„Eine wichtige Erfindung des 17ten Jahrhunderts, ist die schwarze Kunst, oder, wie man zu Augsburg sagt, der Sammet-Stich, L. Ars, e sculptura, quam vocant nigra, imagines eradendi; Ital. Intaglio a maniera nera, oder Mezzo tinto (halbe Farbe); Engl. Engraving in mezzotinto, d. i. die Kunst geschabte Kupfer-Blätter, oder Kupfer-Blätter mit dem Schabe-Eisen zu machen. Sie unterscheidet sich von dem Kupfer-Stechen und von dem Kupfer-Aetzen dadurch, daß man bey den beyden leztern Arten den Schatten, bey der schwarzen Kunst aber das Licht in das Kupfer arbeitet. Es kommt dabey hauptsächlich auf den Grund an. Das Sanfte ist die Haupt-Eigenschaft dieser Kunst, daher schickt sie sich vorzüglich zu Portraits und Brust-Bildern, weil sie überhaupt das Weiche des Fleisches am schönsten ausdrückt, und Licht und Schatten am richtigsten darstellt; doch schickt sie sich auch zur Geschichte von wenigen und nicht kleinen Figuren, aber auch nicht zu sehr großen Stücken. Sie äussert auch bey Nacht-Stücken, z. B. bey Fakeln, Lampen, oder einer ⟨463⟩ Feuersbrunst, eine vorzügliche Wirkung, und gewinnt, in dieser Absicht, den übrigen Künsten dieser Art den Vorrang ab. Man kann das Aetzen klüglich damit verbinden, und dadurch gewissen Theilen einen größern Nachdruck geben; doch muß verhütet werden, daß das Scheide-Wasser das Sammetartige nicht erreiche, und keine Härte verursache. Weil diese Kunst der schönsten Wirkung von Licht und Schatten, die man auf das glücklichste vermischen kann, fähig ist, so übertreffen auch ihre Blätter alle eigentliche Kupfer-Stiche. Sie ist zwar, im Ganzen genommen, leichter zu erlernen als die Kupferstecher-Kunst, hat aber dagegen eine doppelte Ungemächlichkeit, theils daß man nicht eher wissen kann, wie die Arbeit gerathen ist, als bis man einen Abdruck vor sich hat; theils ist es auch weit mühsamer, die Platten der schwarzen Kunst abzudrucken, als die übrigen; denn da, wie aus dem Folgenden zu ersehen seyn wird, das Licht einer Figur durch das Schaben etwas vertieft wird, so hält es schwer, aus diesen Vertiefungen die Farbe bey dem Abdrucke zu wischen. Eine Platte in schwarzer Kunst hält nur 2 bis 300 gute Abdrücke aus; hierauf erscheinen diejenigen Stellen blind, wo die schwachen Zähne des Kupfers von der Walze der Presse niedergedrückt worden sind.“ (Krünitz, Oecon. Encycl. LVI, 462 f.)