Die ,brentaneske‘ (Boëtius 1985, 10) Wortbildung schafromantisch ist typisch für eine gewisse Vorliebe, die einige romantische oder romantischem Denken nahestehende Autoren dem Schaf als Gegenstand der Reflexion bzw. als Exemplifikationsmodell entgegenbringen. Mindestens zwei unterschiedliche Ausprägungen solcher Ovinophilie lassen sich ausmachen. Einerseits gibt es eine im wörtlichen Sinne ,ästhetisch‘ (vgl. Kant, Crit. rein. Vern. 21787, 35 f., Anm.) zu nennende Tradition, in der das Tier zur Verdeutlichung erkenntnistheoretischer Zusammenhänge herangezogen wird. Am bekanntesten (und im Rahmen der vorliegenden Untersuchung interessantesten) sind wohl die vielzitierten Passagen („weiß, sanft, wollicht“ etc.) aus Herders Sprachursprungsschrift, die das Schafbeispiel in eminent sprachphilosophischem Kontext anbringen. – Andererseits ist eine im engeren Sinne als ,romantisch‘ zu bezeichnende Linie feststellbar, die insbesondere mit der Ästhetik im heutigen Verständnis, der Kunsttheorie also, verknüpft ist. Ihr liegt die arkadisch-bukolische Schafrezeption der Hirtenidylle zugrunde, wie sie sich bei Novalis (Aftdg I [*1799–1800; 1802], 115) findet, wie sie in Brentanos Wortfügung anklingt und wie sie auch in einer Äußerung Schellings deutlich wird: Beiläufig wendet dieser sich gegen das ,Malende‘ in der Musik, „welches nur ein ganz verdorbener und gesunkener Geschmack [...] gut finden kann“ (Schelling, Philos. d. Kunst !1803–04, 496). Beispiel für einen solchen Geschmack sei es, wenn der Hörer „sich an dem Blöcken der Schafe in Haydns Schöpfungsmusik ergötzt“ (ebd.). Ebenfalls ex negativo erläutert A. W. Schlegel (Berl. Vorles. I !1801–02, 283) seine Auffassung vom Wesen der Plastik mithilfe des Schafexempels, da das Tier „in seinem dicken wolligen Pelze, wie ein formloser Sack gestaltet, woraus bloß die dünnen Stecken der Beine hervorstehen, [...] für die Sculptur ein äußerst ungünstiger Gegenstand“ sei. – Eine eingehendere Darstellung der hier nur angerissenen Zusammenhänge, insonderheit die Prüfung der beiden benannten und gegebenenfalls die Herausarbeitung weiterer Traditionslinien, bleibt Aufgabe einer Monographie über die philosophische und literarische Topik des unspektakulären Paarhufers, die in Ausrichtung und Methode z. B. an die vorbildlichen Untersuchungen über den Affen (Zimmermann 1991) oder den Papagei (Lindemann 1994) anzuschließen wäre.