Als Hypallage oder Enallage wird die Verschiebung der Bezugsgröße bezeichnet: die „Vertauschung“ (Ueding/Steinbrink 2011, 307) eines Wortes oder einer Wortgruppe, meist in attributiver Funktion, so dass sich die Einheit syntaktisch/ausdrucksseitig auf eine andere Größe bezieht als semantisch (z. B. in baldiger Erwartung Ihrer Antwort). — Als elliptische Hypallage bezeichnen wir die Tatsache, dass sich ein Wort bzw. eine Wortgruppe semantisch auf eine in der Konstruktion nicht vorkommende und daher zu substituierende Größe bezieht (z. B. einen aufgereckten Eid schwören – anstatt: einen Eid mit aufgereckter Hand; vgl. FWB 2, 597). — Als implizite Hypallage bezeichnen wir die Tatsache, dass eine Verschiebung der Bezugsgröße nicht ausdrucksseitig in Erscheinung tritt, sondern lediglich dann bemerkbar wird, wenn man sich die Bedeutung des Ausdrucks vor Augen führt (z. B. js. Stolz auf seinen alten Adel1: Adel bedeutet hier ›Zugehörigkeit zu einer adeligen Familie‹, die Bedeutung der Fügung alter Adel1 wäre aber nicht mit ›alte Zugehörigkeit zu einer adeligen Familie‹, sondern mit ›Zugehörigkeit zu einer alten adeligen Familie‹ anzugeben; in zahmes/wildes/reißendes Tier8 bedeutet Tier ›bildliche Darstellung eines Tiers‹, die Bedeutung der Fügung zahmes/wildes/reißendes Tier8 wäre aber nicht mit ›zahme/wilde/reißende bildliche Darstellung eines Tiers‹, sondern mit ›bildliche Darstellung eines zahmen/wilden/reißenden Tiers‹ anzugeben). — Als heteronymisch-implizite Hypallage wird der analoge Fall bezeichnet, wenn bei der Verschiebung der Bezugsgröße zusätzlich ein Heteronym (eine bedeutungsgleiche lexikalische Einheit einer anderen Sprache) interferiert. So spricht A. v. Humboldt (Königr. Neuspanien [1809], 131) von seinem malerischen4 Atlas. Gemeint ist damit A. v. Humboldt, Vues des Cord. (1810) (dort S. 2 u. 4 die Selbstbezeichnung Atlas pittoresque; in der Übersetzung: mahlerischer Atlas, A. v. Humboldt, Cordill. [1810], 2 u. 5), so dass zugrunde liegend eine einfache implizite Hypallage anzunehmen ist (Atlas pittoresque ›Sammlung von Bildtafeln mit pittoresken2 Motiven‹, nicht ›pittoreske2 Sammlung von Bildtafeln‹), die dann noch mit der Übersetzung des Adjektivs durch sein Heteronym malerisch4 erweitert wird.