur geschmacklos, sondern sogar etwas läppisch ausfällt. | Wenn man in der cultivirtesten, friedlichsten Wiesenfläche, unter dem Flor unzähliger Blumen, eine Art Festung mit hundert Thürmen, Schießscharten und Brüstungen gewahr wird, die alle nicht den mindesten Zweck haben, und obendrein in ihrer Basis fast nichts als Glaswände (die Gewächs- und Treibhäuser, welche mit den Zimmern in Verbindung stehen) darbieten, so ist dies wahrlich eben so lächerlich, als wenn der Besitzer dieser lieblichen Blumengärten, darin in Helm und Harnisch, wie weiland Don Quixote, spazieren gehen wollte. Der antike, alt italienische oder blos romantische[14], unsrer Zeit[5] angepaßte Styl harmonirt unendlich besser mit solcher Umgebung, erscheint freundlicher und selbst bei weit geringern Massen, dennoch grandioser..
[15]
A. W. Schlegel, Zeichn. (1799), 237
: Die Pferde sind übrigens im Ganzen auf den Vasengemählden nicht eben das vorzüglichste, ein heutiger Pferdekenner würde sowohl gegen ihre Proporzionen als die Art, die Beine zu setzen, manches einzuwenden haben. Unser Künstler[2] hat daraus den Schnitt der Mähnen und die Art des Geschirres genommen, in der Zeichnung selbst aber hält er ein gewisses Mittel, so daß das fremde[4] Ansehen der Thiere[8] mit zu dem antiken Götter und Heldenkostum zu gehören scheint. ➢ Volltext.
[16]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 102, Nr. 203
: Goethe ist kein Moderner[2] sondern ein Progressiver[6] also zugl.[eich] antik..
[17]
F. Schlegel, Philolog. II (*1797), KFSA 16, 67, Nr. 78
: Man soll übersetzen, um die moderne[n] Sprach[en] antik
zu bilden, sich selbst das Klassische praktisch
zuzueignen in Saft und Blut, und die größere Verbreitung desselben zu befördern..
[18]
F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 79
: Der Versuch, das Romanzo durch einen würdigen Gegenstand und durch classische[3/5] Sprache[4] zur antiken Würde der Epopöe zu erheben, das man sich als ein großes Kunstwerk[2] aller Kunstwerke[2] für die Nation[1], und nach seinem allegorischen Sinn[2] noch besonders für die Gelehrten dachte, blieb, so oft er auch wiederhohlt wurde, nur ein Versuch, der den rechten Punkt nicht treffen konnte. ➢ Volltext.