Wortliste
Semantik 
1. ›kategorial, klassen­be­zo­gen, klas­sen­spe­zi­fisch, einer Klasse zugehörig; katego­rial ge­glie­dert, in ver­schie­de­ne Klas­sen unter­teilt; klassen­weise, nach Klas­sen ge­son­dert; klas­sen­bil­dend, katego­rial glie­dernd‹.
2. ›sozial gegliedert, in Gruppen unter­schied­lichen Status/So­zial­prestiges unterteilt‹.
3. ›von ausgezeichneter, erster, bester Katego­rie: unübertrefflich, voll­kommen in seiner Art, da­her exemplarisch, beispielhaft, über­indi­vi­duell, überzeitlich, all­ge­mein gültig, ideal(ty­pisch), idealisiert; ausgewogen, harmonisch, schön, in sich ruhend, in sich geschlossen und vollendet; elitär; (national)historisch bedeutsam‹; auch ›zu etwas in diesem Sinne Klassischem gehörend, ihm zu­ge­ordnet, dar­auf bezogen oder als Bestandteil es bil­dend‹.
4. ›kanonisch, als qualitativ hochrangig und bei­spiel­haft allgemein anerkannt; zur Nachah­mung empfohlen‹
5. ›der Art nach so, wie proto­ty­pisch die grie­chisch-rö­mi­sche An­ti­ke er­scheint: katego­rial klar be­grenzt, hin­sicht­lich der Gat­tungs­spe­zi­fi­ka rein, un­ver­mischt, regel­haft, ein­heit­lich, klar struk­tu­riert, in sich ge­schlos­sen‹; auch ›zu etwas in diesem Sinne Klassischem ge­hörend, mit ihm verbunden, darauf bezo­gen‹.
6. ›der Art nach so, wie prototypisch die grie­chisch-rö­mi­sche An­ti­ke er­scheint: am Kon­kreten, Realen, an äußeren Gegebenheiten orientiert; auf das anschauliche Einzel­phäno­men bezogen, es darstellend oder verkör­pernd; ur­sprüng­lich-un­ver­fälscht, un­ge­bro­chen; phy­sisch, kör­per­lich, leib­lich‹
7. ›antik, im griechisch-römischen Altertum real oder fiktional zeitlich verortet; historisch bis in die griechisch-römi­sche Antike zu­rück­rei­chend‹; auch ›die grie­chisch-römische Antike im Ganzen oder be­stimm­te grie­chisch-rö­misch-an­ti­ke Per­so­nen, Ge­gen­stän­de oder Sach­ver­hal­te be­tref­fend, auf sie be­zo­gen, sie dar­stel­lend‹.
8. ›klassizistisch, die griechisch-römische An­ti­ke und/oder das nach ihrem tatsächlichen oder vermeintlichen Vorbild Gearbeitete in be­sonderer Weise wertschätzend; nach griechisch-rö­misch-antikem Vorbild beschaffen oder ge­schaf­fen, griechisch-römisch-antiken Mustern nachgebildet oder -empfunden; antikisierend, die Schreib-, Denk- und/oder Lebensart der griechisch-römischen Antike nachahmend bzw. adaptierend; an tradierten strengen Re­geln orientiert, akademisch, formalistisch, steif, nüchtern, moderat (mit Tendenz zum Mittelmäßigen)‹; auch ›von einem Klassizisten getan oder hervorgebracht; einem Klassizisten widerfahrend; auf einen Klassizisten, etwas Klassizistisches bezüglich, ihm zugehörig oder eigentümlich‹
9. ›Gegensätzliches, insbesondere Ideales und Reales vereinigend‹.
Belege 
[1] Goethe, Einl. Prop. (1798), WA I, 47, 6: Welche neuere Nation verdankt nicht den Griechen ihre Kunstbildung? und, in gewissen Fächern, welche mehr als die deutsche? | So viel zur Entschuldigung des symbolischen Titels, wenn sie ja nöthig sein sollte. Er stehe uns zur Erinnerung, daß wir uns so wenig als möglich vom
classischen
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5
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3
]
Boden entfernen, er erleichtere durch seine Kürze und Bedeutsamkeit die Nachfrage der Kunstfreunde, die wir durch gegenwärtiges Werk zu interessieren gedenken, das Bemerkungen und Betrachtungen harmonisch verbundner Freunde über Natur und Kunst enthalten soll.


[2] Goethe, Frz. Haupttheat. (1828), WA I, 40, 132: Es war löblich und der Sache angemessen, daß man in Paris, wo so viele Theater neben einander bestanden, auch eins der ganz reinen, regelmäßigen, sogenannten
classischen
Art zu erhalten trachtete.


[3] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 367: Nach unsrer allgemeinen Ansicht vom Verhältniß der alten[10] und neueren[3] Kunst[10] werden wir auch in der Musik[4] keine gegen die andre herabzusetzen, sondern die Bedeutung ihres Gegensatzes zu verstehen suchen; und da würde sich vielleicht bey näherer Erörterung finden, daß das vorwaltende in der alten[10] Musik[4] eben das war, was in den übrigen Künsten[10]: das plastische[3], rein classische, streng begränzende; in der neueren[3] hingegen das pittoreske[2], romantische[4/8] oder wie man es nennen will.

[4] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 545 f. (546): Die Neueren[3] haben sich die Kunstausdrücke der Alten[10] von den Gattungen angeeignet, oft aber etwas ganz anderes damit gemeynt. Zuweilen haben sie aber auch die Poesie[1] auf gelehrte Weise getrieben, und sind von der Nachahmung der Alten[10] ausgegangen. Die so entstandnen Werke werde ich, da man sie wegen ihres oft großen Ansehens bey geringem eigenthümlichen Werth und Geist[12], nicht ganz übergehen kann, bey Abhandlung der Griechischen[2] Vorbilder ebenfalls anfügen, um ⟨546⟩ bey der neueren[3] Poesie[11] die Entwicklung des Romantischen[4] so wenig als möglich zu unterbrechen. Ich nehme den Fall aus, wo ein Werk zwar mit der Intention entworfen worden, classisch zu seyn, wo aber doch romantische[4] Elemente sich ihm eingemischt haben, und vielleicht das beste darin sind, wie es z. B. mit Tasso's befreytem Jerusalem der Fall ist. Tasso hatte nächst dem Virgil wohl den sehr romantischen[4] Camoens vor Augen, und wirkte wieder auf den gar nicht romantischen[4] Milton.

[5] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 9: [Das strenge Regelpostulat der Kritiker] hat bey Vielen die Meynung erzeugt, die Cultur[3] des Geschmacks sey eine gar nicht angenehme, nicht selten mit vieler Langenweile abzubüßende Pflicht, und sie rechnen es mit zu den Kennzeichen des Classisch-Correcten daß es kalt läßt. Hingegen eine herzliche Freude, ein nicht bestelltes, sondern sich gleichsam wider Willen einstellendes Ergötzen ohne Rückhalt, ist schon der Unregelmäßigkeit verdächtig und wird als eine ästhetische Debauche nicht eingestanden.

[6] F. Schlegel, Lyc.-Fragm. (1797), 149, Nr. 60: Alle klassischen Dichtarten in ihrer strengen Reinheit sind jetzt lächerlich. Volltext

[7] F. Schlegel, Philos. Lehrj. II (*1797), KFSA 18, 87, Nr. 693: Die Frau ist ein
klassisches
und
klassicisirendes
Wesen; der Mann ein progr[essives]
[
3
]
. Beide zusammen ein Hist[orisches] συς [System].


[8] F. Schlegel, Philos. Lehrj. II (*1797), KFSA 18, 92, Nr. 751: Im Vergleich mit d[em] Ganzen ist d[as] Einzelne immer nur
classisch
, das Ganze aber progreßiv
[
3
]
.


[9] Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
2
1793), 1338.

[10] Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. IV (1841), 431.

[11] Gerstenberg, Merkw. Litt. I (1766), 45.

[12] Gerstenberg, Merkw. Litt. I (1766), 40.

[13] Goethe, Litt. Sanscül. (1795), 51 f. (52).

[14] Goethe, Ital. Reise II (1817), WA I, 31, 95,
8
.

[15] Goethe, Rez. Manzoni [Carmagn.] I (1820), WA I, 41.1, 211.

[16] Goethe, an H. K. A. Eichstädt (4. 12. 1822), WA IV, 36, 221.

[17] Goethe, an A. F. C. Streckfuß (14. 8. 1827), WA IV, 43, 19 f..

[18] Goethe, an J. H. Meyer (30. 9. 1827), WA IV, 43, 94.

[19] Goethe, Max. u. Refl. (*?1829; 1836), WA I, 41.2, 246.

[20] Görres, Tt. Volksb. (1807), 290 f..

[21] Gutzkow, Wally (1835), 5.

[22] Hamann, Krzzg. d. Phlg. (1762), N 2, 215, Anm..

[23] Heine, Relig. u. Philos. in Dtld. (1835), DHA 8.1, 45.

[24] Heine, Romant. Schule (1836), 19.

[25] Herder, Engl. u. dt. Dichtk. (1777), 426 f. (427).

[26] Herder, Bef. d. Hum. V (1795), 90.

[27] Herder, Bef. d. Hum. VII (1796), 17 f. (18).

[28] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. V (1835), 173.

[29] Laube, Jg. Eur. II.2 (1837), 61.

[30] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 164.

[31] Pückler-Muskau, Brf. Verstorb. III (1830), 2.

[32] Rückert, Ged. I (1838), W 1, 264.

[33] Schelling, Bild. Künste (1807), 12.

[34] Schelling, Philolog.-hist. Klass. (*1818), SW I, 8, 468.

[35] A. W. Schlegel, Zeichn. (1799), 208.

[36] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 195.

[37] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 461 f. (462).

[38] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 686.

[39] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 763.

[40] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 5.

[41] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 68.

[42] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 184.

[43] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!
1803–04), KAV 3, 330.

[44] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 13.

[45] F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 91, Nr. 65.

[46] F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 94, Nr. 106.

[47] F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 97, Nr. 150.

[48] F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 102, Nr. 208.

[49] F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 104, Nr. 230.

[50] F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 122, Nr. 446.

[51] F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 161, Nr. 900 progressiv2]; durch das Transc[endentale][1] aber die Allheit, die Ganzheit, das Absolute und Systematische..

[52] F. Schlegel, Philolog. II (*1797), KFSA 16, 71, Nr. 112.

[53] F. Schlegel, Philolog. II (*1797), KFSA 16, 72 f. (73), Nr. 131.

[54] F. Schlegel, Stud. Grch. Poes. (*1795; 1797), 179 f. (180).

[55] F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 14, Nr. 51.

[56] F. Schlegel, Philos. Lehrj. III (*1798), KFSA 18, 124, Nr. 21.

[57] F. Schlegel, Philos. Lehrj. V (*1798), KFSA 18, 330, Nr. 70.

[58] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 79.

[59] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 179.

[60] F. Schlegel, Fragm. Poes. u. Litt. (*1801), KFSA 16, 322, Nr. 810.

[61] R. Schumann, Hummel (1834), 73.

[62] Seume, Ged. (1804), 8.

[63] L. Tieck, Zerbino (1799), 19.

[64] L. Tieck, Zerbino (1799), 315.

[65] J. H. Voß, Romant. (*1801; 1808), 45.

[66] Waiblinger, Od. u. Eleg. (1829), 64.

[67] Waiblinger, Od. u. Eleg. (1829), 76.

[68] Wienbarg, Holland I (1833), 45.

[69] Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 153.














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