Beethoven annonciert am 22. 1. 1825 dem Mainzer Verlag Schott scherzhaft eine romantische1 LebensBeschreibung seines Wiener Verlegers und Freundes Tobias Haslinger und fasst deren angeblichen Inhalt folgendermaßen zusammen:
    „[E]rster Theil – Tobias findet sich als Gehülfe des Berühmten Sattelfesten Kapellmeisters Fux – u. hält die Leiter zum Gradus ad Parnassum dessel[ben.] Da er nun zu schwänken aufgelegt, so verursacht er durch ein rütteln u. schütteln derselben, daß Mancher, welcher schon ziemlich empor gestiegen, jählings den Hals bricht etc nun emphielt er sich unserm Erdklumpen u. kommt wieder zu Zeiten Albrechtsbergers an's Tageslicht +2ter Theil+ die schon vorhandene Fuxische Nota cambiata wird nun gemeinschaftlich mit A.[lbrechtsberger] behandelt, die Wechselnoten auf's aüserste auseinandergesezt, die Kunst Musikal.[ische] Gerippe zu erschaffen auf's aüßerste getrieben etc Tobias spinnt sich nun neuerdings als Raupe ein, u. so ⟨daraus⟩ entwickelt er Sich wieder, u. erscheint zum 3-tenmahl auf dieser welt 3-ter Theil. die kaum erwachsenen Flügel eilen dem paternostergäßel nun zu, er wird paternostergäßlerischer Kapellmeister, die schule der WechselNoten Dur[ch]gegangen, behält er nichts davon, als die Wechsel, u. so schaft er seinen JugendFreund, u. wird endlich Mitglied mehrer inländischen geleerter Vereine etc.“ (Beethoven, an Fa. B. Schott’s Söhne [22. 1. 1825], B 6, 10 f.)
    Beethoven fügt hinzu: „[W]enn sie ihn darum bitten, wird er schon erlauben daß diese LebensBeschreibung heraus komme“ (ebd., 11). Trotz des erneuten Hinweises, dass es sich um einen Scherz handle und die Zustimmung Haslingers nicht vorliege – „den spaß mac[hen] sie sich den tobias um ⟨die⟩ Seine romant.[ische] Lebensb[e]schreib. von mir zu bitten“ (Beethoven, an Fa. B. Schott’s Söhne [5. 2. 1825], B 6, 24) –, erscheint im April 1825 in der bei Schott verlegten Zeitschrift Cäcilia (Bd. 2, Heft 7, S. 205 f.) unautorisiert die Inhaltsangabe, eingeleitet durch den Satz: „Mit Vergnügen übergebe ich hier der Cäcilia und ihren Lesern einige Kanons, die ich als Beilagen einer humoristisch-romantischen Lebensbeschreibung des hiesigen Herrn Tobias Hasslinger geschrieben, welche, in drei Theilen, nächstens erscheinen soll.“ Der Beitrag endet mit der faksimilierten Unterschrift Beethovens. Dieser ist über die Veröffentlichung nicht eben begeistert – „Es ist nicht in der ordnung, daß die Mainz.[er] so etwas gethan haben“ (an seinen Neffen Karl [Anf. Aug. 1825], B 6, 126) –, da „sich [...] mein Herz einem Menschen wehe zu thun [...] straübt“ (ebd., 129), amüsiert sich aber gleichwohl darüber – „sehr aber wie muß ich lachen“ (ebd., 126) – und findet: „da es [...] einmal geschehen ist, so schadet es nicht“ (ebd., 126 f.); denn es sei ja „bloß scherz u. gar nicht mein Gedanke [gewesen] so etwas gedruckt zu wissen“ (ebd., 129). Ähnlich kurze Zeit später: „[M]it staunen hör ich [...], daß die Maynzer gassenbuben wirklich meinen Scherz mißbraucht haben, Es ist abscheulich, ich kann betheuren, daß dies gar nicht mein Gedanke war [...] – trähnen kann ich nicht drüber vergießen, aber lachen muß ich wie –“ (an K. Holz [10. 8. 1825], B 6, 130) – Haslinger seinerseits scheint verärgert gewesen zu sein; Beethoven schreibt deshalb am 13. August 1825 an den Mainzer Verlag: „Mit Erstaunen nehme ich [...] wahr, daß Sie [...] einen freundschaftlich mitgetheilten Scherz, der leicht für beissende Beleidigung genommen werden kann, zur Publicität brachten, da es doch gar nicht meine Absicht war, und mit meinem Character von jeher im Widerspruche stand, jemanden zu nahe zu treten. [...] | Obschon es Ihnen gleich auf den ersten Anblick hätte in die Augen springen sollen, daß der ganze Entwurf einer Lebensbeschreibung meines geachteten Freundes Herrn Tobias Haslinger nur ein Scherz war [...]. [...] Ich erwarte daher, daß Sie dieses ohne Verzug, und ohne Clausel oder Hinweglassung in die Cecilia aufnehmen werden, da die Sache einmahl so ist, wie ich sie hier erklärt habe, und keineswegs anders gedeutet werden darf.“ (Beethoven, an Fa. B. Schott’s Söhne [13. 8. 1825], B 6, 132 f.) Diesen Versuch, eine Gegendarstellung zu erreichen (worauf der Verlag allerdings nicht einging), lässt Beethoven Haslinger mitteilen: „Ich hoffe Bester, daß Holz ihnen mein schreiben an die Maynzer gezeigt [...], woraus ihnen auch deutlich erhellen wird, daß ich eher an meinen Tod als an einen solchen Mißbrauch eines wirklich bloßen scherzes gedacht habe [...] – [...] nichts als wizspiel war das ganze [...] – an's heraus geben ist nie gedacht worden“ (Beethoven, an T. Haslinger [n. d. 22. 8. 1825], B 6, 147 f.).