Vgl. August Lafontaine, Saint Julien, Frankfurt/Leipzig 1798, 184: „Adelaide war ein seltenes Geschöpf; sie unterschied sich von uns Allen durch ihren Charakter. [...] Ihr Herz war ein bebender Hauch der Liebe, und zugleich stark wie ein Diamant. [...] ⟨185⟩ [...] Ihr offnes Auge – ach, wie oft habe ich selbst aus diesem offnen, kühnen Auge Muth geschöpft! – war heiter; aber in diesem Auge spielte nicht der leichte Sinn der Jugend, sondern es leuchtete darin ein Strahl des ewigen Lebens. [...] Annens kummervoller Blik hing halb am Boden; der Ton ihrer Stimme war gebrochen, klagend, die Wangen blaß, der Gang langsam, die Bewegungen still und geduldig: an ihrem Herzen nagte der Tod wetteifernd mit dem Grame. Adeleidens Auge hingegen war ganz geöffnet: es schien über das Elend hinweg in eine Welt voll Ruhe zu sehen; nur die Thräne, die an den langen Augenwimpern hing, zeigte das Elend, das zwischen ihr und der Ewigkeit lag. Ihre Stimme war sanft und ernst, triumphirend wie der Halleluja-Gesang der Engel, ihre Wange strahlend von einem sanften Morgenrothe, ihr Gang langsam, aber fest, ihre Bewegungen bestimmt und muthig.“